Der Gärtner des Waldes - der Eichelhäher
Der Eichelhäher ist ein gern gesehener Bewohner des Waldes. Er ist nicht nur eine Schönheit, sondern hilft auch aktiv mit bei der Baumvermehrung. Dabei ist er fleißiger beim Futterverstecken für den Winter als so manches Eichhörnchen. Bezirksförster Carl Hesebeck berichtet über diese tierische Unterstützung.
Er ist ein geselliger Typ, guter Stimmenimitator – und trägt auf seine ganz eigene Art und Weise zum Waldbau bei: die Rede ist vom Eichelhäher. Der Rabenvogel nennt vor allem lichte Wälder seine Heimat, hat in den vergangenen Jahrzehnten aber auch mehr und mehr Unterschlupf in Gärten und Parks gefunden. Mit seiner Vorliebe für Bucheckern und Eicheln trägt der rötlich-braune Vogel mit dem auffällig blau schillernden Flügelfeld in besonderem Maße dazu bei, die beiden Baumarten weiter zu verbreiten. Nicht umsonst wird die Art manchmal auch „Gärtner des Waldes“ genannt. Scheinbar ohne Nähe zum Mutterbaum finden sich manchmal zahlreiche junge Eichen oder Buchen, die ihren Standort diesem Vogel verdanken.
Eichelhäher sammeln und verstecken die Baumfrüchte als Wintervorrat – genau wie das Eichhörnchen vergisst der kecke Vogel aber so manches Versteck. Manche Eichel fällt dem Vogel auch im Flug wieder aus dem Schnabel, im Kropf ist Platz für bis zu 10 dieser Baumsamen. Im folgenden Frühjahr keimen dann junge Pflänzchen, die mit der im Wald üblichen Geduld zu stattlichen Bäumen heranwachsen und ganz nebenbei in kleinen Schritten zur Entwicklung von Mischwäldern beitragen. Im Gegensatz zu den Früchten von beispielsweise Ahorn oder Birken werden Bucheckern und Eicheln nicht über den Wind verbreitet, sie sind schlicht zu schwer und deshalb sehr in ihrem Verbreitungsgebiet begrenzt – gäbe es da nicht diverse tierische Unterstützer.
Diesen Umstand machen sich manchmal auch die Förster und Försterinnen sowie Waldbesitzende aktiv zu Nutze: Auf kleinen Hähertischen werden Eicheln ausgebracht, die mit etwas Glück von Eichelhähern aufgesucht und in der weiteren Umgebung versteckt werden. Für die in der Regel 40 mal 40 Zentimeter messenden Tische braucht es neben dem Boden nur eine Dachlatte für die Begrenzung an den Seiten. So können die Eicheln nicht einfach vom Hähertisch rollen und die „Sammelleidenschaft“ der Eichelhäher kann überprüft werden. Aufgesetzt wird der kleine Behälter auf einen etwa 1,5 Meter hohen Pfosten, damit die Eicheln nicht direkt von Mäusen gefressen werden. Wer die Vögel nun bei der Nahrungsaufnahme beobachtet, kann mitunter feststellen, das schlechte Eicheln oder auch Bucheckern aussortiert und nicht mitgenommen werden.
Wie sich die auflaufenden „Hähereichen“ in den folgenden Jahren hinsichtlich ihrer Qualität entwickeln, fällt ganz unterschiedlich aus. Häufig zeigen die Bäume eine urige Wuchsform, es finden sich aber durchaus auch für die Forstwirtschaft interessante Exemplare. Aus waldbaulicher oder gar wirtschaftlicher Sicht darf den Hähereichen auf den ersten Blick sicherlich nicht zu viel Bedeutung zugemessen werden. Wer aber Waldbau mit Weitblick betreibt, freut sich über die zusätzlichen Saatbäume in seinem Bestand. Gerade in Kiefernbeständen im Osten und Westen Niedersachsens kann die „Saat“ des Hähers ohne oder nur sehr geringe Zuarbeit des Menschen zur Etablierung eines vielfältigen und stabilen Mischbestandes beitragen. Es lohnt auf jeden Fall, solche Bäume bei späteren Kulturpflegemaßnahmen oder Durchforstungen als Minderheiten zu berücksichtigen und zu erhalten. Immerhin dienen Stiel- und Traubeneiche auch mehr als 1.000 Tierarten als Lebensraum.
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