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LIFE MICA

Entwicklung eines länderübergreifenden Managementkonzepts für Nutria- und Bisampopulationen in Europa

Beginn: 01.09.2019 / Ende: 31.08.2023

Wesermarsch
Ein besonderer Fokus des MICA-Projektes liegt auf der Entwicklung von innovativen Methoden zur Populationskontrolle von Nutria und BisamNora Kretzschmar

Ausgangslage
Nach einer Konferenz im EU Parlament zur Problematik der invasiven Ausbreitung der Nutria schlugen die Niederländischen Wasserunterhaltungsverbände ein EU Life Projekt vor. Die LWK Niedersachsen wurde eingeladen sich zu beteiligen. Hintergrund des Projektes ist die Tatsache, dass verstärkt Nutrias (aber auch Bisam) von Deutschland in die Niederlande einwandern. Beide Arten stellen wegen ihrer Wühltätigkeit in Deichen und Dämmen eine Gefahr für den Hochwasserschutz dar. Auch von einem negativen Einfluss auf die Biodiversität ist auszugehen.

Zielsetzung
Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, neue Ansätze für ein effizienteres und transnationales Management für Nutria und Bisam zu entwickeln. Dabei spielt der Austausch mit den niederländischen und belgischen Projektpartnern und verschiedenen Interessengruppen, Behördenvertretern und Entscheidungsträgern eine große Rolle. Ein besonderer Fokus des MICA-Projektes liegt auf der Entwicklung von innovativen Methoden zur Populationskontrolle von Nutria und Bisam. Im MICA-Projekt werden außerdem die Auswirkungen von Nutria und Bisam auf die Biodiversität (und eventuell Landwirtschaft) in den Projektgebieten untersucht und mit Öffentlichkeitsarbeit soll ein Beitrag zur Meinungsbildung zum Thema Neozoenmanagement geleistet werden.

Projektdurchführung
In diesem Projekt sind die Niederlande, Belgien und Deutschland involviert. In elf Gebieten auf einer Fläche von insgesamt 574.480 ha werden diverse innovative Methoden und Technologien getestet und eingesetzt. In regelmäßigen Treffen tauschen sich die Projektpartner zum Stand des Projektes aus. Wichtige Arbeitsschritte sind, die entwickelten Innovationen unter Feldbedingungen zu erproben, das Monitoring der Biodiversität und die Öffentlichkeitsarbeit. Zur Populationskontrolle von Nutria und Bisam wurde eine Applikation entwickelt, die das Erfassen von Nutria- und Bisamfängen ermöglicht. Außerdem werden Vorkommen und Wanderungsbewegungen der Tiere mittels Daten aus („intelligenten“) Kamerafallen, Umwelt-DANN-Analyse und DNA-Kartierung überwacht. Die Entwicklung von „intelligenten“ Lebendfallen soll das Problem der unerwünschten Beifänge geschützter Tierarten beheben.

Kontakt

FAR
Heiko Fritz

Koordination Bisambekämpfung und Nutriabejagung

heiko.fritz~lwk-niedersachsen.de

Projekt-Website

lifemica.de/

Beiträge aus dem Projekt-Blog

12.05.2022

Landwirtschaftskammer, Jägerschaft und Unterhaltungsverband informieren Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast über Erfolge und Herausforderungen bei der Nutriajagd

LWK-Nutriajägerin Johanne van Scharrel-Bruns (l.) und LWK-Nutriajäger Björn Matthies (M.) erklären Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (r.) die Funktionsweise der vom Ministerium finanzierten Lebendfallen.
LWK-Nutriajägerin Johanne van Scharrel-Bruns (l.) und LWK-Nutriajäger Björn Matthies (M.) erklären Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (r.) die Funktionsweise der vom Ministerium finanzierten Lebendfallen.Wolfgang Ehrecke
Quendorf – Nutria beschädigen in Niedersachsen Deiche und Uferböschungen und sind damit ein Risiko für den Hochwasserschutz. Die Nagetiere fressen Mais und andere Kulturen von angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen und gefährden mit ihrem Appetit stellenweise sogar die Artenvielfalt. Das seit 2019 vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finanzierte und von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) praktizierte Jagdmanagement hilft spürbar dabei, die Ausbreitung dieser fremden Art, die ursprünglich aus Südamerika stammt, einzudämmen, und soll daher weiterentwickelt werden: Darauf machten Fachleute der LWK, Vertreter*innen der Jägerschaft sowie des örtlichen Unterhaltungsverbandes am Mittwoch (11.05.2022) bei einem Treffen mit Agrarministerin Barbara Otte-Kinast an der Vechte bei Quendorf (Landkreis Grafschaft Bentheim) aufmerksam.

„Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Jägerschaft, Unterhaltungsverbände und Kommunen haben in manchen Regionen bei der Nutriabejagung gemeinsam schon viel erreicht – dort, wo die Zusammenarbeit funktioniert, können die Tierbestände und damit das Risiko für den Hochwasserschutz deutlich reduziert werden“, berichtete Stefan Ortmann, stellvertretender Kammerdirektor und Leiter des LWK-Geschäftsbereichs Landwirtschaft. „Dass es in Niedersachsen aber weiterhin Gegenden gibt, in denen sich die Nagetiere nahezu ungehindert ausbreiten können, zeigt, dass wir trotz der Erfolge unser Engagement ausbauen sollten.“

Nach Angaben von Heiko Fritz, bei der LWK Koordinator für die Nutriabejagung, lag die Gesamtzahl der in Niedersachsen erlegten Nager im gerade abgelaufenen Jagdjahr 2021/22 bei 39.864 Nutrias (2020/21: 44.395, 2019/20: 41.369). Neben Fritz organisieren bei der LWK drei hauptamtliche Nutriajägerinnen und -jäger zusammen mit zahlreichen freiberuflichen Jäger*innen die Nutriabekämpfung. 

Detail einer neuartigen Lebendfalle für Nutria, wie sie im EU-Projekt Life MICA an der Vechte erprobt wird. Eine Kamera (Bildmitte), die mit einer Bilderkennungssoftware ausgestattet ist, erkennt die Zieltierart und schließt die Falle nur bei Nutria.
Detail einer neuartigen Lebendfalle für Nutria, wie sie im EU-Projekt Life MICA an der Vechte erprobt wird. Eine Kamera (Bildmitte), die mit einer Bilderkennungssoftware ausgestattet ist, erkennt die Zieltierart und schließt die Falle nur bei Nutria.Wolfgang Ehrecke
LWK-Nutriajäger Björn Matthies und Nutriajägerin Johanne van Scharrel-Bruns erklärten Otte-Kinast die Funktionsweise der vom Ministerium finanzierten Lebendfallen, die bei der Nutriajagd zum Einsatz kommen. Knapp 95 Prozent der darin gefangenen Tiere seien Nutria sowie weitere Neozoen wie Waschbär, Marderhund, Mink und Bisam – dies zeige, dass diese Fallen gut funktionierten, so die Nutriafachleute. Im Jagdjahr 2021/22 seien allein mit diesen Fanggeräten 4.880 Tiere gestellt worden (2020/21: 5.052). Die Finanzierung der Lebendfallen für ein effektives Wildmanagement erfolgt aus Projektmitteln des Landwirtschaftsministeriums für „Stadt.Land.Zukunft“.

In dem unter anderem von Fritz betreuten EU-Projekt Life MICA, in dem es unter anderen an der Vechte um die Eindämmung der Nutria- und Bisampopulation und um die Einführung effizienter Kontrollmaßnahmen über die Ausbreitung dieser Arten geht, werden außerdem neuartige, „intelligente“ Fallen erprobt. „Diese selektiven Lebendfangfallen lösen nur aus, wenn die Zieltierart in der Falle ist – der Einsatz im Zuge des Projekts verläuft vielversprechend“, sagte der LWK-Koordinator. „Diese Fallen eignen sich vor allem für Naturschutzgebiete, da Störungen durch Kontrollen, welches Tier gefangen wurde, wegfallen – in Stadtgebieten schützt dieser Fallentyp Hauskatzen, die sich für die Köder interessieren und damit eine herkömmliche Falle auslösen würden.“

Internationale Projektpartner bei Life MICA sind die Nachbarländer Niederlande und Belgien, die von Nutriajagd-Erfolgen in Deutschland besonders profitieren können. Weitere Projektpartnerin in Niedersachsen ist die Tierärztliche Hochschule Hannover.

Ausgestopfte Nutria vor einer der 750 Lebendfallen der LWK. Allein mit diesen Fanggeräten sind im Jagdjahr 2021/22 4.880 Tiere gestellt worden (2020/21: 5.052).
Ausgestopfte Nutria vor einer der 750 Lebendfallen der LWK. Allein mit diesen Fanggeräten sind im Jagdjahr 2021/22 4.880 Tiere gestellt worden (2020/21: 5.052).Wolfgang Ehrecke
Das Projekt hat Fritz zufolge im vergangenen Jahr deutliche Fortschritte gemacht: „Über Wasserproben kann nunmehr festgestellt werden, ob in einem Gewässerlauf Bisam oder Nutria vorhanden sind. Mit Hilfe von DNA-Proben können wir herausfinden, aus welchem Gebiet Bisame zuwandern.“ Das Monitoring mit Wildkameras liefere spannende Erkenntnisse: Im Vechtegebiet seien auf diese Weise erstmals Fischotter und Biber fotografisch nachgewiesen worden.

Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast lobte die Aktivitäten der LWK: „Ich bin froh, dass wir mit diesem neuen Projekt endlich nach weiteren Lösungen suchen. Die stark wachsende Zahl der Nutria gefährdet die Deichsicherheit. Eine Unterhöhlung dieser Deichanlagen gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, zumal die Nutria bereits die ostfriesischen Inseln erreicht hat. Einen weiteren erheblichen Schaden richtet sie im Böschungs- und Uferbereich der Gewässer an.“ Niedersachsen verfügt nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums über 650 Kilometer Sturmflutdeiche und deutlich über 1000 Kilometer weitere Deiche im Binnenland.

„Wir haben begonnen, für die Nutriajagd eine gute Struktur aufzubauen – aber für eine langfristige Regulierung der Bestände müssen wir unsere Anstrengungen intensivieren“, betonte auch Marcus Polaschegg, Leiter des zuständigen LWK-Fachbereichs Klima, Natur und Ressourcenschutz, Biodiversität, mit Blick auf die benachbarten Niederlande, die über ein leistungsfähiges System zur Bejagung der Nager verfügen.

„Dadurch, dass in Zukunft noch mehr Gewässer nach ökologischen Gesichtspunkten naturnah umgestaltet werden, erhalten auch fremde, invasive Tierarten wie die Nutria mehr Rückzugsräume – das macht die Bejagung nicht einfacher“, erläuterte Polaschegg weiter. „Deswegen benötigen wir in ganz Niedersachsen bei diesem Thema eine hohe Sensibilität.“

 


Nutzungserlaubnis für Pressemitteilungen


 

20.02.2020

Das EU Life MICA project ist ein internationales Projekt zur Eindämmung der Nutria- und Bisampopulation und Einführung effizienter Kontrollmaßnahmen über die Ausbreitung dieser Arten.

Nutria und Bisam sind zwei invasive Arten der Nagetiere, deren Ursprung in Amerika liegt. Beide Arten wurden nach Europa – Nutria aus Süd- und Bisamratte aus Nordamerika- durch Freilassungen aus Pelztierfarmen eingeschleppt. 

Life MICA Projekt
Gruppenfoto Life MICA ProjektAugust Swietkowiak / Waterschap Rivierenland

Die aktuelle Ausbreitung der beiden Arten stellt eine Gefahr für unsere Ökosysteme dar. Insbesondere werden die Lebensräume an Ufern geschädigt. Denn sie ernähren sich von einheimischen Arten (z.B. von der Flussperlmuschel) und verursachen große Schäden in Schilf- und Röhrichtbeständen, welche auch von bedrohten Arten bewohnt sind (z.B. Zwerg- und Rohrdommeln). Die erreichte Populationsdichte ist auch für die Infrastruktur bedrohlich, denn eine große Anzahl dieser Nagetiere ist insbesondere für den Hochwasserschutz gefährlich. Beide Arten graben Löcher und Gänge in die Deiche und Ufermauern und gefährden somit deren Stabilität. Ebenso schädigen die Nutria die Erträge der Landwirte, da sich diese auch von Feldfrüchten ernähren.

Um die Kontrolle der Bisam- und Nutriapopulationen effizienter zu gestalten und die weitere Ausbreitung der Population einzudämmen, wurde das Life MICA project ins Leben gerufen.

Die Niederlande, Belgien und Deutschland sind involviert. In elf Gebieten auf einer Fläche von insgesamt 574.480 ha werden diverse innovative Methoden und Technologien getestet und eingesetzt. Mit Hilfe von „intelligent Traps“ (intelligente Fallen) werden die Tiere erkannt und gefangen. Unter dem Einsatz von „eDNA Detection“ lässt sich anhand einer Wasserprobe ermitteln, ob sich im entsprechenden Gewässer Bisam befinden. Zudem sind „Intelligent Wildlife Cameras“ im Gebrauch, um die Tiere zu zählen und ihr Verhalten zu analysieren.

Auf lange Sicht soll das Projekt zu einer kosteneffektiveren und nachhaltigen Reduktion der Bisam- und Nutriapopulation führen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen einen gezielten und tierschutzgerechten Fang der Tiere ermöglichen. Da die Erkenntnisse ein großes Nachahmungspotenzial haben, können diese auch nach Ende der EU-Finanzierung und über Grenzen hinaus genutzt werden.

Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie auf der projekteigenen Internetseite www.lifemica.nl.

Projektlaufzeit: September 2019 bis September 2023


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