Hitzestress bei Schweinen
Schweine bevorzugen Temperaturen unter 20°C, weshalb ihre Haltung in den Sommermonaten oftmals mit Herausforderungen verbunden ist. Sobald die Tiere ihre Körperwärme nicht mehr in einem adäquaten Maß an die Umgebung abgeben können, stehen die Tiere unter Hitzestress. Erkennbar wird dies u.a. durch hechelnde Tiere. Zudem können die Tiere mit reduzierter Futteraufnahme, Schwäche, Leistungsrückgang, aber auch Aggressivität und Kannibalismus reagieren.
Insbesondere wenn hohe Leistungen (Zuwachs, Milchleistung) erbracht werden, entsteht viel Wärme im Tier. Die Thermoregulationsfähigkeit von Schweinen ist jedoch, bedingt durch ihren Körperbau und nur an der Rüsselscheibe vorkommende Schweißdrüsen, grundsätzlich eher begrenzt.
In der Natur reagieren die Tiere mit Verhaltensanpassungen, indem sie kühlere und schattige Orte oder Wasserstellen aufsuchen. In der Tierhaltung ist an dieser Stelle der Mensch in der Verantwortung, den Tieren entsprechende Möglichkeiten zur Unterstützung der Thermoregulation zur Verfügung zu stellen bzw. die Temperaturen im Stall möglichst lange im thermoneutralen Bereich zu halten, sodass die Tiere nicht in Hitzestress geraten. Dies ist auch in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (siehe § 22 Abs. 2 Nr. 4) verankert.
Maßnahmen zur Minimierung von Hitzestress
Priorität sollte im Sommer stets sein, die Temperaturen im Stall möglichst lange niedrig zu halten. Hierbei nimmt neben der Isolierung der Stallhülle auch das Thema Beschattung eine große Bedeutung ein. Während der Dachüberstand nach dem Stallbau nur aufwändig nachträglich verlängert werden kann, bieten Jalousien, Sonnenschutzfolien, Segel oder die Anpflanzung von Hecken auch bei Bestandsgebäuden noch Möglichkeiten, die direkte Sonneneinstrahlung zu reduzieren. Somit kann ein Aufheizen im Stallinneren verlangsamt werden. Bei Offenfrontställen, Auslauf- oder Weidehaltung wird hierbei auch der zwingend notwendige UV-Schutz realisiert, denn die unpigmentierte Haut der Schweine ist sehr anfällig für Sonnenbrand.
Nicht minder wichtig ist ein gut funktionierendes Lüftungssystem. Die Lüftungsleistung muss für die Tierzahl und das Luftvolumen passend sein. Zudem sollte die Zuluft möglichst aus kühlen Bereichen (beschattet oder aus nördlicher bis östlicher Himmelsrichtung) angesaugt und anschließend für die Tiere nutzbringend im Stall verteilt werden. Hierzu wird empfohlen, regelmäßig die Luftführung z.B. durch Ausnebeln des Stalles zu kontrollieren, um Fehler schnell aufzudecken und zu beheben. Auch staubige oder dreckige Lüftungsanlagen und Ventilatoren beeinträchtigen das Lüftungssystem, weshalb hier auf Sauberkeit geachtet werden muss, um ein optimales Ergebnis im Tierbereich zu erzielen.
Eine weitere Maßnahme stellt das Kühlen der Tiere selbst dar. Entweder kann mithilfe von Wasser eine Microsuhle den Tieren Abhilfe verschaffen oder eine Sprühkühlung eingesetzt werden. Zum Eigenbau eignen sich hier Berieselungsschläuche oder bei Großgruppen Rasensprenger. Üblicherweise werden diese im Intervallbetrieb genutzt. Bei der Sprühkühlung wird durch Nebeldüsen das Wasser fein versprüht und der Wassernebel verdunstet und entzieht dabei der Luft die dafür benötigte Wärmenergie. So wird die Stallluft abgekühlt. Aber Vorsicht, bei allen Lösungen, die Kühleffekte durch Verdunstung erzielen, ist immer die Luftfeuchtigkeit zu berücksichtigen. Insbesondere bei bereits schwül warmen Wetterlagen sind diese Systeme begrenzt und können ggfs. sogar die Belastung für die Tiere noch erhöhen.
Auch Kühlelemente in der Bucht, wie bspw. eine Bodenkühlung wären eine Lösung. Mit Wasser betriebene Bodenheizungen können so im Sommer mit kaltem Wasser gekühlt werden. Da Schweine kühle Liegeplätze bei Hitze bevorzugen, wie Gussroste oder Beton, stellen die Kühlelemente im Liegebereich eine sinnvolle Maßnahme dar.
Die effektivste Möglichkeit der Kühlung ist eine Schlammsuhle. Diese ist allerdings nur in der ökologischen Schweinehaltung realisierbar. Sie stellt jedoch eine optimale Möglichkeit dar, da der Schlamm langsam abtrocknet und so der Kühlungseffekt länger anhält. Zudem kommt es dem natürlichen Verhalten der Tiere sehr nahe und stellt somit auch in der weniger heißen Jahreszeit eine geeignete Maßnahme zur Förderung des Tierwohls dar. Allerdings stellen bei Suhlen die Aspekte Hygiene und Tiergesundheit Herausforderungen dar.
Auch die Futter- und Wasserversorgung sollte bei steigenden Außentemperaturen besonders betrachtet und ggf. angepasst werden. Weitere Informationen dazu finden sie in einem separaten Artikel (Webcode: 01043207).
Rechtzeitig vorbeugen
Aufgrund des Klimawandels wird das Thema der Hitzestressvermeidung im Hochsommer in Zukunft eine größer werdende Rolle spielen. Länger werdende Hitzeperioden im Sommer verlangen hier ein adäquates Vorsorgen.
Nicht nur für die Tiergesundheit und das Tierwohl sollten Maßnahmen gegen Hitzestress ergriffen werden, sondern auch zum Leistungserhalt ist es ökonomisch wichtig und sinnvoll. Hierbei stehen eine Reihe von Maßnahmen zur Verfügung, die sich größtenteils auch zum Nachrüsten in bestehende Ställe eignen und genutzt werden sollten. Beachtet werden sollten zusätzlich der Kosten- und Wartungsaufwand bei der Auswahl des sinnvollsten Systems für den eigenen Stall.
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