Informativ. Achtsames Miteinander. Lebendig.
Lisa Vosteen (70) und ihre Schwiegertochter Annette (40) haben 2006 gemeinsam den Kurs AgrarBüromanagerin in Huntlosen besucht. Sie stammen von einem Ackerbaubetrieb mit Biogasanlage und Putenaufzucht und -mast in Dötlingen im Landkreis Oldenburg. Lisa Vosteen ist in der Land und Forst aufmerksam geworden und hat ihre Schwiegertochter, damals noch Lehramtsstudentin und frisch im Betrieb, motiviert mitzumachen. Beide haben die Zeit gut in Erinnerung. Warum? Wir haben nachgefragt.
3 Sätze zum Betrieb
Putenaufzucht und -mast seit 50 Jahren, Ackerbau, Biogasanlage mit 2 Nachbarn zusammen
Wann haben Sie teilgenommen, und warum haben Sie sich zum Kurs angemeldet?
Lisa Vosteen (LV): Ich habe damals in der Land und Forst von dem Angebot gelesen, bin neugierig auf Neues und fürchte Betriebsblindheit. Deshalb habe ich mich angemeldet und auch meine Schwiegertochter auf den Kurs aufmerksam gemacht und gefragt, ob es etwas für sie sei, um Einblick in die Strukturen der Landwirtschaft zu bekommen.
Annette Vosteen (AV): Damals war ich noch im Lehramtsstudium und noch nicht lange mit meinem Mann zusammen. Als Studentin konnte ich mir das zeitlich gut einrichten. Ich wollte gerne einen Einblick in die Bereiche der Landwirtschaft und habe mich deshalb auch zum Kurs angemeldet. Eine gute Freundin war auch dabei.
Was haben Sie vom Kurs in Ihrem Betrieb/Büro umgesetzt?
LV: Sortieren nach Dringend – Später – Runde Ablage. Bessere, übersichtliche Strukturen im PC und Büro.
AV: Tatsächlich war es damals so, dass ich noch recht neu im Betrieb war. Die Ordnungssysteme konnte ich später aber auch für die Schule verwenden. Inzwischen hat mein Mann das Büro komplett übernommen. Wir haben das Haus umgebaut, und im Büro gibt es jetzt einen Besprechungstisch für Gespräche mit z.B. Vertretern. Dort ist ein eigener Bereich dafür, und man sitzt nicht mehr im Esszimmer oder in der Küche.
Was hat das in Ihrem Betrieb/Büro bewirkt? Gibt es Erfolgserlebnisse?
LV: Die Büroarbeit und Aufbereitung der Betriebszahlen hatten auch vor dem Kurs einen hohen Stellenwert. Noch mehr Verständnis für Zusammenhänge.
AV: Damals habe ich noch nicht auf dem Hof gewohnt. Ein Erfolgserlebnis war, den Überblick zu bekommen, welche Bereiche zum Betriebsbüro dazu gehören.
Gestern habe ich mir den Ordner von damals nochmal angeschaut. Es waren viele Themenbereiche dabei, ich habe einen Rundumblick bekommen, und das habe ich in guter Erinnerung. Im Ordner war sogar noch eine Diskette, die brauchten wir damals für die Buchführung.
An welches Thema/Ereignis während des Kurses erinnert Sie sich besonders? Sonnenschein-Moment? Was war für Sie das Beste im Kurs?
LV: Der Notfallordner. Das freundliche Miteinander der Kursteilnehmer und Trainer untereinander, wie auch der Erfahrungsaustausch in den Pausen.
AV: Den Notfallordner haben inzwischen sogar meine Eltern, die gar nichts mit Landwirtschaft zu tun haben.
Wir sind Frauen aus unterschiedlichen Landkreisen, einige kommen aus dem Raum Cloppenburg, wir aus dem Landkreis Oldenburg. Unsere Betriebe sind alle unterschiedlich. Es war eine tolle Gemeinschaft mit vielen guten Gesprächen.
Gibt es gemeinsame Themen für Sie aus dem Kurs?
AV: Mit meiner Freundin, die auch im Kurs war, spreche ich über die Einblicke in die unterschiedlichen Themen.
Wer ist für was verantwortlich, übernimmt inzwischen Schwiegertochter Aufgaben von Schwiegermutter?
LV: Das Büro führt jetzt mein Sohn – inzwischen digital. Bis zur Beendigung des Studiums war die Büroarbeit mein Part. Im Anschluss ging es nach und nach auf meinen Sohn über. Nach unserem Umzug 2008 waren die Rechner vernetzt. Mit der Beendigung der Umbauphase 2014 auf dem Hof erledigt mein Sohn die Büroarbeit.
AV: Ich habe mein Studium beendet, dann kam das Referendariat, inzwischen arbeite ich als Lehrerein, und wir haben inzwischen zwei Kinder (10 und 7). Mein Plan ist, meinen Mann im Büro zu unterstützen, wenn die Kinder älter werden. Ich habe keine festen Aufgaben im Büro, aber unterstütze meinen Mann immer mal wieder bei der Arbeit.
Übernehmen Sie Aufgaben, die Sie vorher nicht hatten? Oder haben Sie etwas abgegeben?
LV: Die Büroarbeit liegt vollständig in den Händen meines Sohnes. Ich habe Aufgaben außerhalb des Betriebes gefunden.
AV: Meine Schwiegermutter ist am PC manchmal fitter als ich. Auf dem Betrieb haben wir inzwischen zwei festangestellte Mitarbeiter
Gibt es noch Kontakte zu anderen Kursteilnehmerinnen?
LV: Als nach dem Kursende Treffen verabredet wurden, habe ich mich zurückgezogen, um meiner Schwiegertochter mehr Freiraum zu geben.
AV: Unser Kurs hat sich regelmäßig ein- bis zweimal im Jahr getroffen. Von den 17 Teilnehmerinnen waren ca. 12 meistens dabei. Wir waren auch schon einmal bei einer Silberhochzeit eingeladen. Durch Corona ist das leider eingeschlafen, wir haben uns nun drei Jahre nicht gesehen. Aber zum Jahreswechsel haben wir in unserer WhatsApp-Gruppe dazu geschrieben, dass es dieses Jahr wieder losgehen soll mit unseren treffen.
Der Kurs in 3 Worten:
LV: Informativ. Achtsames Miteinander. Lebendig. Erweiterung des Blickwinkels, eigenes Handeln im Büro hinterfragen.
AV: Informativ. Gesellig. Lebendig und gut in Erinnerung.
Das Interview führte Anne Dirking am 31. Januar 2023.
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