Flüssigfütterung - Kritische Kontrollpunkte im Blick
Flüssigfütterungen für Schweine sind weit verbreitet. Dafür sprechen der problemlose Einsatz von CCM und Nebenprodukten sowie ernährungsphysiologische Vorteile. Aber die Managementanforderungen sind höher.
Viele Untersuchungen zeigen, dass bei Schweinen die Futteraufnahme und die täglichen Zunahmen bei flüssiger Futtervorlage tendenziell höher sind. Auf der anderen Seite sind die Managementanforderungen höher als bei den meisten Trockenfütterungen. Das betrifft gerade die Gewährleistung einer einwandfreien Futterhygiene, für die als Faustregel gilt: Je größer die umgesetzten Futtermengen, desto problemloser laufen die Anlagen. Aus diesem Grund haben sich Flüssigfütterungen trotz der genannten Vorteile erst in den vergangenen Jahren auch in der Sauenhaltung und Ferkelaufzucht durchgesetzt. Mit zunehmenden Betriebsgrößen in Verbindung mit technischen Fortschritten seitens der Anlagenbauer sind heute praxistaugliche Anlagen am Markt verfügbar. Sie sind häufig auch als Kombianlagen ausgelegt, mit denen Sauen, Ferkel und Mastschweine gefüttert werden.
Grundsätzlich besteht eine Flüssigfütterungsanlage aus Futterlager, Anmischbehälter mit Rührwerk und Waage, der Futterpumpe und dem Leitungssystem mit den Futterventilen und Trogabläufen. Hinzu kommen evtl. Frisch- und Brauchwasserbehälter. Hierbei lassen sich verschiedene „kritische Kontrollpunkte“ benennen, die die Anlagenbetreiber im Auge behalten und laufend kontrollieren sollten.
Futterlagerung
Zuerst ist hier die Futterlagerung zu nennen. Durch Kondenswasserbildung haften bei Außensilos im Laufe der Zeit Futterreste gerade unter dem Silodach an. Diese können verschimmeln und sich im Laufe der Zeit lösen und ins Futter geraten. Deshalb sollten die Silos in regelmäßigen Abständen vollständig entleert, gereinigt und desinfiziert werden, etwa mittels eines Reinigungsroboters. Diesen Service bieten mehrere Firmen am Markt an. In der Regel kann der Silo schon am selben Tag wieder befüllt werden. Die Silos sollten deshalb grundsätzlich mit Reinigungsöffnungen versehen sein. Auch die CCM–Annahme und Tanks für Nebenprodukte sollten regelmäßig gereinigt werden, um den Eintrag verdorbener Futterreste in die Anlage zu vermeiden.
Anmischbehälter
Der nächste Kontrollpunkt ist der Anmischbehälter. Mangelnde Behälterhygiene ist häufig die Ursache für schlechte Futterhygiene, da unerwünschte Keime sich hier vermehren und in die Leitungen „hineinwachsen“ können. Gerade im Bereich des Komponenteneinlaufs und der Behälterentlüftung kommt es durch Anhaftungen häufig zu Problemen. Der Landwirt sollte sich nicht allein auf automatische Reinigungs- und Desinfektionsprogramme verlassen. Besser ist es, den Behälter möglichst täglich auf Sauberkeit zu überprüfen und regelmäßig auszuwaschen. Deshalb sollte ein Hochdruckreiniger in keiner Futterküche fehlen. Es hat sich gezeigt, dass die alleinige Vernebelung von Säuren nach der Reinigung nicht ausreicht. Säuretolerante Bakterienstämme werden so selektiert und können sich vermehren. Besser ist die Installation eines zweitens Neblers, mit dem im Wechsel Alkalien vernebelt werden können. Geeignet sind etwa Chlorbleichlauge oder Produkte auf Wasserstoffperoxid-Basis.
Wassertanks
Die für den Anmischbehälter genannten Ansatzpunkte gelten analog für vorhandene Frisch- und Brauchwassertanks, bei denen die Behälterhygiene häufig völlig unterschätzt wird. Brauchwassertanks sollten genauso wie Anmischbehälter über automatische Reinigungsprogramme und Säurenebler verfügen. Für den Frischwassertank ist im Bedarfsfall die automatische Zudosierung von Chlordioxid und/oder Säuren angeraten. Wichtig ist für die regelmäßige Kontrolle und Reinigung in jedem Falle die gute Zugänglichkeit der Behälter.
Waagen
Waagen sollten regelmäßig auf die korrekte Funktion überprüft werden. Dies ist mithilfe eines Wasserschlauches und einer Wasseruhr einfach möglich, wenn definierte Wassermengen in den Behälter gegeben und das vom Prozessrechner angezeigte Gewicht mit der Wasseruhr abgeglichen wird.
Fremdkörperabscheider
Hygienisch bedenklich ist häufig der zwischen Pumpe und Behälter verbaute Fremdkörperabscheider. Er muss regelmäßig geöffnet und gereinigt werden. Als Futterpumpen kommen Kreisel-, Verdränger- oder Kolbenpumpen zum Einsatz. Kreiselpumpen sind günstig in Anschaffung und Unterhalt, jedoch nur bis zu Trockensubstanz-Gehalten bis ca. 27 % geeignet. Zudem ist die Länge der Förderwege stärker begrenzt als bei den anderen Pumpenbauarten. Verdrängerpumpen sind druckstabil und für hohe TS-Gehalte geeignet, aber sehr empfindlich gegenüber Fremdkörpern im Futter und gegen Trockenlaufen. Kolbenpumpen sind druckstabil, unempfindlich gegenüber Fremdkörpern und Trockenlaufen, dafür aber teuer in der Anschaffung. Technisch bedingt ist der der Futterstrom bei Kolbenpumpen ungleichmäßiger, der Förderstrom „pulsiert“ in der Leitung. In jedem Falle sollten Futterpumpen regelmäßig gewartet werden, um gleichbleibende Förderleistungen und Dosiergenauigkeiten zu gewährleisten. Sonst kann es zur Entmischung des Futters und in der Folge zum „Dichtfahren“ der Anlage kommen. Beim Neubau einer Anlage und/oder weiten Pumpwegen ist im Sinne eines störungsfreien Betriebs ein vorheriger hydraulischer Abgleich angeraten. Um Entmischungen entgegenzuwirken, können außerdem sogenannte „statische Mischer“ in die Futterleitung eingebaut werden, die das Futter verwirbeln und dadurch wieder vermischen. Beim Neu- oder Umbau können außerdem Leitungen mit umlaufender innenliegender Lippe verbaut werden, die für eine ständige Durchmischung sorgen. Diese Rohre sind etwas teuer als herkömmliche Futterrohre.
Futterventile
Futterventile werden in der Regel elektrisch angesteuert und pneumatisch geschaltet. Ist der Luftdruck zu niedrig eingestellt, kann das Futter durch geschlossene Ventile an die falschen Tiere dosiert werden. Generell sollte der Luftdruck für die Ventile höher eingestellt sein als der Pumpendruck. Ist der Luftdruck zu hoch eingestellt, „zischen“ die Futterventile. Auch defekte oder verschlissene Ventilmembranen können Ursache sein für ungenaue Futterdosierung oder ständiges Laufen des Druckluftkompressors. Derartige „Druckluftleckagen“ können schnell Jahreskosten bis in den vierstelligen Bereich verursachen, wenn sie nicht zeitnah beseitigt werden.
Trogabläufe
Trogabläufe und Fallrohre müssen ebenfalls in das Hygienekonzept einbezogen werden. Eine Grundreinigung mittels Hochdruckreiniger und Spülmaus sollte nach jedem Durchgang erfolgen. Die Ablaufrohre sollten möglichst kurzgehalten werden und zudem mit einem ausreichenden Gefälle versehen sein. Außerdem sollten sie nach Möglichkeit keinen größeren Durchmesser haben als die Futterleitung. Praxisuntersuchungen haben gezeigt, dass die Abreißkräfte des vorbeiströmenden Futters dann dafür sorgen, dass sich kaum Futterreste an der Rohrinnenseite ablagern können.
Futtertröge
Auch die Futtertröge sollten in diese Betrachtungen eingezogen werden, gerade was die Ausgestaltung, Platzierung und das Tier-Freßplatz-Verhältnis betrifft. So sollten zwischen Trogende und Trennwand mindestens 30-50 cm Platz gelassen werden, um ein Verkoten durch die Tiere zu vermeiden. Die Futterzuteilung sollte so gestaltet werden, dass die Tröge zwischen den Mahlzeiten leer gefressen sind. Dann kann kein Restfutter im Trog verderben.
Neben den technischen Gesichtspunkten ist selbstverständlich auch die Datenpflege und die regelmäßige Untersuchung der eingesetzten Ausgangskomponenten wichtig. So zeigen wiederholte Untersuchungen, dass die tatsächlich festgestellten Trockensubstanz(TS)-Gehalte zum Teil drastisch von den hinterlegten Zielwerten abweichen. Ein Beispiel: liegt der tatsächliche TS-Gehalt beim CCM statt hinterlegter 66 % bei 60 %, so ergibt sich bei einer typischen Endmastmischung mit 40 % CCM- Einsatz (auf TS gerechnet) ein Trockensubstanzgehalt von 22,6 % anstatt der angestrebten 25 %. Übertragen auf die anderen Ausgangskomponenten, ergeben sich Differenzen von 5 % und mehr zwischen Soll- und Istwerten im Flüssigfutter. Deshalb sollte die regelmäßige Untersuchung von CCM, Nebenprodukten und hofeigenem Getreide zum Standard gehören, etwa bei der LUFA Nord-West.
Regelmäßige Grundreinigungen abhängig vom Hygienezustand der Anlage sind anzuraten. Dazu eignet sich eine 3%ige Natronlauge-Lösung, die nach umpumpen und Einwirkzeit in die Gülle abgelassen wird. Dabei ist sehr darauf zu achten, dass die Tiere nicht mit dieser stark ätzenden Lösung in Berührung kommen. Anschließend muss mit ausreichend frischem Wasser nachgespült werden. Beim erneuten Anfahren der Anlage kann ein Animpfen der Futtermischungen mit Milchsäurebakterien hilfreich sein. So kann das schnelle Wachstum einer erwünschten Keimflora befördert und gleichzeitig können unerwünschte Mikroorganismen wie Hefen oder Enterobakterien unterdrückt werden. Das macht aber nur Sinn, wenn Futterlager und Ausgangskomponenten hygienisch einwandfrei sind.
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