Effektive Vernetzung, Nähe zur Praxis, unabhängiges Versuchswesen, Mittlerin zwischen Betrieben, Politik und Gesellschaft: Festakt in Hannover würdigt Bedeutung der landesweit größten Beratungsorganisation für die Grüne Branche
Hannover – 125 Jahre Einsatz für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau und Fischerei in Niedersachsen: Zusammen mit rund 200 geladenen Gästen aus Politik, Grüner Branche, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Gesellschaft hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) am Dienstag (21.05.2024) in Hannover-Ahlem das historische Jubiläum gefeiert. Mit einer konstituierenden Kammerversammlung am 5. und 6. Juni 1899 hatte die damalige Landwirtschaftskammer Hannover vor 125 Jahren ihre Arbeit aufgenommen.
Mitbestimmung von Anfang an
„Von Anfang an konnten Vertreterinnen und Vertreter des Berufsstandes die Geschicke der Kammer mitbestimmen und dadurch den größtmöglichen Bezug zur Praxis gewährleisten“, hob Kammerpräsident Gerhard Schwetje hervor. „Dieser enge Praxisbezug, der so charakteristisch ist für unsere Arbeit in Forschungsprojekten, im unabhängigen Versuchswesen und in der betrieblichen Beratung, ist bis heute eine große Stärke unserer Organisation.“
„Die andere große Stärke der LWK ist die enge Vernetzung“, sagte Schwetje weiter. „Diese ist entscheidend für einen intensiven und produktiven Wissens- und Meinungsaustausch, für unsere Funktionen in der Aus- und Fortbildung sowie für unsere bedeutende Mittler-Funktion zwischen Praxisbetrieben, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft.“
Partnerin des Landes Niedersachsen
Nicht nur für die Betriebe, sondern auch für das Land Niedersachsen sei die LWK eine wichtige Partnerin – und wolle dies auch gerne bleiben, ergänzte Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen. „Mit der Agrarförderung, der Düngebehörde, dem Pflanzenschutzamt und den Prüfdiensten nehmen wir hoheitliche Aufgaben der Agrarverwaltung wahr – dadurch bündelt sich in der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein sehr hoher Sachverstand in allen für die Branche relevanten rechtlichen und praktischen Fragestellungen.“
Ministerpräsident lobt Kammer als Erfolgsmodell
„125 Jahre sind eine stolze Zeit – die Landwirtschaftskammer kann auf eine bewegte und beeindruckende Geschichte zurückblicken“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil in seiner Festansprache. „Vor allem aber ist die Landwirtschaftskammer ein Erfolgsmodell für eine effiziente und innovative Selbstverwaltung, die die Entwicklung unseres Landes entscheidend mitgeprägt hat. Herzlichen Glückwunsch!“
„Für die Landesregierung ist die Landwirtschaftskammer ein unverzichtbarer und verlässlicher Partner – mit Blick auf übertragene staatliche Aufgaben wie beispielsweise der Agrarförderung, aber insbesondere auch bei der Gestaltung der schwierigen Anpassungsprozesse in der Land- und Forstwirtschaft“, sagte Ministerpräsident Weil weiter. „Wir sind stolz darauf, dass Niedersachsen das Agrarland Nummer eins ist, und so soll das auch bleiben. Deshalb haben wir ein hohes Interesse daran, auch weiterhin die großen Herausforderungen in der Landwirtschaft gemeinsam zu bewältigen, damit die Betriebe auch in Zukunft auskömmlich wirtschaften können – das muss unser gemeinsames Ziel sein.“
Stets neutrale und lösungsorientierte Haltung
Zum Programm des Festakts gehörten neben der Festansprache des Ministerpräsidenten drei Gesprächsrunden: Ehemalige ehrenamtliche Repräsentantinnen und Repräsentanten der Kammer, amtierende Politikerinnen und Politiker sowie Vertreter aus Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau und Fischerei tauschten sich dabei über die gegenwärtige und die künftige Rolle der LWK aus. Große Einigkeit bestand darüber, dass das hoch entwickelte Versuchswesen in Pflanzenbau und Tierhaltung, das breit gefächerte wie passgenaue Beratungsangebot für die Betriebe, die enge Verbindung zwischen Forschung und Praxis sowie die stets neutrale und lösungsorientierte Haltung bei der Zusammenarbeit mit Kundinnen und Kunden, mit Kommunen, Kreisen und der Landesregierung ein Erfolg der Selbstverwaltungs-Struktur der LWK ist.
Deutlich wurde in den Gesprächen auch, dass angesichts großer politischer, klimatischer und wirtschaftlicher Veränderungen eine enge Begleitung durch Kammer-Fachleute notwendig ist, damit Unternehmerinnen, Unternehmer und Beschäftigte auch in Zukunft möglichst gut mit der vielfach hohen Arbeitsbelastung zurechtkommen.
Agrarministerin: LWK als verlässliche Dienstleisterin
„Die Landwirtschaftskammer ist eine verlässliche Dienstleisterin sowohl für die landwirtschaftlichen Betriebe – selbst in den entlegensten Winkeln des Flächenlandes Niedersachsen – als auch für die Landesregierung“, sagte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte. „Ich habe die Landwirtschaftskammer durchgehend als wichtige Partnerin erlebt, die insbesondere auch kurzfristige ,Feuerwehreinsätze‘ unbürokratisch und professionell bewältigt. Hier erinnere ich unter anderem an die Umsetzung der finanziellen Hilfsmaßnahmen in Folge der Dürren oder Überschwemmungen der vergangenen Jahre. Herzlichen Glückwunsch zum 125-jährigen Bestehen – auf die weitere Zusammenarbeit freue ich mich!“
Bereit zur Bewäligung von Zukunftsfragen
Technik, Wohlstand, Konsumverhalten, der Blick auf die Natur, auf die Ressourcen und auf die Aufgaben der Landwirtschaft hätten sich in den zurückliegenden 125 Jahren stark gewandelt, machte Kammerpräsident Schwetje deutlich. „Von der mühsamen Landgewinnung durch Entwässerung sind wir heute aus Gründen des Klimaschutzes bei konkreten Plänen zur Wiedervernässung von Moorflächen angelangt. In der Tierhaltung geht es nicht mehr um Quantität, sondern um Qualität, um Tierwohl.“
Für die Praxisbetriebe ergäben sich daraus eine Fülle von Zukunftsfragen. „Damals wie heute ist es auch Aufgabe der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Antworten zu finden und zu liefern und damit Verantwortung zu übernehmen“, betonte Schwetje. „Dazu werden wir unsere großen Stärken weiterentwickeln – damals wie heute zum Wohl der Grünen Branche.“
Zur Geschichte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen:
Als im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung die Produktion in der Landwirtschaft einen starken Aufschwung erfuhr, wurden zwischen Nordsee und Weserbergland zahlreiche Organisationen gegründet, die alle das Ziel hatten, mit größtmöglichem Praxisbezug die Arbeit der Mitgliedsbetriebe zu erleichtern und zu verbessern. Einen besonderen Schwerpunkt bildete die Professionalisierung der Aus- und Fortbildung.
Das Preußische Abgeordnetenhaus machte sich 1893 für eine Gesetzesvorlage zu den Aufgaben einer kooperativen Organisation des bäuerlichen Berufsstands stark – die Idee des Kammergesetzes war geboren. Die in Vereinen organisierte Bauernschaft reagierte zunächst ablehnend, wirtschaftliche Gründe führten jedoch zu einem Sinneswandel. Am 05. und 06.06.1899 fand in Hannover im heutigen Finanzministerium die Gründungsversammlung der Landwirtschaftskammer Hannover statt. 16 Ausschüsse zu land- und forstwirtschaftlichen Bildungs- und Fachthemen nahmen ihre Arbeit auf und legten damit den Grundstein für die heutige Wissens- und Beratungsvielfalt in der LWK.
Neben der Landwirtschaftskammer Hannover wurde Ende des Jahres 1900 die Landwirtschaftskammer Weser-Ems gegründet. Beide Organisationen fusionierten 2006 zur Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Die LWK wird durch gewählte Vertreterinnen und Vertreter des Berufsstandes selbst verwaltet. Ehrenamtliche Vertreterinnen und Vertreter der Branche fällen in der Kammerversammlung, im Vorstand und in Ausschüssen strategische Entscheidungen. 2.500 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten in zahlreichen regionalen Dienststellen in ganz Niedersachsen in der Beratung engen Kundenkontakt und erledigen die vom Land Niedersachsen übertragenen Auftragsangelegenheiten.
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