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Protein in der Endmast sparen

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Die neue Düngeverordnung zwingt Betriebe, die Nährstoffüberschüsse weiter zu reduzieren. Außerdem muss Deutschland die Ammoniakemissionen weiter verringern. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat in einem dritten Versuch geprüft, ob im Vergleich zum RAM-Futter noch geringere Gehalte an Rohprotein und Phosphor für Mastschweine  möglich sind. Die ersten beiden Versuche hatten gezeigt, dass ein Futter mit 12 % Rohprotein in der Endmast ab 100 bzw. 90 kg keine Leistungseinbußen verursachte.

Vierphasige Fütterung

In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden je 40 Ferkel (Pi 408 x Danzucht) nach Gewicht auf drei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. Basis war das niedersächsische RAM-Futter-Konzept. Durch die Einführung eines dreiphasigen RAM-Futters wurde die Standard-Bezeichnung der RAM-Typen geändert, und zwar RAM 2.1 in RAM 3.1 und RAM 2.2 in RAM 3.3. Während die Gruppe 1 (RAM zweiphasig) das RAM 3.1-Futter bis 65 kg und anschließend das Endmastfutter RAM 3.3 erhielt, wurde in der Gruppe 2 (RAM dreiphasig) das RAM 3.1 nur bis 40 kg eingesetzt, danach wurde ein RAM 3.2 für die Mittelmast  bis 80 kg zwischengeschaltet und anschließend das RAM 3.3 gefüttert. Gruppe 3 (RAM vierphasig) wurde wie folgt gefüttert: RAM 3.1 bis 40 kg, RAM 3.2 von 40 bis 65 kg, RAM 3.3 von 65 bis 80 kg und danach das RAM 3.3 a mit 12 % Rohprotein. In diesem Futter war kein Sojaschrot mehr enthalten, sondern nur noch etwa 10 % Rapsschrot. Die Proteinreduzierung auf 12 % erforderte einen Zusatz von Tryptophan und Valin. Gegenüber dem üblichen RAM-Futter waren die Phosphorgehalte in allen Versuchsfuttern noch weiter reduziert. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 27 bis 124 kg. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen.

Tabelle 1: Übersicht über die drei Futtergruppen

 

 

Gruppe 1

RAM zweiphasig

40 Tiere

Gruppe 2

RAM dreiphasig

 

40 Tiere

Gruppe 3

RAM vierphasig

(12% RP ab 80 kg)

40 Tiere

 

 

RAM

RAM

             RAM

 

Mast-abschnitt

 

kg

3.1

27-65

3.3

65-124

3.1

27-40

3.2

40-80

3.3

80-124

3.1

27-40

3.2

40-65

3.3

65-80

3.3.a

80-124

Rohprotein

Lysin

Phosphor

ME

%

%

%

MJ/kg

17,0

1,10

0,47

13,4

14,0

0,90

0,43

13,0

17,0

1,10

0,47

13,4

16,0

1,00

0,45

13,4

14,0

0,90

0,43

13,0

17,0

1,10

0,47

13,4

16,0

1,00

0,45

13,4

14,0

0,90

0,43

13,0

12,0

0,90

0,39

13,0

Das Aminosäurenverhältnis (Lysin: Methionin+Cystin: Threonin: Tryptophan: Valin) wurde auf        1: 0,55:0,65:0,18:0,65  eingestellt.

Tabelle 2: Futteranalysen

 

 

RAM

3.1

RAM

 3.2

RAM

3.3

RAM

3.3 a

Rohprotein

ME

Phosphor

Lysin

Methionin + Cystin

Threonin

Lysin/ME                          

%

MJ/kg

%

%

%

%

g/MJ

17,0

13,5

0,47

1,01

0,60

0,69

0,75

15,4

13,3

0,41

0,94

0,55

0,63

0,71

14,4

13,0

0,44

0,90

0,55

0,63

0,69

12,4

12,8

0,39

0,90

051

0,56

0,70

Mehr als 1000 g Tageszunahmen

In diesem Versuch erreichten die Schweine durchschnittliche Tageszunahmen von 1034 g,  der  Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,48 kg. Die Gruppe 1 (RAM zweiphasig) erzielte 1052 g, die Gruppe 2 (RAM dreiphasig) 1033 g und die Gruppe 3 (RAM vierphasig, 12 % RP ab 80 kg) 1017 g Tageszunahmen. Der Futteraufwand je kg Zuwachs war in den beiden ersten Gruppen mit 2,45 bzw. 2,46 signifikant besser als in der Gruppe 3 mit 2,53 kg. Die Tiere fraßen im Mittel 2,56 kg täglich. Die Gruppe 1, die ab 65 kg das Futter RAM 3.3 mit 14 % Rohprotein erhielt, wies in der Endmast Tageszunahmen von 1139 g und einen Futteraufwand von 2,74 je kg Zuwachs auf. Die Tiere der Gruppe 2 (RAM dreiphasig) mit Einsatz des RAM 3.3 ab 80 kg nahmen in der Endmast 1127 g zu und benötigten 2,85 kg Futter je kg Zuwachs. Die Tageszunahmen der Tiere, die zum Ende mit dem sehr eiweißarmen Futter (12 % RP) versorgt wurden, lagen im letzten Mastabschnitt ab 80 kg bei 1102 g, der Futteraufwand betrug 2,95 kg. Das heißt, dass die Proteinreduzierung von 14 auf 12 % ab 80 kg zu vergleichbaren Tageszunahmen führte, denn die Unterschiede in der Mastleistung waren nicht signifikant. Hinsichtlich der Mastleistung lässt sich schlussfolgern, dass auch eine über das übliche RAM-Futter-Niveau hinausgehende Protein- und Phosphorreduzierung in diesem Versuch nicht zu Leistungseinbußen führt.

Die Schweine wurden im Vion-Schlachthof in Emstek geschlachtet, die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Die Tiere der stark proteinreduzierten Gruppe wiesen signifikant niedrigere Schultergewichte auf, allerdings ist dieser Parameter nicht Bestandteil der Abrechnungsmaske. Im Mittel wurden 0,986 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht erzielt. In diesem Merkmal traten zwar keine statistisch gesicherten Unterschiede auf, aber der geringere Wert der Gruppe 3 von 0,968 ist doch auffällig und deutet auf eine nicht ausreichende Versorgung mit Aminosäuren hin. Diese Gruppe wies eine höhere Streuung in diesem Merkmal als die anderen Gruppen auf und umfasste mehr Tiere mit sehr niedrigen Indexgewichten.

Tabelle 3: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung

 

 

Gruppe 1

RAM zweiphasig

Gruppe 2

RAM

dreiphasig

Gruppe 3

RAM

vierphasig

12 % ab 80 kg

Anzahl Tiere

Anfangsgewicht

Endgewicht

Tageszunahmen

Futteraufwand/kg Zuwachs

Futterverbrauch/Tag

 

kg

kg

g

kg

kg

40

26,7

124,8

1052

2,45a

2,58

40

26,8

123,8

1033

2,46a

2,54

40

26,8

123,7

1017

2,53b

2,57

Schlachtkörpergewicht

Schlachtausbeute

Schinken

Lachs

Schulter

Bauch

MFA Bauch

Indexpunkte/kg

kg

%

kg

kg

kg

kg

%

97,0

77,5

18,4

7,3

8,9a

14,0

56,3

0,993

96,6

78,0

18,4

7,3

8,9a

13,9

56,2

0,998

95,8

77,6

18,0

7,1

8,7b

14,1

54,4

0,968

a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (p<0,05).

Futterkosten

Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs liegen in der Gruppe 1 (RAM zweiphasig) bei 61,64 €, in der Gruppe 2 (RAM dreiphasig) bei 62,20 € und in der Gruppe 3 (RAM vierphasig, 12 % RP) bei 62,96 €.

Nährstoffausscheidungen

Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt:

Gruppe 1 (RAM zweiphasig): 3,24 kg N und 1,29 kg P205

Gruppe 2 (RAM dreiphasig): 3,26 kg N und 1,28 kg P205

Gruppe 3 (RAM vierphasig): 2,89 kg N und 1,22 kg P205

Somit schieden die Tiere der stark proteinreduzierten Gruppe 11 % weniger N und  5 % weniger P205 als die zwei- und dreiphasig gefütterten Schweine aus.

Fazit

In einem dritten Mastversuch wurde überprüft, ob die Eiweißversorgung in der Endmast gegenüber der üblichen zweiphasigen und einer neu konzipierten dreiphasigen RAM-Fütterung noch weiter reduziert werden kann. Dies wurde mit einem vierphasigen RAM-Futterkonzept erreicht, bei dem im letzten Mastabschnitt ab 80 kg ein stark reduziertes Futter eingesetzt wurde, das nur noch 12 % Rohprotein enthielt. Gleichzeitig wurde der Phosphorgehalt nach und nach von 0,47 auf 0,39 % abgesenkt. Mit im Mittel 1034 g Tageszunahmen und einem Futterverbrauch von  2,48 kg je kg Zuwachs wurden insgesamt sehr hohe Mastleistungen erreicht.  Die Tiere der stark proteinreduzierten Gruppe benötigten signifikant mehr Futter je kg Zuwachs. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in dieser Gruppe etwa 1,30 € über denen der zweiphasig gefütterten Gruppe. Die stark proteinreduzierte Variante führte zu geringeren Ausscheidungen von 11 % N und 5 % P205. Dieser Versuch zeigt, dass auch mit einer stark reduzierten Eiweißversorgung sehr hohe Mastleistungen möglich sind. Die stark proteinreduzierte Futtergruppe weist aber, auch wenn dieser Effekt statistisch nicht abzusichern war, ungünstigere Werte bei den Indexpunkten pro kg Schlachtkörpergewicht und beim Muskelfleischanteil Bauch auf. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass in Zusammenhang mit der starken Proteinabsenkung ab 80 kg Einbußen bei der Schlachtkörperbewertung nicht mehr auszuschließen sind und die Grenze einer leistungsgerechten Eiweißversorgung erreicht ist. Der vorherige Versuch mit einer starken Proteinreduzierung ab 90 kg verlief hingegen ohne Leistungseinbußen bei den Schlachtkörpermerkmalen. Aus allen Versuchen lässt sich aber das Resümee ziehen, dass in der Praxis z.T. noch erhebliche Reserven in der Eiweiß- und Phosphorversorgung der Mastschweine liegen und insbesondere in der Endmast noch mehr Nährstoffe gespart werden können.