Insektenvielfalt im eigenen Garten fördern
Seit Jahren beobachten Experten den dramatischen Rückgang der Insektenzahl und -vielfalt in Deutschland. Besonders Wildbienen sind durch den Verlust ihrer Lebensräume und Nahrungsquellen bedroht. Doch jeder Einzelne kann vielen verschiedenen Insektenarten in seinem Garten eine sichere Heimat geben und so zum Schutz des empfindlichen Ökosystems beitragen. Dabei gilt: Insektenvielfalt erfordert Pflanzenvielfalt! Wir haben einige Tipps für einen insektenfreundlichen Garten zusammengestellt.
Insekten sind für unser Ökosystem essentiell
Insekten erfüllen bei uns viele wichtige Funktionen, unter anderem als Bestäuber von Nutzpflanzen und Nahrungsgrundlage für andere Arten. Sie bauen organische Masse ab und erhalten durch die Humusbildung die Wald- und Bodenvitalität. Einige Arten können sogar Gewässer reinigen. Eine besondere Funktion haben sie für den Menschen: sie fördern Gesundheit und Lebensqualität, wir fühlen uns in der Natur wohl und nutzen die vielfältigen Lebensräume zur Erholung. Insekten sind in allen Bereichen der Natur (Ausnahme Meer) vertreten, sie stellen sogar 70 % aller Tierarten in Deutschland. Leider gelten 46 % davon als gefährdet. Viele der Insektenarten haben sich zudem auf eine Nahrungsquelle spezialisiert. Zum Beispiel die Natternkopf-Mauerbiene, die nur Pollen von Pflanzen der Gattung Natternkopf sammelt. Durch große Rasen- und Schotterflächen und fremde Pflanzen haben es Insekten heute in vielen Gärten besonders schwer.
Das hilft den Insekten
Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Es ist nicht notwendig, den gesamten Garten umzugraben und neu zu gestalten. Schon ein insektenfreundliches Beet reicht aus, um mehr Arten einen Lebensraum zu bieten. Es hilft, ein paar „wilde Ecken“ im Garten zu erlauben, wo Hölzer, alte Baumstümpfe und Laub liegen bleiben und Spontanvegetation zugelassen wird. Das können zum Beispiel Löwenzahn und Brennnesseln am Rand von Wegen, Mauern und Zäunen sein. Sie gewähren unter anderem Schmetterlingsraupen Nahrung und Schutz.
Bei der Auswahl der Pflanzen sollte darauf geachtet werden, möglichst viele verschiedene und vor allem heimische Stauden, Kräuter und Gehölze auszusuchen. So haben die Nektarsammler das ganze Jahr über ein ausreichendes Blütenangebot. Wichtig ist dabei, auch Frühblüher zu pflanzen. Viele Insekten benötigen diese schon früh im Jahr als Nahrungsquelle. Regionales und zertifiziertes Saatgut, auch für Wildblumenwiesen, kann bei vielen Händlern gekauft werden.
Einen idealen Lebensraum für die Nützlinge stellen Streuobstwiesen dar. Obstbäume bieten den Tieren das ganze Jahr über Nahrung und Nistplätze. In einer Blumenwiese leben zahlreiche Arten, vor allem, wenn diese nur sehr selten gemäht wird. Daher sollte das Mähen und Beschneiden von Rasen und Sträuchern möglichst lang hinausgezögert und nur dann erledigt werden, wenn Bienen nicht fliegen. Das ist früh morgens, abends oder bei trübem Wetter. Stauden können über den Winter stehen gelassen und erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden. Die hohlen Stiele nutzen die Tiere gerne als Schutz vor dem Frost. Auch die viel genannten Insektenhotels können den Nützlingen Unterschlupf bieten und sind sogar leicht selbst gebaut.
Wasser brauchen Insekten nicht nur zum Trinken, sondern auch als Baustoff für ihre Nester. Wasserstellen sollten daher Landemöglichkeiten für Bienen bieten. Das erreicht man mit Steinen oder Blüten in der Tränke. Einige Insektenlarven leben im Wasser, dafür sind kleine naturnahe Teiche oder Tümpel ohne Fische ideal.
Platz für insektenfreundliche Kletterpflanzen haben zum Beispiel auch Hausfassaden. Genauso lassen sich Flachdächer von Garagen und Schuppen sehr gut begrünen. Wer außerdem über Deutschlands Grenzen hinaus Wildbienen schützen möchte, verwendet torffreie Blumenerde. Durch den massiven Torfabbau, vor allem im Baltikum, werden ökologisch wertvolle Moore und damit der Lebensraum der Wildbienen zerstört.
Was den Insekten nicht hilft
Um die Kleinstlebewesen zu schützen, sollte man im eigenen Garten auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel verzichten. Leider ist auch der gut gepflegte Golfrasen für Insekten wie eine Wüste. Ein paar ungeschnittene Grasinseln können als Rückzugsort für die Tiere dienen. Gefüllte Blüten sind zwar hübsch anzusehen, der Nektar darin ist aber für Bienen quasi unerreichbar – da sollte man lieber auf klassische, heimische Sorten mit ungefüllter Blüte zurückgreifen. Nicht-heimische Pflanzen werden von den hiesigen Insekten nicht als Nahrungsquelle erkannt und daher nicht angeflogen. Ebenfalls untauglich sind die schnellwachsenden Thuja- oder Zypressenhecken. Heimische, blühende Gehölze dagegen geben vielen Tieren Lebensraum.
Laub und Unkraut sollte nicht immer sofort entfernt, sondern auch mal liegen bzw. stehen gelassen werden. Sie werden von den Insekten gerne als Brutstätte genutzt. Ein gut beleuchtetes Haus und Garten bietet uns Menschen nachts ein Gefühl von Sicherheit, leider sind Außenlampen häufig eine tödliche Gefahr für nachtaktive Flieger. Abhilfe können da zum Beispiel Bewegungsmelder und insektenfreundliche Lampen schaffen. In diesen werden häufig warm-weiße LEDs ohne UV- und Blauanteile genutzt und das Licht nach unten gerichtet.
Weitere Informationen erhalten Sie auf folgenden Seiten:
Bienenlexikon http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/Bienenlexikon.html;nn=310868
Insektenvielfalt http://www.nlwkn.niedersachsen.de/insektenvielfalt/insektenvielfalt-in-niedersachsen-und-was-wir-dafuer-tun-koennen-177015.html
Bienen- und Schmetterlingsstauden siehe unten
bienenfreundliche Bäume und Sträucher siehe unten
Carina Keuter, Praktikantin der Landwirtschaftskammer
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