Willkommenslotsinnen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen initiieren Sprachlern-Projekt
55 Auszubildende der Grünen Berufe nehmen bundesweit an Oldenburger Online-Deutschkurs teil
Oldenburg – Deutsche Sprache, schwere Sprache: Das empfinden zumindest oft diejenigen so, die aus ihrem Heimatland geflüchtet sind und sich nun im Rahmen einer Ausbildung in den Grünen Berufen im Berufsschulunterricht mit der neuen Fremdsprache konfrontiert sehen. „Nicht selten scheitern sie an dieser Herausforderung“, berichtet Lydia Vaske, Willkommenslotsin der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen.
Hier setzt ein neues Pilotprojekt an: Die Euro-Schulen am Standort Oldenburg vermitteln Auszubildenden, die einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben, in Online-Kursen spezifische Sprachkenntnisse der Grünen Branche. Zustande kam dieses Projekt dank des gemeinsamen Engagements der Willkommenslotsinnen der LWK Niedersachsen, der LWK Nordrhein-Westfalen und des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler stammen aus Ausbildungsbetrieben aus ganz Deutschland. Je nach Ausbildungsjahr stehen differenzierte Angebote für die Auszubildenden im Gartenbau, in der Landwirtschaft, der Hauswirtschaft und der Tier- und Pferdewirtschaft zur Verfügung. Insgesamt konnten im Januar 2023 fünf bis zu den Sommerferien laufende Kurse mit insgesamt 55 Teilnehmenden starten. Nach den Sommerferien sollen nach Auskunft des BAMF Anschlusskurse folgen.
Der Terminologie des jeweiligen Berufsbildes wird in den Sprachkursen viel Zeit gewidmet. „Beispielsweise ist es für die Deutschlernenden schwierig, einfache Begriffe wie ,heimische‘ Bäume oder ,gewöhnliche‘ Rosskastanie zu verstehen, da diese im Kontext des Berufsfeldes eine ganz spezielle Bedeutung haben und auch genauso verwendet werden müssen“, erklärt Susanne Clausen von den Euro-Schulen Oldenburg.
In enger Abstimmung mit verschiedenen Berufsschulen, den LWK Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie dem BGL sind die Kurse individuell nach Bedarf gestaltet, um die Schülerinnen und Schüler adäquat auf die Teilnahme am Berufsschulunterricht und an der Abschlussprüfung vorzubereiten. Die Kurse werden vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom BAMF gefördert und sind für die Azubis kostenlos.
Die Kurse finden einmal wöchentlich online statt, Lehrende und Lernende treffen sich also in einem virtuellen Klassenzimmer. Da insbesondere Auszubildende der Grünen Berufe überwiegend im ländlichen Raum leben und arbeiten, ermöglicht ihnen das Online-Format eine einfachere Teilnahme. Der Sprachkurs im geschützten Rahmen möchte den Auszubildenden außerdem die Scheu nehmen, Fragen zu stellen, für deren ausführliche Beantwortung es in den regulären Berufsschulklassen nicht ausreichend Raum gibt.
Die Begeisterung und Motivation der Teilnehmenden sind groß. Die 24-jährige Valentina Kniazeva aus Russland, die die Ausbildung zur Pferdewirtin auf einem Betrieb im Landkreis Nienburg absolviert, sagt: „Ich bin sehr dankbar für diesen Deutschkurs, er ist eine gute Gelegenheit, die Sprache zu lernen. Ich schätze es sehr, dass wir gemeinsam über schwierige Themen diskutieren können.“ Außerdem sei sie froh, „dass wir einen Lehrer haben, der so geduldig ist und die Dinge so lange erklären kann, bis wir verstehen, worum es geht.‘‘
Auch Salia Dao (28) von der Elfenbeinküste, der im zweiten Ausbildungsjahr zum Landwirt im Raum Osnabrück ist, freut sich sehr, dass es diesen Kurs gibt: „Ich darf über meine Arbeit im Ausbildungsbetrieb erzählen und lerne landtechnische Fachbegriffe.“ Bakhtyar M Saeed (37), der irakische zukünftige Hauswirtschafts-Azubi der Jugendherberge Jever, ist sehr angetan: „Ich lerne Fachbegriffe und Grammatik, es macht echt Spaß.“ Nach der Einstiegsqualifizierung geht es für ihn Anfang August weiter mit der Ausbildung.
Johanna Krebs, Lydia Vaske und Henrike Weddelmann, die drei Willkommenslotsinnen der LWK Niedersachsen, freuen sich über den erfolgreichen Start der Sprachkurse. „Unsere Initiierung und unsere permanente Unterstützung bei der Akquise haben dieses tolle Projekt bundesweit möglich gemacht. So etwas funktioniert nur im Netzwerk, wenn alle an einem Strang ziehen – das haben alle Beteiligten gemacht.“ Eingebunden in die bundesweite Akquise wurde auch der Verband der Landwirtschaftskammern.
Das Projekt Willkommenslotsen wird gefördert im Programm Passgenaue Besetzung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
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