Fachberatung Melktechnik der Landwirtschaftskammer Niedersachsen auch im europäischen Ausland gefragt
Jürgen Oelgeschläger, Fachberater Melktechnik der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, reiste nach Lettland, um einen stark wachsenden Milchviehbetrieb in der Nähe von Ogre an der Düna zu besuchen. Oelschlägers Auftrag: die Reduzierung der Melkzeit.
Die Reise startete am 28.11.2016 von Berlin nach Riga mit dem nötigen Prüf- und Messequipment im Gepäck.
Der Milchviehbetrieb SIA Ogre Piens, der ca. 50 km südlich der Hauptstadt Riga liegt, bewirtschaftet 800 ha, davon entfallen 300 ha auf Mais, 200 ha auf Gras und 300 ha auf Getreide. Der Betrieb wurde 2013, mit einem Boxenlaufstall mit 320 Liegeboxen und einem separaten Melkhaus, neu aufgebaut. Bereits 2016 ging ein zweiter Boxenlaufstall mit 420 Liegeboxen in Betrieb, da die Milchviehherde von derzeit 350 melkenden Kühen – der Färsenanteil liegt bei 60% - auf 700 Kühe aufgestockt werden soll. Die Milchinhaltsstoffe Fett und Eiweiß liegen derzeit bei 3,96% Fett und 3,47% Eiweiß bei einer Tagesleistung von 30,4kg. Die anfallenden Arbeiten werden zurzeit mit insgesamt 22 AK erledigt, wobei 16 AK für die Milchviehherde zuständig und 6 AK für die Ackerbewirtschaftung verantwortlich sind.
Im separaten Melkhaus sind der Side-by-Side-Melkstand mit 2 x 11 Melkplätzen und vorgelagerten Vorwartehof, der Milchlagerraum sowie Büro- bzw. Sozialräume untergebracht. Das zweimalige Melken pro Tag wird jeweils von zwei Melkerinnen/Melkern erledigt.
Um den aktuellen Eutergesundheitsstatus der Milchviehherde zu erfassen und zu verbessern, war es nun meine Aufgabe, neben der technischen Überprüfung der Anlage, die Melkarbeit zu beurteilen und weitergehende Überprüfungen unter Melkbedingungen durch zu führen.
Alle Daten und Ergebnisse wurden erfasst, ausgewertet und tags darauf dem Melkpersonal und den Betriebsverantwortlichen innerhalb einer Schulung präsentiert. In einer offenen Diskussion wurden dann alle eutergesundheitsrelevanten Einflussfaktoren angesprochen, wobei der Bereich Fütterung und Haltung von Herrn Langelage dargestellt wurde.
Fazit
Durch die Neueinstellung der melktechnischen Parameter Pulsation und Vakuumregelung, die in Abstimmung und gleichzeitiger Umsetzung durch den Servicetechniker vor Ort durchgeführt wurde, sowie der Optimierung der Melkroutine konnte die reine Melkzeit um eine Stunde (!) reduziert werden, unter Berücksichtigung, dass nur noch eine Person pro Melkzeit melkt (!). Ein weiterer positiver Effekt ist, dass die Kühe während des Melkens deutlich ruhiger stehen und ein Anstieg der Milchleistung zu verzeichnen ist.
Im Zusammenspiel mit den konkreten Verbesserungsvorschlägen im Bereich Fütterung und Haltung, die auch zeitnah umgesetzt wurden, konnte die Eutergesundheit auch in diesem Betrieb deutlich und hoffentlich auch nachhaltig verbessert werden.
Für mich war diese Reise eine neue Erfahrung. Zeigte mir aber auch wieder, dass die Verbesserung der Eutergesundheit von mehreren Faktoren abhängig ist, wobei eine gut eingestellte Melkanlage einen guten Ausmelkgrad und eine gute Zitzenkondition gewährleistet. Ursache für hohe Zellgehalte in der Anlieferungsmilch sind und bleiben Mastitiserreger, die durch ein schlechtes Hygienemanagement sowie Fütterungs- und Haltungsfehler das Infektionsgeschehen negativ beeinflussen.
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