Landessortenversuche 2016: Hafer
Aktuelle Ergebnisse
Der Haferanbau in Niedersachsen stagniert laut dem Landesamt für Statistik Niedersachsen in den letzten drei Jahren unter 10.000 ha, auch wenn ein leichter Trend nach oben feststellbar ist. Damit werden ca. 0,5 % der Ackerfläche mit dieser Kultur bestellt. Mit 50 dt/ha bewegen sich die Erträge 2016 auf dem Niveau der Vorjahre.
Erträge der Sorten
Im Landessortenversuch wurden 2016 in der Anbauregion Sandstandorte Nordwest 10 Sorten und in der Anbauregion Marsch, lehmige Standorte Nordwest sieben Sorten geprüft. Darunter befanden sich mit Harmony und Troll zwei neu zugelassene Sorten.
Auf den Sandstandorten Nordwest lag das Ertragsniveau der Versuche mit 76 dt/ha leicht über dem Durchschnitt der Vorjahre. Von den mehrjährig geprüften Sorten erzielten Symphonie und Poseidon die besten Ergebnisse und konnten damit die Vorjahresergebnisse deutlich verbessern. Die Qualitätssorte Max lieferte hingegen ein sehr schwaches Ergebnis ab. Auch die Sorte Tim konnte nicht überzeugen. Apollon erzielte einen mittleren Ertrag.
Von den nur in dieser Anbauregion geprüften Sorten konnte Simon ein durchschnittliches Ergebnis einfahren, während Ozon im zweiten Jahr nacheinander nicht an das gute Ergebnis aus 2014 heranreichen konnte. Yukon hingegen konnte das gute Ergebnis des Vorjahres nochmals verbessern. Die neue Sorte Harmony konnte mit einem sehr guten Ertrag überzeugen, während Troll mit sehr schwachen Erträgen enttäuschte.
Die schwachen Ergebnisse von Troll und Max führen dazu, dass die Relativergebnisse der übrigen Sorten im Vergleich zum Vorjahr etwas besser ausfallen.
Mehrjährig betrachtet erreichten Poseidon, Symphonie und Simon gute Erträge. Zweijährig konnten Apollon und Yukon überzeugen. Für den Probeanbau käme Harmony in Frage.
In der Anbauregion Marsch, lehmige Standorte Nordwest lag das Ertragsniveau mit knapp 84 dt/ha wieder höher als im Vorjahr, erreichte das sehr gute Ergebnis aus dem Jahr 2014 jedoch nicht.
Poseidon erzielte von den mehrjährig geprüften Sorten den höchsten Ertrag und lieferte damit auch im Mittel der Jahre ein überdurchschnittliches Ergebnis. Max erreichte durchschnittliche Leistungen und bestätigt damit die langjährigen Ergebnisse. Symphonie und Tim konnten den sehr guten bzw. durchschnittlichen Ertrag aus dem Vorjahr nicht bestätigen. Apollon wiederholte als einzige zweijährig geprüfte Sorte das gute Vorjahresergebnis. Von den beiden erstmalig geprüften Sorten erzielte Harmony auch in dieser Anbauregion ein gutes Ertragsniveau, während Troll noch nicht überzeugen konnte.
Für diese Anbauregion konnte aus ertraglicher Sicht Poseidon und Apollon überzeugen. Harmony wäre auch hier für den Probeanbau in Erwägung zu ziehen. Als Qualitätssorte mit Schwerpunkt hohes hl-Gewicht ist generell Max eine wichtige Sorte.
Ergebnisse der Qualitätsuntersuchungen
Ein wirtschaftlich interessanter Haferanbau lässt sich in erster Linie realisieren, wenn sich die Möglichkeit der Vermarktung als Industriehafer für die Nährmittelherstellung anbietet oder wenn das Erntegut direkt an Pferdehalter verkauft werden kann.
Um Preisaufschläge für Industriehafer zu bekommen, müssen jedoch Mindestanforderungen seitens des Handels erfüllt werden. Dieses gelingt oftmals nicht. Nach wie vor ist das Hektolitergewicht eines der wichtigsten Kriterien. Gefordert werden Gewichte von 54 kg/hl, für die Einstufung als Qualitätshafer sind es sogar 55 kg/hl.
Seit nunmehr 12 Jahren erreichen in den Landessortenversuchen die hier geprüften Kandidaten die eben genannten Werte nicht mehr.
Um einen erfolgreichen Haferanbau zu fördern, sollte die Aussaat erfolgen, sobald es die Witterungs- und Bodenverhältnisse im Frühjahr zulassen. Die Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit unterstützt den recht hohen Wasserbedarf. Insbesondere die Wasserversorgung ist einer der wichtigsten Faktoren, um entsprechende Qualitäten zu erreichen. Die deutschen Hafermühlen sind häufig darauf angewiesen, Hafer aus Skandinavien und England zu importieren, um ihren Bedarf an erforderlichen Qualitäten zu decken.
Bei der Sortenwahl gilt es, die genetisch bedingten Sortenunterschiede zu berücksichtigen. Als Qualitätssorte ist nach wie vor die die Sorte Max zu nennen, da sie hinsichtlich hl-Gewicht über die Jahre die besten Ergebnisse liefert.
Im Hinblick auf die Tausendkornmasse erreichen alle Sorten den für Industriehafer geforderten Mindestwert von 27 g/i. Trs.. Die besten Werte erzielen die Sorten Harmony, Symphonie und Apollon, während die neue Sorte Troll hier Schwächen zeigt.
Bei der Produktion von Haferflocken wird Wert auf einen möglichst geringen Anteil an Spelzen gelegt. Der Spelzenanteil der Sorten von den drei untersuchten Standorten liegt 2016 mit durchschnittlich 21,5 % auf einem erfreulich niedrigen Niveau; gefordert werden max. 26 %. Die Werte aus den Vorjahren werden damit deutlich unterboten. Max, Tim, Apollon und auch Harmony erreichen erfreulich niedrige Werte.
In Abhängigkeit von den Vermarktungsmöglichkeiten sollten bei der Anbauplanung die unterschiedlichen Sortenmerkmale berücksichtigt werden. Da der überwiegende Teil der Haferernte jedoch in die Fütterung geht, ist der Kornertrag in der Regel die entscheidende Größe.
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