Pflanzenkohle im Schweinemastversuch
Der Einsatz von Pflanzenkohle ist eher Geflügelmastbetrieben bekannt, wo das schwarze Pulver u.a. die Fußballen- und Darmgesundheit verbessern soll. Pflanzenkohle ist sehr porös, durch ihre große Oberfläche kann sie ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen. Sie adsorbiert im Darm vorhandene Schadstoffe und pathogene Keime, die dann über die Verdauung ausgeschieden werden. Der Pflanzenkohle werden u.a. verdauungsfördernde Effekte und eine Verbesserung der Futtereffizienz zugeschrieben. Durch den Einsatz erhoffen sich die Betriebe auch eine Reduzierung des Medikamenteneinsatzes. Die Verfütterung von Kohle wird nicht nur für Geflügel-, sondern auch für Schweine- und Rinderbetriebe beworben. Auf dem Markt werden verschiedene Kohlen mit unterschiedlichen Qualitäten und Auslobungen angeboten.
Während die deutsche Positivliste für Einzelfuttermittel keine Pflanzenkohle enthält, ist sie im EU-Katalog für Einzelfuttermittel gelistet:
Pflanzliche Kohle (Holzkohle): Erzeugnis, das durch Verkohlung von Pflanzenmasse gewonnen wird.
In der niederländischen GMP + - Liste ist sie wie folgt aufgeführt:
Pflanzliche Kohle: Erzeugnis, das durch Verkohlung von Pflanzenmasse gewonnen wird (unverarbeitete Holzschnitzel vom Wald).
Da Pflanzenkohle auch die Leistung von Mastschweinen verbessern soll, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ihren Einsatz überprüft.
Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 116 Ferkel (Pi x Danzucht) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. Die Kontroll- und die Versuchsgruppe erhielten das Anfangsmastfutter RAM 2.1 bis zum 50. Masttag (ca, 70 kg LG) und danach das Endmastfutter RAM 2.2. Da Vorversuche ergeben hatten, dass sich das Pelletieren von Kohle enthaltendem Mischfutter nachteilig auf die Porenstruktur der Kohle auswirkt, wurde die Pflanzenkohle über einen Pulverdosierer direkt in die Förderschnecke des Futtersilos dosiert. Über eine elektronische Steuerung ließ sich die Dosiermenge anpassen. Das Futter der Versuchsgruppe enthielt 0,15 % aktivierte Pflanzenkohle in der Anfangsmast und 0,1 % in der Endmast. Die Kohle haftete sehr gut an den Futterpellets, so dass keine Entmischungen in den Trockenfutterautomaten auftraten. Das Einzelfuttermittel war mit 82,5 % TS und 37,9 % Rohfaser deklariert.
Tabelle 1: RAM-Futter in beiden Gruppen
|
|
RAM 2.1 |
RAM 2.2 |
Rohprotein Lysin ME Phosphor |
% % MJ/kg % |
17,0 1,10 13,4 0,50 |
14,0 0,90 13,0 0,45 |
Die Futtermischungen wurden ohne den Kohlezusatz analysiert.
Tabelle 2: Futteranalysen
|
Kontrolle |
Kontrolle |
Pflanzenkohle |
Pflanzenkohle |
|
Rohprotein Lysin Methionin + Cystin Threonin ME Lysin/ME Phosphor |
% % % % MJ/kg g/MJ % |
17,7 1,08 0,59 0,72 13,4 0,81 0,53 |
14,2 0,92 0,53 0,59 13,4 0,69 0,44 |
17,2 1,09 0,59 0,71 13,5 0,81 0,51 |
14,2 0,91 0,53 0,60 13,3 0,69 0,46 |
Gleiche Leistungen mit Pflanzenkohle
In der Anfangsmast bis zum 50. Tag (ca. 70 kg LG) benötigte die Kontrollgruppe 1,99 kg Futter je kg Zuwachs, die Versuchsgruppe mit Pflanzenkohle nur 1,87 kg. Diese Differenz war signifikant, ebenso der höhere tägliche Futterverbrauch der Kontrollgruppe von 1,94 kg (Versuchsgruppe 1,81 kg). In der gesamten Mastperiode erzielten die Schweine sehr hohe durchschnittliche Tageszunahmen von 1047 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,38 kg, hier gab es keine gesicherten Unterschiede.
Die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Beide Gruppen wiesen die gleichen Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht von 0,997 auf. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung.
Tierverluste traten nicht auf, Unterschiede in der Zahl der antibiotischen Behandlungen gab es nicht.
Tabelle 3: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung
|
Kontrollgruppe |
Versuchsgruppe |
|
Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht Tageszunahmen Futteraufwand/kg Zuwachs Futterverbrauch/Tag |
kg kg g kg kg |
58 24,8 122,7 1046 2,40 2,51 |
58 24,7 122,9 1048 2,36 2,47 |
Schlachtkörpergewicht Schlachtausbeute Schinken Lachs Schulter Bauch MFA Bauch Indexpunkte/kg SG |
kg % kg kg kg kg % |
95,3 77,7 18,2 7,2 8,9 13,8 56,8 0,997 |
95,7 77,7 18,2 7,2 8,9 13,9 56,6 0,997 |
Futterkosten
Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Versuchsgruppe bedingt durch den Pflanzenkohlezusatz um 0,80 € höher als in der Kontrollgruppe.
Fazit
In einem Mastversuch wurde überprüft, welche Leistungen mit einem Zusatz von Pflanzenkohle erzielt werden können. In den ersten 50 Masttagen enthielt das Versuchsfutter 0,15 % und danach 0,1 % Pflanzenkohle. Mit im Durchschnitt 1047 g Tageszunahmen und einem Futterverbrauch von 2,38 kg je kg Zuwachs wurde ein sehr hohes Leistungsniveau erreicht. Die Indexpunkte/kg Schlachtkörpergewicht lagen in beiden Gruppen bei 0,997. Über die gesamte Mast betrachtet gab es gab keine signifikanten Leistungsunterschiede. Der Kohlezusatz erhöhte die Futterkosten je 100 kg Zuwachs um 0,80 €.
Kontakte
Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
Wasser für Schweine
Wasser ist das wichtigste und kostengünstigste Futtermittel. Aber nicht nur die Menge ist entscheidend, sondern auch die Tränkwasserqualität. Hierüber informieren Andrea Meyer, Hanke Bokelmann und Gerd Hermeling.
Mehr lesen...Sauen- und Ferkelfutter von Mai bis Juli 2024 überprüft
Die LWK Niedersachsen teilt mit, dass der Verein Futtermitteltest sieben Sauenalleinfutter, und zwar sechs Futter für säugende und eines für tragende Sauen, sowie vier Ferkelaufzuchtfutter I und ein Ferkelaufzuchtfutter II von Mai bis …
Mehr lesen...Mutterkorn-Höchstgehalte
Mutterkorn ist die Überdauerungsform des Pilzes „Claviceps purpurea“ und wird anstelle der Körner in den Ährenanlagen des Getreides gebildet. Mutterkorn-Sklerotien können auf allen Getreidearten und Gräsern …
Mehr lesen...Tempo-Schweine im Versuch
Die Mast von Tempo-Endprodukten hat stark zugenommen. Der Topigs Norsvin Tempo-Eber der Rasse Large White ist auf Robustheit gezüchtet und äußerst wüchsig. Die Endprodukte erreichten in den letzten Versuchen der LWK Niedersachsen…
Mehr lesen...Leistungen von Duroc-Endprodukten
Die LWK Niedersachsen prüft seit dem Jahr 2022 die Leistung von Duroc-Endprodukten in der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück. Bisher wurden fünf Versuche mit gleicher Genetik (Top Duroc x Danbred Hybridsau), aber …
Mehr lesen...Getreidepreise November 2024
Als Richtwerte schlagen wir die vom Fachbereich 3.1 der Landwirtschaftskammer vorläufig geschätzten Getreidepreise (netto) in €/100 kg für die Futterkostenberechnung vor.
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
Umstellertag Schwein
19.11.2024
Sie halten Schweine und überlegen auf Bio umzusteigen, wissen aber nicht, wie man damit anfängt? Oder Sie sind schon Bio-Landwirt und möchten nun auch in die Schweinehaltung einsteigen? Dann sind Sie hier genau richtig! Wie l&…
Mehr lesen...Da ist der Wurm drin! – Schlachtdaten richtig nutzen
27.11.2024
Ziele und Inhalte In diesem Tagesseminar werden Organbefunde analysiert und Handlungsfelder für das Tiergesundheitsmanagement abgeleitet. Schlachtdaten liefern wertvolle Hinweise, um das Wohl der Tiere und die Wirtschaftlichkeit zu …
Mehr lesen...Von Salat schrumpft der Bizeps - Eiweißversorgung von Ökoschweinen mit alternativen Eiweißfuttermitteln. Teil I
03.12.2024
Vor dem Hintergrund, dass der Einsatz von Eiweißkomponenten in der Ökoschweinehaltung ab 2027 nochmal schwieriger wird, soll in zwei online Seminaren von jeweils zwei Stunden die Herausforderung der Eiweißversorgung in der …
Mehr lesen...Eigenbestandsbesamungslehrgang für Schweinehalter*innen in Neuenhaus
04.12.2024 - 06.12.2024
Das Tierzuchtgesetz vom 18.01.2019 erlaubt in § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 die Verwendung des Samens durch den Tierhalter oder deren Betriebsangehörige zur Besamung von Tieren im eigenen Bestand. Voraussetzung hierfür ist der …
Mehr lesen...Tag der Schweinehalter 2024
04.12.2024
Die Teilnahmegebühr beträgt 50 Euro (inkl. Mittagessen und Getränke) und ist vor Ort zu Entrichten. Anmeldungen bis 27. November 2024 direkt bei der URS Hunte-Weser: Herzlich Willkommen auf den Internetseiten der URS …
Mehr lesen...Von Salat schrumpft der Bizeps - Eiweißversorgung von Ökoschweinen mit alternativen Eiweißfuttermitteln. Teil II
05.12.2024
Vor dem Hintergrund, dass der Einsatz von Eiweißkomponenten in der Ökoschweinehaltung ab 2027 nochmal schwieriger wird, soll in zwei online Seminaren von jeweils zwei Stunden die Herausforderung der Eiweißversorgung in der …
Mehr lesen...Beratungsangebote & Leistungen
Umbaukonzept Deckzentrum
Sie suchen Unterstützung bei der Umbauplanung für das Deckzentrum im Sauenstall.
Mehr lesen...Tierwohl - Stallumbau in der Schweinehaltung
Sie planen die Schweineställe Ihres Betriebes im Sinne des Tierwohls und zur Einhaltung der zukünftigen Regeln der TierSchNutztV umzubauen. Sie suchen nach wirtschaftlichen, baurechtlich möglichen und tiergerechten Umbaumö…
Mehr lesen...Aktionsplan Kupierverzicht beim Schwein
Sie brauchen Unterstützung bei der Einhaltung der Rechtsvorschriften in Bezug auf das Schwänzekupieren beim Schwein.
Mehr lesen...Beratungsangebot Ferkelerzeugung
Sie sind Ferkelerzeuger und wünschen sich eine fachlich fundierte Beratung der Produktionstechnik und der Ökonomie Ihrer Ferkelerzeugung.
Mehr lesen...Beratungsangebot Schweinemast
Sie sind Schweinemäster und nutzen bereits alle Controllinginstrumente. Sie wünschen sich eine fundierte Analyse Ihrer Produktionstechnik und Ökonomie in der Schweinemast.
Mehr lesen...Ringelschwanzprämie im Rahmen der ELER-Tierwohlförderung
Sie sind Schweinehalter und haben Interesse im Rahmen der Tierwohlförderung an der sogenannten Ringelschwanzprämie bei Mastschweinen und/oder Anzuchtferkeln teilzunehmen.
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Beratungsgrundlagen Umsetzung Düngeverordnung
Ausgangslage Neue bundeseinheitliche rechtliche Anforderungen sowie zusätzlich landesweit geltende neue Regelungen ab 2021 fordern seitens der Landwirtschaft intensive Anpassungsmaßnahmen mit dem Ziel eines verstärkten Umwelt- und …
Mehr lesen...