Tempo-Schweine im Versuch
Die Mast von Tempo-Endprodukten hat stark zugenommen. Der Topigs Norsvin Tempo-Eber der Rasse Large White ist auf Robustheit gezüchtet und äußerst wüchsig. Die Endprodukte erreichten in den letzten Versuchen der LWK Niedersachsen im Mittel 1150 g Tageszunahmen. Welche Leistungen sie bei einer sehr stark N-/P-reduzierten Fütterung nach DLG-Vorgaben im Vergleich zur Empfehlung von Topigs Norsvin erzielen, wurde in einem Mastversuch der LWK geprüft.
Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 112 Tempo-Kreuzungsferkel (TN Tempo x TN 70) nach Gewicht und Geschlecht (weibliche Tiere und Kastraten) auf zwei Futtergruppen verteilt und in Zweiergruppen gehalten. Die Kontrollgruppe wurde nach Empfehlung des Zuchtunternehmens dreiphasig und die Versuchsgruppe sehr stark N-/P-reduziert nach DLG-Vorgaben gefüttert. Das Anfangsmastfutter beider Gruppen war identisch. Die Topigs-Empfehlung aus dem Jahr 2023 gilt für ein Zunahmeniveau von mehr als 1000 g/Tag und weist Orientierungswerte für Lysin, Rohfaser und ME aus. Der Wert für den ME-Verbrauch ab 98 kg LM wird mit 41 MJ/Tag angegeben. Die Phosphorgehalte der Kontrollgruppe orientierten sich an denen der Versuchsgruppe. Es war ein Gewichtsbereich von 28 bis 123 kg geplant. Die Trockenfütterung mit pelletiertem Fertigfutter erfolgte ad libitum. Zusätzlich wurde gehäckseltes Stroh angeboten. Die Schweine wurden bei jedem Futterwechsel gewogen. Der Versuch lief von Mai bis August 2024.
|
|
Kontrollgruppe Topigs-Empfehlung |
Versuchsgruppe sehr stark N-/P-reduziert (DLG) |
|||||
|
|
DLG 1 |
MM |
EM |
DLG 1 |
DLG 2 |
DLG 3 |
DLG 4 |
Mastabschnitt |
kg |
28-65 |
65-90 |
90-123 |
28-40 |
40-65 |
65-90 |
90-123 |
Rohprotein Lysin Rohfaser ME Phosphor |
% % % MJ/kg % |
16,5 1,10 ≥4,0 13,2 0,44 |
14,0 1,00 ≥4,3 13,0 0,42 |
13,5 0,91 ≥4,5 12,8 0,40 |
16,5 1,10 ≥4,0 13,2 0,44 |
15,5 1,00 ≥4,0 13,2 0,42 |
14,0 0,95 ≥4,3 13,0 0,40 |
13,5 0,90 ≥4,5 13,0 0,40 |
Die Futteranalysen bestätigten mit einer Ausnahme (Phosphorgehalt des EM-Kontrollfutters) die Planungswerte.
|
|
Kontrollgruppe Topigs-Empfehlung |
Versuchsgruppe sehr stark N-/P-reduziert (DLG) |
|||||
|
|
DLG 1 |
MM |
EM |
DLG 1 |
DLG 2 |
DLG 3 |
DLG 4 |
Rohprotein Lysin Met+Cystin Threonin Valin Rohfaser Phosphor ME |
% % % % % % % MJ/kg |
16,3 1,08 0,58 0,69 0,74 3,7 0,43 13,4 |
14,1 1,02 0,51 0,61 0,70 3,8 0,43 13,2 |
13,7 0,93 0,50 0,59 0,64 4,1 0,45 13,2 |
16,3 1,08 0,58 0,69 0,74 3,7 0,43 13,4 |
15,8 0,92 0,56 0,65 0,72 4,1 0,44 13,2 |
14,8 0,90 0,51 0,59 0,70 3,8 0,44 13,2 |
13,8 0,81 0,52 0,54 0,66 4,1 0,42 13,3 |
Gleiche Indexpunkte
Die Tempo-Endprodukte erreichten im Mittel 1160 g Tageszunahmen bei einem Futteraufwand von 2,28 kg je kg Zuwachs. Die nach Firmenempfehlung gefütterten Tiere der Kontrollgruppe erzielten 1174 g und die Versuchsgruppe (sehr stark N-/P-reduziert) 1152 g Tageszunahmen, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,28 bzw. 2,29 kg. Die Tiere in den Zweiergruppen nahmen täglich 2,67 kg (Kontrollgruppe) bzw. 2,63 kg Futter (Versuchsgruppe) auf. Die Unterschiede waren nicht signifikant. In der Mittelmast erzielte die Versuchsgruppe zwar höhere Tageszunahmen (1274 g vs.1233 g), aber die Unterschiede in den Mastleistungen in dieser Phase waren nicht abzusichern. In der Endmast ab 90 kg lag die Kontrollgruppe mit 1303 g Tageszunahmen vorne. Die Differenz von 49 g zur Versuchsgruppe war mit einem p-Wert von 0,054 fast signifikant
Die Schweine wurden nach AutoFOM klassifiziert. Die Kontrollgruppe erzielte 0,998 und die Versuchsgruppe 1,004 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht. Es traten keine gesicherten Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung auf.
|
|
Kontrollgruppe Topigs-Empfehlung |
Versuchsgruppe sehr stark N-/P-reduziert (DLG) |
Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht
|
kg kg |
56 28,6 124,6
|
55 28,7 125,4 |
Mastleistung 28 bis 40 kg |
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs
|
g kg kg |
|
947 1,49 1,59 |
Mastleistung 40 bis 65 kg |
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs
|
g kg kg |
|
1057 2,14 2,04 |
Mastleistung 28 bis 65 kg |
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs
|
g kg kg |
1052 1,95 1,86 |
|
Mastleistung 65 bis 90 kg |
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs
|
g kg kg |
1233 2,76 2,24 |
1274 2,80 2,20 |
Mastleistung 90 bis 123 kg |
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs
|
g kg kg |
1303 3,56 2,75 |
1254 3,47 2,79 |
Mastleistung gesamt |
|
|
|
Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs
|
g kg kg |
1174 2,67 2,28 |
1152 2,63 2,29 |
Schlachtkörpergewicht Schlachtausbeute Schinken Lachs Schulter Bauch MFA Bauch Speckmass Fleischmass Indexpunkte/kg SG MFA (AutoFOM) |
kg % kg kg kg kg % mm mm
% |
97,1 77,8 19,0 7,5 9,4 13,9 59,3 13,0 65,4 0,998 61,0 |
97,0 77,4 19,1 7,5 9,3 13,9 59,7 12,8 65,5 1,004 61,2 |
Futterkosten
Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 74,97 € und in der Versuchsgruppe (sehr stark N-/P-reduziert) bei 74,89 €.
Fazit
In einem Mastversuch mit Tempo-Kreuzungstieren wurde die Fütterung nach Firmenempfehlung mit der sehr stark N-/P-reduzierten Fütterung nach DLG-Vorgaben verglichen. Die mittleren Leistungen lagen bei 1160 g Tageszunahmen und einem Futteraufwand von 2,28 kg je kg Zuwachs. Die Tempo-Schweine nahmen täglich 2,66 kg auf. Es gab keine gesicherten Unterschiede in der Mastleistung. Im Mittel wurden 1,001 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht und 61,1 % MFA erreicht. Auch in der Schlachtkörperbewertung traten keine signifikanten Unterschiede auf.
Die sehr stark N-/P-reduzierte Fütterung verursachte leicht niedrigere Futterkosten je 100 kg Zuwachs von 8 Cent. Diese Ergebnisse zeigen, dass Tempo-Endprodukte auch auf höchstem Leistungsniveau sehr stark nährstoffreduziert gefüttert werden können.
Kontakte
Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
Getreidequalität 2024 - weitere Ergebnisse
Die LUFA Nord-West hat bisher 667 Getreideproben ausgewertet. Der Trend zu niedrigen Rohproteingehalten hat sich auch in dieser Ernte bestätigt.
Mehr lesen...Wasser für Schweine
Wasser ist das wichtigste und kostengünstigste Futtermittel. Aber nicht nur die Menge ist entscheidend, sondern auch die Tränkwasserqualität. Hierüber informieren Andrea Meyer, Hanke Bokelmann und Gerd Hermeling.
Mehr lesen...Sauen- und Ferkelfutter von Mai bis Juli 2024 überprüft
Die LWK Niedersachsen teilt mit, dass der Verein Futtermitteltest sieben Sauenalleinfutter, und zwar sechs Futter für säugende und eines für tragende Sauen, sowie vier Ferkelaufzuchtfutter I und ein Ferkelaufzuchtfutter II von Mai bis …
Mehr lesen...Mutterkorn-Höchstgehalte
Mutterkorn ist die Überdauerungsform des Pilzes „Claviceps purpurea“ und wird anstelle der Körner in den Ährenanlagen des Getreides gebildet. Mutterkorn-Sklerotien können auf allen Getreidearten und Gräsern …
Mehr lesen...Leistungen von Duroc-Endprodukten
Die LWK Niedersachsen prüft seit dem Jahr 2022 die Leistung von Duroc-Endprodukten in der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück. Bisher wurden fünf Versuche mit gleicher Genetik (Top Duroc x Danbred Hybridsau), aber …
Mehr lesen...Getreidepreise November 2024
Als Richtwerte schlagen wir die vom Fachbereich 3.1 der Landwirtschaftskammer vorläufig geschätzten Getreidepreise (netto) in €/100 kg für die Futterkostenberechnung vor.
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
Auftaktveranstaltung zur Seminarreihe nachhaltige Wirtschaftsweisen und Ökolandbau
06.12.2024
Mit einer Web-Seminarreihe nachhaltige Wirtschaftsweisen und Ökolandbau für: landwirtschaftlicher Ausbilderinnen und Ausbilder Lehrer und Lehrerinnen Meisterinnen und Meister Teilnehmende an Meisterkursen Fachschüler und …
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...Beratungsgrundlagen Umsetzung Düngeverordnung
Ausgangslage Neue bundeseinheitliche rechtliche Anforderungen sowie zusätzlich landesweit geltende neue Regelungen ab 2021 fordern seitens der Landwirtschaft intensive Anpassungsmaßnahmen mit dem Ziel eines verstärkten Umwelt- und …
Mehr lesen...