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Agrarreform: Ackerbaubetriebe vor großen Veränderungen

Webcode: 01040271
Stand: 11.02.2022

Vorgaben der künftigen EU-Agrarförderung bestimmen Diskussion auf der Pflanzenbautagung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen – Rund 400 Nutzer*innen verfolgen Videokonferenz

Vorbereitungen für den Feldtag 2019 in der Versuchsstation Poppenburg
Auf Niedersachsens Ackerbaubetriebe kommen – darin waren sich Referent*innen und Teilnehmer*innen der Pflanzenbautagung der Landwirtschaftskammer Niederachsen einig – im Zuge der EU-Agrarreform erhebliche Änderungen zu.Wolfgang Ehrecke
Hannover/Oldenburg – Einmal mehr müssen Niedersachsens Ackerbäuerinnen und Ackerbauern ihre hohe Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellen, wenn sie die Regeln der künftigen EU-Agrarpolitik erfolgreich umsetzen wollen – zum Nutzen der Umwelt wie zum Nutzen ihrer Betriebe. Dies wurde auf der Pflanzenbautagung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) deutlich, die am Freitag (11.02.2022) mit rund 400 Teilnehmer*innen als Videokonferenz stattfand.

Umfangreiche Umweltauflagen

Erhalt des Dauergrünlandes, Schutz von Feucht- und Moorgebieten, Vorgaben zu Bodenbearbeitung, zu Bodenbedeckung, zu brachliegenden Flächen und zur Fruchtfolge bis hin zum Verbot von Pflanzenschutz- und Düngemitteln entlang von Gewässern:  All das müssen Ackerbaubetriebe künftig bei ihrer Produktion berücksichtigen. 

Je nach Standort und Betriebstyp – darin waren sich Referent*innen und Teilnehmer*innen der Tagung einig – kommen auf Niedersachsens Höfe erhebliche Änderungen zu.

Produktion soll nachhaltiger werden

„Die Europäische Union will sich im Gesamten zu einer klimaneutralen, wettbewerbsfähigen und wohlhabenden Gesellschaft weiterentwickeln – dabei darf natürlich auch der Bereich der Landwirtschaft nicht fehlen“, fasste Kammerpräsident Gerhard Schwetje die Zielrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023 zusammen. „Daher wurden ambitionierte Ziele für mehr Umwelt- und Ressourcenschutz entlang der gesamten Wertschöpfungskette festgelegt:  Sowohl die Produktion und die Verarbeitung von Lebensmitteln als auch deren Konsum sollen insgesamt nachhaltiger gestaltet werden.“

Gerade erst hätten sich Landwirtinnen und Landwirte an Begriffe wie Cross Compliance, Greening und ökologische Vorrangflächen gewöhnt, die die Verknüpfung von Agrarförderung mit Umweltdienstleistungen beschreiben, und hätten für ihre Betriebe eine optimale Umsetzung erarbeitet, hob Schwetje hervor. „Doch jetzt müssen wir uns an neue Vokabeln wie Konditionalität und Ökoregelungen – zu Neudeutsch Eco Schemes – gewöhnen und von Neuem überlegen, wie wir die Vorgaben bestmöglich integrieren.“

Förderung orientiert sich an Klimaschutzzielen

Damit ein Betrieb zukünftig Gelder aus den EU-Fördertöpfen erhält, muss er noch stärker als bisher Umwelt- und Klimaschutzziele erfüllen. So sind der gute und ökologische Zustand der Flächen sowie die Grundanforderungen an die Betriebsführung einzuhalten. Der gute ökologische Zustand der Flächen wird anhand von neun Standards beschrieben, die im Rahmen der Konditionalität (Förder-Auflagen) von jeder Antragstellerin und jedem Antragssteller einzuhalten sind.

Bei der abschließenden Diskussionsrunde mit den Pflanzenbauexperten der LWK wurde ersichtlich, dass die GAP-Reform in den vielfältigen Regionen Niedersachsens sehr unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringt: 

Holger Oest, Pflanzenbauberater an der LWK-Bezirksstelle Bremervörde, sieht die Einschränkung der Winterfurche durch Vorgaben zur Bodenbedeckung auf den schweren Marschböden sowie die hohe Betroffenheit durch das Dünge- und Pflanzenschutz-Verbot in Gewässerrandstreifen als größte Herausforderung im Ackerbau. Im Futterbau treffe die Betriebe das Pflug- und Umwandlungsverbot von Grünland auf humusreichen Standorten sowie in FFH- und Naturschutzgebieten, so Oest.

Erweiterte Fruchtfolge

Der jährlich vorgeschriebene Fruchtwechsel erfordere eine Umstellung und längerfristige Planung der Fruchtfolge, so Kai-Hendrik Howind, bei der LWK Leiter des Sachgebietes Fruchtfolge, Anbausystem und Digitales. Es gehe ein Stück Flexibilität verloren, jedoch bestünden auch in den Ackerbauregionen Südhannovers durchaus Alternativen. 

Für die leichten und intensiv genutzten Böden im Nordosten Niedersachsens zog Dr. Hinrich Hüwing ein Fazit: „Hier sind die Fruchtfolgen schon recht vielfältig – jedoch muss es auch in der neuen Agrarpolitik möglich sein, zum Beispiel bereits angelegte Blühflächen zu integrieren und bestehende Maßnahmen zu nutzen“, so der Berater für Pflanzenschutz und Pflanzenbau an der LWK-Bezirksstelle Uelzen.

Zukunftsfähige pflanzenbauliche Lösungen

„Bis zur endgültigen Umsetzung sind seitens der Politik noch einige Begriffsdefinitionen zu klären, damit die Landwirtinnen und Landwirte gezielt und sicher die Anpassung ihrer Betriebe vornehmen können“, hob Gerald Burgdorf, kommissarischer Leiter des Fachbereichs Pflanzenbau und Saatgut, zum Abschluss der Diskussionsrunde hervor.

„Unser Ziel ist es, den Betrieben zukunftsfähige pflanzenbauliche Lösungen für die neuen Herausforderungen anzubieten“, betonte Burgdorf mit Blick auf das breit gefächerte Beratungsangebot der LWK.

Intensiver Anpassungsprozess

„Wir alle haben bereits eine Zeit der intensiven Anpassungen hinter uns“, sagte Kammerpräsident Schwetje mit Blick auf die Trockenheit der zurückliegenden Jahre, auf den Klimawandel, auf strengere Gesetze zur Düngung und zum Pflanzenschutz sowie mit Blick auf die Preisturbulenzen an den Agrarmärkten. „All diesen Herausforderungen haben wir uns stets gestellt und werden dies in Zukunft tun – somit ist klar, dass wir auch vor den neuen GAP-Regelungen nicht resignieren werden.“


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