Berufswettbewerb: Niedersachsen bundesweit mit an der Spitze
Ein erster Platz, zwei zweite Plätze, ein dritter Platz: Im Bundesfinale des Berufswettbewerbs der deutschen Landjugend in Echem belegen mehrere heimische Starterinnen und Starter vordere Ränge - Frauen schneiden insgesamt besonders gut ab
Beim Finale im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in Echem (Kreis Lüneburg) schnitten die heimischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer hervorragend ab. Rebekka Niers aus Geeste (Kreis Emsland) und Cornelius von Eller-Eberstein aus Vissehövede belegten in der Kategorie Landwirtschaft I Platz eins und zwei. Platz zwei in der Hauswirtschaft ging an die niedersächsische Starterin Eva Sensen. Joss Legtenborg aus Uelsen und Jannik Richter aus Esche (Grafschaft Bentheim) wurden Dritte in der Kategorie Landwirtschaft II. Als Mitglied im Niedersächsischen Kuratorium für den Landjugend-Berufswettbewerb e.V. gehört die LWK zu den Unterstützer*innen und Organisator*innen des Wettbewerbs.
Fachwissen in Theorie und Praxis gefragt
Im Bundesentscheid war knifflige Berufstheorie genauso gefragt wie erneuerbare Energiequellen oder europäische Hauptstädte. Wer da Bescheid wusste, war beim Finale vorn dabei. Aber natürlich mussten sich die bundesweit besten angehenden Nachwuchskräfte aus Weinbau, Haus- und Forstwirtschaft, Tier- und Landwirtschaft vor allem in der Berufspraxis messen. Nach einem spannenden Wettkampf in Echem (Niedersachsen) und Essenheim (Rheinland-Pfalz) stehen die Sieger*innen 2023 fest (siehe Liste im Anhang dieses Artikels). Insgesamt hatten sich 107 junge Frauen und Männer aus der grünen Berufsbranche für den Bundesentscheid qualifiziert.
Tierkrankheiten und Stoppelmanagement
Genau 20 Auszubildende traten in der Sparte Landwirtschaft, Leistungsgruppe I, an. Ging es im schriftlichen Teil um anzeigepflichtige Tierkrankheiten und Stoppelmanagement, mussten sie im praktischen Wettbewerb beispielsweise einen Getreideschlag auf Schädlinge sowie Krankheiten kontrollieren und bewerten, wie gut die Tiere in Echem im Stall gehalten werden. Eine Junglandwirtin konnte das am besten. In der Reihenfolge der Nennung gewannen Rebekka Niers, Cornelius von Eller-Eberstein (beide Niedersachsen) gefolgt von Jasmina Neumann aus Sachsen-Anhalt.
Prüfungen in Zweier-Teams
Die Leistungsgruppe II (Landwirte in Fortbildung) trat im Doppel an. Ging es in der Präsentation darum, ob sich die Betriebsumstellung von konventioneller auf ökologische Bewirtschaftungsweise für den eigenen Betrieb lohnt, mussten sie im praktischen Wettbewerb zum Beispiel Auszubildende anleiten oder die Milchkühe eines Landwirts versorgen, der plötzlich ausgefallen war. Im Finale starteten zwölf Teams. Wie beim vorigen Finale (2019) holte Hessen mit Michael Wicke und Simon Trieschmann den Titel. Jonas Dörner und Thomas Schmidt aus Bayern verwiesen Joss Legtenborg und Jannik Richter auf den 3. Platz.
Beilagen für ein großes Grillbüfett
In der Hauswirtschaft standen die neun jungen Frauen in den Berufsbildenden Schulen Lüneburg beispielsweise vor der Aufgabe, landestypische und saisonale Beilagen für ein großes Grillbüfett zuzubereiten. Im Team standen sie vor der Herausforderung, die Professionalität der eigenen Arbeit zu vermitteln: beim Vorbereiten der Wäsche für die Maschine zum Beispiel oder in einer Mitmachaktion zur Fußbodenreinigung. Annika Wilhelm (Baden-Württemberg) entschied das Finale für sich. Eva Sensen (Niedersachsen, 2. Platz) und Laura Krezdorn (Baden-Württemberg, 3. Platz) folgten.
Professioneller Umgang mit der Motorsäge
Ging es in der Forstwirtschaft unter anderem um die Waldsanierung nach Borkenkäferbefall, mussten die 25 Finalisten im praktischen Wettbewerb zeigen, wie gut sie mit der Motorsäge umgehen können: Für das zielgenaue Fällen eines Baumes hatten sie eine Minute Zeit, für das stammebene Entasten 40 Sekunden. Sie pflanzten Ahornbäume und bauten in nur einer Stunde einen Fledermauskasten. Robert Hölz siegte vor Moritz Bürker (beide Baden-Württemberg) und Cedrik Janke aus Mecklenburg-Vorpommern.
Gesundheitscheck von Ferkel oder Kalb
In der Tierwirtschaft traten fünf junge Frauen und ein Mann an. Im schriftlichen Teil konnte punkten, wer sich im Gesundheitscheck von Ferkel oder Kalb auskannte. Im praktischen Wettbewerb stellten sie die Futterrationen für bestimmte Tiere zusammen und nahmen Ställe und die dort lebenden Tiere in Sachen Tierwohl unter die Lupe. Am Ende stand Emma Klara Rotermann ganz oben auf dem Treppchen, gefolgt von Lea Pommer (beide aus Sachsen) und Jessica Unger (Sachsen-Anhalt).
Jungwinzer*innen treten in der Nähe von Mainz gegeneinander an
Die zehn Jungwinzer und sechs Jungwinzerinnen, die in der Leistungsklasse 1 antraten, beschäftigten sich in Essenheim bei Mainz unter anderem mit Weinbergbegrünung, Pflanzennährstoffen und Bodenerosionen in Folge des Klimawandels. Sie bewiesen auf dem Weingut Braunewell auch, dass sie einen neuen Weinberg anpflanzen und einen halbtrockenen Weißweincuvée herstellen können. Nach der Lösung aller Aufgaben setzte sich Viktor Rapp vor Antonia Wilker (Silber) und Maximilian Machmer (alle Rheinland-Pfalz) durch.
Zustand von Reben und Weinberg analysieren
In der Leistungsgruppe II starteten echs junge Winzer und eine Winzerin. Während des Finales waren ihre Kenntnisse zur Weinabfüllung und Eindämmung der Rebkrankheit ESCA gefragt. Sie mussten aber auch den Zustand der Reben und des Weinberges analysieren, um den geeigneten Pflanzenschutz zu ermitteln. In einer anderen Aufgabe beurteilten sie blind fünf Weine. Typische Aromen mussten benannt, Fehler und Krankheiten erkannt, Entstehungsursachen und Behandlungsoptionen aufgezeigt werden. Als Sieger gingen Sebastian Maak (Gold), Quirin Ewen (beide Rheinland-Pfalz) und als Dritter Jonas Stockinger (Baden-Württemberg) aus dem Berufswettbewerb hervor.
Eins ist sicher: Wer beim Berufswettbewerb dabei ist, gewinnt. Er hat dem grünen Berufsnachwuchs nicht nur neues Wissen und Selbstbewusstsein gebracht, sondern auch ein Netzwerk, mit dem sich die Herausforderungen der Zukunft besser meistern lassen. Gemeinsam zeigten die angehenden Forst- und Tierwirt*innen, die Winzer*innen, Land- und Hauswirtschafter*innen, wie vielseitig, anspruchsvoll und smart diese Berufe sind.
Hohes Leistungsniveau
„Das Leistungsniveau beim Bundesentscheid war enorm. Viel beeindruckender für mich war der Zusammenhalt, der fachliche Austausch und das Miteinander bei diesem Wettbewerb“, lobt die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt die fitten Nachwuchskräfte. Sie bedankt sich bei allen, die den Berufswettbewerb 2023 ermöglicht und das Wettbewerbsmotto „Grüne Berufe sind voller Leben. Mit Herz und Hand – smart fürs Land“ zum Leben erweckt haben. „Nie hatten wir smartere Aufgaben“, sagt sie und verweist auf Aufgaben wie das Parallelfahrsystem oder die am Melkroboter.
Der Berufswettbewerb der deutschen Landjugend wird seit 1953 aller zwei Jahre veranstaltet, musste 2021 aufgrund der Pandemie erstmals aussetzen. Er zählt zu den größten grünen Fort- und Weiterbildungsprojekten Europas und wird vom Deutschen Bauernverband und dem BDL mit ihren Landesverbänden sowie der Schorlemer Stiftung ausgerichtet. Vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert, lenkt der Wettstreit den Blick der Öffentlichkeit auf die Grünen Berufe und die ländlichen Räume. Schirmherr ist Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der die grünen Stars in der kommenden Woche auf dem Deutschen Bauerntag ehren will.
Bilder und mehr zum Berufswettbewerb 2023 gibt es unter www.landjugend.de.
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