KomTiNutz
Entwicklung tierwohlorientierter Handlungskompetenz zur Gewährleistung von Tierschutz - Lehr-Lernkonzepte zur beruflichen Aus- und Weiterbildung
Ausgangslage
Seit 2002 ist der Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz verankert (Art. 20a GG). Darüber hinaus stehen neben dem Tierschutzgesetz eine breite Palette an bundes- und landesweit geltenden Tierschutzverordnungen und Leitlinien für den Tierschutz zur Verfügung. Die Praxisforschung zeigt jedoch seit Jahren, dass die Tierwohllage in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung nicht zufriedenstellend ist und viele Betriebe Optimierungs- und Handlungsbedarf aufweisen. Die Intensität und Methoden, mit denen die Themen Tierschutz und Tierwohl bislang in der landwirtschaftlichen Ausbildung verankert sind, genügen zukünftigen Herausforderungen in der Nutztierhaltung nicht mehr.
Ziel des Projekts
Es sollen Konzepte sowie einzelne Lehr-Lerneinheiten, mit dem Fokus auf die Rinder und Schweinehaltung, zum Erwerb einer tierwohlorientierten Handlungsfähigkeit in der Aus- und Weiterbildung entwickelt werden. Unter den Bedingungen der zunehmend technisierten und digitalisierten Arbeit in der landwirtschaftlichen Tierhaltung und der damit einhergehenden Distanzierung vom Tier sollen die Auszubildenden so stärker für das Thema sensibilisiert werden und damit eine Handlungskompetenz entwickeln. Eine hohe Tierwohlkompetenz erfordert sowohl Wissen über das jeweilige Tier und seine Bedürfnisse, als auch Fähigkeiten im Umgang mit den Tieren sowie eine empathische Einstellung ihnen gegenüber. Dies ist gerade vor dem Hintergrund der Bedeutungszunahme von Prozessqualität und Tierschutz in der Nutztierhaltung von Relevanz. Dabei sind insbesondere die Diagnosefähigkeiten gegenüber dem Tier zentral. Entscheidend ist die Fähigkeit zum selbstreflexiven und verantwortungsvollen Handeln im Spannungsfeld von wirtschaftlicher Betriebsführung, (digitalisierter) Technik und Tierwohl.
Projektdurchführung
Davon ausgehend, dass die Schlüsselrolle zur Sensibilisierung für Tierwohl als relevanter Faktor der Prozessqualität in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung in der Ausbildung zukünftiger Landwirt*innen liegt, werden auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse der Projektpartner Arbeitsgruppe Tierwohl für Ökologischen Landbau (Thünen-Institut) und Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung (IfBE) der Leibnitz Universität Hannover vom LBZ Echem zwei Lehr-Lernkonzepte mit jeweils vier zielgruppenspezifischen Lehr-Lern-Einheiten für die Rinder- und Schweinehaltung sowie eine tierartübergreifende Einheit mit den entsprechenden Lehrmaterialien entwickelt. Neben den Lehr-Lernkonzepten die den bundesweiten Überbetrieblichen Ausbildungsstätten zur Verfügung gestellt werden, entstehen digitale, die unterschiedlichen Wahrnehmungskanäle unterstützenden Lehrmittel, die den Erwerb einer tierwohlorientierten Handlungsfähigkeit im Nachgang festigen sollen.
Kontakt
Bettina Labesius
Weiterbildung
Beiträge aus dem Projekt-Blog
Das LBZ Echem koordiniert von November 2021 bis Oktober 2024 das Projekt "Entwicklung tierwohlorientierter Handlungskompetenz zur Gewährleistung von Tierschutz – Lehr- und Lernkonzepte zur beruflichen Aus- und Weiterbildung". Projektpartner sind die Arbeitsgruppe Tierwohl des Thünen-Instituts (TI) für Ökologischen Landbau und das Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung (IfBE) der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Im Laufe des Projektes sind verschiedene Publikationen erschienen.
Im April 2023 veröffentlichte das Projektkonsortium den Zwischenbericht des Projektes:
MuD Tierschutz: Tierschutzkompetenz in der Ausbildung erwerben
In der B&B Agrar sind im Dezember 2023 folgende zwei Artikel online erschienen:
- Fokus Tierwohl in der überbetrieblichen Ausbildung | Bildungsserver Agrar,
von Projektkoordinatorin Lara-Kristin Kuhlmann, LBZ Echem. - Wie aktuell sind die Ordnungsmittel? | Bildungsserver Agrar
von den Autorinnen Friederike Krause und Professorin Dr. Rita Meyer vom Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung der Leibniz Universität Hannover.
Weitere Informationen zum Projekt "Tierschutzkompetenz" finden Sie hier:
Tierschutzkompetenz – tierwohlorientierte Handlungskompetenz in der beruflichen Ausbildung
Am 11.05.2023 stellte das TiKo-Team im Rahmen des 2. BZL-Bildungsforums im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse in Bad Sassendorf die aktuellen Ergebnisse des Projekts "Tierschutzkompetenz – tierwohlorientierte Handlungskompetenz in der beruflichen Ausbildung" vor über 30 Vertreterinnen und Vertretern aus Ministerien, Wissenschaft, Verwaltung sowie landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen vor. Mehr Informationen zu der Veranstaltung finden Sie unter: 2. BZL-Bildungsforum "Digitale Module in Berufs- und Fachschulen für Landwirtschaft" | Bildungsserver Agrar
Das Thünen-Institut für Ökologischen Landbau untersuchte im Rahmen einer repräsentativen Befragung der Ausbildungsbetriebe in Niedersachsen die Verbreitung und Nutzung der in der Praxis verfügbaren Leitfäden, Checklisten, Erfassungs- und Bewertungshilfen, welche für eine Sensibilisierung für das Thema Tierwohl, auch im Rahmen der landwirtschaftlichen Ausbildung Anwendung finden. Nun liegen hierzu erste Ergebnisse vor: https://www.mud-tierschutz.de/mud-tierschutz/wissen-dialog-praxis/ausbildung/tierschutzkompetenz/zwischenergebnisse
Diese Untersuchungen liefern Ansätze, mit welchen didaktischen Methoden sich eher eine positiv besetzte Hinwendung zum Themenkomplex „Tierschutz/ Tierwohl in der Nutztierhaltung“ aufbauen lässt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen unmittelbar in die vom LBZ Echem zu konzipierenden neuen Ausbildungseinheiten zum Thema Tierwohl ein.