InnoPig Abschlussveranstaltung: Vorträge und Ausstellung in Wehnen
Vergangene Woche kamen über 80 Besucherinnen und Besucher zur Abschlussveranstaltung des Verbundprojekts InnoPig an die Versuchsstation für Schweinehaltung in Wehnen.
Im InnoPig Projekt untersuchten Forschungsteams von 2015 bis 2018 verschiedene Haltungssysteme für den Abferkelbereich im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp (LWK Schleswig-Holstein) und in der Versuchsstation für Schweinehaltung in Wehnen (LWK Niedersachsen). Dabei wurden drei Abferkelsysteme verglichen.
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Unter dem Thema „Einfluss verschiedener Abferkel- und Aufzuchtsysteme auf Tierwohl, Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit in der Schweinehaltung“ stellten die Projektpartner ihre Ergebnisse vor. Das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und der landwirtschaftlichen Rentenbank, unter Regie der BLE, geförderte Projekt startete im September 2015 und stand unter der Leitung der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Kiel und dort namentlich unter Prof. Krieter.
Hermann Hermeling, Vizepräsident der LWK Niedersachsen, eröffnete die Veranstaltung und legte dar, dass solche Projekte auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen von erheblicher Bedeutung sind. Des Weiteren finden zukünftige Projekte zur Digitalisierung der Schweinehaltung sowie der Gülleaufbereitung und -einsparung am Standort Wehnen statt.
Prof. Dr. Joachim Krieter (Uni Kiel), begann die Abschlussveranstaltung mit der Vorstellung des Projektaufbaus sowie mit den Leistungen in der Ferkelerzeugung. Dabei stellte Prof. Krieter heraus, dass die freie Abferkelung derzeit keine Alternative für die Praxis bietet, da es zu deutlich höheren und nicht akzeptablen Ferkelverlusten kommt. Die Hauptursache der Ferkelverluste sind das Erdrücken in den ersten vier Tagen p.p., welches durch die Steuerung des Liegeverhaltens der Sau sowie eine möglichst hohe Ferkelnestakzeptanz gelenkt werden kann. Ihm zufolge sei die kurzzeitige Fixierung der Sauen in der Bewegungsbucht eine Alternative zum Ferkelschutzkorb für die Praxis.
Anschließend referierte Frau Prof. Dr. Nicole Kemper (TiHo Hannover) über die gewonnenen Erkenntnisse zur Tierhygiene und zum Tierverhalten. Zur Bewertung der Tierhygiene wurden insbesondere die Parameter Luftkeimgehalt und die Ammoniakkonzentration herangezogen. Zur Beurteilung des Tierverhaltens wurde der Einfluss der einzelnen Haltungssysteme auf die Hautgesundheit von Sauen und Ferkeln, die Ursachen für Ferkelverluste sowie das Auftreten von Fremdsaugen in der Gruppenhaltung untersucht. Auf Grundlage dieser gewonnenen Daten konnte festgestellt werden, dass sich die getesteten Systeme aus tierhygienischer Sicht nicht signifikant von dem konventionellen System unterschieden. Bei Betrachtung des Tierverhaltens sind Unterschiede erkennbar. Laut Dr. Kemper empfiehlt es sich ebenfalls, die Sau in den ersten Tagen nach der Geburt zu fixieren, um den höheren Saugferkelverlusten entgegenzuwirken.
Juniorprof. Dr. Christian Visscher (TiHo Hannover) legte die Ernährung der Sau und Ferkel in dem Projekt dar. Die Ergebnisse lassen jedoch erkennen, dass das Haltungssystem bzw. die Kombination aus Haltungssystem und spezifischen Fütterungsgegebenheiten Einfluss auf Leistung und Gesundheit von Sau und Ferkel haben. Anhand des Immunokritwertes, der ein Indikator für die Höhe der Kolostrumaufnahme darstellt, konnten Nachteile der Gruppenhaltung gegenüber den beiden anderen Systemen aufgezeigt werden.
Frau Prof. Dr. Imke Traulsen (Uni Göttingen) bezog sich in ihrem Vortrag auf die Effekte der unterschiedlichen Abferkel- und Aufzuchtsysteme auf das Wohlbefinden und die Leistung der Aufzucht- und Mastschweine. Neben den Einflüssen von Genetik und Geschlecht hatte der Kupierstatus einen signifikanten Einfluss auf die tägl. Zunahme. Unkupierte Tiere in Futterkamp wiesen in der Mastperiode signifikant niedrigere TZ auf als kupierte Tiere.
Im Anschluss gab Christian Meyer (LWK Schleswig-Holstein) Beratungsempfehlungen, die sich aus dem InnoPig-Projekt ableiten lassen. Herr Meyer legt dar, dass die freie Abferkelbucht und das Gruppensäugen derzeit die höchsten Ferkelverluste aufweisen, die Bewegungsbuchten mit einer Kurzzeitfixierung liegen in den Verlusten vergleichbar mit den klassischen Abferkelbuchten jedoch ist der Arbeitsaufwand bei der freien Abferkelung höher. Seiner Meinung nach funktioniert die freie Abferkelung, aber nur mit hohen Ferkelverlusten. Die Buchten dürfen nicht zu groß werden, sonst wird die Orientierung der Ferkel schwieriger. Somit ist eine Abferkelbucht mit einer nutzbaren Fläche von 5 m² für die Sau nicht zu empfehlen. Die wurde auch im Rahmen der Verbändeanhörung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung dem Bund mitgeteilt.
Prof. i.R. Dr. Steffen Hoy (Uni Gießen) stellte das Projekt Abferkelbuchten 2020 vor. In seinem Vortrag ging es um die biologisch-technischen Ergebnisse verschiedener Prototypen freier Abferkelbuchten. Ziel der Untersuchungen war es, die freien Abferkelbuchten mit den traditionellen Buchten mit Ferkelschutzkorb unter den Aspekten von Ferkelverlusten, Gesundheit, Verhalten und Leistung zu vergleichen. Seine Ergebnisse deckten sich größten Teils mit den Erkenntnissen aus dem InnoPig-Projekt. Am Ende des Vortrags stellte auch Herr Prof. Hoy fest, dass eine Bewegungsbucht mit Fixiermöglichkeit der Sau ein guter Kompromiss, in Bezug auf Tierschutz, Arbeitsschutz und Unfallverhütung, zur freien Abferkelbucht darstellt.
Zum Abschluss fasste Herrn Dr. Ludwig Diekmann (LWK Niedersachsen) die Veranstaltung noch einmal kurz und knapp zusammen und bedankte sich bei allen Referenteninnen und Referenten und bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die regen Diskussionsbeiträge. Dr. Diekmann hob hervor, dass eindeutige Ergebnisse zu den einzelnen Haltungsformen gefunden wurden, diese jedoch noch nicht von der Politik gehört werden, daran müsse gemeinsam gearbeitet werden.
In der Mittagspause und nach der Veranstaltung hatten die Besucher die Möglichkeit die „Sonderausstellung Abferkelbuchten“ zu besuchen, um sich Anregungen und Informationen zu den verschiedenen Abferkel-Modellen einzelner Firmen einzuholen. Es waren vier Firmen an der Ausstellung beteiligt, die ihre Abferkelbuchten zur Verfügung gestellt haben. Außerdem konnten die Versuchsabteile der Versuchsstation Wehnen über den Besuchergang eingesehen werden.
Die rege Diskussion während der gesamten Veranstaltung zeigte einmal mehr, dass Handlungsbedarf besteht und die Landwirte Planungssicherheit fordern.
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