Soja: Vielversprechende Kultur für konventionelle und ökologische Betriebe
Auf Feldtag im Kreis Verden stellt LeguNet-Regionalmanagement der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Vorteile und Erfordernisse der Eiweißpflanze vor – Agrarministerin: Land soll unabhängiger von Importen werden
Das politische Interesse an der Fortentwicklung des Soja-Anbaus in Niedersachsen ist groß – dies unterstrich Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte mit ihrem Besuch in Blender: „Ich freue mich, dass so viele Praktikerinnen und Praktiker zum Sojafeldtag gekommen sind, um sich zu informieren und ihre Erfahrungen auszutauschen. Ich sehe großes Potenzial im hiesigen Sojaanbau“, sagte Staudte in ihrem Grußwort.
Ministerin: Echte Alternative für Betriebe
„Trotz starker Steigerungsraten ist der Anbau von Soja in Niedersachsen noch ein zartes Pflänzchen“, fügte die Ministerin hinzu. „Dabei kann der Anbau von Leguminosen für viele Betriebe eine echte Alternative sein. So hat eine vom Bund geförderte Studie ergeben, dass mehr als 70 Prozent der niedersächsischen Ackerfläche für den Sojaanbau grundsätzlich geeignet ist. Mir ist es wichtig, in Niedersachsen sowohl bei Futtermitteln als auch in Bezug auf die menschliche Ernährung unabhängiger von Importen zu werden. Daher fördern wir die Anbauberatung und das Versuchswesen, um die Erkenntnisse zum heimischen Anbau entschieden voranzubringen. Ich freue mich außerdem, dass es durch unsere finanzielle Unterstützung gelungen ist, bei der Landwirtschaftskammer eine Expertin einzustellen mit dem Auftrag, Landwirtinnen und Landwirte zu Fragestellungen rund um den Eiweißpflanzenanbau zu beraten.“
Wachsende Anbaufläche
„Der Sojabohnenanbau in Niedersachsen ist stetig gewachsen“, berichtete Markus Mücke, bei der LWK stellvertretender Leiter des Fachbereichs Ökologischer Landbau. „In diesem Jahr legte das Flächenwachstum nochmals kräftig auf knapp 1.900 Hektar zu – rund 75 Prozent dieser Fläche wird ökologisch bewirtschaftet.“
Seit 2009 beschäftigt sich Mücke im Öko-Pflanzenbau-Versuchswesen der LWK mit der Sojabohne, die zunächst vorwiegend in Süddeutschland angebaut worden war. „Mittlerweile stehen den Praxisbetrieben zahlreiche Soja-Sorten zu Verfügung, die sich auf Grund ihrer Abreife-Eigenschaften auch für einen Anbau für das Klima in Niedersachsen eignen“, so Mücke.
Ackerbauliche Vorteile
Für Mareike Beiküfner, im LWK-Fachbereich Pflanzenbau zuständig für die Umsetzung der Niedersächsischen Eiweißstrategie, sprechen eine Reihe ackerbaulicher Vorteile für die Sojabohne: „Leguminosen (Hülsenfrüchtler) wie die Sojabohne fixieren mit Hilfe im Boden lebender Bakterien Stickstoff, so dass in der Regel keine weitere Stickstoffdüngung notwendig ist und mineralische Düngemittel eingespart werden können“, sagte die Pflanzenbau-Expertin, die den rund 90 Gästen des Feldtages an den Versuchsparzellen die Eigenschaften von elf verschiedenen Soja-Sorten erläuterte. „Dieser fixierte Stickstoff steht nicht nur der Leguminose selbst, sondern auch der Folgekultur zur Verfügung.“
Bei Soja sei – anders als bei Ackerbohne und Erbse – ein Impfen des Saatguts mit Bakterien erforderlich, um die nützliche Symbiose in Gang zu setzen, so Beiküfner. „Die Sojabohne bildet Pfahlwurzeln aus und hinterlässt eine gute Bodenstruktur, was zu ihrem hohen Vorfruchtwert beiträgt.“
Der Anbau von Sommer-Leguminosen leiste außerdem einen Beitrag zum grundsätzlichen Wechsel von Blatt- und Halmfrüchten beziehungsweise Sommerungen und Winterungen. Krankheitsketten und Wachstumszyklen von Unkräutern und Ungräsern, die im Getreideanbau für Probleme sorgen, würden aufgebrochen – und damit Herbizide eingespart.
Hoher Eiweißgehalt
Laut Beiküfner punktet die Sojabohne gegenüber anderen Hülsenfrüchtlern mit ihrem hohen Eiweißgehalt und einer vorteilhaften Zusammensetzung von essentiellen Aminosäuren: „Dies macht sie nicht nur für die Schweine- und Geflügelfütterung interessant, sondern insbesondere auch für die Humanernährung, was auch durch entsprechend höherer Erlöse am Markt widergespiegelt wird.“ Aus Sojabohnen werden unter anderem Tofu sowie zahlreiche weitere vegetarische oder vegane Produkte hergestellt.
Vermarktungsmöglichkeiten verbessern
Mit guten Vermarktungsmöglichkeiten steht und fällt die Attraktivität der Sojabohne für die niedersächsischen Betriebe. Den Weltmarkt dominieren derzeit die Soja-Anbau-Riesen Brasilien und USA. „Die Nachfrage der Öko-Futtermischwerke nach heimischem Soja ist gut – wegen der besseren Erlöse lohnt sich die Suche nach regionalen Vermarktern und Verarbeitern für Soja in Lebensmittelqualität“, empfahl LWK-Marktexpertin Stephanie Stöver-Cordes den Besucherinnen und Besuchern des Feldtags.
Projekt LeguNet
An den Möglichkeiten einer besseren regionalen und nationalen Vermarktung setzt das Projekt LeguNet an, in dessen Zuge der Soja-Feldtag der LWK stattfand. „Um den Anbau, die Verarbeitung und die Verwertung von Körnererbsen, Ackerbohnen, Lupinen und Soja zu fördern, wird ein Netzwerk aufgebaut, damit Nachfrage und Angebot besser verknüpft werden“, erläuterte Wiebke Schlich, im LWK-Fachbereich Ökologischer Landbau zuständig für die regionale Umsetzung von LeguNet.
„Inzwischen gibt es einige Unternehmen in Niedersachsen, die Sojabohnen abnehmen oder verarbeiten. Über die LeguNet-Website gelangen Landwirtinnen und Landwirte auf eine Übersichtskarte, auf der Abnehmerinnen und Abnehmer zu finden sind“, ergänzte LWK-Eiweißpflanzen-Expertin Beiküfner.
Umfangreiche Feldversuche mit Soja
Mit einem weit entwickelten Feldversuchswesen untersucht der LWK-Fachbereich Ökologischer Landbau bei der Sojabohne unter anderem die Effekte der mechanischen Unkraut- und Beikrautbeseitigung sowie die Einflüsse der Feldberegnung – von den gewonnenen Erkenntnissen profitierten die Gäste des Feldtages: „Erfolgreiche Beikrautregulierung beginnt mit der richtigen Sortenwahl und dem Beschattungsvermögen der Sorten – hierbei helfen die Ergebnisse unserer Landessortenversuche“, nannte LWK-Ökolandbau-Berater Volker Graß ein Beispiel. „Wer Soja ökologisch oder konventionell anbauen möchte, sollte Soja als Reihenkultur mit 25 bis 50 Zentimeter Reihenabstand anlegen, damit zwischen den Reihen wirkungsvoll gehackt werden kann.“ Die Versuche der LWK belegten zudem, dass der Zinkenstriegel ebenfalls gut in Soja zur Krautregulierung eingesetzt werden kann.
Empfindlich bei Wassermangel
Zwar gilt die Sojabohne durchaus als Kultur, die aufgrund des Klimawandels in Niedersachsen bessere Anbaumöglichkeiten bekommt. Mit Hitze kommt die Sojabohne nämlich gut zurecht – nicht aber mit Wassermangel während der Blüte und der Hülsenbildung. Das zeigen die Beregnungsversuche, die die LWK seit drei Jahren im Kreis Uelzen vornimmt: „Bei starker Trockenheit fielen die Sojaerträge ohne Beregnung deutlich ab – Beregnung insbesondere im Juli und im August stabilisierten die Sojaerträge und verhinderten starke Mindererträge bei ausgeprägter Trockenheit“, berichtete LWK-Beregnungsfachmann Henning Gödeke. Soja sei also keine „Wassersparfrucht“ und benötige bei langen Trockenphasen hohe Zusatzwassermengen – oder guten Ackerboden, der relativ viel Wasser speichern könne.
Die nächsten Termine von LeguNet:
Der Erbsen Networking Tag – Vernetzung und Fortschritt entlang der Wertschöpfungskette: 19.09.2024, 09:30-17:00 Uhr, Wunstorfer Landstraße 9, 30453 Hannover
Der Ackerbohnen Networking Tag – Zukunft und Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette: 01.10.24, 09:30-17:00 Uhr, Wunstorfer Landstraße 9, 30453 Hannover
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