Was haben Unterhosen mit Wasserschutz zu tun?
Herbst 2022 - Feldbegehung zum Zwischenfruchtanbau im Landkreis Uelzen. Die Teilnehmer*innen beschäftigten sich intensiv mit dem Wuchs der Zwischenfrüchte, die das Nitrat aus dem Boden über Winter im Sinne des Grundwasserschutzes fixieren sollen. Es wurde konzentriert im Boden gegraben und die Bodenstruktur eingehend begutachtet. Plötzlich stellte jemand die Frage: „Hat denn die Landwirtschaftskammer schon Unterhosen vergraben?“
Die beiden Wasserschutzberaterinnen guckten sich fragend an und dachten zunächst an einen schlechten Witz.
Projekt Beweisstück Unterhose
Doch die Frage war ernst gemeint, und das steckt dahinter: Die Universität Zürich untersuchte das Bodenleben in der Schweiz, indem sie über 2.000 Unterhosen vergraben ließ. Damit sollte auf eine lustige Art gezeigt werden, wie wichtig Bodenlebewesen für Pflanzen, Ökosysteme und Menschen sind. Es ist zwar bekannt, dass die Durchwurzelung mit Pflanzen viele positive Wirkungen auf das Bodenleben hat, das auch für den Auf- und Abbau von Humus zuständig ist. Doch es fehlt die einfache Methode, dies sichtbar zu machen. Hier kommen die Baumwollunterhosen und Teebeutel ins Spiel.
Was in der Schweiz geht, geht auch im Landkreis Uelzen!
Aus der Theorie wurde Praxis: Im November ging es zum Shoppen, ein Stapel strahlendweiße Baumwollschlüpfer für Männer in Große 8. Herrenunterhosen deshalb, weil sie einen breiten Bund haben, der sich nicht so schnell zersetzt. Neun Stück wurden hochkant (siehe Foto) in den Zwischenfrucht-Demonstrationsanlagen eingebuddelt. Zusätzlich kamen direkt neben den Unterhosen jeweils vier Teebeutel der Marke Lipton unter die Erde. Die sind in der Bodenforschung bereits gut etabliert. Als wissenschaftliche Referenz gilt der sogenannte "Tea Bag Index". Die Abbaurate der Teekräuter gilt als Indikator für ein aktives Bodenleben. Billionen von Kleinstlebewesen tummeln sich im Boden. Je mehr, desto gesünder der Boden. Denn sie futtern Pflanzenreste und machen die darin enthaltenen Nährstoffe wieder verfügbar. Dies gilt auch für im Boden vergrabene Baumwollunterhosen. Je schneller der Abbau der Unterhosen stattfindet, desto mehr Lebewesen stecken im Boden. Für den Abbau der Baumwolle sorgten die Mikroben. Die Hosen sind also erst sexy mit möglichst vielen Löchern.
Frisch eingegraben, halb zersetzt ausgegraben
Im März 2023 griffen die Wasserschutzberaterinnen erneut zum Spaten und gruben die teilzersetzten Teebeutel und Unterhosen wieder aus. Es entstand ein gutes Bild von der Bodenaktivität der Versuchsfläche. Anhand des Gewichtsverlustes des Tees kann man die Boden-Aktivität messen. Doch was ist mit der Unterhose passiert? Einige Unterhosen kamen mit nur wenigen Löchern wieder zu Tage. Das war auch der starken Trockenheit in den Böden geschuldet. Aus einem nicht wassergefüllten Boden kann auch kein Nitrat tiefenverlagert werden, was ein gutes Ergebnis für den Grundwasserschutz ist. Über Winter bei geringen Temperaturen ist die Bodenaktivität verringert. Das Bild der zerfledderten Unterhose zeugt von guten Bodenaktivitätsbedingungen für ein Pflanzenwachstum über Winter. Und genau das ist wünschenswert. Die Baumwollhosen dienen als Marker für die Bewirtschafter, auch mal die nicht mit dem Auge sichtbaren Dinge ins Visier zu nehmen und den Boden in Bezug auf Humusgehalt, Mikroorganismenbesiedelung, Struktur und Säuregehalt zu verbessern.
Hier geht es zum Projekt Beweisstück Unterhose.
Kontakte
Alix Mensching-Buhr
Beraterin Wasserschutz, Betriebswirtschaft, Förderung, Cross Compliance
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