Biodiversität - Was kann ich selbst im Garten dafür tun?
Ein Wort, dass wir oft hören, aber nicht richtig wissen, was jede*r dafür tun kann. Es fehlt uns an Maßnahmen für die praktische Umsetzung. Schnell wird die Verantwortung auf andere geschoben, aber jede* einzelne von uns kann etwas für die Artenvielfalt von Pflanze und Tier unternehmen sei es im eigenen kleinen Garten, auf dem Betrieb, im Dorf oder an Straßenrändern. Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es für unsere Gärten, um für eine breitere Artenvielfalt zu sorgen?
Heimische Gehölze, die Früchte tragen, sind Lebensraum für eine Vielzahl an Vögeln und anderen Insekten. Diese Gehölze wie Kornelkirsche, gemeiner Schneeball, Felsenbirne, Eberesche oder Holunder bieten auch uns als Naturliebhaber was für`s Auge mit Blütezeitpunkt, Blütefarbe, Fruchtschmuck und Blattfärbung. Sie sollten im Garten den größten Anteil haben, weil sie Tieren das ganze Jahr über Nahrung liefern, Brutstätte sind und Unterschlupf gewähren. Die Kornelkirsche blüht sehr früh im Jahr (ähnlich der Zaubernuß) und ist frosthart. Die Forsythie als gelber Frühblüher (im Handel erhältlich ist z.B. die Hybrid-Sorte Forsythia intermedia) dagegen ist lediglich für eine Insektenart von Bedeutung während der heimische Weißdorn 163 Insektenarten anlockt. Heimische Pflanzen sind robuster und mit ihren ungefüllten Blüten Insektenmagnet. Die kultivierte Forsythie produziert keinen Nektar und ist als Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge wertlos. Mehr dazu im Artikel Naturnah Gärtnern – nachhaltig besonders in Zeiten des Klimawandels.
Besteht die Möglichkeit, dass Ihr Rasen Blumenwiese wird? Lassen Sie einen Teil Ihres Rasens jedes Jahr ungemäht, wird Ihr Rasen zur Futterquelle für unzählige Insekten. Die natürlicherweise vorkommenden Wildkräuter blühen auf der Fläche und erweitern die Artenvielfalt. Damit ist ein Teil der grünen Fläche Wiese, die Sie rundherum als Rasenfläche mähen könnten, um eine ordentliche Optik zu erzielen. Oder Sie legen eine mehrjährige Blumenwiese mit regionalem, gebietseigenem Saatgut an, noch besser! Mehr dazu lesen Sie hier: Blumenwiese statt Rasen.
Die breite Palette an Stauden und Sommerblumen bringt nicht nur Farbe in Gärten. Sie sorgen für eine große Artenvielfalt. Auch ihre Konkurrenz – die Wildkräuter – vergrößern die Artenvielfalt. Hier wird im Garten ein Spagat zwischen gepflegtem Staudenbeet und naturnaher Beetgestaltung erforderlich und unser persönlicher Geschmack ist gefragt. Ordnungsliebende Menschen können Wildkräuter im Beet in hohem Maß nicht aushalten. Doch eine naturnahe Gestaltung „im geordneten Chaos“ sorgt für eine breitere Vielfalt. Wählen Sie gezielt insektenfreundliche Pflanzen aus und sorgen damit für deren neuen Lebens- und Nahrungsraum. Pflanzenlisten finden Sie hier „Insektenvielfalt im eigenen Garten fördern“.
Lassen Sie Wildkräuter zumindest am Rand des Gartens stehen. Etwas „Wildes“ im Garten darf es geben. Lassen Sie also verblühte Samenstände gern den Winter über stehen ohne sie zurückzuschneiden. Die Insekten freuen sich über die Futterpflanzen und den Lebensraum, den sie zum Überwintern und zur Vermehrung benötigen. Viele Wildbienen-Arten sind auf ganz bestimmte Wildpflanzen angewiesen. Ohne diese bestimmte Pflanze können sie nicht überleben. Wenn Sie sich für die Qualifizierung zur Kräuterexpertin interessieren, lesen Sie den Artikel. Wir bieten auch in 2024 wieder Seminare dazu an.
Trockenmauern locken weitere Tiere in den Garten und vergrößern damit die Vielfalt. Genauso ist es mit Stein-, Reisig- oder Totholzhaufen, die gerne von Tieren wie dem Igel als Winterquartier genutzt werden, aber auch Lebensraum für unzählige Insekten besonders Wildbienen und Käfer sind. Das Modell der Benjes-Hecke – Zweige zwischen Holzpfählen aufzuschichten – hat sich bewährt. So kann der eigene Strauchschnitt im Garten bleiben und erfüllt zusätzlich einen Zweck für die Erhaltung der Artenvielfalt.
Ein Gartenteich oder auch eine kleine Vogeltränke sorgen in den warmen Sommermonaten für Trinkwasser für Vögel, Wildbienen und andere Tiere. Hier findet sich in jedem Garten ein Platz dafür. Es dürfen aber auch Pfützen sein, worüber sich besonders Schwalben freuen.
Mit Dach- und Fassadenbegrünung erweitern Sie nochmal den Lebensraum und sorgen für mehr Artenvielfalt. Das Grün an Wänden und auf Dachflächen schattiert und wirkt zusätzlich als Hitzeschutz im Sommer, schützt aber auch bei niedrigen Temperaturen und Niederschlägen. Welche Pflanzen dafür in Frage kommen, lesen Sie hier.
Beleuchtung im Garten sollte insektenfreundlich sein. Wenn möglich, sollte das Licht nachts ausgeschaltet sein. LED-Leuchten mit warm-weißen Licht haben eine geringere Lockwirkung auf Insekten. Erkundigen Sie sich dazu beim Fachhändler.
Lassen Sie auch Unordnung im Garten, auf dem Betrieb oder an Seitenrändern im Dorf zu. Nicht jede grüne Ecke muss top gepflegt sein. Die Natur dankt es Ihnen.
Vielleicht auch wissenswert: Im Workshop „Mein Wunschgarten – pflegeleicht und insektenfreundlich“ gibt es Informationen zum Thema und in einer Gartenplanung setzen Sie diese um. Wir bieten diesen Workshop zusammen mit Sponsoren an. Das sind bisher Städte und Gemeinden, Stiftungen oder Zweckverbände gewesen. Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich bei uns. Mehr dazu lesen können Sie unter „Insektenfreundliche und pflegeleichte Gärten“
Für landwirtschaftliche Betriebe bieten wir Beratungen zur Garten- und Grüngestaltung bei Ihnen zuhause an. Sind Sie interessiert? Dann kontaktieren Sie Ihre Beraterin der Region. Mehr dazu lesen Sie hier: Beratung zur Grüngestaltung.
Kontakte
Anke Kreis
Beraterin Garten, Hof- und Dorfgrün
Ulrike Tubbe-Neuberg
Beraterin Garten, Hof- und Dorfgrün, Einkommenskombinationen, Landfrauenverband
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