PumaZu
Putenmastställe der Zukunft
Ausgangslage
Schlechtes Stallklima und zu kalte Zuluft erhöhen das Risiko von Atemwegserkrankungen. Zudem begünstigt der Eintrag von zu kalter Luft das Entstehen von feuchter Einstreu, die wiederum die Ausbildung von Fußballenveränderungen begünstigt. Bestehende Lüftungssysteme in Offenställen stellen Putenmäster zurzeit besonders in den kalten Jahreszeiten immer wieder vor Herausforderungen. Durch den Umbau der Lüftung soll der Zustrom der kalten Frischluft von den Seiten des Stalles deutlich minimiert werden und dennoch ein gutes Stallklima sicherstellen.
Ziel des Projektes
Zielsetzungen des Projektes sind die Reduktion von Atemwegsinfektionen und geringerer Antibiotikaeinsatz, von Fußballenveränderungen und von Brustblasen. Weitere Ziele sind weniger verletzte Tiere durch das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus, bessere Tierleistungen, geringerer Einstreuverbrauch sowie geringere Heizkosten in den Wintermonaten.
Projektdurchführung
Durch das neuartige Lüftungssystem soll aus dem Offenstall mit Schwerkraftlüftung bei schlechter Witterungslage auf einen zwangsbelüfteten Unterdruckstall umgestellt werden. Die Zuluft wird dabei so gesteuert, dass sie sich zunächst erwärmen kann, bevor sie in den Tier- und Einstreubereich gelangt. In der zweiten Phase des Projektes sollen die im Stall vorhandenen Tränkelinien so zusammengefasst werden, dass jeweils zu den Stallaußenseiten hin „Tränkebars“ entstehen. Dabei wird der Tränkeplatz pro Tier nicht reduziert, wohl aber der großflächige Versorgungsbereich der Tiere verringert und somit der Ruhebereich für die Puten in der Stallmitte erweitert. Dadurch, dass die Tiere aufgrund der geringeren Fläche weniger Möglichkeiten haben sich im nassen Tränke-/Futterbereich aufzuhalten, soll die Fußballengesundheit nachhaltig gefördert werden.
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Beiträge aus dem Projekt-Blog
Konzept zur Verbesserung der Tiergesundheit und Optimierung des Stallklimas in niedersächsischen Putenmastställen.
Die Entwicklung und Erprobung eines tier- und umweltgerechten, innovativen Haltungs- und Lüftungssystems für Mastputen unter Praxisbedingungen war das Ziel des EIP-Projekts, welches von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Zusammenarbeit mit drei niedersächsischen Putenmastbetrieben und der PAL Stalleinrichtungen GmbH durchgeführt wurde.
Die Optimierung des Haltungssystems beinhaltete zum einen den Umbau der Lüftung, da bestehende Lüftungssysteme in Offenställen putenhaltende Betriebe zurzeit besonders in den kalten Jahreszeiten immer wieder vor Herausforderungen stellen. In der Putenhaltung sind Offenställe mit Jalousien, welche nach dem Prinzip der natürlichen Schwerkraftlüftung gelüftet werden, weit verbreitet. Um einen ausreichenden Zustrom von Frischluft gewährleisten zu können, der für die Gesundheit der Tiere essentiell ist, müssen bei Offenställen, auch im Winter bei feuchtkalter Witterung, die Jalousien weit geöffnet werden. Die kalte Luft gelangt ohne vorangegangene Erwärmungsphase direkt in den Tierbereich, so dass das Risiko für Atemwegserkrankungen steigt.
Des Weiteren begünstigt das Einfallen von kalter Luft das Entstehen von feuchter Einstreu und somit die Ausbildung von Fußballenveränderungen und -entzündungen.
Die Ställe sind zudem größtenteils so strukturiert, dass Tränken mit weitem Abstand beidseitig von den Futterbahnen angeordnet sind. Dadurch ist der Ruhebereich eingeschränkt, Tiere werden häufiger aufgescheucht und größere Areale im tränkenahen Bereich werden durch Anstoßen der Tränken vernässt. Auch dies kann das Auftreten von Fußballenveränderungen begünstigen.
Eine Umstrukturierung des Stallinnenraums durch Einrichtung von „Tränkebars“ und einer damit einhergehenden Vergrößerung des Ruhebereichs waren deshalb ebenfalls Bestandteil des Projekts.
Durch den Umbau der Lüftung sowie die Umgestaltung des Stallinnenraums sollten folgende Verbesserungen auf den Betrieben erreicht werden:
- weniger Atemwegsinfektionen und geringerer Antibiotikaeinsatz
- weniger Fußballenveränderungen und entzündungen
- weniger Brustblasen
- weniger verletzte Tiere durch das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus
- bessere Tierleistungen
- geringerer Einstreuverbrauch
- geringere Heizkosten in den Wintermonaten
Im Rahmen des Projektes konnte demonstriert werden, dass es sehr wohl möglich ist, Putenhähne auch in Ställen mit Unterdrucklüftung zu mästen. Beim Einsatz des innovativen Lüftungskonzeptes zeigten sich jedoch keine eindeutigen Vorteile hinsichtlich der Tiergesundheit und des Tierverhaltens. Nur in Hinblick auf die Fußballengesundheit wurden bei Einsatz des kombinierten Systems aus Unterdruck- und Schwerkraftlüftung in einem Teil der Durchgänge bessere Ergebnisse erzielt. Der Einsatz der Tränkebars führte nicht zu den erhofften Ergebnissen. Viel mehr kam es beim Angebot der Tränkebars in der Spätmast an den Tränken vermehrt zu aggressiven Auseinandersetzungen zwischen den Putenhähnen. Die Tiere wurden somit bei der Wasseraufnahme gestört, was sich durch ein häufigeres Aufsuchen der Tränke und in kürzeren Phasen der Wasseraufnahme widerspiegelte.
Die wichtigsten Projekterkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Ein kombiniertes Lüftungssystem aus Unterdruck und Schwerkraftlüftung eignet sich zur Mast von konventionellen Putenhähnen.
- Die maximalen Grenzwerte für Schadgaskonzentrationen von CO2 und NH3 wurden während der gesamten Projektlaufzeit bei keinem der beiden Lüftungssysteme überschritten.
- Auch die Form des Wasserangebotes nahm entscheidend Einfluss auf die Fußballengesundheit.
- Durch Tränkebars lässt sich insgesamt kein positiver Einfluss auf das Tierverhalten und das Wohlbefinden der Puten erzielen.
- Die Kosten für den Umbau konnten nicht durch verbesserte Tierleistungen und gesundheit kompensiert werden.
Weitere detaillierte Informationen zum Projekt finden Sie in unserem Praxisbericht „Lüftungssysteme in der Putenhaltung“, welcher kostenfrei als Download unterhalb dieses Artikels zur Verfügung steht oder als Broschüre über den untenstehenden Kontakt bei der Landwirtschaftskammer bezogen werden kann.
Gefördert im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ (EIP Agri). Registriernummer: 276032010001119 LWK-Produktnummer: 30250011600 |
Ein Konzept zur Verbesserung der Tiergesundheit und Optimierung des Stallklimas in niedersächsischen Putenmastställen.
Zielsetzung des Projektes
- Weniger Atemwegsinfektionen und geringerer Antibiotikaeinsatz
- Weniger Fußballenveränderungen
- Weniger Brustblasen
- Weniger verletzte Tiere durch das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus
- Bessere Tierleistungen
- Geringerer Einstreuverbrauch
- Geringere Heizkosten in den Wintermonaten
Ablauf des Projektes
- Schritt: Umbau der Lüftungsversorgung
- Schwerkraftlüftung → Unterdrücklüftung
- Ein Teil der Abluftkamine werden zu Zulüftern umgebaut → gezieltere Luftführung → Erwärmung der Luft
- In die übrigen Abluftkamine werden Ventilatoren eingebaut → Abluft effektiv abführen
- Reduktion der Heizkosten in den Wintermonaten
- Schritt: Neuanordnung der Versorgungslinien
- Reduktion der Versorgungsfläche → Erweiterung des Ruhebereichs
- Tränken werden in der Außenbahn zu „Tränkebars“ zusammengefasst
- Reduktion der feuchten Areale im Stall
- Reduktion der Einstreumengen
Projekt
Die Datenerhebung auf den Putenmastbetrieben beginnt im Januar 2020.
Das Projekt läuft bis zum 15.08.2022.
Die Operationelle Gruppe (OG) besteht aus:
- Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo, Projektkoordination)
- Landwirtschaftskammer Niedersachsen
- drei niedersächsische Putenmastbetrieben
- PAL Stalleinrichtungen GmbH (Big Dutchman).
Registriernummer: 276032010001119
LWK-Produktnummer: 30250011600
Das Projektvorhaben bietet Möglichkeiten der erweiterten Datenauswertung in Form von Bachelor- und Master-Abschlussarbeiten. Fragen zum Projekt können sie an untenstehenden Kontakt richten.
Was ist EIP-Agri?
In der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP Agri) arbeiten Landwirte, Berater, Wissenschaftler und andere Akteure entlang der Wertschöpfungskette in einer Operationellen Gruppe (OG) zusammen. Eine Problemstellung wird durch innovative Lösungsansätze aus der landwirtschaftlichen Praxis heraus bearbeitet. Ziel ist ein intensiver Wissensaustausch in der nachhaltigen und produktiven Land- und Forstwirtschaft. Die Produktivität soll bei ressourcenschonendem Vorgehen, Schutz der Umwelt und Effizienzsteigerung bestehen bleiben.
Gefördert im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ (EIP Agri).
Weitere Informationen über das Projekt: