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Solidarische Landwirtschaft als ein Lösungsweg?

Webcode: 01042717
Stand: 06.02.2024

Forschungsprojekt mit Beteiligung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen untersucht, ob gemeinschaftsgetragenes Direktvermarktungsmodell Betrieben eine Zukunft bieten kann – Infoveranstaltung am 15. Februar in Nörten-Hardenberg

Oldenburg/Nörten-Hardenberg – Verbraucherinnen und Verbraucher tragen gemeinsam die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs – und erhalten im Gegenzug dessen Ernteerträge. Das ist das Modell der „Solidarischen Landwirtschaft“ (Solawi). In einem Forschungsprojekt begleitet ein transdisziplinäres Team des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Universität Siegen und des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft landwirtschaftliche Betriebe in vier Projektregionen, die auf Solawi umstellen wollen, und analysiert, welche Rolle das Modell in strukturschwachen Räumen spielen könnte. In jeder der vier Projektregionen ist zudem eine landwirtschaftliche Organisation oder Behörde beteiligt, in Südniedersachsen begleitet die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) das Projekt.

Kostenlose Informationsveranstaltung

Eine Veranstaltungsreihe, die am Donnerstag, 15. Februar 2024, mit einem Infoabend in Nörten-Hardenberg (Kreis Northeim) in der Projektregion Südniedersachsen startet, soll umstellungsinteressierte Betriebe unterstützen. Die Termine richten sich an Landwirtinnen und Landwirte, an Organisationen in der Landwirtschaft und im Ernährungsbereich sowie an Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Teilnahme ist kostenlos. Mit dabei sind Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte, Landvolk-Vizepräsident Frank Kohlenberg und Kammerpräsident Gerhard Schwetje.

Produkte einer Solidarischen Landwirtschaft
Verbraucher*innen tragen gemeinsam die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs – und erhalten im Gegenzug frische regionale Lebensmittel. Das ist das Modell der „Solidarischen Landwirtschaft“ (Solawi).Netzwerk Solidarische Landwirtschaft

In Deutschland hat sich die Zahl der Betriebe, die nach dem Solawi-Modell wirtschaften, in den vergangenen zehn Jahren verzehnfacht. Noch ist die Solidarische Landwirtschaft mit inzwischen über 500 Betrieben bundesweit ein Nischenphänomen. Allerdings geben jährlich Tausende Landwirtschaftsbetriebe auf, weil sie sich nicht mehr wirtschaftlich rentabel führen lassen oder keine*n Nachfolger*in finden.

Projekt SolaRegio lotet Chancen für Solawi aus

Könnte eine teilweise oder vollständige Umstellung auf Solidarische Landwirtschaft ein Weg sein, dies zu verhindern? Lassen sich bestehende Betriebe durch die Vorfinanzierung wirtschaftlich langfristig stabilisieren? Und ließen sich der soziale Zusammenhalt aufgrund der direkten Verbindung mit und zwischen Verbraucherinnen und Verbrauchern stärken und gleichzeitig Kapazitäten für einen ökologischeren Anbau schaffen? Diesen Fragen geht ein gemeinsam vom UFZ und der Universität Siegen geführtes Team im Projekt „SolaRegio“ nach, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 1,2 Millionen Euro fördert.

„Das Konzept Solawi wird bislang in der Landwirtschaft nicht ausreichend berücksichtigt. Es fehlen vielfach die entsprechenden Kompetenzen für eine fundierte Beratung“, sagt der UFZ-Agrarökologe Dr. Lukas Egli. In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Solidarische Landwirtschaft und weiteren Praxisakteuren wie den Landwirtschaftsbehörden und Landwirtschaftskammern sollen diese Kompetenzen deshalb gestärkt werden.

Bundesweit vier Projektregionen

In vier Regionen – in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen – bringen die Forscher*innen wichtige Akteure zusammen, um hemmende und begünstigende Faktoren bei der Umstellung auf Solidarische Landwirtschaft zu identifizieren. Zentrale Hürden sind unter anderem fehlendes Wissen und zu wenig Beratungskompetenzen zum Thema Solawi. Aus betrieblicher Perspektive erschweren darüber hinaus Spezialisierung und zu große Betriebsgrößen die Umstellung, da eine Direktvermarktung über das Solawi-Modell vielfältigeren Anbau und tendenziell kleinere Betriebsstrukturen voraussetzt.

Nichtsdestotrotz kooperieren in manchen Regionen bereits mehrere spezialisierte Betriebe, um die Solawi-Mitglieder ganzheitlich mit Obst und Gemüse sowie Milch-, Getreide- und Fleischprodukten zu versorgen, und es existieren Solawi-Betriebe, die bis zu 2.000 Haushalte versorgen.

Kleinbäuerliche Betriebe erhalten

In einem nächsten Schritt wird das Projektteam Maßnahmen entwickeln, um mögliche Umstellungshürden abzubauen. Zudem wird es analysieren, ob die Verbreitung von Solawi strukturschwache Regionen revitalisieren kann. „Solawi ist eine Möglichkeit, die für unsere Gesellschaft in so vielfältiger Weise wichtigen kleinbäuerlichen Betriebe zu erhalten. Dadurch werden Arbeitsplätze nicht nur gesichert, sondern auch durch die meist arbeitsintensivere Bewirtschaftung zusätzlich geschaffen“, sagt Marius Rommel, Nachhaltigkeitsökonom an der Universität Siegen. Gleichzeitig stärken Solawis das soziale und kulturelle Leben vor Ort.

„Wir hoffen, über die Veranstaltungen Landwirtinnen und Landwirte gewinnen zu können, sich intensiver mit der Solidarischen Landwirtschaft auseinanderzusetzen, auch als Perspektive für den eigenen Betrieb“, sagt UFZ-Forscher Lukas Egli. Diejenigen, die sich dafür entscheiden, werden dann vom Solawi-Netzwerk, den jeweiligen Landwirtschaftskammern und -behörden sowie den Forscher*innen beim Umstellungsprozess begleitet.

Veranstaltungen „Neue Wege in der Direktvermarktung – Das Modell der Solidarischen Landwirtschaft“

Am Donnerstag, 15. Februar 2024, von 18 bis 20.45 Uhr laden das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft (Solawi) und die LWK in das Hotel Restaurant „Sachsenross“ in Nörten-Hardenberg ein. Hier soll unter anderem gezeigt werden, wie Solawi auch im Ackerbau funktionieren kann. An der Veranstaltung nehmen Niedersachsens Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Miriam Staudte, der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Frank Kohlenberg, und der Kammerpräsident Gerhard Schwetje teil. Hier geht es zur Anmeldung.

Weitere Termine finden im März in Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen statt.


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