Mulchsaat auch ohne Glyphosat?
Die Anwendung glyphosathaltiger Herbizide ist ein permanenter Diskussions- und Streitpunkt. Von vielen Umweltverbänden wird das Verbot des Wirkstoffes gefordert, in der landwirtschaftlichen Praxis ist der Wirkstoff hingegen ein wichtiger Baustein in verschiedenen Anbausystemen.
Durch die Änderung der Pflanzenschutz Anwendungsverodnung sind im vergangenen Jahr bereits weitgehende Anwendungseinschränkungen und gänzliche Verbote in verschiedenen Schutzgebieten erlassen worden. Ab 2024 soll der Einsatz in Deutschland gänzlich verboten werden.
Besonders im Frühjahr ermöglicht der Einsatz nicht selektiver Herbizide die Bekämpfung von Altverunkrautungen oder Zwischenfrüchten und somit die bodenschonende Aussaat von Zuckerrüben oder Mais in Mulch- und Direktsaatverfahren.
Um diese Verfahren auch beim Verlust von Glyphosat und den kommenden Vorgaben der GAP ab 2023 beizubehalten, sind daher Anpassungen hinsichtlich Anbau- und Bodenbearbeitungssystemen notwendig. Dies fängt bereits im Herbst mit der erfolgreichen Etablierung von Zwischenfrüchten für eine bestmögliche Unkrautunterdrückung an. Im Frühjahr ist es dann vor allem die Bodenbearbeitung, die auf dem Prüfstand steht.
Ziel sollte ein ganzflächiges, vorzugsweise flaches Abschneiden der Unkräuter sein. Werden die Unkräuter mit möglichst wenig Erde an den Wurzeln oberflächlich abgelegt, können sie je nach Witterung gut vertrocknen und nicht wieder anwachsen.
Die LWK Niedersachsen hat in diesem Jahr an verschiedenen Standorten Versuche und Demonstrationen zum Vergleich verschiedener Bearbeitungsformen angelegt. Über das Projekt FarmerSpace wurden hiebei auch digitale Auswertungen vorgenommen.
Auf einem Standort südlich von Hannover mit schluffigem Lehmboden war die Zwischenfruchtmischung aus Phacelia, Öllein, Ramtillkraut sowie Alexandrinerklee über Winter gut abgefroren. Ackerfuchsschwanz, Ausfallgerste sowie Vogelmiere hatten sich jedoch in der Zwischenfrucht ausgebreitet und waren nun im Frühjahr die größten Herausforderungen.
Neben einer Scheibenegge wurde ein Universalgrubber mit verschiedenen Scharformen sowie ein spezieller Grubber zur ultraflachen Bodenbearbeitung eingesetzt. Um einheitliche Bedingungen für alle Geräte zu ermöglichen. wurde quer zur eigentlichen Bearbeitungsrichtung gearbeitet, sodass die streifenweise Verunkrautung in allen Varianten ähnlich ausgeprägt war. Eindrücke zum Arbeitsbild der eingesetzten Geräte finden Sie unten im Video.
Die Scheibenegge musste mit rund 5-6 cm Arbeitstiefe intensiver als ursprünglich gedacht eingestellt werden, um einen ganzflächigen Schnitt zu erzielen. Durch den Striegel hinter der Nachlaufwalze wurden einige der abgetrennten Unkräuter an der Oberfläche abgelegt, es wurden aber auch Pflanzenreste eingearbeitet, die unter Umständen neu austreiben können. Da quer zur Hauptbearbeitungsrichtung gearbeitet wurde, kam es insbesondere im Bereich der Fahrgassen zu Problemen mit der Einhaltung der Arbeitstiefe.
Beim dreibalkigen Universalgrubber mit klassischem Flügelschar konnte ebenfalls eine ganzflächige Bearbeitung erzielt werden. Hierfür waren aber größere Arbeitstiefen von etwa 9-10 cm nötig und der hinterlassene Bearbeitungshorizont war durch die Scharform bedingt sehr uneben. Die Unkräuter wurden zum großen Teil verschüttet und nur teilweise an der Oberfläche abgelegt.
Der Grubber war mit einem Scharschnellwechselsystem ausgerüstet, wie es von vielen Herstellern am Markt verfügbar ist, sodass der Wechsel auf eine andere Scharform in kurzer Zeit realisierbar ist. Die zweite getestete Scharform wurde speziell für die flache aber ganzflächige Bearbeitung zur Unkrautbeseitigung entwickelt und wird aktuell ebenfalls von verschiedenen Herstellern angeboten. Hierdurch ließ sich ein flächiges Abschneiden bereits bei etwas geringeren Arbeitstiefen von 6-7cm erreichen. Dennoch war auch hier der Bearbeitungshorizont noch leicht uneben. Hinsichtlich der Durchmischung und Verschüttung der Unkräuter war das Arbeitsbild nicht grundsätzlich verschieden von der Standard-Scharform.
Als letztes wurde ein speziell für die flache Bearbeitung entwickelter Grubber getestet. Durch die Höhenführung über Tasträder und Walze konnte eine sehr geringe Tiefe von 3-4cm bei gleichzeitig ganzflächigem Schnitt erzielt werden. Der Bearbeitungshorizont war dabei sehr eben. Durch die nachlaufenden Striegeleinheiten konnte ein großer Teil des Bewuchses auf der Oberfläche abgelegt werden.
Der Bekämpfungserfolg der getesteten Maßnahmen wird im weiteren Verlauf sowohl über händische Bonituren als auch über Auswertung multispektraler Drohnenbildern vorgenommen. In diesem Jahr sollte die während und nach der Bearbeitung herrschende trockene Witterung mit intensiver Sonneneinstrahlung und starkem Wind zu guten Bekämpfungserfolgen aller Verfahren beitragen. Sobald die abschließenden Ergebnisse vorliegen werden diese ebenfalls an dieser Stelle veröffentlicht.
Nach ersten Eindrücken tragen neben der Tiefenführung und der Wahl der Arbeitswerkzeuge auch die Nachlaufgeräte entscheidend zum Bekämpfungserfolg bei. Hierbei sind grundsätzlich zwei Bauformen zu unterscheiden. Einerseits gibt es am Markt Geräte, die ausschließlich über Stützräder und Schlepperhydraulik in der Tiefe geführt werden und ohne Nachlaufwalze auskommen. Somit erfolgt kein Wiederandrücken der bekämpften Unkräuter, aber auch keine Rückverfestigung des Bodens zum Schutz vor Austrocknung. Die in diesem Versuch hingegen getesteten Techniken waren allesamt mit Nachlaufwalze zur Tiefenführung und Rückverfestigung des Bodens ausgestattet. Hier konnten die nach der Walze angeordneten Striegelzinken durch eine gute Ablage der Unkräuter an der Oberfläche überzeugen. Solche Striegeleinheiten sollten sich auch an vorhandenen Geräten mit überschaubarem Aufwand nachrüsten lassen.
Neben diesen passiven Bodenbearbeitungsverfahren gibt es auch aktiv angetriebene Verfahren wie Fräsen, Spatenmaschinen oder Kreiseleggen mit speziellen Zinken, die zur Bekämpfung der Altverunkrautung eingesetzt werden können. Diese müssen ebenso wie die hier nicht getesteten Geräte ohne Nachläufer in weiteren Versuchen erprobt werden. Dabei muss sich dann zudem zeigen, ob diese oder die hier gezeigten Verfahren auch unter ungünstigeren Bedingungen mit weniger Sonne oder anschließenden Niederschlägen ausreichende Bekämpfungserfolge erzielen können. Ebenso muss geprüft werden, in wie weit sich die Ergebnisse auf andere Standorte mit abweichenden Unkrautspektren und Bodenarten übertragen lassen.
Kontakte
Kai-Hendrik Howind
Leiter Sachgebiet Anbausysteme, Fruchtfolgen, Digitales
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