Neue Empfehlungen zur Versorgung der Milchkühe mit Mineralstoffen und Vitaminen
Die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) hat im Herbst 2023 neue Versorgungsempfehlungen veröffentlicht. Nachfolgend werden die Empfehlungen zur Versorgung der Milchkühe mit Mineralstoffen und Vitaminen dargestellt.
1. Mineralstoffe
- Mengenelemente
Auf die regelmäßige Zufuhr folgender Mengenelemente ist das Tier angewiesen:
Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium, Kalium, Chlor und Schwefel.
Die Versorgungsempfehlungen werden faktoriell abgeleitet. Aus dem Nettobedarf ergibt sich unter Berücksichtigung der Verwertung der Bruttobedarf.
Nettobedarf (g/Tag) = | unvermeidliche Verluste (Kot und Harn) (g/Tag) |
+ Menge im Produkt (Milch, Körperzuwachs) (g/Tag) | |
+ Ansatz in Fötus, Eihäuten und Plazenta (g/Tag) |
Bruttobedarf = Nettobedarf ÷ Verwertung
Ca | P | Mg | Na | K | Cl | |
Unvermeidliche Verluste (g/kg TM) | 1 | 1 | 0,2 | 1 | 10 | 2 |
Gehalte in der Milch (g/kg) | ||||||
Holstein | 1,2 | 0,92 | ||||
Jersey | 1,42 | 1,08 | 0,11 | 0,37 | 1,58 | 1,3 |
Andere Rassen | 1,25 | 0,99 | ||||
Ansatz im Wachstum (g/kg Zuwachs) | 12 | 6,2 | 0,3 | 1 | 1,7 | 1 |
Ansatz in Fötus etc. (g/Tag) | ||||||
3 Monate a.p. | 3 | 2,5 | ||||
2 Monate a.p. | 6 | 4 | 0,2 | 1,4 | 1 | 1 |
1 Monate a.p. | 9 | 5 | ||||
Verwertung | 50 | 80 | 20* | 95 | 95 | 95 |
*bei 30 g K/kg TM; + bzw. - 3 Prozentpunkte je Abfall bzw. Anstieg um 10 g K/kg TM
Neu sind rassenabhängige Ca- und P-Gehalte in der Milch. Die P-Verwertung wurde von 70 auf 80 % erhöht, wobei nicht mehr zwischen pflanzlichen und mineralischen Quellen unterschieden wird. Dadurch wurden die P-Empfehlungen deutlich reduziert. Im nachfolgenden Beispiel sinkt der notwendige Gehalt von 3,6 auf 3,0 g P je kg TM. Zukünftig ergeben sich etwas höhere Werte für Mg und Na.
Bedarf je kg TM-Aufnahme: 2 g Ca und 1,25 g P. Der bisherige P-Wert lag bei 1,43.
Bedarf je kg Milch (Holstein-Kühe): 2,4 g Ca und 1,15 g P (bisher: 2,5 bzw. 1,43)
Beispiel: Eine nicht tragende Holstein-Kuh mit einer Milchleistung von 35 kg/Tag und einer TM-Aufnahme von 23 kg hat einen Bedarf von 130 g Calcium, 69 g Phosphor, 42 g Mg und 38 g Na je Tag bzw. 5,7 g Ca, 3,0 g P, 1,8 g Mg und 1,7 g Na je kg TM.
Je kg mittlere TM-Aufnahme resultieren folgende Mineralstoffgehalte (Tabelle 2).
Milchleistung kg |
TM-Aufnahme kg |
Ca g |
P g |
Mg g |
Na g |
20 | 17,0 - 18,0 | 4,7 | 2,6 | 1,6 | 1,8 |
30 | 20,5 - 21,5 | 5,4 | 2,9 | 1,8 | 1,6 |
40 | 24,0 - 24,5 | 6 | 3,1 | 1,9 | 1,7 |
50 | 27,0 - 28,0 | 6,4 | 3,3 | 2 | 1,8 |
Für Schwefel werden keine Werte empfohlen, da unter hiesigen Bedingungen (hohe Gehalte in Grasprodukten und Extraktionsschroten) eine ausreichende Versorgung in den meisten Rationen gegeben ist. Es wird davon ausgegangen, dass der Schwefelbedarf der Pansenmikroben bei Gehalten von 1,6 bis 2,0 g/kg TM gedeckt ist.
- Spurenelemente
Für die Fütterung sind Eisen, Jod, Kobalt, Kupfer, Mangan, Selen und Zink von Bedeutung. Die Empfehlungen beruhen wie bisher auf Dosis-Wirkungsstudien und differenzieren nicht nach verschiedenen Bindungsformen der Spurenelemente.
Spurenelement | mg/kg Trockenmasse |
Eisen | 50 |
Jod | 0,5 |
Kobalt | 0,2 |
Kupfer | 10 |
Mangan | 50 |
Selen | 0,2 |
Zink | 50 |
Die Versorgungsempfehlungen haben sich gegenüber GfE 2001 nicht geändert.
2. Vitamine
Die nachfolgenden Vitamin-Empfehlungen sind vom Bedarf der Tiere abgeleitet, wobei Sicherheitszuschläge für mögliche Haltungs- und Fütterungseinflüsse u.a. enthalten sind.
Vitamin | Aufzuchtrinder | Trockenstehende Milchkühe | Laktierende Milchkühe |
A | 5.000 | 10.000 | 5.000 |
D | 1.250 | 3.000 | 1.250 |
E | 25 | 75 | 35 |
Es gibt keine Versorgungsempfehlung für ꞵ-Carotin mehr, da in neueren Untersuchungen Vitamin A-unabhängige Effekte von ꞵ-Carotin nicht bestätigt werden konnten. Um mögliche positive Wirkungen von ꞵ-Carotin zu erzielen, sollten nach GfE mindestens 15 mg ꞵ-Carotin je kg TM enthalten sein.
Während sich die Empfehlungen für Vitamin A im Vergleich zu denen aus dem Jahr 2001 nicht verändert haben, sind die Werte für Vitamin D deutlich erhöht (GfE 2001: Milchkühe und Aufzuchtrinder 500 IE/kg TM). Bei Außenhaltung von April bis Oktober ist eine Ergänzung aufgrund der Eigensynthese in der Haut durch UV-Strahlen nicht erforderlich. Auch die Empfehlungen für Vitamin E liegen höher als bisher (GfE 2001: Laktierende Milchkühe 25, Trockensteher 50 mg je kg TM).
Wiederkäuer mit funktionsfähigen Vormägen können den Bedarf an B-Vitaminen und Vitamin K bei bedarfsgerechter Fütterung über die Synthese der Pansenmikroben und die Zufuhr mit dem Futter decken. Deshalb gibt es für diese Vitamine keine Empfehlungen seitens der GfE.
Für einige Vitamine, z.B. Biotin, Niacin oder Vitamin E, wurden bei weit über den Bedarf hinausgehenden Dosierungen Effekte beobachtet, die über die eigentlichen physiologischen Wirkungen hinausgehen.
Kontakte
Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
Getreide untersuchen lassen
Die ersten Gerstenfelder sind bereits abgeerntet. Eigenmischer sollten nun wieder daran denken, ihre Getreideproben untersuchen zu lassen. Nicht nur wegen der hohen Futterkosten, sondern auch wegen der Stoffstrombilanz ist es wichtig, seine …
Mehr lesen...Getreidepreise Juli 2024
Als Richtwerte schlagen wir die vom Fachbereich 3.1 der Landwirtschaftskammer vorläufig geschätzten Getreidepreise (netto) in €/100 kg für die Futterkostenberechnung vor.
Mehr lesen...Aktualisierung der „Daten zur Rinderfütterung“
Die bekannte Datensammlung „Daten zur Rinderfütterung“ der LWK Niedersachsen und des Futterberatungsdienstes Niedersachsen e.V. aus dem Jahr 2021 wurde überarbeitet. Die achtseitige Version finden Sie im Anhang.
Mehr lesen...Bei Hitzestress die Fütterung der Kühe anpassen
Hohe Temperaturen insbesondere in Verbindung mit hoher Luftfeuchte verursachen Hitzestress bei Milchkühen. Durch die hohe Stoffwechselleistung produzieren die Tiere sehr viel Wärme und Wasser. Die überschüssige Stoffwechselwä…
Mehr lesen...Lupinen für Rinder und Schweine
Über Körnerleguminosen als heimische Eiweißfuttermittel wird viel diskutiert. Projekte wie das Legunet oder die Bundes-Eiweißpflanzenstrategie wollen ihren Einsatz fördern. Trotz der bekannten Vorteile wie die …
Mehr lesen...Getreide-GPS – ein strukturreiches Rinderfutter
Ob wie in der Vergangenheit die Dürre oder in diesem Jahr Überschwemmungen zu Problemen bei der Silageernte führen: Wer seine Grobfutterreserven auffüllen muss, sollte auch an die Silierung von Getreide-Ganzpflanzensilage (…
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Biotopverbund Grasland
Ausgangslage Hintergrund dieses Projektes ist der starke Rückgang artenreichen Grünlands und seine zunehmende Verinselung in landwirtschaftlich intensiv genutzten Räumen einerseits und der starke Flä…
Mehr lesen...