Annette Hoffmann
Fachbereich Pflanzenbau
Ausgangslage
Zwischenfruchtanbau in ackerbaulichen Produktionssystemen kann potentiell zu einer Minderung der THG-Emissionen führen. Dieser Effekt ist jedoch quantitativ zurzeit nur schwer abzuschätzen und wird nur dann optimal realisiert, wenn in den Folgefrüchten eine Minderung der Stickstoffdüngung ohne Ertragsrückgang erreicht werden kann.
Zielsetzung
Das Projekt verfolgt das Ziel, die Kenntnisse zur Treibhausgasemissionsminderung durch Zwischenfruchtanbau zu verbessern und gleichzeitig Landwirten eine verbesserte Grundlage zur Ausnutzung temporär in Zwischenfrüchten gespeicherter Stickstoffmengen durch eine präzisere Abschätzung der N-Freisetzung zu ermöglichen.
Projektdurchführung
Im Herbst 2018 wurden an vier Standorten Systemversuche angelegt, in denen die Lachgasemissionen unter verschiedenen Zwischen- und Folgefrüchten gemessen sowie die N-Nachwirkung der Zwischenfrüchte in den Folgefrüchten (Mais/Zuckerrübe gefolgt von Weizen) der Folgejahre ermittelt wird. Begleitend zu den großen Systemversuchen wurden an mehreren Standorten Kalibrationsversuche angelegt. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat diese von 2018 bis 2020 an den Standorten Wehnen und Obershagen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden bereits veröffentlicht.
Fachbereich Pflanzenbau
Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie
Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellt bei Feldtag in Poppenburg Ergebnisse aus Verbundprojekt vor
Poppenburg – Um Lösungen zur Minderung von Treibhausgasemissionen in der Pflanzenproduktion durch standortangepasst optimierte Zwischenfruchtanbausysteme geht es im Projekt THG-ZWIFRU, an dem die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) beteiligt ist. Einen detaillierten Einblick in die Arbeitsschwerpunkte des Projekts haben 150 Gäste des Zwischenfrucht-Feldtags in Burgstemmen/Poppenburg südlich von Hannover bekommen.
Der Anbau von Zwischenfrüchten ist eine wichtige Maßnahme zur Förderung der Artenvielfalt bei gleichzeitiger Vermeidung von Nährstoffverlusten. Zwischenfrüchte dienen unter anderem dem Erosionsschutz sowie dem Humusaufbau und helfen bei der Vorbeugung gegen Pflanzenkrankheiten.
Fähigkeit zur Stickstoffaufnahme
Gezielt ausgewählt und rechtzeitig etabliert, können Zwischenfrüchte im Herbst erhebliche Mengen Stickstoff (N) aufnehmen. Damit sind sie in der Lage, N-Auswaschungen deutlich zu reduzieren, insbesondere nach Kulturen, bei denen mit erhöhten Mengen mineralisierten Stickstoffs (Nmin) zum Beginn der Sickerwasserperiode zu rechnen ist.
Die Verringerung der Nitratverfügbarkeit im Winter kann dazu beitragen, wintertypische Emissionen von Lachgas zu vermeiden, dem ein hohes Treibhauspotenzial zugeschrieben wird. Allerdings zieht der Zwischenfruchtanbau selbst direkte Lachgasemissionen nach sich. Es ist daher besonders wichtig, dass die erneute Freisetzung des in den Zwischenfrüchten gebundenen Stickstoffs in den Folgekulturen gut abgeschätzt und in der Düngeempfehlung berücksichtigt werden kann. Gelingt dies, können durch angepasste Düngung weitere Treibhausgasemissionen eingespart werden.
Diese Zusammenhänge wurden im Zuge des Projektes THG-ZWIFRU untersucht. Erste Ergebnisse standen im Fokus des Poppenburger Zwischenfrucht-Feldtags.
Projektpartner stellen Ergebnisse vor
Zunächst berichteten die Projektpartner – dazu zählen neben der LWK das Thünen-Institut, das Institut für Zuckerrübenforschung, die Universitäten Göttingen, Hohenheim und Kiel sowie das Unternehmen P. H. Petersen Saatzucht Lundsgaard GmbH – in verschiedenen Vorträgen über die Projekt-Ergebnisse: Dr. Insa Kühling (Uni Kiel) führte zu Beginn in das Thema Treibhausgase im Pflanzenbau ein. Anschließend erläuterte Michaela Schlathölter (Saatzucht Petersen) den vielfältigen Nutzen beim Anbau von Zwischenfrüchten.
Dr. René Dechow (Thünen-Institut) zeigte das Potenzial zur langfristigen Humusanreicherung durch den regelmäßigen Anbau von Zwischenfrüchten auf. Prof. Klaus Dittert (Uni Göttingen) stellte detailliert die Lachgasemissionen im Zwischenfruchtanbau vor. Die Versuchsergebnisse zur Stickstoffnachlieferung aus Zwischenfrüchten im Silomais- und Zuckerrübenanbau wurden von Dr. Heinz-Josef Koch (Institut für Zuckerrübenforschung) erläutert. THG-ZWIFRU-Projektmitarbeiterin Marilena Reinhard-Kolempas (LWK) führte die Ergebnisse in einer ökonomischen Betrachtung des Zwischenfruchtanbaus zusammen.
Angeregte Diskussion beim Feldrundgang
Bei einem anschließenden Rundgang auf der LWK-Versuchsstation Poppenburg setzten die Projektteilnehmenden und die Gäste aus Beratung, landwirtschaftlicher Praxis und Forschung die Diskussion zu Fruchtfolgen, Zwischenfruchtanbausystemen und Kulturführung intensiv fort.
LWK-Pflanzenbauexperte Dr. Ulrich Lehrke betrachtete unter anderem den Einfluss des Aussaattermins auf die Entwicklung der Zwischenfrüchte. Durch die Wahl der geeigneten Mischungspartner ließe sich die Entwicklung des Bestandes fördern, so Lehrke. Michaela Schlathölter (Saatzucht Petersen) erklärte anhand von ausgegrabenen Zwischenfruchtpflanzen die unterschiedlichen Wurzelsysteme und ihre Funktionen. Paul Mikuszies von der Uni Kiel stellte den Einfluss verschiedener Mulchtermine auf die Bodenstickstoffgehalte und Lachgasemissionen vor.
Möglichkeiten und Grenzen von digitalen Bestandesbonituren
Für Technikinteressierte berichteten Dr. Insa Kühling von der Uni Kiel und Friedrich Bartels (LWK) über die Möglichkeiten und Grenzen von digitalen Bestandesbonituren mittels Drohnen. Ergänzt wurde diese Station durch einen Einblick in die Messtechnik für Lachgasemissionen, den Victoria Nasser (Uni Göttingen) gewährte.
LWK-Fruchtfolgenexperte Kai-Hendrik Howind erläuterte anhand langjähriger Versuchsergebnisse die Nutzen vielfältiger Fruchtfolgen. Abgerundet wurde der gut besuchte Feldrundgang durch eine Versuchsanlage zu Beisaaten im Raps. Inwieweit die Arten, die aus dem Zwischenfruchtanbau bekannt sind, zur Stickstoffversorgung des Rapses beitragen und nebenbei Unkraut unterdrücken können, führte Jörg Schaper (LWK) aus.
Projekthintergrund
Das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung geförderte Verbundprojekt THG-ZWIFRU verfolgt das Ziel, die Kenntnisse zu Treibhausgasemissionen und Ertragseffekten durch N-Mineralisation im Zwischenfruchtanbau zu verbessern. Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurden an vier Standorten (Kiel, Uelzen, Göttingen, Hohenheim) Untersuchungen zur Wirkung von Zwischenfrüchten in zwei typischen Fruchtfolgesequenzen (Zwischenfrucht-Silomais-Winterweizen bzw. Zwischenfrucht-Zuckerrübe-Winterweizen) durchgeführt.
Es wurden die vier Zwischenfruchtarten Ölrettich, Rauhafer, Sommerwicke und Winterroggen aus unterschiedlichen funktionalen Gruppen (Winterhärte, Stickstofffixierung, Wurzelarchitektur, Massenverhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff) betrachtet. Eine Brache ohne Bewuchs diente als Kontrollvariante.
In mehrstufigen N-Steigerungsversuchen ließ sich die ökonomisch optimale N-Düngung in beiden Folgekulturen nach den Zwischenfrüchten ermitteln. Zusätzlich wurden regelmäßig die Boden-Nmin-Gehalte sowie die direkten Lachgasemissionen gemessen, ergänzt um weitere Erhebungen wie Wurzelparameter oder Spektraldaten an einzelnen Standorten.
Nutzungserlaubnis für Pressemitteilungen
Dem Anbau von Zwischenfrüchten werden aus pflanzenbaulicher Sicht viele positive Aspekte wie Nährstoffspeicherung, Erosionsschutz, Humusaufbau, Förderung der Biodiversität und Nematodenbekämpfung zugesprochen. Wichtig ist zudem die Unterdrückung von Ausfallgetreide, Unkräutern und -gräsern. Damit dies gelingt, ist eine zügige und kräftige Bestandsentwicklung notwendig. Für Nichtleguminosen zählt eine gute Nährstoffversorgung diesbezüglich zu den wichtigsten Voraussetzungen. Diese kann besonders auf Böden mit geringer N-Nachlieferung nur über eine zusätzliche N-Düngung sichergestellt werden. Die Auswertungen zweier im Rahmen des Projektes THG-ZWIFRU angelegter Feldversuche in Niedersachsen veranschaulichen die Bedeutung der N-Versorgung und ?Nachlieferung für die Entwicklung von Ölrettich/Senf-Beständen. Einzelheiten zu den Versuchsergebnissen lesen sie im beigefügten Artikel.
Im Rahmen des Projektes THG-ZWIFRU wurden von 2018 bis 2020 jeweils Mitte August zwei Zwischenfruchtversuche auf leichten Sandstandorten (Wehnen und Obershagen, Tab. 1) angelegt, wobei die Aussaat in Obershagen im Mittel eine Woche später erfolgte. Dabei wurden jeweils zwei Zwischenfruch-tmischungen (Ölrettich/Senf, Ölrettich/Senf/Alexandrinerklee (29 %)) ausgesät und deren oberirdische Frisch- und Trockenmasseerträge sowie N-Aufnahmen bei minera-lischer und organischer N-Düngung im Vergleich zu einem ungedüngten Bestand ermittelt. Die Düngung von 50 - 60 kg Ges.-N/ha erfolgte jeweils vor der Aussaat.
Wehnen (OL) | Obershagen (CE) | |
---|---|---|
langj. org. Düngung | ja | nein |
Strohbergung | ja | nein |
Vorfrucht | Wintergerste, Winterweizen | Winterweizen |
Nmin-Startwerte (kg N/ha) | 42 - 82 | 31 - 52 |
Saatzeitpunkte | 07.08. - 15.08. | 17.08.- 21.08. |
Niederschlagssumme Aug. - Sept. (mm, 2018, 2019, 2020) |
81 / 201 / 42 | 74 / 108 / 116 |
Insgesamt waren die Ölrettich/Senf-Bestände am Standort Wehnen in allen Jahren deutlich wüchsiger als in Obershagen. Dies kann vor allem auf die besseren Wachstumsbedingungen für die Zwischenfrüchte in Wehnen zurückgeführt werden. Hierzu zählen insbesondere die langjährige organische Düngung, die Strohbergung und die relativ hohen Nmin-Reste im Boden nach der Ernte der Vorfrucht Wintergerste. Letztere waren in Wehnen in allen drei Versuchsjahren zum Teil deutlich höher als in Obershagen. Im Jahr 2019 war dieser Unterschied mit einer Differenz von rund 50 kg N/ha am größten. Aufgrund dieser günstigen Rahmenbedingungen entwickelten in Wehnen auch die ungedüngten Ölrettich/Senf-Mischungen reichlich Trockenmasse. Die Abbildung ist dem Anhang zu entnehmen. Dies konnte in Obershagen nur bei höherem Nmin-Rest der Vorfrucht (2018) oder mit N-Düngung erreicht werden.
Eine N-Düngung führte in allen drei Jahren und an beiden Standorten zur Steigerung der TM-Erträge der Zwischenfrüchte, wobei mit der mineralischen Düngung jeweils die höchsten Ertragssteigerungen erzielt wurden. Die N-Effizienz der Düngung folgte dabei den Gesetzen des abnehmenden Ertragszuwachses (Abb. 2, siehe Anhang). Das heißt: Wenn die N-Versorgung wie am Standort Wehnen auch ohne zusätzliche Düngung bereits gut war, konnten durch eine zusätzliche N-Versorgung nur vergleichsweise mäßige Ertragssteigerungen erzielt werden. Diese lagen in den drei Versuchsjahren am Standort Wehnen mit mineralischer Düngung bei durchschnittlich rund 60% und mit organischer Düngung bei rund 50% gegenüber den ungedüngten Ölrettich/Senf-Beständen. Am Standort Obershagen mit niedrigem N-Niveau hingegen brachte eine zusätzliche N-Versorgung deutlichere Ertragssteigerungen gegenüber den ungedüngten Varianten. Besonders auffällig war die Versechsfachung des TM-Ertrages durch mineralische Düngung im Jahr 2019. In diesem Jahr war das Ertragsniveau in Obershagen auch wegen der anhaltenden Trockenheit besonders niedrig. Insgesamt wurden die TM-Erträge in Obershagen durch mineralische Düngung durchschnittlich gut verdreifacht und durch organische Düngung verdoppelt. Der Klee blieb in den Mischungen jeweils unterständig, sodass insgesamt keine Ertragseffekte festgestellt werden konnten. Wie in der LuF 12/2021 berichtet, eignen sich konkurrenzstärkere legume Zwischenfrüchte wie Wicke oder Erbse besser, um die Bestandesentwicklung zu unterstützen.
Die N-Gehalte in der Grünmasse der Ölrettich/Senf-Bestände lagen in den Versuchen zum Vegetationsende bei durchschnittlich 2,2 % in der Trockenmasse. Eine Ausnahme stellten die N-Gehalte am Standort Wehnen im Jahr 2020 mit 3,1 % dar. Insgesamt sind die N-Gehalte zum Vegetationsende aber recht konstant, was auch andere Versuche zeigen, sodass die N-Aufnahme der Bestände auch in der Praxis einfach und relativ sicher geschätzt werden kann (Abb. 3, siehe Anhang)
N-Aufnahme (kg N/ha) = Frischmasse (kg/m2) x 33
Für diesen Schätzrahmen muss lediglich die Frischmasse eines Bestandes auf einer Fläche von 1 m2 zum Vegetationsende (Ende Nov., Anfang Dez.) erfasst werden. 1 kg/ha Frischmasse entspricht dabei einer N-Aufnahme von 33 kg N/ha. Der Schätzrahmen basiert auf umfangreichen Daten aus dem Projekt. Noch einfacher - aber nicht ganz so zuverlässig - ist die Schätzung der N-Aufnahme mit Hilfe der Wuchshöhe des Bestandes:
1 cm Wuchshöhe = 1 kg/ha N-Aufnahme
Dafür ist die Wuchshöhe zum Vegetationsende heranzuziehen. Hierfür wurden nur Daten aus den vorliegenden Versuchen verwendet. Diese Schätzrahmen gelten nur für herkömmliche Ölrettich- bzw. Ölrettich/Senf-Bestände. Die so ermittelte N-Aufnahme soll einer besseren Abschätzung der N-Nachlieferung dienen.
Sowohl die ungedüngten als auch die gedüngten Ölrettich/Senf-Bestände hatten bis Ende Oktober die Nmin-Gehalte im Boden auf Werte <20 kg N/ha reduziert (Abb. 4, siehe Anhang). Dem Anspruch an Zwischenfruchtbestände aus Sicht des Grundwasserschutzes, die Nmin-Gehalte im Boden zu Vegetationsende auf unkritische Werte zu senken, wurden alle Varianten gerecht. Somit bestand auch bei den gedüngten Varianten keine größere Gefahr der N-Auswaschung während der Sickerwasserperiode über Winter als bei ungedüngten. Das belegen auch zahlreiche weitere Zwischenfruchtversuche. Die Frühjahrs-Nmin-Werte waren vor allem jahresabhängig und variierten an beiden Standorten im Bereich von 13 - 45 kg N/ha, wobei die Werte nach dem milden Winter 2018/19 am höchsten waren.
Die Versuchsergebnisse machen die Bedeutung der Rahmenbedingungen für den Zwischenfruchtanbau deutlich. Herrschen günstige Bedingungen, wie eine hohe N-Nachlieferung, höhere Nmin-Reste nach der Vorfrucht (z. B. durch Mindererträge) oder Strohbergung vor, so kommt dies den Zwischenfrüchten zugute. Auch Nichtlegu-minosen wie der Ölrettich sind dann in der Lage, ohne zusätzliche N-Düngung gute Bestände zu entwickeln. Bei weniger günstigen Bedingungen (Abb. 5) entwickeln sich nicht gedüngte Ölrettich/Senf-Bestände meist nur zögerlich und kommen im Extrem einer Brache gleich. Der Bodenbedeckungsgrad bleibt häufig nur gering, Erosions-schutz, Humuserhalt bzw. -aufbau und hinreichende Unkrautunterdrückung sind kaum möglich. Solche Bestände bringen aus pflanzenbaulicher Sicht kaum einen Nutzen. Ausfallgetreide zeigt sich unter diesen Bedingungen vergleichsweise konkurrenzstark und kann sich gut entwickeln und z. B. bei der Aussaat der nachfolgenden Zucker-rüben zu Problemen führen. Bei einer voraussichtlich geringen Stickstoffversorgung ist deshalb eine N-Düngung zur Aussaat zu empfehlen oder auf den Einsatz von Leguminosen als Mischungspartner zurückzugreifen. In „roten Gebieten“ stellen Leguminosenmischungen aufgrund der starken Düngungsbeschränkungen unter den beschriebenen ungünstigen Bedingungen eine gute Möglichkeit dar, um eine gute Bestandesentwicklung abzusichern. Darüber hinaus kann durch weitere pflanzen-bauliche Maßnahmen wie z. B. einer Pflugfurche die Entwicklung des Bestandes unterstützt werden. Insgesamt sollten bei der Aussaat von Zwischenfrüchten keine Kompromisse eingegangen und die gleichen Ansprüche wie bei einer Hauptfrucht gestellt werden.
Die Vorzüge der mineralischen Düngung gegenüber der organischen liegen beim Zwischenfruchtanbau vor allem in der unmittelbaren Wirkung. Insbesondere auf Standorten, die nicht langjährig organisch gedüngt wurden oder weniger Stickstoff nachliefern, ist die mineralische Düngung berechenbarer und kontrollierter einsetzbar. Der mineralische Stickstoff steht den Pflanzen bei ausreichender Wasserversorgung unmittelbar zur Verfügung, sodass sich schnell ein guter Bestand entwickeln kann. Auf besser nachliefernden Standorten werden die Unterschiede zwischen mineralischer und organischer Düngung geringer.
Insgesamt sollte die Etablierung eines gut entwickelten Zwischenfruchtbestandes angestrebt werden, um das pflanzenbauliche Potenzial der Zwischenfrüchte auszuschöpfen. Dies erfordert insbesondere auf Böden mit geringer N-Nachlieferung für Nichtleguminosen eine zusätzliche N-Düngung. Wo dies nur eingeschränkt möglich ist, wie z. B. in „roten Gebieten“, wäre die Integration von Leguminosen in geeigneten Anteilen in die Mischung eine Alternative.
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.
Den ausführlichen Bericht lesen Sie im Anhang.
Der Anbau von Zwischenfrüchten bietet viele positive Aspekte: Nährstoffspeicherung, Erosionsschutz, Humusaufbau, Förderung der Biodiversität und Nematodenbekämpfung. In einem aktuellen Projekt wird untersucht, wie mit Zwischenfrüchten Stickstoff eingespart und das Klima geschont werden kann.
Die Zwischenfruchtaussaat war im Herbst 2018 vielerorts durch die langanhaltende Trockenheit beeinträchtigt. Wo Gewitterschauer oder auch bereits geringe Niederschlagsereignisse für eine ausreichende Wasserversorgung nach der Aussaat sorgten, konnten sich die Zwischenfrüchte im Herbst dennoch gut entwickeln. Die Ackerbegrünung über Winter war für jedermann sichtbar, aber wurde auch eine unerwünschte Nährstoffverlagerung vermieden?
Dieser Fragestellung ging die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in verschiedenen, im Rahmen des Projektes THG‑ZWIFRU (siehe unterer Abschnitt) angelegten, Versuchen nach. Auf zwei leichten Sandstandorten (Wehnen bei Oldenburg, langjährig org. gedüngt, und Obershagen bei Celle, ohne langjährige organische Düngung) wurden nach Gerste zwei Zwischenfruchtmischungen, Senf und Ölrettich sowie Senf, Ölrettich und Alexandrinerklee (30 %), ausgesät. Neben einer ungedüngten Variante standen in den Versuchen auch zwei Varianten mit mineralischer und organischer N-Düngung. Am Standort Wehnen betrug die N‑Düngung 50 kg N/ha, am Standort Obershagen 60 kg N/ha. Die Düngung erfolgte vor der Aussaat der Zwischenfrüchte.
Auf Grund der Trockenheit 2018 fielen die Erträge der Vorfrucht, bei praxisüblicher Düngung, bis zu 30 % geringer aus als standortüblich. Wie zu erwarten, lagen die Nmin-Werte zur Aussaat der Zwischenfrucht daher auf einem recht hohen Niveau (82 kg N/ha bzw. 52 kg N/ha). In beiden Versuchen fand im September, im Oktober und Ende November jeweils eine Beprobung der Varianten statt bei der Nmin, die aufgewachsene Zwischenfrucht-Biomasse und die N-Aufnahme der Zwischenfrüchte ermittelt wurden. Bereits die erste Probenahme sechs Wochen nach Aussaat zeigte, dass die Zwischenfrüchte den im Boden vorhandenen Stickstoff nahezu komplett aufgenommen hatten. Die Nmin-Werte blieben bis zum letzten Probenahmetermin am 20.11. auf diesem niedrigen Niveau (Abbildung 1 und 2). In der Abbildung 1 sind die Nmin-Werte zur Aussaat, der Nmin-Gehalt im Boden und die N‑Aufnahme des Zwischenfruchtbestandes Ende November (gestapelte Säulen) sowie der TM-Ertrag (grüne Säulen) am Standort Wehnen dargestellt. Die Nmin-Werte lagen bei der Novemberbeprobung in allen Varianten, auch den gedüngten, unter 20 kg N/ha. Die N‑Düngung führte, im Vergleich zur ungedüngten Variante, zu einem höheren Trockenmasseertrag und einer höheren N‑Aufnahme. Durch die höhere Trockenmasse sind verbesserte Zwischenfruchteffekte wie insbesondere Erosionsschutz, Bodenbedeckung, Verbesserung der Bodenstruktur und des Wasserinfiltrationsvermögens, um nur einige zu nennen, zu erwarten. Auch ist davon auszugehen, dass unter den gedüngten Varianten die Wurzelmasse ebenfalls höher und der Boden besser durchwurzelt ist. Am Standort Obershagen konnten ähnliche Ergebnisse festgestellt werden, das Ertragsniveau betrug in den gedüngten Varianten ca. 30 dt/ha (Abbildung 4).
Es konnte an beiden Standorten beobachtet werden, dass die N-Aufnahme der gedüngten Zwischenfrüchte nicht im gleichen Maß zunahm wie das N‑Angebot. Auch die Summe aus N‑Aufnahme und Nmin zum Vegetationsende war geringer als das ursprüngliche N‑Angebot. Da keine Verlagerung des Stickstoffs in tiefere Bodenschichten beobachtet wurde, kommen (neben den nicht erfassten N‑Mengen in der Wurzelbiomasse) vor allem Immobilisationsprozesse, also die vorübergehende Festlegung von Stickstoff in der mikrobiellen Biomasse in Frage. Darüber hinaus spielt die Verfügbarkeit des in der organischen Substanz gebundenen Stickstoffs beim Einsatz organischer Dünger eine Rolle. Im Versuch zeigt sich dies in Form eines geringeren Biomasseertrages und niedrigerer N‑Aufnahme der organisch gedüngten Variante gegenüber den mineralisch gedüngten Vergleichsparzellen. Wird die Zwischenfrucht organisch gedüngt, sind nach Möglichkeit schnell wirksame Dünger mit hohen Ammoniumgehalten wie Gärreste oder Schweinegülle zu bevorzugen. Darüber hinaus spielen bei organischer Düngung auch gasförmige N‑Verluste eine Rolle, daher ist es wichtig, diese durch umgehende Einarbeitung zu vermindern. Besonders bei hohen Temperaturen und intensiver Einstrahlung sollte die Einarbeitung innerhalb einer Stunde angestrebt werden.
Wann der in den Pflanzen fixierte Stickstoff der nachfolgenden Kultur wieder zur Verfügung steht, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem beeinflussen Bodenfeuchte, Durchlüftung des Bodens, Bodentemperatur und der pH-Wert den Abbauprozess und die Mineralisation. Das Abschlegeln oder Herunterwalzen während einer Frostphase unterstützt das Absterben der Zwischenfrucht und hat großen Einfluss auf die Zersetzung der organischen Substanz. Die Wirkung einer solchen Maßnahme auf die N2O-Emissionen ist allerdings aktuell noch nicht hinreichend untersucht. Nicht vollständig abgefrorene Zwischenfrüchte liefern den gebundenen Stickstoff verzögerter nach. Vielerorts kann zudem beobachtet werden, dass Zwischenfruchtbestände, die z. B. wegen zu später Aussaat, Trockenheit oder einer unzureichenden Nährstoffversorgung schwach entwickelt sind, schlehter abfrieren.
Einen Anhaltspunkt, wieviel mineralisierter Stickstoff der Folgekultur zu Vegetationsbeginn zur Verfügung steht, liefert die schlagbezogene Nmin-Beprobung. Diese sollte möglichst zeitnah zur Aussaat der Folgekultur erfolgen. Die in den Versuchsvarianten gemessenen Nmin-Werte Anfang März sind ebenfalls in den Abbildungen 1 und 2 dargestellt. Am Standort Obershagen (leichter Sandstandort, ohne langjährige organische Düngung) liegen die Nmin-Werte unabhängig von der Zusammensetzung der Mischung und der Düngungshöhe auf einem Niveau von 32 bis 42 kg N/ha. 25 bis 34 kg N/ha liegen in der obersten Bodenschicht vor, so dass der Stickstoff der folgenden Kultur unmittelbar zur Verfügung steht. Am Standort Wehnen (leichter Sandstandort, mit langjähriger organischer Düngung) sind die Nmin-Werte nach ungedüngter Zwischenfrucht mit 26 bzw. 28 kg N/ha am niedrigsten, bei den gedüngten Zwischenfrüchten liegen sie mit 38 bis 53 kg N/ha 10 bis 20 kg höher.
Wie diese Ergebnisse zeigen, empfiehlt es sich, besonders nach Zwischenfruchtanbau und organischer Düngung im Herbst, eigene Nmin-Proben zu ziehen, anstatt die Richtwerte heranzuziehen. Mit den schlageigenen Daten lässt sich dann eine bedarfsgerechte Düngungsstrategie entwickeln. Einen schlagspezifischen Hinweis auf die noch zu erwartende Nachlieferung, zum Beispiel in Abhängigkeit vom im Herbst aufgenommen Stickstoff kann diese Methode allerdings nicht liefern.
Die Landwirtschaftskammer beteiligt sich daher seit Herbst 2018 an einem vom BMEL/BLE geförderten Vorhaben zur Abschätzung der Minderung von Treibhausgasemissionen durch den Anbau von Zwischenfrüchten (siehe Kasten). Dieses verfolgt zusätzlich zu den Fragestellungen des Klimaschutzes das Ziel abzuschätzen, wann und in welcher Höhe der in den Zwischenfrüchten gebundene Stickstoff den Folgekulturen zur Verfügung steht. Es sollen Methoden entwickelt werden die, basierend auf der N‑Aufnahme des Zwischenfruchtbestandes, den N‑Transfer aus der Zwischenfrucht in die Folgefrucht treffsicherer prognostizieren können, als dies mit der Nmin-Methode bisher möglich ist.
Forschungsprojekt zur Minderung von Treibhausgasemissionen in der Pflanzenproduktion durch standortangepasst optimierte Zwischenfruchtanbausysteme (THG ZWIFRU).
Gezielt ausgewählt und rechtzeitig etabliert können Zwischenfrüchte im Herbst erhebliche Mengen Stickstoff aufnehmen. Damit sind sie in der Lage, N‑Auswaschungen sogar nach kritischen Früchten wie Winterraps oder Körnerleguminosen, bei denen mit erhöhten Nmin-Mengen zum Beginn der Sickerwasserperiode zu rechnen ist, deutlich zu reduzieren. Zusätzlich könnte die Verringerung der Nitratverfügbarkeit im Winter dazu beitragen, wintertypische Lachgasemissionen zu vermeiden. Dabei ist es besonders wichtig, dass die erneute Freisetzung des in den Zwischenfrüchten gebundenen Stickstoffs in den Folgekulturen gut abgeschätzt und in der Düngeempfehlung berücksichtigt werden kann. Gelingt dies, können durch angepasste Düngung weitere Treibhausgasemissionen eingespart werden. Dieser Themenkomplex wird aktuell in einem Projektverbund unter Koordination der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zusammen mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dem Thünen-Institut, dem Institut für Zuckerrübenforschung, der Georg-August-Universität Göttingen, der Universität Hohenheim und P. H. Petersen Saatzucht Lundsgaard bearbeitet. Dazu wurden im Herbst 2018 an vier Standorten Systemversuche angelegt, in denen die Lachgasemissionen unter verschiedenen Zwischen- und Folgefrüchten gemessen sowie die N‑Nachwirkung der Zwischenfrüchte in den Folgefrüchten (Mais/Zuckerrübe gefolgt von Weizen) der nächsten beiden Jahre ermittelt wird. Zusammen mit weiteren Kalibrationsversuchen, wie die der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, soll so in den nächsten Jahren ein praxistaugliches, klimaschonendes Düngekonzept für Zwischenfruchtanbausysteme entstehen.
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.
Ansprechpartner: Dr. I. Pahlmann & Prof. Dr. H. Kage, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Anliegende Abbildungen stehen auch als Download bereit.