Landessortenversuche 2023: Ackerbohnen und Körnererbsen
Ackerbohnen und Futtererbsen konnten im Anbaujahr 2023 ihr Leistungspotenzial nicht ausschöpfen. Dennoch bleiben sie interessante Kulturarten, über deren Anbau sich nachzudenken lohnt.
Körnerleguminosen haben in Niedersachsen weiterhin eine überschaubare Anbaubedeutung, der Anbauumfang hat sich insgesamt gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verändert. Nach wie vor machen hier nach Angaben des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) die Ackerbohnen mit gut 7.300 ha den größten Anteil an der Körnerleguminosenfläche aus, obwohl ihre Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr wieder zurückgegangen ist auf knapp unter das Niveau von 2021. Bei den Körnererbsen hingegen hat sich der seit 2021 steigende Flächenzuwachs fortgesetzt, inzwischen werden über 4.000 ha dieser Kultur angebaut. Der Trend, aus Fruchtfolgegründen zunehmend Sommerungen mit in die Fruchtfolge einzubeziehen, spiegelt sich damit nicht ganz wider. Mögliche Ursachen dafür mögen in den unproblematischen Aussaatbedingungen für die Winterungen im Herbst 2022 und den damit hohen Anteil an Winterungen 2023 begründet sein. Das sieht für die Frühjahrsaussaat 2024 grundlegend anders aus, nach derzeitigem Stand hat die Saatgutnachfrage für Sommergetreide und Leguminosen wegen der schlechten Aussaatbedingungen im Herbst 2023 stark angezogen. Nässeschäden bei den Winterungen könnten die Situation aktuell weiter verschärfen.
Die Durchschnittserträge, die das LSN für 2023 prognostiziert hat, wurden für die Ackerbohnen mit 33,5 dt/ha, für die Körnererbsen mit 26,5 dt/ha angegeben und lagen damit jeweils um knapp 9 dt/ha unter den Werten des Vorjahres. Insgesamt wurden damit die geringsten Erträge seit vielen Jahren erzielt.
Auf der Vermarktungsseite ist ungeachtet der enttäuschenden aktuellen Erträge eine positive Entwicklung erkennbar, da zunehmend Anbauverträge neben den Ackerbohnen auch bei den Körnererbsen angeboten werden.
Witterung/Wachstumsverlauf/Krankheiten
Im Jahr 2023 waren die Böden durch das nasse Frühjahr erst spät befahrbar, sodass die Aussaat sowohl in der Praxis als auch bei den Landessortenversuchen (LSV) Ackerbohnen und Körnererbsen entsprechend spät erfolgen konnte. Bis in den Mai hinein war es relativ kühl, der Aufgang und die Jugendentwicklung verliefen zunächst langsam, die Bestände entwickelten sich aber gut. Die zunehmende Trockenheit im Mai und Juni und ab Juni steigende Temperaturen bremsten die Entwicklung jedoch und beeinträchtigten entsprechend die Blütenentwicklung und den Hülsenansatz. Regional kam es um den 20. Juni zu heftigen Gewittern mit starken Regenfällen, teilweise mit Hagel, die dann Lager und auch Pflanzenschäden verursachten. Eine Phase mit hohen Temperaturen Anfang Juli wiederum beschleunigte die Abreife. Die Ernte der abgereiften Bestände hingegen verzögerte sich durch immer wieder auftretende Niederschläge. Bestände, die noch im Juli beerntet werden konnten, bereiteten in der Regel keine Probleme. Je länger vor allem die Körnererbsen noch auf der Fläche verblieben, desto stärker nahmen Schwierigkeiten durch Lager und Unkrautdurchwuchs zu.
Insgesamt gesehen konnten aufgrund der schwierigen Witterungsbedingungen nur stark unterdurchschnittliche Erträge eingefahren werden, sowohl in der Praxis als auch in den Sortenversuchen.
Allgemeine Anbauhinweise
Für den Anbau von Ackerbohnen eignen sich tiefgründige, wassernachliefernde Böden mit hoher Speicher- und Pufferkapazität besonders gut. Wegen ihres hohen Wasserbedarfs sollte die Aussaat möglichst früh (ab Ende Februar), wenn die Flächen ausreichend abgetrocknet und bestellbar sind, mit einer Saatstärke von 35 - 45 Körnern/m² und einer Saattiefe von 6 - 8 cm (schwere Böden) bzw. 8 - 10 cm (leichtere Böden) erfolgen. Durch die tiefere Ablage der Körner wird die Standfestigkeit der Ackerbohnen verbessert, außerdem ist wegen des hohen Keimwasserbedarfs der Bodenanschluss wichtig; Einzelkornsaat ist von Vorteil. Bei späterer Aussaat fördern Tageslänge und Temperatur das vegetative Wachstum im Vergleich zur Hülsen- und Samenbildung. Dies kann dann nicht durch höhere Saatmengen ausgeglichen werden. Die Pflanzen haben in früh ausgesäten Beständen aufgrund der geringeren Wuchshöhen i. d. R. eine bessere Standfestigkeit.
Anbaupausen von wenigstens 4 - 6 Jahren sollten eingehalten werden. Ackerbohnen benötigen ausreichende Sommerniederschläge, bei Trockenheit kann es zu Blütenabwurf und geringerem Hülsenansatz kommen. Dies spiegelt sich in den geringen Erträgen 2023 deutlich wider.
Bei Körnererbsen sind auch eher leichtere oder flachgründigere Böden ohne Strukturschäden und auch Standorte mit Sommertrockenheit für den Anbau geeignet. Zur Keimung und während der Blüte muss aber ausreichend Wasser zur Verfügung stehen. Bei Körnererbsen ist eine Anbaupause von mindestens 6 – 7, besser aber 8 - 10 Jahren einzuhalten. Die Aussaat mit einer Stärke von 60 - 80 Körnern/m² in Drillsaat erfolgt ab Mitte März bis Mitte April in abgetrocknete Böden 3 - 6 cm tief. Auch hier muss der Bodenanschluss die ausreichende Bodenfeuchte für die Keimung gewährleisten. Ein zu feines Saatbett birgt die Gefahr der Verschlämmung. In jedem Fall ist zu beachten, dass die Flächen möglichst eben und auf der Oberfläche steinfrei sind, um den Drusch bei tief abgesenktem Schneidwerk zu erleichtern.
In Fruchtfolgen mit Leguminosenanbau sollte darauf geachtet werden, dass eingesetzte Zwischenfruchtmischungen keine Leguminosen enthalten, damit die Anbaupausen auch entsprechend eingehalten werden können.
pH-Wert beachten
Sowohl Ackerbohnen als auch Erbsen reagieren auf nicht angepasste pH-Werte mit Ertragseinbußen, da die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien der Leguminosen dann eingeschränkt ist. Bei pH-Werten unter 6,3 (lehmige, tonige Böden) bzw. 5,8 (sandige Böden) sollten auf jeden Fall vor der Aussaat entsprechende Kalkmengen ausgebracht und eingearbeitet werden.
Ergebnisse der Sortenversuche
Ackerbohnen
Im LSV Ackerbohne wurden 2023 10 Sorten geprüft. Tiffany, Trumpet, Macho und Stella sind seit mindestens 4 Jahren im Prüfsortiment, für Caprice war es das zweite Prüfjahr. In diesem Jahr wurden die vom Bundessortenamt (BSA) neu zugelassenen Sorten Genius, die beiden vicinarmen Sorten Futura und Iron sowie LG Viper neu in das Sortiment aufgenommen; zudem kam die aus den EU-Prüfungen hervorgegangene Sorte Protina hinzu. In der Standortgruppe Lehmböden West wurde der Versuch an den niedersächsischen Standorten Astrup und Höckelheim sowie am Standort des BSA Scharnhorst angelegt. Aus Nordrhein-Westfalen kommen die Standorte Haus Düsse und Kerpen-Buir hinzu. Um die Aussagekraft der Sortenergebnisse zu verbessern, wurden Ergebnisse aus den Wertprüfungen und EU-Versuchen mit in die mehrjährige Verrechnung einbezogen. Für die Küstenregion konnte der Versuch in Niedersachsen in Otterndorf wegen der nassen Bedingungen in der Marsch erst Anfang Mai angelegt werden. Im Auflaufen der Pflanzen wurden die Parzellen durch Vogelfraß so stark geschädigt, dass der Versuch Anfang Juni abgebrochen werden musste. Daher stehen für die Auswertung dieser Region ausschließlich fünf Standorte aus Schleswig-Holstein zu Verfügung.
Das Ertragsniveau im LSV lag in diesem Jahr mit 31,9 dt/ha (23,3 - 48,8 dt/ha) auf den Lehmböden West und 44,6 dt/ha (30,9 - 58,9 dt/ha) in der Küstenregion wie oben beschrieben niedriger als in den Vorjahren. Die Spannbreiten zeigen allerdings, dass auch durchaus höhere Erträge möglich waren. Die Beregnung am Standort Scharnhorst war wohl mit entscheidend dafür, dass in dieser Anbauregion bei beiden Kulturen dort die höchsten Erträge erzielt wurden.
Lehmböden West
In der Standortgruppe Lehmböden West erwies sich 2023 bei den mehrjährig geprüften Sorten Trumpet mit rel. 104 als ertragsstärkste Sorte. Die Erträge von Stella und Macho blieben leicht unterdurchschnittlich. Die altbewährte vicinarme Sorte Tiffany konnte auch in diesem Jahr ertraglich nicht mithalten. Caprice verbesserte die Ertragsleistung im zweiten Jahr auf rel. 105. Von den neuen Kandidaten zeigten sich Genius mit rel. 108, Protina mit rel. 107 und Iron mit rel. 104 ertragsstark, Futura blieb unter dem Durchschnitt während LG Viper die mit Abstand schwächsten Erträge erzielte.
Bei der mehrjährigen Verrechnung konnte Macho von den guten Vorjahresleistungen profitieren und erreichte rel. 102,6 die besten Ergebnisse, gefolgt von Trumpet mit rel. 101,6 und Stella mit rel. 100,8. Tiffany lag mit rel. 95,5 deutlich unter dem Mittel. Die zweijährig geprüfte Sorte Caprice erzielte bei der mehrjährigen Verrechnung durchschnittliche Ergebnisse; hier müssen sich schlechtere Werte aus Vorprüfungen negativ ausgewirkt haben. Bei den erstmals im LSV geprüften Sorten lagen mehrjährig verrechnet die Werte für Genius mit rel. 107,4 und Iron mit rel. 103,2 über dem Durchschnitt, Futura und Protina erzielten ein durchschnittliches Ergebnis. LG Viper konnte sich durch gute Vorergebnisse mehrjährig verrechnet gegenüber dem aktuellen Ergebnis deutlich verbessern, bleib aber dennoch unterdurchschnittlich.
In der Küstenregion lieferten die beiden neuen Sorten Iron und Genius mit rel. 107 bzw. 105 die höchsten Erträge. Überdurchschnittlich fielen auch die Erträge bei der zweijährig geprüften Sorte Caprice (rel. 102) sowie bei den mehrjährig geprüften Sorten Tiffany und Stella (rel. 101) aus. Schwache Leistungen hingegen zeigten Trumpet und Macho sowie die neuen Sorten Futura und Protina (rel. 98 bis 96). Enttäuschende Daten lieferte auch hier LG Viper mit rel. 86.
In der mehrjährigen Verrechnung erwies sich Macho mit rel. 101,3 am ertragsstärksten, gefolgt von Stella (rel. 100,7) und Trumpet (rel. 100,3). Auch die zweijährig geprüfte Sorte Caprice konnte mit rel. 100 letztlich überzeugen. Tiffany lag mit rel. 97,7 im unterdurchschnittlichen Bereich. Durch sowohl sehr gute Vorprüfungs- als auch LSV-Ergebnisse weist Iron das mit Abstand beste Ergebnis von rel. 113,4 auf. Von guten Vorprüfungsdaten profierte auch Futura, während Genius wegen der LSV-Leistungen wie die beiden vorgenannten Sorten überdurchschnittliche Ergebnisse erzielte. Protina und LG Viper verbessern sich in den mehrjährigen Zahlen dank der Vorprüfungsdaten.
Anbauempfehlung Ackerbohnen
In beiden Anbauregionen werden wegen ihrer guten Ertragsleistungen Macho, Stella und Trumpet empfohlen, wobei letztere in der Marsch ertraglich etwas schwächer abschnitt und die Empfehlung dort eingeschränkt erfolgt. Das gleiche trifft auch auf Caprice zu, die in beiden Anbauregionen aufgrund der mittleren, aber recht konstanten Erträge eine eingeschränkte Empfehlung erhält. Für Tiffany als altbewährte vicinarme Sorte wird dank dieser besonderen Eigenschaft nach wie vor eine eingeschränkte Empfehlung ausgesprochen; sie ist nach wie vor die vermehrungsstärkste Sorte. Alle genannten Sorten zeichnen sich durch eine sehr gute bis gute Standfestigkeit sowie eine gute Robustheit gegenüber Botrytis aus. Während Macho und Stella eine gute Festigkeit gegenüber Rost aufweisen, zeigt hier leider die vermehrungsstarke Sorte Trumpet Schwächen, die vor allem an gefährdeten Küstenstandorten beachtet werden sollten. Obwohl Macho aufgrund der Ertragsleistungen und günstigen agronomischen Eigenschaften seit Jahren klar empfohlen wird, liegt sie mit einer Vermehrungsfläche von unter 100 ha auf einem sehr bescheidenen Niveau. Bedingt durch die hohe TKM liegen die Saatgutkosten im Vergleich zu den anderen Sorten deutlich höher und schmälern damit den ökonomischen Erfolg, wenn diese besondere Eigenschaft bei der Vermarktung nicht entsprechend honoriert wird.
Dank guter bis sehr guter Erträge und Standfestigkeit kommen Genius und Iron in beiden sowie Futura in der Küstenregion für den Probeanbau in Frage. Hervorzuheben ist bei Iron und Futura zudem der geringe Vicingehalt, sodass sich diese Sorten wie Tiffany insbesondere auch in der Geflügel- und Schweinefütterung anbieten. Sollten sich die guten Ertragsleistungen künftig bestätigen, könnten diese Sorten möglicherweise den Anbau von Tiffany einschränken.
Körnererbsen
Der LSV Körnererbsen bestand ebenfalls aus 10 Sorten. Drei- und mehrjährig geprüft wurden Respect, Astronaute, die grünschalige Sorte Greenway, Kameleon und Symbios. Für Orchestra, die eigentlich in diese Gruppe gehört, liegen aktuell leider keine Ergebnisse vor, da der Züchter die Sorte aufgrund von fehlerhaften Angaben zum Versuchssaatgut für 2023 aus dem LSV zurückgezogen hat. Protin und Bellanos absolvierten ihr zweites Prüfjahr, neu in das Sortiment aufgenommen wurden Batist und Iconic.
In der Standortgruppe Sand- und Lehmböden Nordwest stehen aus Niedersachsen Ergebnisse aus Astrup, Höckelheim und vom BSA-Standort Scharnhorst für die Auswertung zur Verfügung. Hinzu kommen drei Standorte aus Nordrhein-Westfalen und zwei aus Hessen. Auch bei den Körnererbsen war der Durchschnittsertrag mit 30,2 dt/ha (25,1 - 50,7 dt/ha) deutlich geringer als in den Vorjahren.
In diesem Anbaujahr konnte Symbios im dritten Jahr in Folge mit rel. 104 durch überdurchschnittliche Leistungen überzeugen. Astronaute und Kameleon folgten mit rel. 103. Greenway wurde nur an 4 Standorten geprüft. Sie konnte sich zwar gegenüber dem Vorjahresergebnis wieder verbessern, blieb aber mit rel. 96 unterdurchschnittlich, ebenso Respect mit rel. 91. Sowohl bei Protin als auch bei Bellanos verschlechterten sich die schon im ersten Prüfjahr unterdurchschnittlichen Ertragsleistungen nochmals. Überdurchschnittliche Leistungen in ihrem ersten Prüfjahr zeigten Iconic mit rel. 110 und Batist mit rel. 102.
In der mehrjährigen Betrachtung erreichte Orchestra mit rel.103,4 trotz oder wegen der Nichtprüfung 2023 das beste Ertragsergebnis. Dank der insgesamt hohen Ertragskonstanz lieferten auch Astronaute mit rel. 102,1 und Symbios mit rel. 101,5 überdurchschnittliche Ergebnisse, während Kameleon mit rel. 99,6 mehrjährig mittlere Erträge erzielte. Die in den letzten Jahren nicht an allen Standorten geprüfte grünschalige Sorte Greenway konnte wie auch die beiden zweijährig geprüften Sorten insgesamt ertraglich nicht überzeugen. Auch unter Einbeziehung der Vorprüfungsergebnisse weisen die mehrjährigen Ergebnisse bei den beiden neuen Sorten Iconic und Batist überdurchschnittlich hohe Werte auf.
Für die Anbauregion Marsch, Geest, Hügelland Nord stehen lediglich Ergebnisse aus Schleswig-Holstein zur Verfügung, da aufgrund des geringen Flächenanteils in dieser niedersächsischen Anbauregion keine eigenen Prüfungen angelegt werden. 2023 waren zwei Standorte wertbar, die dann entsprechend in die mehrjährige Verrechnung einbezogen wurden. Aufgrund der geringen Datengrundlage wird daher in erster Linie auf die mehrjährigen Ergebnisse Bezug genommen. Hervorzuheben ist, dass im Jahr 2023 Batist, Greenway, Iconic und Symbios mit guten bis sehr guten Erträgen an beiden Standorten zu überzeugen wussten.
Dank konstant überdurchschnittlicher Erträge erreichte Symbios mit rel. 102,4 mehrjährig betrachtet ein sehr gutes Ergebnis. Mit insgesamt etwas schwankenderen Leistungen erzielte jedoch auch Greenway mit rel. 102,9 sehr gute Werte. Astronaute, die mit Abstand vermehrungsstärkste Sorte mit größter Anbaubedeutung konnte in den beiden letzten Jahren in dieser Anbauregion nicht ganz überzeugen und erreichte von daher mit 97,8 nur ein leicht unterdurchschnittliches Ergebnis. Insgesamt, auch ohne 2023er Ergebnis, lagen Orchestra mit rel. 99,1 sowie die ab 2021 geprüfte Sorte Kameleon mit rel. 98,4 auch im leicht unterdurchschnittlichen Bereich. Wie auch in der anderen Anbauregion konnte die sehr standfeste Sorte Respect mit rel. 93,8 nicht mehr an das Niveau der neueren Sorten heranreichen. Beide zweijährig geprüften Sorten Bellanos und Protin konnten mit rel. 98,9 und 97,8 noch nicht überzeugen, zumal insbesondere bei erstgenannter Sorte die 2023er Ergebnisse stark enttäuschten. Positiv hervorzuheben sind die überdurchschnittlichen Werte der neuen Kandidaten Batist und Iconic, bei denen die Datengrundlage für eine Probeanbauempfehlung allerdings noch zu schwach ist.
Anbauempfehlung Körnererbsen
In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue interessante Sorten vom BSA zugelassen, die vielfach ertraglich deutliche Verbesserungen zeigten, sich aber auch vor allem in Bezug auf die Standfestigkeit vor der Güte der in diesem Merkmal als Gradmesser angesehenen Sorte Respect nicht verstecken müssen. Hier seien vor allem die Sorten Protin, Bellanos, Greenway und Batist genannt. Die Standfestigkeit der Körnererbsen ist von großer Bedeutung für eine gute Beerntbarkeit. Lagernde Bestände sind schlecht erntbar, zudem steigt die Gefahr des Unkrautdurchwuchses. Spielen Qualitätsaspekte wie Korngröße oder Rohproteingehalt eine Rolle, so ist in erster Linie die ertragsstarke Sorte Orchestra interessant. Gerade für die Weiterverarbeitung der Erbsen sind Rohproteingehalt und -ertrag wichtige Kenngrößen. Bei Greenway ist zu beachten, dass die grünschaligen Erbsen nicht von allen Verarbeitern akzeptiert werden.
Für die Anbauregion Marsch, Geest, Hügelland Nord bleiben die letztjährigen Anbauempfehlungen für Symbios, Orchestra, Kameleon und Astronaute bestehen. Von den letztjährig für den Probeanbau empfohlenen Sorten wird sie für Greenway als generelle Empfehlung erweitert, während aufgrund der schlechten 2023er Ergebnisse dieses für Bellanos nicht aufrechterhalten werden kann. Obwohl Respect nach wie vor zu den standfestesten Sorten zählt, verliert sie aus ertraglicher Sicht zunehmend an Bedeutung, was sich auch am starken Rückgang in den Vermehrungszahlen widerspiegelt.
Astronaute, Orchestra und Symbios sind für die Anbauregion Sand- und Lehmböden Nordwest dank überdurchschnittlicher Ertragsleistungen nach wie die empfehlenswerten Sorten. Auch wenn Kameleon mehrjährig nur mittlere Erträge erzielte, erhält sie aufgrund der insgesamt konstanten Leistungen zumindest eine eingeschränkte Empfehlung. Für den Probeanbau kommen die Sorten Batist und Iconic in Frage, wobei vor allem Batist auch durch eine sehr gute Standfestigkeit zu überzeugen weiß.
Ausblick
Analog zum Sommergetreide wird auch für Körnererbsen und Ackerbohnen das Anbaujahr 2023 als ertraglich enttäuschend und in der Ernte oftmals herausfordernd in Erinnerung bleiben. Die Kulturen konnten witterungsbedingt ihr Ertragspotenzial nicht ausschöpfen oder haben auf den letzten Metern noch Qualitäts- und/oder Ernteverluste hinnehmen müssen.
Trotz dieser negativen Erfahrungen wird sich der Anbau in diesem Frühjahr sehr wahrscheinlich deutlich ausdehnen, da sich generell die geplanten Winterungsaussaaten bei weitem nicht realisieren ließen und dadurch entsprechend ungewohnt viele Flächen in den nächsten Wochen und Monaten bestellt werden müssen; hiervon werden die Leguminosen sicherlich auch entsprechend profitieren.
Spannend wird sein, ob für die gestiegenen Anbauwünsche auch ausreichend Saatgut zu Verfügung stehen wird.
Unabhängig von den äußeren aktuellen Rahmenbedingungen bleiben Körnerleguminosen auch aus weiteren Gründen sehr interessant. Sie bieten Vorteile wie z. B. die Auflockerung von Fruchtfolgen, die gute Wirkung auf die Bodenstruktur, die Einsparung von Stickstoffdünger, auch für die Folgekultur, und die Erzeugung von heimischem, gentechnikfreiem Eiweiß.
Nach wie vor nimmt der Futtermittelsektor die größten Mengen an Körnerleguminosen auf, aber auch das Interesse an pflanzlichem Eiweiß im Nahrungsmittelbereich nimmt in der Gesellschaft und auf politischer Ebene zu. Es werden neue Produkte entwickelt, für deren Herstellung Pflanzenproteine erforderlich sind, die idealerweise aus heimischer Produktion stammen. Hierzu werden verstärkte Aktivitäten auf Seiten der Rohstoffverarbeitung deutlich, um sich ihre Rohstoffversorgung abzusichern.
Entscheidende Voraussetzungen für die Anbauausdehnung sind und bleiben die Absatz- und Verwertungsmöglichkeiten für die Ernteprodukte. Landwirte sollten vor dem Anbau von Ackerbohnen und Körnererbsen klären, wo sie ihre Ware absetzen können. Sinnvoll ist die Absicherung durch Anbau- und Abnahmeverträge, dadurch werden die Anforderungen an das Ernteprodukt und die Abnahmekonditionen incl. der Vergütung vorab geklärt. Die Bildung von Produktions- und Absatzgemeinschaften kann darüber hinaus die Marktposition der Landwirte als Rohstoffproduzenten gegenüber den Vermarktern und Verarbeitern stärken.
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