Konfliktbearbeitung aktiv angehen
Konflikte treten überall auf, so auch im landwirtschaftlichen Umfeld. Dazu zählen familiäre Konflikte, Ärger zwischen Kooperationspartnern, Hofübergabekonflikte und Nachbarschaftskonflikte. Jeder Mensch entwickelt Strategien, wie er/sie mit Konflikten umgeht. Beliebte Strategien wie Anschreien, Schweigen oder Aussitzen tragen nur selten zur Lösung bei.
Beispiel:
Familie Meyer bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb. Vater Peter, 55 Jahre alt, ist leicht aufbrausend. Mutter Eva, 51 Jahre alt, hält die Vermittlerrolle. Der 29-jährige Sohn Jan ist eher der stille Typ. Er ist gut ausgebildet und drängt in die Verantwortung. Mitarbeiter Martin bekommt die Aufgaben jeweils von Peter und von Jan zugeteilt. Da Peter bisher der Chef ist, erledigt Martin die von Peter gestellten Aufgaben oft zuerst. Besonders wenn Jan erwartet, dass manche Dinge anders erledigt werden sollen als bisher, kommt Martin dem nicht nach. So kommt es unter allen Beteiligten immer wieder zu Streit, der zu eskalieren droht. Jan droht ebenso mit Weggang wie Martin. Zwischen den Dreien steht Eva und versucht die Wogen zu glätten.
Im klärenden Gespräch mit einem Moderator findet die Familie die Interessen und Befindlichkeiten der Beteiligten heraus:
Vater Peter hat noch mindestens 10 Jahre Arbeitsleben vor sich, dass er auch noch gestalten möchte. Er sorgt sich um seine Position in Familie und Gesellschaft und fühlt sich zu jung, um „Altenteiler“ zu sein. Er würde Jan gern Verantwortung übergeben, möchte aber seine Erfahrung weiterhin einsetzen.
Sohn Jan ist in einem Alter, in dem er beruflich etwas aufbauen möchte. Er hat aus dem Meisterkurs viele moderne Ideen mitgebracht, die die Arbeit erleichtern und präzisieren. Er ist voller Tatendrang, mag aber keine Auseinandersetzungen. Trotzdem brodelt der Ärger in ihm. Er sorgt sich nicht vor großen Investitionsschritten und würde sie gern gehen.
Mitarbeiter Martin wünscht sich klare Aufgaben und Strukturen, damit er zwischen Vater und Sohn nicht entscheiden muss. Er mag beide und fühlt sich eigentlich auf dem Betrieb wohl. Die neuen Ideen von Jan überfordern ihn gelegentlich.
Mutter Eva ist hin- und hergerissen zwischen Mann und Sohn. Sie wünscht sich Ruhe am Esstisch und klärende Gespräche unter den Beteiligten.
Mit Hilfe des Moderators entwickelt die Familie folgende Lösungsideen: Zukünftig gibt es jeden Sonntagabend ein Gespräch zwischen Vater und Sohn, in dem die Wochenplanung erstellt wird und ein Rückblick stattfindet. Jan bekommt als eigenen Bereich den Pflanzenschutz und die Bestandspflege übertragen. Peter wird weiterhin nach außen als Unternehmer auftreten und Verhandlungen übernehmen. Diese werden mit Jan im Vorwege besprochen. Nach innen werden sie sich die Unternehmerposition teilen. Martin bekommt jeweils morgens von Peter oder Jan die Tagesaufgaben übertragen. Dies wird in der Wochenbesprechung festgelegt. Falls im Laufe des Tages der Andere wichtige Arbeiten für Martin hat, sprechen dies zunächst Peter und Jan miteinander ab. Jan wird Martin die neuen Ideen in Ruhe erklären und begründen. Am Esstisch wird nicht mehr über den Betrieb gesprochen. Peter und Jan werden Eva nicht mehr als Vermittlerin oder Anwältin einsetzen. In drei Monaten soll in einem weiteren Gespräch die Einhaltung der Vereinbarungen überprüft werden.
Ein Konfliktgespräch zeichnet aus, dass nach einer einvernehmlichen Lösung gesucht wird. Der Moderator motiviert die Konfliktparteien, die persönlichen Befindlichkeiten und Interessen darzulegen. Gegenseitiges Verständnis fördert die Lösungssuche. Eine gute Lösung ist dann nachhaltig, wenn die Konfliktpartner sie selbst erarbeitet und akzeptiert haben.
Was bietet die Landwirtschaftskammer?
Im Einzel- oder Gruppengespräch unterstützt und moderiert einer der sozioökonomischen Berater den Klärungsprozess mit methodischer Fachkompetenz. Die Kolleginnen und Kollegen sind in diesem Bereich ausgebildet und agieren vertraulich, allparteilich und ergebnisoffen.
Es handelt sich um systemische Familienberater, Coaches, Mediatoren und Supervisoren.
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