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Das Grünland auf den Winter vorbereiten

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Die diesjährige Grünlandsaison ist so gut wie beendet und nun wird bereits der Grundstein für den ersten Schnitt im kommenden Jahr gelegt. Rückblickend waren die Erträge und Qualitäten im Grünland in diesem Jahr zufriedenstellend. 
Wettereignisse treten regional sehr unterschiedlich auf. Neben sehr nassen Bedingungen, die eine Ernte zum optimalen Schnitt mancherorts nicht zuließen, fehlte in anderen Regionen der notwendige Niederschlag. Ebenso gab es in diesem Jahr große Unterschiede hinsichtlich Mäuse- und Tipulabefall. Pflegemaßnahmen zu planen und durchzuführen wird zunehmend schwieriger und muss oftmals spontan erfolgen. Hier erfahren Sie, wie Sie ihr Grünland gut durch den Winter bringen. 
 

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Grünlandneuansaat im Herbst
Grünlandneuansaat im HerbstFelicitas Kaemena
Für den Aufgangserfolg von Nachsaaten sind nachfolgende Niederschläge von Vorteil um eine ausreichende Bodenfeuchte für die Saat zu gewährleisten. Für die Nachsaat im Spätsommer bzw. im Frühherbst spricht die nachlassende Konkurrenzkraft der Altnarbe, sinkende Temperaturen und meist ausreichende Herbstniederschläge. Ab einem Lückenanteil von 10 – 15 % empfiehlt es sich, diese gezielt durch das Deutsche Weidelgras zu schließen, das dank seines hohen Futterwertes, seiner zügigen Jugendentwicklung, einer dichten Narbenbildung und einer insgesamt hohen Ertragsfähigkeit als das Hauptbestandsbildner für das intensiv genutzte Dauergrünland im ertragsreichen nord-westdeutschen Tiefland gilt. Die Arten-, Sorten- und Mischungsnachsaat, und schließlich auch der Anteil des hochproduktiven Deutschen Weidelgrases, sollte immer in Abhängigkeit des Nutzungsziels und des Standorts entschieden werden. 
In diesem Jahr ist mancherorts verstärkter Rostbefall zu beobachten. Setzen Sie hier künftig auf rostresistente Gräserarten und -Sorten. Informationen zur standortspezifischen Gräserartenwahl sowie zu aktuellen Sortenempfehlungen finden Sie im Grünen Faltblatt Qualitätsstandard-Mischungen für Grünland der Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Landwirtschaftskammern. Ausschlaggebend für einen erfolgreichen Saataufgang sind neben einer ausreichenden Bodenfeuchte, ein guter Bodenkontakt und eine kurze Altnarbe. Nachsaaten sind bis Mitte Oktober abzuschließen. 

Beweidung im Herbst
Eine empfohlene Herbstnutzung muss in Abhängigkeit vom Niederschlag flexibel erfolgen. Milde Witterungsbedingungen verleiten immer dazu, die Nutzungsdauer im Herbst nach hinten zu verschieben. Eine nach mehrfacher Schnittnutzung an den Aufwuchs angepasste Nachweide im Herbst ist für die Grünlandnarbe grundsätzlich vorteilhaft zu bewerten. Sollte eine Beweidung mit Rindern möglich sein, hätte diese neben dem Kurzhalten der Narbe zusätzlich den Vorteil, dass sich durch den Verbiss und Tritt der Weidetiere die Narbendichte verbessert und dadurch die Narbe winterhärter wird. Die Beweidung ist dann aber rechtzeitig vor zu nassen Bodenbedingungen und zur Einleitung der Regenerationsphase des Grünlandes abzuschließen.

Letzte Nutzung nicht hinauszögern
Milde Temperaturen im Herbst können nach Neuansaaten, die im Spätsommer vorgenommen wurden, noch zu üppigen Aufwüchsen vor Winter führen. Hohe Grasbestände (über ca. 10 cm) sind besonders empfindlich und auswinterungsgefährdet. Planen Sie einen letzten Reinigungsschnitt oder das Mulchen in der letzten Oktoberdekade ein, um den Bestand kurz zu halten, jedoch den Gräsern vor Winter noch ausreichend Zeit zum Regenerieren zu geben. Aufgrund der variablen Herbstwitterung der letzten Jahre dient dies als grober Zeitrahmen. Erfolgte der letzte Schnitt relativ früh und wächst vor allem das Deutsche Weidelgras bei milden Herbsttemperaturen weiter, sollte im Nachgang noch ein Mulchgang erfolgen. Nicht genutzte Futterreste beweideter Flächen sollten ebenfalls rechtzeitig ausgemäht oder gemulcht und bei starker Mulchschicht abgefahren werden. Beim Mulchen mit geringem Aufwuchs ist darauf zu achten, dass die Futterreste breitflächig und dünn auf der Fläche verteilt liegen. Überständiges Futter und hohe Restaufwüchse verschlechtern nicht nur während der Weideperiode die Weidefutter- und Narbenqualität, sondern sind auch besonders anfällig gegenüber Frost. Ausgewinterte Pflanzenbestandteile ersticken so die noch vitale Narbe nach und nach unter sich. Gleichzeitig bildet das abgestorbene Pflanzenmaterial ein optimales Nährmedium für Pilzkrankheiten wie Fusarium und Schneeschimmelerreger. Für eine optimale Überwinterung des Grünlandbestandes sollte die Aufwuchshöhe nicht über 10 cm liegen. 
Die aktuellen Ergebnisse der Schaderregerüberwachung der Bezirksstellen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen werden Sie zeitnah in den Grünlandhinweisen der regionalen Dienststellen informieren. 


Kalken zur Förderung der Bodenstruktur 
Eine ausreichende Kalkversorgung des Bodens ist wichtig für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und sollte standortabhängig und vorausschauend eingeplant werden, um nicht in eine pH-Wert Mangelsituation zu geraten. Die positive Wirkung der Kalkung im Dauergrünland kann erst mit der Einwaschung in den Oberboden beginnen zu wirken und ist daher verzögert.  Es werden drei Wirkungsweisen des Kalkes unterschieden: Die chemische Wirkung des Kalkes beruht auf dem Zusammenhang zwischen dem pH-Wert als Maß für den Kalkversorgungszustand und der Verfügbarkeit der Nährstoffe. Während Phosphat und Bor im schwach sauren bis neutralen Bereich (pH 6 bis 7) am besten verfügbar sind, nimmt die Löslichkeit der Spurenelemente (außer Molybdän) mit steigendem pH-Wert ab. Die physikalische Wirkung beruht darauf, dass der Kalk Brücken zwischen den Tonteilchen bildet, sodass stabile Bodenkrümel entstehen können. Mineralisch geprägte Grünlandböden sind dadurch tragfähiger und weniger anfällig gegenüber Verdichtungen, wodurch gleichzeitig das Wurzelwachstum der Pflanzen und der Luft-, Wasser- und Wärmehaushalt des Bodens begünstigt werden, was gerade vor dem Hintergrund zunehmender Wetterextreme entscheidend ist. 
Neben dieser indirekten Wirkung durch die Bodengare werden Bodenlebewesen auch direkt durch einen optimalen pH-Wert begünstigt. Damit hat der pH-Wert einen Einfluss auf wichtige Abbau- und Umbauprozesse im Boden. Je nach Bodenart und Humusgehalt sollte der pH-Wert unter Dauergrünland mineralischer Böden zwischen 5,5 bis 6,5 liegen. In Tabelle 1 (siehe angefügte Datei) finden Sie den Ziel-pH-Wert und die Erhaltungskalkung in Abhängigkeit vom Humusgehalt für das Grünland. Die pH-Klasse C – Erhaltungskalkung ist immer anzustreben und muss flächenscharf auf Basis von aktuellen Bodenproben geplant werden. 
Auf Moorstandorten ist aufgrund ihrer nicht mineralischen Bodenstruktur ein sehr niedriger pH-Wertebereich ab > 4,0 tolerierbar, ohne Nachteile für die Nährstoffverfügbarkeit oder Bodenstruktur befürchten zu müssen. Mit zunehmendem pH-Wert wird auf diesen organischen Böden der Abbau der organischen Masse gefördert, wodurch mittelfristig Strukturschäden und Höhenverluste (Substanzabbau) dieser Standorte beschleunigt werden. Eine Erhaltungskalkung dieser Standorte wird daher nicht empfohlen.
 

Entwässerungssysteme kontrollieren
Grünlandnarben, die unter Staunässe leiden, verändern ihre Bestandeszusammensetzung zu Gunsten unerwünschter Gräser und feuchteliebender Unkräuter. Insbesondere Binsengewächse profitieren dann von einem Konkurrenzvorteil. Staunässe wird durch stauende Bodenschichten und mangelnden Oberflächenabfluss (z.B. Grüppen) begünstigt. Drainagestränge leiten freies Bodenwasser nur dann in Gräben und Vorfluter ab, wenn sie regelmäßig frei gespült werden. Kontrollieren Sie die verschiedenen Entwässerungssysteme und stellen Sie sicher, dass die Entwässerungssysteme funktionstüchtig bleiben.
Auch ein geplanter Wasserrückhalt zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit in Trockenphasen sollte immer eine zügigen Wasserabfluss ermöglichen, um auch in niederschlagsreichen Zeiten die Bewirtschaftung der Flächen zu ermöglichen. 

Fazit

  • Eine optimale Überwinterung des Grünlandes ist eine notwendige Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Futterproduktion im nächsten Frühjahr. 
  • Die genannten Pflegemaßnahmen, die am Ende der Vegetationsperiode beachtet werden sollten, sorgen für den Erhalt einer guten Narbenqualität und schützen ihren Grasbestand vor Auswinterungsschäden. 
  • Milde Temperaturen im Spätherbst können noch zu massereichen Beständen führen, die vor Winter geschröpft oder gemulcht werden sollten und gegebenenfalls abgefahren werden. 
  • Beachten Sie hierbei die optimale Wuchshöhe vor Winter von 5 – 7 cm. 
  • Kalken ist eine wichtige Maßnahme zur Förderung einer guten Bodenstruktur und des Bodenlebens mineralischer Böden. 

Projektvorstellung: 
In Bremen werden seit dem Sommer zwei neue Projekte zur Digitalisierung durch den Fachbereich Grünland und Futterbau der LWK Niedersachsen durchgeführt: "HarvestPro" wird sich mit der Weiterentwicklung der digitalen Erfassung von Ertragsdaten befassen, "GrazePro" mit den Möglichkeiten des digitalen Weidemanagements. 
Die Projekte sind von Mitte 2024 bis Ende 2026 bewilligt und werden von der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft der Freie Hansestadt Bremen gefördert.