Dr. Sarah Witte
Leiterin Fachbereich Wassermanagement, Wasser- und Bodenschutz
Ausgangslage
Die Ökologie des Ems-Ästuars wird durch hohe Schwebstofffrachten und die Ausbildung mächtiger Fluid-Mud-Schichten negativ beeinflusst. Niedersachsen und die Niederlande streben daher an, eine gemeinsame Strategie zum Sedimentmanagement zu entwickeln. Ein möglicher Ansatz ist die Entnahme von Sediment aus dem System und die Verbringung des anfallenden Baggerguts ins Binnenland auf landwirtschaftlich genutzte Flächen. Im Rahmen einer im Vorfeld durchgeführten Machbarkeitsstudie wurde deutlich, dass weiterer Forschungsbedarf und die Anlage von Feldversuchen notwendig sind, um die Eignung des Baggergutes der Ems zur Bodenverbesserung unter Praxisbedingungen zu evaluieren. Die vorliegende Pilotstudie knüpft somit unmittelbar an den Erkenntnissen und den Forschungsfragen der Machbarkeitsstudie an.
Zielsetzung
Auf Grundlage von Feldversuchen soll in der Pilotstudie unter Praxisbedingungen erörtert werden, inwieweit das Baggergut der Ems aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften für eine Verwertung auf landwirtschaftlichen Flächen mit unterschiedlichen Standort- und Nutzungseigenschaften geeignet ist.
Projektdurchführung
Im Rahmen der Pilotstudie wird Baggergut in unterschiedlichen Auftragshöhen von bis zu zehn Zentimetern auf Flächen mit verschiedenen Standorteigenschaften wie Marsch und Geest und Nutzungen wie Acker und Grünland im Untersuchungsgebiet Rheiderland aufgebracht und eingearbeitet. Im Rahmen eines umfangreichen Monitorings werden neben der technischen Machbarkeit vor allem die Auswirkungen auf die durchwurzelbare Bodenschicht und der pflanzenbauliche Nutzen einer Baggergutaufbringung unter Praxisbedingungen untersucht.
Leiterin Fachbereich Wassermanagement, Wasser- und Bodenschutz
Gemeinsam mit den Projektpartnern sowie Umweltminister Olaf Lies hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen das erste Baggergut entnommen und im Rheiderland ausgebracht.
Midlum/Hatzum – Inwieweit eignet sich das Baggergut der Ems aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften zur Bodenverbesserung von landwirtschaftlichen Nutzflächen? Dieser Frage will die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) gemeinsam mit der Betriebsstelle Aurich des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Rheider Deichacht und der Sielacht Rheiderland im Rahmen einer Pilotstudie auf den Grund gehen. Am Freitag, 30. Juli, fand der erste Spatenstich in Midlum (Gemeinde Jemgum, Landkreis Leer) statt: Der entnommene Klei wurde im Anschluss auf einer landwirtschaftlichen Fläche im Rheiderland ausgebracht. Auch der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies nahm an diesem ersten Spatenstich teil.
Hintergrund der Pilotstudie
Der ökologische Zustand der Ems wird durch hohe Sedimentfrachten negativ beeinflusst. Niedersachsen und die Niederlande streben daher an, eine gemeinsame Strategie zum Sedimentmanagement zu entwickeln. Die Pilotstudie ist ein erster, wichtiger Baustein dieser Strategie. Erste positive Ergebnisse lieferte bereits die im April 2020 abgeschlossene Machbarkeitsstudie zu diesem Thema (bit.ly/ems-schlick).
„Dieses gemeinsame Pilotprojekt zeigt, dass es vorangeht mit der Strategie zum Sedimentmanagement in der Ems“, sagte Lies, „hier geht es konkret darum, das Sediment aus der Ems als wertvolles Material zu nutzen für den Aufbau von Flächen vor und hinter dem Deich. Gleichzeitig können wir so neue Kleivorräte für den Deichbau schaffen. Das alles dient dem Aufbau und der nachhaltigen Sicherung unserer Deiche und der umliegenden landwirtschaftlichen Flächen. Damit wirken wir den Effekten des Klimawandels und hier insbesondere dem Meeresspiegelanstieg entgegen.“
Umsetzung der Pilotstudie
Die Entnahme von etwa 1.500 Kubikmeter Baggergut aus dem Midlumer Deichvorland und die Aufbringung auf die Versuchsflächen findet bis Ende September 2021 statt. „Das Baggergut wird auf Flächen mit verschiedenen Standorteigenschaften und Nutzungen in den Gemeinden Hatzum und Bunde aufgebracht und eingearbeitet“, erklärt Wolfgang Klahsen von der LWK: „Es handelt sich sowohl um Marsch- als auch um Geest-Versuchsflächen, es ist sowohl Acker als auch Grünland dabei.“ Negative Auswirkungen auf den Boden und die Umwelt sollen in jedem Fall vermieden werden. Die Projektbeteiligten begleiten die Maßnahmen mit einem intensiven Monitoring, Landwirt*innen in der Region sollen wichtige Erkenntnisse über den Nutzen einer Baggergutaufbringung bekommen. Im Rahmen des Monitorings werden neben der technischen Machbarkeit vor allem die Auswirkungen auf die durchwurzelbare Bodenschicht, die Umwelt und der pflanzenbauliche Nutzen einer Baggergutaufbringung unter Praxisbedingungen untersucht.
Baggergutentnahme
Warum verwenden die Projektbeteiligten eigentlich Baggergut aus dem Midlumer Deichvorland? „Dieses Baggergut weist günstige Materialeigenschaften auf“, erklärt Dr. Sarah Witte, Bodenkunde-Expertin der LWK, „es wird aus einer ehemaligen, freien Wasserfläche entnommen. Durch das Ausbaggern der Fläche können wir den Zug- und Rastvögeln wieder eine freie Wasserfläche zur Verfügung stellen. Dadurch profitiert auch das Naturschutzgebiet Unterems.“
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