Wie gutes Gras zu mehr Milch führt
280 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim 73. Grünlandtag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Rodenkirchen – Sieger des Silagewettbewerbs 2024 ausgezeichnet
Kammer-Vizepräsident Manfred Tannen eröffnete die Veranstaltung: „Wir stehen für eine umweltgerechte Produktion und Biodiversität auf unserem Grünland, müssen dabei aber auch immer die Ökonomie unserer Betriebe im Fokus haben“, sagte Tannen. Angesichts der Blauzungenkrankheit, an der im vergangenen Jahr tausende Tiere erkrankt waren, betonte Tannen außerdem, wie wichtig die flächendeckende Impfung gegen das Virus ist. Vor dem Hintergrund des Falls von Maul- und Klauenseuche in Brandenburg müsse das Thema Biosicherheit auf den landwirtschaftlichen Betrieben stets ernst genommen werden.
Gras für mehr Proteineffizienz
Im Vortragsprogramm machte Prof. Dr. Johannes Isselstein von der Universität Göttingen den Anfang: Grünland übernehme mehrere wichtige Funktionen, betonte er. Grünland sei landschaftsprägend, werde für die Milchproduktion genutzt, spiele aber auch eine große Rolle beim Umwelt-, Klima-, Natur- und Gewässerschutz. Die Milcherzeugung sei für die nachhaltige Sicherung dieser Funktionen des Grünlands von großer Bedeutung.
Isselstein zeigte außerdem auf, dass Kühe, die mit einem hohen Grasanteil gefüttert werden, proteineffizient Milch produzieren: Sie verwerteten mit dem Gras Proteinquellen im Futter, die für den Menschen nicht nutzbar seien und produzierten Milchprotein, das für die menschliche Ernährung höchstwertig sei. Ab einem Kraftfutteranteil von mehr als 180 Gramm pro Kilogramm Milch werde die Kuh jedoch zum Nahrungskonkurrenten für den Menschen und verbrauche mit dem Futter mehr für die Ernährung des Menschen geeignetes Protein als sie es mit der Milch produziere – trotz höherer Milchleistung. Die Wesermarsch und auch Ostfriesland beispielsweise hätten die besten Voraussetzungen, proteineffizient Milch zu produzieren. „Die Kuh gehört aufs Gras“, schlussfolgerte Isselstein.
Breites Arten-Spektrum in Saatgutmischungen
Die Herausforderungen der Grünlandbewirtschaftung in der Zukunft sieht der Göttinger Dozent aus der Abteilung Graslandwissenschaft in der Beherrschung des Klimawandels. Er verwies in dem Zusammenhang auf ein breiteres Spektrum der Artenzusammensetzung in den Saatgutmischungen. Künftig seien auch Agroforstsysteme und Virtual Herding – die Verwendung eines virtuellen Zaunsystems mit Signalgebern, um Tiere von einem Ort zum anderen zu bringen, anstatt sie in einem Bereich einzuzäunen – neue Aspekte, die für die Grünlandnutzung interessant sein könnten.
Grundfutterqualität entscheidende Stellschraube
„Züchterische Leistungen erkennen und nutzen“ lautete das Credo von Maren Timmermann von der Deutschen Saatveredelung und Timo Blecher von Feldsaaten Freudenberger. Timmermann berichtete, wie aufwendig die Entwicklung von Sorten ist und betonte die Bedeutung eines konsequenten Grünlandmanagements, um eine möglichst hohe Futterqualität zu erreichen: „Die Grundfutterqualität ist eine entscheidende Stellschraube.“ Das Fundament für Ertrag und Qualität sei der Pflanzenbestand. Es sei wichtig, regelmäßig in den Pflanzenbestand zu schauen und das Grünland zu pflegen, so Timmermann.
Mehr Aufmerksamkeit fürs Grünland
Timo Blecher bemängelte, dass das Grünland oft „nicht die Aufmerksamkeit und die Anerkennung bekommt, die nötig wäre“. Tatsächlich könnten viele Landwirtinnen und Landwirte nicht einmal genau sagen, wie sich ihr Grünlandbestand überhaupt zusammensetzt. Dabei sei das Grünland ein wichtiger ökonomischer Faktor. So hätten die 25 Prozent der erfolgreichsten Milchviehbetriebe in Niedersachsen die geringsten Grundfutterkosten, während die 25 Prozent der am wenigsten erfolgreichen Betriebe die höchsten Grundfutterkosten hätten. Blecher warnte außerdem davor, auf billige Saaten zurückzugreifen, die nicht der Empfehlung der Landwirtschaftskammer entsprächen: Die seien zwar in der Anschaffung etwas günstiger, man spare aber am falschen Ende.
Zweimaliges Striegeln für mehr Qualität
Einen Einblick in sein Grünlandmanagement gab Fraederk Meppen. Der Betriebsleiter aus Ostfriesland erläuterte, was er unternommen hat, um mehr aus seinem Grünland herauszuholen. Dazu gehört beispielsweise zweimaliges Striegeln im Jahr und der Einsatz von Siliermitteln. Für den optimalen Erntezeitpunkt verwies er auf die Reifeprüfung der LWK. Auch Meppen bekräftigte, dass man das Grünland nicht vernachlässigen sollte: „Grünland ist die wichtigste Kultur“, sagte er. Für gute Ergebnisse müsse man etwas Geld in die Hand nehmen, die Investition zahle sich jedoch aus.
Gewinner ausgezeichnet
Weiterhin wurden in Rodenkirchen die Sieger des Silagewettbewerbs 2024 ausgezeichnet. Dr. Christine Kalzendorf, bei der LWK Beraterin für Grünland, mehrjährigen Ackerfutterbau und Futterkonservierung, blickte zunächst auf die Bedingungen im vergangenen Jahr zurück: Trotz des nassen Wetters im Frühjahr und Frühling hätten einige Landwirte sehr gute Ergebnisse erzielen können. Der Mais habe zwar erst spät ausgesät werden können, habe aber im Laufe des Jahres enorm aufgeholt. Im Ergebnis standen am Ende Spitzenergebnisse bei der Maissilagequalität.
Den ersten Platz in der Kategorie „Grassilage, 1. und 2. Schnitt“ belegte Ingo Bergmann vom Milchhof Fulde in Walsrode (Heidekreis). Gleichfalls einen ersten Platz in der Kategorie „Folgeaufwüchse“ belegte Renke Hinrichs aus Detern (Landkreis Leer). Die beste Maissilage hatte Marc Bohnhorst aus Steimbke (Kreis Nienburg). Eine ebenfalls herausragende Maissilage hatte Jannik Böger aus Nordenham (Kreis Wesermarsch) vorzuweisen.
Ausführlicher Bildtext zum Gruppenfoto Silagewettbewerb: Die Gewinner des Silagewettbewerbs 2024 (v.l.): Keno Tannen, Douwe Soepboer, Marc Bohnhorst, Jannik Böger, Dr. Christine Kalzendorf (LWK), Christian Bellmann, Jörgen Thomßen, Renke Hinrichs, Heino Ahrends, Hermann Peper und Tammo Peters (Leiter des LWK-Fachbereichs Grünland und Futterbau).
Hier die besten Platzierungen Im Silagewettbewerb:
Platzierung |
Name |
Ort |
Punktzahl |
Futterart |
Schnitt |
1 |
Ingo Bergmann |
Walsrode |
180 |
1. u. 2.Schnitt |
2 |
2 |
Hermann Peper |
Ostereistedt |
175 |
1. u. 2.Schnitt |
1 |
2 |
Soepboer GbR |
Wangerland |
175 |
1. u. 2.Schnitt |
2 |
3 |
Sandine und Hillrich Kleemann |
Wittmund |
170 |
1. u. 2.Schnitt |
1 |
3 |
Heino Ahrends |
Wittmund |
170 |
1. u. 2.Schnitt |
1 |
4 |
Henri Koopmans |
Upgant-Schott |
165 |
1. u. 2.Schnitt |
2 |
4 |
Carsten Wist |
Wischhafen |
165 |
1. u. 2.Schnitt |
1 |
4 |
Gerold Beerink |
Getelo |
165 |
1. u. 2.Schnitt |
2 |
Platzierung |
Name |
Ort |
Punktzahl |
Futterart |
Schnitt |
1 |
Renke Hinrichs |
Detern |
165 |
Folgeaufwüchse |
4 |
2 |
Soepboer GbR |
Wangerland |
160 |
Folgeaufwüchse |
3 |
3 |
Weerts GbR |
Detern |
150 |
Folgeaufwüchse |
3 |
4 |
Thomßen GbR |
Sande |
145 |
Folgeaufwüchse |
3 |
4 |
Bellmann GbR |
Grasberg (LK Osterholz) |
145 |
Folgeaufwüchse |
3 |
4 |
Bellmann GbR |
Grasberg (LK Osterholz) |
145 |
Folgeaufwüchse |
4 u. 5 |
Platzierung |
Name |
Ort |
Punktzahl |
Futterart |
1 |
Marc Bohnhorst |
Nienburg |
200 |
Maissilage |
2 |
Jannik Böger |
Nordenham |
195 |
Maissilage |
2 |
Keno Tannen |
Esens |
195 |
Maissilage |
2 |
Christian Bellmann |
Grasberg (LK Osterholz) |
195 |
Maissilage |
3 |
Carsten Cordes |
Visselhövede |
190 |
Maissilage |
4 |
Heiko Döscher |
Grasberg (LK Osterholz) |
185 |
Maissilage |
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Kontakte

Wolfgang Ehrecke
Pressesprecher

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