Methan-, Lachgas- und Kohlendioxidemissionen der Niedersächsischen Landwirtschaft von 1990 bis 2018
Wo entstehen Methan-, Lachgas- und Kohlendioxidemissionen in der Landwirtschaft, wie groß sind ihre Anteile und wie können sie verringert werden?
Methan- und Lachgasemissionen sind viel klimaschädlicher als Kohlendioxid. Sie fließen mit ihren Kohlendioxidäquivalenten (CO2e) in die Treibhausgasberichterstattung ein. Mit 51% bzw. 45 % der CO2e machen die Methan- und Lachgasemissionen den größten Anteil der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen aus. Kohlendioxidemissionen spielen mit einem Anteil von vier % nur eine untergeordnete Rolle. Sie stammen im Wesentlichen aus der Düngung mit Kalk und Harnstoff.
Treibhausgasbindungen im Pflanzenaufwuchs werden in der Treibhausgasberichterstattung nicht berücksichtigt, da man davon ausgeht, dass der gebundene Kohlenstoff innerhalb kurzer Zeit wieder als Kohlendioxid freigesetzt wird, zum Beispiel durch den Verzehr.
Die Methanemissionen stammen fast ausschließlich aus der Tierhaltung. Mehr als zwei Drittel der Methanemissionen entstehen bei der Verdauung, hauptsächlich von Wiederkäuern. Insbesondere die Verdauung strukturreicher Futtermittel, die für den menschlichen Verzehr ungeeignet sind, verursacht besonders hohe Methanemissionen. Möglichkeiten, die Methanemissionen aus der Verdauung über die Fütterung zu reduzieren werden seit vielen Jahren untersucht und ihre nachhaltige Wirksamkeit ist nach wie vor sehr umstritten. Mit Leistungssteigerungen lassen sich in der Regel die Methanemissionen je kg Milch reduzieren. Bei einem gleichbleibenden Tierbestand steigt durch Milchleistungssteigerungen allerdings die Summe der Treibhausgasemissionen. Um national die Summe der Methaneimissionen aus der Verdauung zu reduzieren, kommt praktisch nur die Abstockung der Rinderbestände in Frage. Bei unveränderter Nachfragemenge und Verlagerung der Produktion in andere Länder gehen die globalen Treibhausgasemissionen dadurch allerdings nicht zurück.
Knapp ein Drittel der Methanemissionen entweichen beim Wirtschaftsdüngermanagement und hier fast ausschließlich bei der Lagerung von Gülle, Mist und Gärresten. Bei Anwendung der gültigen Emissionsfaktoren könnten sie durch eine gasdichte Lagerung um bis zu 90 % reduziert werden. Bisher werden in Niedersachsen laut Emissionsinventar 11,2 % und laut Nährstoffbericht 17,7 % der anfallenden Wirtschaftsdünger in Biogasanlagen überführt. Egal welche Zahl zugrunde gelegt wird, hier gibt es noch Minderungspotential, dessen Nutzung allerdings mit hohen Kosten verbunden ist.
Im Gegensatz zu den Methanemissionen, die fast ausschließlich aus der Tierhaltung stammen, entstehen die Lachgasemissionen zu 85 - 90 % auf dem Feld. Sie stehen größtenteils in direkter Beziehung zur ausgebrachten Menge an organischen und mineralischen Stickstoffdüngern. Jedes Kilogramm ausgebrachter Stickstoff fließt mit knapp 6 kg CO2e aus direkten und indirekten Lachgasemissionen in die Treibhausgasberichterstattung ein. In Niedersachsen führt eine Verringerung der ausgebrachten Stickstoffmenge um zum Beispiel 10 kg je ha LF in der Quellgruppe Landwirtschaft zu einer Treibhausgasminderung von jährlich etwa 0,15 Mio. t CO2e. Die Verbesserung der Stickstoffeffizienz ist für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung. Es gilt die vorhandenen Möglichkeiten zur Hebung dieser Potenziale zu nutzen, von der bedarfsgerechten Ausbringungsmenge über die Ausbringungszeitpunkte bis zur Ausbringungstechnik.
Aus Sicht des Klimaschutzes geht es um die Stickstoffeffizienz. Falls der verringerte Stickstoffeinsatz zu einem Ertragsrückgang oder einer geringeren Kohlenstoffbindung im Boden führt, ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Weniger Ertrag bedeutet zwar weniger Lachgasemissionen aus dem Abbau der Wurzelrückstände und entlastet das deutsche Treibhausgaskonto zusätzlich. Allerdings kann das durch Produktionsverlagerungen in andere Länder unterm Strich zu höheren Treibhausgasemissionen führen.
Durch gesicherte Klimaschutzmaßnahmen können die niedersächsischen Treibhausgasemissionen in der Quellgruppe Landwirtschaft um maximal 15 % reduziert werden. Darüber hinaus gehende Minderungen wären nur durch Produktionsminderungen möglich, die bei einer Produktionsverlagerung ins Ausland dem Klimaschutz eher schaden als nützen würden. Noch nicht einmal bekannte, geschweige denn erprobte und zulässige Technologien zur Vermeidung dieser Treibhausgasemissionen einzupreisen, ist der Vertrauensbildung in einen seriösen Klimaschutz nicht zuträglich.
Fazit:
In der Quellgruppe Landwirtschaft werden mehr als 90 % der Treibhausgasemissionen durch Methanemissionen aus der Tierhaltung und Lachgasemissionen aus dem Boden verursacht.
Diese Treibhausgasemissionen beruhen größtenteils auf natürlichen Prozessen, die nur sehr begrenzt zu beeinflussen sind.
Minderungsmaßmöglichkeiten mit einer gesicherten Klimaschutzwirkung bestehen in einer effizienteren Stickstoffdüngung und einer gasdichten Wirtschaftsdüngerlagerung.
Treibhausgasminderungen, die mit einer Reduzierung der Produktionsmengen einhergehen, sind in der Regel keine gesicherten Klimaschutzmaßnahmen.
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