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Ministerin Staudte: „Wir müssen am Ball bleiben“

Webcode: 01041656
Stand: 29.03.2023

Nährstoffbericht zeigt große regionale Unterschiede – weiterhin Überschüsse in tierintensiven Regionen – Gesamttendenz richtig – Kammerpräsident Schwetje: Konzept der Kreislaufwirtschaft kommt immer besser in Gang

Miriam Staudte bei ihrem ersten Auftritt als neue Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vor der Kammerversammlung.
Der aktuelle Nährstoffbericht zeige, dass in Niedersachsen immer noch regionale Problemen bestünden und das Ziel trotz richtiger Trends noch nicht erreicht sei, sagte Agrarministerin Miriam Staudte (Archivfoto aus 2022).Wolfgang Ehrecke
Hannover - Der Nährstoffbericht zeigt durch seine Darstellung auf Kreisebene große regionale Unterschiede. Landesweit stimmt der Trend, aber es gibt weiter regionale Probleme, insbesondere bei der endlichen Ressource Phosphat: Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte hat am heutigen Mittwoch, den 29. März 2023, den aktuellen Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), bei der die Düngebehörde angesiedelt ist, vorgestellt. Konkret geht es um den Meldezeitraum vom 1. Juli 2021 bis zum 30. Juni 2022. In dem Bericht werden die Ergebnisse des Nährstoffanfalls aus der Tierhaltung und den Biogasanlagen sowie der Mineraldüngung dem in der Düngeverordnung angesetzten Düngebedarf der Pflanzen gegenübergestellt und bewertet. Bei der Ausbringungsmenge haben auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine eine Rolle gespielt.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Der Stickstoff-Düngesaldo, also ein Wert für den der berechnete Bedarf und die tatsächliche Düngung gegenübergestellt werden, ist auf das ganze Land bezogen mit -16.219 Tonnen Stickstoff (im vorigen Berichtszeitraum -3.655 Tonnen Stickstoff) nochmals deutlich gesunken und weiterhin unterhalb der rechtlich zulässigen Stickstoff-Düngung gemäß der Düngeverordnung (DüV). In neun Landkreisen liegt jedoch nach wie vor eine rechnerische Überschreitung des in der Düngeverordnung angesetzten Düngebedarfs der Pflanzen vor. Die Kreise müssen daher verstärkt Nährstoffe abgeben.
  • Der Dung- und Gärrestanfall aus der Tierhaltung und aus Biogasanlagen ist erneut um rund 0,6 Millionen Tonnen (-1,1 Prozent) leicht gesunken (von rund 54,6 Millionen Tonnen auf 54,0 Millionen Tonnen).
  • Zwei Landkreise übersteigen im Durchschnitt rechnerisch die in der Düngeverordnung festgelegte 170 kg N-Grenze Grenze der Stickstoffaufbringung aus organischen und organisch-mineralischen Düngemitteln: die Landkreise Cloppenburg (197 kg/N/ha) und Vechta (172 kg/N/ha). Betriebe dürfen in Deutschland pro Hektar und Jahr nicht mehr als 170 kg Stickstoff aus organischen und organisch-mineralischen Nährstoffen ausbringen. In der Grafschaft Bentheim (170 kg/N/ha) und in Wilhelmshaven (166 kg/N/ha) wird die 170 kg N-Grenze nur knapp nicht überschritten. Im vorigen Berichtszeitraum 2020/21 wurde der Wert in den Landkreisen Cloppenburg und der Grafschaft Bentheim überschritten.
  • Ein positiver Trend setzt sich fort: Wie bereits in den vergangenen sechs Berichtsjahren ist die Entwicklung in den Landkreisen mit hohem grundlegendem Stickstoffanfall aus Tierhaltung und Biogasanlagen in Bezug auf die N-Obergrenze insgesamt positiv rückläufig.
  • Die Gesamtheit der zu meldenden Wirtschaftsdünger- und Gärrestverbringungen, also der Verbringung von einem Betrieb mit organischem Nährstoffanfall in einen anderen Betrieb mit einem Aufnahmebedarf an Nährstoffen, ist mit 38 Millionen Tonnen weiter auf hohem Niveau. Zuvor lag dieser Wert bei 37,8 Millionen Tonnen. Preissteigerungen bei Mineraldüngern haben eine Verbringung von Wirtschaftsdüngern im vergangenen Berichtszeitraum attraktiver gemacht. Die Region Weser Ems hat dennoch leicht rückläufige Zahlen. Die Nährstoffexporte sind um 0,2 Millionen Tonnen zurück gegangen. Sie lagen nun bei 3,3 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger.
  • In ganz Niedersachsen ist der Mineraldüngerabsatz nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes um rund 20.000 Tonnen N erneut deutlich gesunken – auf einen bisherigen Tiefststand von rund 166.000 Tonnen N-Mineraldüngerabsatz in Niedersachsen.
  • In insgesamt 18 Landkreisen beziehungsweise kreisfreien Städten übersteigt die Phosphataufbringung mit organischen Düngern die Phosphatabfuhr. Auf das ganze Land gerechnet gibt es einen Überschuss von rund 19.946 Tonnen Phosphat. Gegenüber dem vorherigen Bericht hat sich dieser Überschuss durch Rückgang der organisch aufgebrachten Mengen sowie der mineralischen Mengen jedoch um rund 2.684 Tonnen Phosphat (P2O5) verringert.
  • Bezüglich der Nährstoffbelastung in den Grund- und Oberflächengewässern zeigen sich gegenüber dem vorherigen Nährstoffbericht bisher kaum Veränderungen. 28 Prozent der 167 Grundwassermessstellen, die Niedersachsen für den bundesweiten Nitratbericht meldet, zeigten im Jahr 2021 Nitratgehalte über 50 mg NO3/l auf – genau wie im Vorjahr. Es ist zu prüfen, ob und wann es sich im Grundwasser niederschlägt, dass der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren zurück gegangen ist. Zudem müssen insbesondere regions- und standortbezogen vorhandene Nährstoffüberschüsse konsequent abgebaut werden, um die daraus resultierenden Gewässerbelastungen aus dem Nährstoffeinsatz der Landwirtschaft weiter zu reduzieren und um die Ziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie und EG-Nitratrichtlinie zu erreichen.

Dazu Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte: „Der aktuelle Nährstoffbericht zeigt, dass wir in Niedersachsen immer noch vor regionalen Problemen stehen und trotz richtiger Trends noch nicht am Ziel sind. Aufs ganze Land gerechnet wurden weniger organische und mineralische Dünger ausgebracht, aber es gibt weiterhin problematische Regionen, die die Werte entweder überschritten haben oder die knapp darunter liegen. Das ist ein großes Problem für unser Grundwasser und die Oberflächengewässer. Wir müssen ein besonderes Augenmerk auf die Phosphatüberschüsse richten, die es künftig zu vermeiden gilt. Phosphor ist ein endlicher Rohstoff und die Auswirkungen des Abbaus auf die Umwelt und die Gesundheit der Beschäftigten sind in vielen Teilen der Welt problematisch. Mit Blick auf die kommenden Jahre möchte ich die Kritik der Landwirtschaft aufgreifen und ein verursachergerechtes System in der Landesdüngeverordnung integrieren, bei dem eine effektive und zielgerichtete Bewertung und Kontrolle der ordnungsgemäßen Düngung in den Fokus rückt. Auf Bundesebene werde ich mich dafür einsetzen, dass zukünftig auch der Düngemittelabsatz beim Mineraldünger erhoben werden darf.“

Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Dass Ackerbaubetriebe deutlich mehr organischen Dünger aufgenommen hätten, sei nicht nur als Reaktion auf die zeitweilig hohen Mineraldüngerpreise zu werten, sondern auch als Erfolg der Beratung der LWK, so Kammerpräsident Gerhard Schwetje.Wolfgang Ehrecke
Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen:

„Der aktuelle Nährstoffbericht belegt, dass die Ackerbaubetriebe deutlich mehr heimischen organischen Dünger aufgenommen haben – das werten wir nicht nur als eine Reaktion der Betriebe auf die zeitweilig sehr hohen Preise für Mineraldünger, sondern auch als einen Erfolg unserer Beratung. Wir setzen uns seit längerem intensiv dafür ein, dass in Niedersachsens Ackerbauregionen Mineraldünger immer öfter durch organischen Dünger ersetzt wird – dadurch kommt das nachhaltige Konzept der Kreislaufwirtschaft immer besser in Gang.“

 

Den Nährstoffbericht gibt es als PDF auf der Website der Düngebehörde. Zusätzliche Erläuterung sind auf der Website des Landwirtschaftsministeriums zu finden.

 


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