MRSA in Tierställen - kein Grund zur Panik!
In der Humanmedizin sind mehrfach resistente Staphylokokken - kurz MRSA - schon seit längerem ein Begriff. Forschungsprojekte sollen jetzt die Bedeutung von Tieren als MRSA-Erregerreservoir abklären und mögliche Übertragungswege zwischen Tier und Mensch genauer bestimmen.
Bakterien der Gattung Staphylococcus aureus sind normale Hautkeime, die bei bis zu 50% der Menschen auf Schleimhäuten, insbesondere im Nasenvorhof nachweisbar sind. Die in der Regel eher harmlosen Staphylokokken können in bestimmten Fällen Wundinfektionen oder auch chronische Hautinfektionen verursachen. Solche Erkrankungen waren in der Vergangenheit mit Antibiotika recht gut zu therapieren.
In den letzten Jahren werden nun zunehmend Staphylokokken-Stämme gefunden, die durch den Erwerb eines zusätzlichen Penicillin-Bindeproteins gegen die gängigen Antiboitika wie Penicilline und Cephalosporine (Methicilline) resistent geworden sind.
Diese mehrfach resistenten Staphylokokken werden unter dem Kürzel MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) zusammengefasst.
In der Humanmedizin, insbesondere in Krankenhäusern sind MRSA gefürchtete Erreger, die hartnäckige und nur schwer therapierbare Krankenhausinfektionen verursachen können. Schätzungen gehen davon aus, dass sich allein in deutschen Krankenhäusern jährlich 16.000 Menschen mit MRSA infizieren.
Dieses hat dazu geführt, dass bereits jetzt einige Krankenhäuser Risikopatienten vor der Aufnahme auf MRSA untersuchen und diese erst bei Vorliegen eines negativen Ergebnisses auf die Normalstation aufnehmen. Die Befürchtung der Humanmediziner ist, dass MRSA-positive Patienten diesen resistenten Keim in die Kliniken tragen und hier insbesondere frisch operierte oder immungeschwächte Mitpatienten infizieren.
Als Risiko-Patienten werden unter anderem auch Personen mit Kontakt zu Tierhaltungen, insbesondere Schweinehalter und Tierärzte angesehen, weil Untersuchungen in Tier- bzw. Schweinebeständen eine hohe MRSA- Prävalenz ergeben haben. So wurden in verschiedenen EU-Staaten Befallshäufigkeiten bei Schweinen von 25 bis 50% festgestellt.
Neben den Schweinen können auch Rindern, Pferde, Hunde und Katzen MRSA-Träger sein. Auch beim Geflügel sowie bei Hasen, Meerschweinchen und Ratten gibt es positive Befunde.
In den allermeisten Fällen macht MRSA in den positiven Tierbeständen keinerlei Probleme.
Innerhalb der MRSA-Gruppe gibt es unterschiedliche Typen. Interessant ist, dass bei den bisherigen MRSA-Krankenhausinfektionen kaum die Typen auftreten, die typischerweise in den Schweinställen gefunden werden. So konnte 2007 in einer groß angelegten Studie nur in 11 von 4370 MRSA-Isolaten (= 0,3%) der schweinespezifische Typ ST398 nachgewiesen werden. Das heißt, die bisherigen Probleme in den Krankenhäusern sind kaum auf Einträge aus Schweinestallungen zurückzuführen.
In den letzten zwei Jahren sind mehrere Forschungsprojekte angelaufen, die einerseits die Verbreitung von MRSA in den verschiedenen Tierherden, aber auch die Bedeutung der Tiere als MRSA-Erregerreservoir abklären sollen. Ein weiteres Ziel dieser Projekte ist, die möglichen Übertragungswege zwischen Tier und Mensch genauer zu bestimmen.
Im Rahmen eines Euregio-Projektes sind im letzten Jahr auch im niederländisch-deutschen Grenzgebiet Untersuchungen angelaufen. Die ersten Ergebnisse zeigen dass die Befallsrate hier ähnlich hoch wie in den anderen EU-Regionen ist. Dabei scheinen Schweinebestände in Regionen mit hoher Schweinedichte nicht stärker betroffen zu sein als solche in Gebieten mit geringer Schweinedichte.
Die MRSA- Keime finden sich in den Schweineställen nicht nur auf der Nasenschleimhaut der Schweine sondern auch im Stallstaub. Diese Kontamination des Stallstaubes führt fast zwangsläufig dazu, dass sich auch die im Stall befindlichen Personen kontaminieren.
Wie sollen betroffene Tierhalter nun reagieren?
Generell hat ein positiver MRSA-Nachweis im Stall erstmal keine größere Bedeutung. Allerdings ist in diesen Stallungen häufig auch das Stallpersonal kontaminiert. Wichtig zu wissen ist, dass solch eine Kontamination nicht mit einer Infektion gleichzusetzen ist. Diese Personen können nach einigen Tagen ohne Stallkontakt wieder negativ sein.
Besondere Vorsichtig ist allen immungeschwächten Personen anzuraten. Auch Menschen die unter chronischen Infektionskrankheiten leiden oder offene Wunden haben sollten vorübergehend die Stallungen meiden oder sich zumindest mittels Atemmaske, saubere Wundverbände etc. schützen.
Steht ein Krankenhausaufenthalt an sollten gefährdete Personen etwa zwei Wochen vor der Aufnahme ihren Hausarzt aufsuchen und sich auf MRSA untersuchen lassen.
Wird hierbei ein positiver Befund erhoben kann noch rechtzeitig eine Sanierung durchgeführt werden. Bei der Sanierung wird der MRSA-Keim durch mehrtägig wiederholte Waschungen und Anwendung von antiseptischen Nasensalben eliminiert.
Generelle gilt bei der MRSA-Vorbeuge das gleiche wie bei der Vorsorge gegenüber anderen Infektionsgefahren. Alle bekannten Hygienemaßnahmen, wie z.B. das Tragen von sauberen Overlalls, häufiges Händewaschen, Tragen von Handschuhen und die Benutzung von Atemmasken bei der Stallreinigung stellen auch gegenüber MRSA die beste Vorbeuge da.
Übrigens brauchen sich die Verbraucher keine Sorgen zu machen. Die europäische Behörde für Lebensmittel (EFSA) hat in einem Gutachten festgestellt, dass der Verzehr von Fleisch von MRSA-positiven Tieren keinerlei Gefahr für den Konsumenten darstellt.
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