Produktive Nachhaltigkeit durch digitalisierten Anbau
Kammerpräsident Schwetje, Staatssekretär Beckedorf und Vertreter der Region stellen in Königslutter am Elm Planungen für bundesweit einmaliges Praxis-Labor Digitaler Ackerbau vor
Die LWK unterhält auf der Domäne seit Jahrzehnten eine Versuchsstation, die nun auf Basis eines hohen Versuchsstandards digitalisiert und für die neutrale Bewertung von ackerbaulichen Fragestellungen im Zusammenhang mit Ressourcenschutz ausgebaut werden soll. Kammer-Experten für Pflanzenbauversuche und Landtechnik stellten am Mittwoch auf der Fläche Arbeits- und Funktionsweisen verschiedener digitaler Landmaschinen und die Messung von Auswirkungen auf natürliche Ressourcen vor. Damit wird der Grundstein für ein bundesweit einmaliges Leuchtturmprojekt gelegt.
Welche Anwendungsmöglichkeiten und Chancen technische Lösungen wie Drohnen, Roboter und computergesteuerte Landmaschinen den landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen bereits konkret bieten, wird die LWK in Königslutter testen. Ein Ziel ist die optimale Zusammenarbeit von Landmaschinen durch digitalen Datenaustausch in der Pflanzenproduktion, um den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln im Ackerbau zu optimieren und optimale Erträge zu erzielen.
Die bestmögliche Verteilung von Saatgut, bestmöglich angepasste Düngung, höhere Erträge, niedrigere Emissionen, bessere Wirtschaftlichkeit und mehr Schutz für Natur und Umwelt sind einige der Vorteile, die die Landwirtschaft und die Gesellschaft vom Einsatz digitaler Technik erwarten. Die Ergebnisse aus Versuchen, Projekten und Erprobungen sollen in die Beratung, Qualifizierung und die behördlichen Aufgaben einfließen.
„Bei den aktuellen Herausforderungen für die Landwirtschaft durch den Markt, die Rechtsvorgaben und durch gesellschaftliche Erwartung müssen wir die Chancen der Digitalisierung für einen betriebswirtschaftlich optimalen Ackerbau bei gleichzeitig maximaler Rücksicht auf die natürlichen Ressourcen praktisch und breit nutzbar machen“, erläuterte Kammerpräsident Gerhard Schwetje das Projekt.
Bislang gebe es keine umfassende betriebliche Umsetzung von Tests digitaler Technologien auf einem niedersächsischen Ackerbaubetrieb, die hinsichtlich der Effekte auf die Arbeitsprozesse und Arbeitsergebnisse sowie zugleich auf den Ressourcenschutz bewertet werde – „und zwar durch eine neutrale, unabhängige Instanz für Beratung, Qualifizierung und behördliche Aufgaben“, betonte Schwetje. „Diese Lücke schließen wir jetzt mit dem Ausbau unserer Versuchsstation auf der Domäne Schickelsheim, wo künftig aktuell verfügbares Wissen und erhältliche Technik in Versuchen, Erprobungen und Demonstrationen eingesetzt werden.“
Für die Verbreitung und Vermittlung in die landwirtschaftliche Praxis sollten später ein Schulungszentrum und ein Start-up-Campus gemeinsam mit der Region angeschlossen werden, kündigte der Kammerpräsident an.
„Mit der Unterzeichnung der Absichtserklärung legen wir den Grundstein für einen Verbund aus starken Partnern“, sagte Rainer Beckedorf, Staatssekretär im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. „Niedersachsen hat im Ackerbau bundesweit eine Vorbildfunktion – um führend zu bleiben, müssen Smart-Farming-Technologien für den Ackerbau weiter vorangebracht und unter möglichst realen Bedingungen erprobt und weiterentwickelt werden.“ Nur so könnten die Potenziale der Digitalisierung in der Landwirtschaft für die Bevölkerung sichtbar gemacht werden und für mehr Akzeptanz sorgen. „Ich bin davon überzeugt“, so Beckedorf weiter, „dass alle Partner das Praxis-Labor zu einem echten Leuchtturm in der bundesweiten Agrarszene entwickeln werden.“
So sehen die nächsten Schritte im Projekt Praxis-Labor Digitaler Ackerbau aus:
Mit einer Erstinvestition wird die digitale Basisausstattung der aktuellen Versuchsstation der LWK auf der Dömane komplettiert. Im kommenden Jahr soll die Ausweitung der Digitalisierung und der Kapazität mit Personal und Ausstattung je nach bewilligten Teilprojekten vorgenommen werden.
2020 soll nach Möglichkeit der erforderliche Ausstattungsumfang für eine Betriebs- beziehungsweise Projektzeit von sechs Jahren erreicht werden. Anschließend folgt der Übergang in den Echtbetrieb. Die Finanzierung wird durch die Partner LWK, Land Niedersachsen und Region Helmstedt gemeinsam angestrebt. Dafür sollen Fördermittel und Eigenmittel eingesetzt werden.
Für Kaspar Haller, Bewirtschafter der Domäne Schickelsheim, passt das Praxis-Labor hervorragend in die Planungen für seinen Ackerbaubetrieb: „Im Rahmen eines mehrjährigen Entwicklungsprozesses soll die Domäne Schickelsheim zu einem Ort werden, an dem verschiedene Generationen von Familienunternehmern – gemeinschaftlich oder individuell – an strategischen Zukunftsthemen arbeiten und dabei regelmäßig in fruchtbaren Austausch zu Themen rund um Veränderung und Innovation treten können.“
Der Landesbeauftragte Matthias Wunderling-Weilbier begrüßte die Entwicklungen im Landkreis Helmstedt: „Durch die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Kommune hier vor Ort beim Praxis-Labor Digitaler Ackerbau zeigen wir, welche Stärke durch ein gemeinsames Auftreten über alle fachlichen Grenzen hinweg entwickelt werden kann. Wir zeigen, dass wir gemeinsame regionale Interessen in den Vordergrund stellen und zukunftsfähige regionale Strategien entwickeln und vorantreiben können.“
„Die Landwirtschaft stellt im Landkreis Helmstedt einen großen Wirtschaftsfaktor dar – unsere Landwirte sind sich ihrer großen Verantwortung für Natur und Umwelt bewusst und bringen sich nachhaltig und zukunftsorientiert ein“, betonte Gerhard Radeck, Landrat des Kreises Helmstedt. „Ich begrüße es daher ausdrücklich, dass in der Domäne Schickelsheim ein Experimentierfeld für digitalen Ackerbau und ein Schulungszentrum für digitale Technologien entstehen sollen.“
Die Bearbeitung der Pflanze stehe im Mittelpunkt und solle möglichst mit digitaler Unterstützung umweltschonend erfolgen, so Radeck weiter. „Im Bereich des Ackerbaus stellt die Domäne mit diesem Projekt ein Alleinstellungsmerkmal in Niedersachsen dar und kann damit Vorbild auch für andere Bundesländer werden.“
Ausführliche Bildtexte:
"Unterzeichnung der Absichtserklärung zur schnellen Einrichtung eines Praxis-Labors Digitaler Ackerbau":
Für die schnelle Einrichtung eines Praxis-Labors Digitaler Ackerbau auf der Domäne Schickelsheim in Königslutter am Elm (Kreis Helmstedt) haben Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen, Landwirtschaftsministerium, Vertreter der Region und die Gesellschafter der beteiligten Ackerbaubetriebe am Mittwoch (4. Dezember) eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet (von links): Gerhard Radeck (Landrat Kreis Helmstedt), Stefan Ortmann (Leiter des LWK-Geschäftsbereichs Landwirtschaft und stellvertretender Kammerdirektor), Kammerpräsident Gerhard Schwetje, Kaspar Haller und Felicitas Naundorf (Domäne Schickelsheim und Klostergut Hagenhof), Rainer Beckedorf (Staatssekretär im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium), Prof. Dr. Lothar Hagebölling (Berater für das Helmstedter Regionalmanagement) und Matthias Wunderling-Weilbier (Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig).
"Vorführung einer kameragesteuerten Hacke zur mechanischen Unkrautbekämpfung":
Nach Vorstellung des Projekts Praxis-Labor Digitaler Ackerbau ließen sich die Unterzeichner der entsprechenden Absichtserklärung am Mittwoch (4. Dezember) von Dr. Jürgen Kauke (rechts), Leiter des LWK-Fachbereichs Versuchswesen Pflanze, auf dem Hof der Domäne Schickelsheim eine kameragesteuerte Hacke zur mechanischen Unkrautbekämpfung erklären (von links): Kammerpräsident Gerhard Schwetje, Prof. Dr. Lothar Hagebölling (Berater für das Helmstedter Regionalmanagement), Rainer Beckedorf (Staatssekretär im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium), Stefan Ortmann (Leiter des LWK-Geschäftsbereichs Landwirtschaft und stellvertretender Kammerdirektor), Gerhard Radeck (Landrat Kreis Helmstedt), Kaspar Haller (Domäne Schickelsheim) und Matthias Wunderling-Weilbier (Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig).
Fotos: Ehrecke/Landwirtschaftskammer Niedersachsen
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