Kronenpflanzen vs. Erdpresstöpfe – Vergleich verschiedener Pflanzmethoden im Spargelanbau
Die Qualität der Neupflanzung einer Spargelanlage bildet die Grundlage für die Ernte der folgenden acht bis zehn Jahre. Daher ist die Wahl der richtigen Pflanzmethode ein entscheidender Faktor für Ertrag und Qualität der Anlage. In einem mehrjährigen Feldversuch der LWK Niedersachsen und der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e.V. wurden die beiden Pflanzsysteme „Kronenpflanzung“ und „Erdpresstopfverfahren“ miteinander verglichen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf das physiologische Alter der Pflanzen gelegt.
Hintergrund
Der Spargelanbau ist bekannt für seine anspruchsvolle Kultivierung. Über die Jahre hinweg hat sich die Pflanzung von Spargel stark weiterentwickelt. Im Standardverfahren wird Spargel durch die Pflanzung einjähriger Kronen angebaut, bei der Spargelsamen in Vermehrungsbetrieben gesät und über die Dauer eines Jahres kultiviert werden, bevor sie im darauffolgenden Jahr auf dem Spargelbetrieb aufgepflanzt werden. Es gibt jedoch auch alternative Methoden, darunter die Verwendung von in Erdpresstöpfen vorkultivierten Spargelsämlingen.
Die zentrale Frage ist, ob eine Umstellung der Pflanzmethode für jeden Betrieb machbar und sinnvoll ist und ob sich ein Unterschied hinsichtlich der zu erzielenden Erträge feststellen lässt.
Die verschiedenen Pflanzmethoden
Für einen Vergleich der beiden im Versuch angewandten Pflanzmethoden werden die Verfahren zunächst näher beschrieben:
Verfahren Kronenpflanzen (K):
Bei dieser klassischen Methode werden Spargelsamen in Vermehrungsbetrieben ausgesät und über die Dauer eines Jahres kultiviert. Im darauffolgenden Jahr können dann die einjährigen Rhizome der Pflanzen gerodet und im Spargelbetrieb aufgepflanzt werden. Die Qualität des Pflanzguts ist dabei entscheidend und wird in drei Kategorien unterteilt, abhängig von Gewicht und Gesundheit. So sind homogene Sortierungen der unterschiedlichen Kategorien zu gewährleisten. Die Vermehrungsbetriebe sind auf die Produktion der empfindlichen Spargeljungpflanzen spezialisiert.
Verfahren Erdpresstöpfe (EPT):
Standortbeschreibung und Versuchsdetails
Der Versuch wurde von 2016 -2022 auf einem Praxisbetrieb in der Lüneburger Heide durchgeführt. Die Besonderheit bestand im physiologisch gleichen Pflanzenalter der beiden Methoden, die Pflanzen aller Varianten wurden also im selben Jahr ausgesät.
Während die EPT-Varianten noch im Ansaatjahr in die Versuchsfläche gepflanzt wurden, wurden die Kronenpflanzen zwar zeitgleich im Vermehrungsbetrieb ausgesät aber erst im folgenden Jahr auf die Versuchsfläche gepflanzt. Als Versuchssorte diente die Sorte „Backlim“, die mit sechs Pflanzen pro Meter und einem Reihenabstand von zwei Metern gepflanzt wurde.
Die Versuchsvarianten bestanden aus vier unterschiedlichen Erdpresstopftypen und den Kronenpflanzen:
1. 5x5er-Erdpresstopf
2. Kronenpflanzung (Pflanzung erfolgte 2017 als A-Ware)
3. 4x4er-Erdpresstopf
4. 150 ml konischer Erdpresstopf (Firma A)
5. 150 ml konischer Erdpresstopf (Firma B)
Die Ergebnisse des Versuchs sind umfangreich und bieten auch Einblicke in die Entwicklungsphysiologie des Spargels. Folgende Kernaussagen können anhand der Versuche getroffen werden:
- Im Pflanzjahr bewiesen die EPT-Pflanzen im Vergleich zu den Kronenpflanzen eine deutlich bessere Rhizomentwicklung und Austriebsleistung. Dies ist wahrscheinlich auf den fehlenden Verpflanzschock zurückzuführen.
- Bis zum 2. Vollertragsjahr zeigten die EPT-Varianten zudem eine signifikant höhere Ertragsleistung ggü. den Kronenpflanzen. Ab dem 3. Vollertragsjahr konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede mehr festgestellt werden. Der Wachstumsvorteil der EPT-Varianten gleicht sich also scheinbar über die Jahre an. Dies stimmt auch mit der Tatsache überein, dass das Kronenwachstum einer Spargelpflanze mit dem 4. Standjahr abgeschlossen ist.
- Die getesteten EPT-Varianten unterschieden sich im Versuch nicht voneinander, ein großes Topfvolumen scheint jedoch vorteilhaft zu sein.
- Hinsichtlich der Stangenstärke wurde zwar deutlich, dass die Stangenstärke in den Jahren der jugendlichen Phase des Spargels signifikant dünner ist als in den Vollertragsjahren, die beiden Pflanzmethoden unterschieden sich jedoch nicht voneinander. Eine aus der Praxis stammende Meinung, dass Erdpresstopfpflanzen im Vergleich zur konventionellen Pflanzung geringere Stangenstärken produzieren, konnte somit nicht bestätigt werden.
Fazit und Einordung in die betriebliche Praxis
Die Ergebnisse dieses Versuchs zeigen, dass Erdpresstopfpflanzen in den ersten Ertragsjahren Vorteile bieten können, die sich jedoch im Laufe der Zeit anzugleichen scheinen. Es zeigte sich, dass die Jugendentwicklung von Spargelanlagen einen wesentlichen Einfluss auf die Ertragsbildung über die gesamte Kulturdauer hat. In der Praxis muss bedacht werden, dass der Aufwand der Kulturarbeiten und das Monitoring (Beikrautregulierung/ Schädlingsmonitoring) im Pflanzjahr bei den EPT-Varianten deutlich größer ist als bei den Rhizompflanzen. Die Vorarbeit, die bei den Rhizompflanzen vom Vermehrungsbetrieb übernommen wird, muss bei der Wahl einer Pflanzung mit EPTs komplett vom Spargelbetrieb übernommen werden. Zudem muss im ersten Jahr nach der Pflanzung auf ein Anstechen des Spargels verzichtet werden.
Diese Faktoren müssen bei der Wahl des Pflanzsystems genauso bedacht werden, wie die Möglichkeit einer Optimierung der Pflanzung von Rhizompflanzen, welche unter optimalen Bedingungen ebenfalls hohe Leistungen erzielen können. Denn eine optimale Vorbereitung zur Pflanzung, ein schnelles Pflanzen der Rhizome nach der Rodung und die Qualität des Pflanzgutes sind entscheidend für die Performance einer Rhizompflanzung.
Den vollständigen Artikel inkl. statistischer Auswertungen finden Sie im Anhang.
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