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FarmerSpace

Ein landwirtschaftliches Experimentierfeld zur Implementierung digitaler Technologien für den Pflanzenschutz

Beginn: 17.02.2020 / Ende: 31.03.2025

Agrarministerin Barbara Otte-Kinast hat das PraxisLabor Digitaler Ackerbau auf der Versuchsstation der LWK Niedersachsen auf der Domäne Schickelsheim besucht
Auch Drohnen kommen auf dem Experimentierfeld zum EinsatzWolfgang Ehrecke

Ausgangslage
Das landwirtschaftliche Experimentierfeld FarmerSpace testet und etabliert neue digitale Technologien für die beiden Kulturarten Zuckerrübe und Weizen mit den Schwerpunkten Krankheitserkennung und Unkrautmanagement. Das Experimentierfeld versteht sich als Instanz zur Definition der Anforderungen an zukünftige automatisierte, robotische und sensorgestützte Entscheidungshilfen in der Landwirtschaft.

Ziel des Projekts
Etablierte Methoden werden mit neuen Technologien aus den Bereichen der Sensornetzwerke, automatisierter Trägerplattformen und der Fernerkundung verglichen und Methoden etabliert, welche später als Entscheidungshilfe in der Landwirtschaft eingesetzt werden können.

Projektdurchführung
Unterstützende Partner aus den Bereichen Maschinenbau, Modellierung, Pflanzenschutz und Agrarsensorik sind eingeladen ihre Technologien in einem neutralen Testumfeld zu evaluieren und mit etablierten Referenzmethoden zu vergleichen. Durch eine permanente Analyse vorhandener marktverfügbarer Systeme werden neue Ansätze identifiziert und in bereits bestehende Arbeitspakete des Experimentierfeldes integriert. Die Erkenntnisse und Ergebnisse werden durch die Projektpartner publiziert und durch öffentliche Veranstaltungen einem breiten Publikum gezeigt, so dass ein direkter Transfer des Wissens in die Praxis sichergestellt ist.

 

Kontakt

Kai-Hendrik Howind
M.Sc.
Kai-Hendrik Howind

Leiter Sachgebiet Anbausysteme, Fruchtfolgen, Digitales

kai-hendrik.howind~lwk-niedersachsen.de

Sophie Lange
M.Sc. agr.
Sophie Lange

Projekt FarmerSpace

sophie.lange~lwk-niedersachsen.de


M.Sc. agr.
Friedrich Bartels

Projekt FarmerSpace

friedrich.bartels~lwk-niedersachsen.de

Beiträge aus dem Projekt-Blog

02.05.2024

Die punktuelle Behandlung von Unkräutern, auch als Spot Spraying oder Spot-Applikation bekannt, bietet viele Vorteile. Durch die Einsparung an Pflanzenschutzmitteln kann die Umwelt sowie der Geldbeutel entlastet werden. Bei nur teilflächiger Ausbringung von Herbiziden kann bei gleichem Tankinhalt der Pflanzenschutzspritze mehr Ackerfläche mit einer Tankfüllung bearbeitet werden, es ergeben sich also zum Teil auch arbeitswirtschaftliche Effekte.

Logo Farmerspace
Logo FarmerspaceFriedrich Bartels
In diesem Beitrag werden zwei Ansätze betrachtet: Zum einen das Online-Verfahren (integriert), bei dem Unkrautdetektierung und Applikation in einer Überfahrt erfolgen. Hierzu zählt u.a. der Einsatz von Präzisionsfeldspritzen mit verbauter Kameratechnik und Prozessierungseinheit. Zum anderen das Offline-Verfahren (abs
Spotspraying
Abb. 1: Feldspritze bei der Applikation nach Unkrautkarte in Mais (rechts) und Präzisionsfeldspritze Ecorobotix ARA in Zuckerrübe (links).)Friedrich Bartels
ätzig), bei dem die Kartierung des Unkrautaufkommens in einem separaten Schritt mittels Kameradrohne erfolgt und anschließender Applikation mit betriebsüblichen Feldspritzen. Im Folgenden wird stellvertretend für diese zwei Ansätze auf die Präzisionsfeldspritze ARA des Schweizer Herstellers Ecorobotix und eine handelsübliche Feldspritze mit Einzeldüsenschaltung eingegangen.

Online-Verfahren: Präzisionsfeldspritze Ecorobotix ARA
Der Ecorobotix ARA ist eine speziell aufgebaute Feldspritze, die während der Fahrt über den Acker die zu bearbeitende Fläche fotografiert und die Bilder direkt mit einer KI auf der Maschine auswertet, um Unkräuter von Kulturpflanzen zu unterscheiden. Angetrieben wird die Maschine mittels eines mitgeführten Stromgenerators, der mit der Zapfwelle des Traktors betrieben wird. Die Arbeitsbreite des Geräts beträgt derzeit 6 m, der Tank befindet sich, baulich vom Gestänge getrennt, im Frontanbau. Es ist ein Spritzflüssigkeitstank von 200 l und ein Frischwassertank von 500 l Fassungsvermögen verbaut. Die maximale Arbeitsgeschwindigkeit wird vom Hersteller mit 7 km/h angegeben. Das Gestänge ist, anders als bei herkömmlichen Feldspritzen, unter einer Haube untergebracht. Diese schirmt zum einen das Gestänge vor Wind und zum anderen den Boden vor Sonnenstrahlung ab. Letzteres garantiert im Zusammenspiel mit einer aktiven Beleuchtung relativ gleichbleibende Bedingungen für die vor dem Gestänge und ebenfalls unter der Haube verbauten Kameras und somit eine bessere Chance für eine korrekte Erkennung der Unkräuter. Durch die aktive Beleuchtung ist zudem ein Einsatz auch nachts möglich. Der Spritzbalken mit seinen 156 Einzeldüsen ist in der Höhe verstellbar, um einen Zielflächenabstand von 20 cm zu sichern. Der enge Düsenabstand von nur vier Zentimetern ermöglicht es, Einzelflächen mit einer Größe von nur 6 x 6 cm zu behandeln.
Durch die Differenzierung von Unkraut und Kulturpflanze ergeben sich beim Ecorobotix ARA verschiedene Optionen des Einsatzes. Es können zum einen gezielt alle Nicht-Kulturpflanzen, also die Unkräuter und -gräser, behandelt werden. Zum anderen kann nur auf die Kulturpflanze appliziert behandelt werden, zum Beispiel bei der Anwendung von Blattdüngern oder Insektiziden. Umgekehrt ist auch die Erkennung und Behandlung von ausgewählten Problemunkräutern wie Ampfer im Grünland oder Durchwuchskartoffeln möglich. Stand heute sind hauptsächlich Algorithmen für Gemüse und Sonderkulturen verfügbar, die Anwendung in hiesigen Feldfrüchten beschränkt sich noch auf Reihenkulturen wie Raps, Mais, Soja und Zuckerrübe.

Spotbehandlung Zuckerrübe
Abb. 2: Spot-Applikation von selektiv wirkenden Herbiziden in der zweiten Nachauflaufkontrolle (NAK) in Zuckerrüben mit dem Ecorobotix ARA. Wassersensitives Papier zeigt die Applikation an der Nichtkulturpflanze Friedrich Bartels

Offline-Verfahren: Feldspritze mit Einzeldüsenschaltung nach Unkrautkarte
Gegenüber der online ablaufenden Entscheidungsfindung beim Ecorobotix ARA erfolgen im Offline-Verfahren die Schritte der Detektion der Unkräuter und der Applikation von Pflanzenschutzmitteln zeitlich getrennt. Die Datenaufnahme, auch als Mapping oder Kartierung bezeichnet, erfolgt in diesem Fall im Vorhinein der Applikation mit einer Kameradrohne. Die so entstandenen Bilder werden anschließend photogrammetrisch verarbeitet und so zu einem Orthofoto zusammengesetzt. Dieses Bild der gesamten kartierten Fläche ist georeferenziert, folglich kann zu jedem erkennbaren Element auch die Koordinate ausgelesen werden. Zur Erkennung der Unkräuter auf dem Orthofoto wird ein speziell hierzu trainierter Algorithmus eingesetzt, der die Unkrautstandorte kartiert. Diese Unkrautstandorte werden anschließend zu einer Applikationskarte verarbeitet und auf das Terminal der Feldspritze übertragen. Die Feldspritze appliziert durch die Verwendung der Applikationskarte nur dort, wo zuvor Unkräuter kartiert werden konnten. Für die Ausbringung eignet sich jede (Isobus-)Feldspritze mit der Fähigkeit Applikationskarten abzuarbeiten. Zudem sollte unbedingt ein RTK-Korrektursignal genutzt werden, um Ungenauigkeiten bei der Applikation zu minimieren. Eine Einzeldüsenschaltung ermöglicht in diesem Zusammenhang größere Einsparmöglichkeiten als eine einfache Teilbreitenschaltung, da kleinere Spots als Zielfläche realisiert werden können. Durch die Nutzung von speziellen Düsen mit geringeren Spritzwinkeln kann die bei herkömmlichen Düsen absolut notwendige Überlappung der Spritzkegel bei der Spot-Applikation reduziert werden. Damit lässt sich die behandelte Fläche im Vergleich zur Applikation mit Standarddüsen deutlich vermindern.

Chancen und Restriktionen der betrachteten Verfahren
Der Umfang der potenziell möglichen Herbizideinsparung hängt maßgeblich vom Unkrautdruck und der Verteilung der Unkräuter in der Fläche ab. Aufgrund der Bauart der zwei betrachteten Systeme sind Einzelpflanzenbehandlungen mit der Präzisionsfeldspritze (Ecorobotix ARA) mit deutlich höheren Einsparungen verbunden. Dies zeigt sich auch im ausgewählten Beispiel (Abb. 4), in der die zwei Systeme zur zweiten Nachauflaufkontrolle (NAK) in Zuckerrüben schematisch gegenübergestellt werden. Im Beispiel könnte, unter den angenommenen Bedingungen, die behandelte Fläche auf 60 % (Feldspritze mit Unkrautkarte) bzw. 2 % (Präzisionsfeldspritze) der herkömmlichen Flächenspritzung reduziert werden. In der Praxis erreichbare Einsparpotenziale unterliegen kultur-, standort- und managementspezifisch großen Schwankungen. Welche Lösung in welchem konkreten Fall Potenziale bietet kann durch Simulation abgeschätzt werden. Für diesen Zweck wurde von der Abteilung Agrartechnik der Universität Göttingen im Projekt FarmerSpace eine Webanwendung zur Vorhersage der Einsparpotenziale von punktueller Unkrautbehandlung entwickelt. In dieser werden anhand der Unkrautdichte sowie Parametern zur Applikationstechnik Einsparpotenziale visualisiert. 

Schema Spotspray
Abb. 3: Exemplarisch simulierter Vergleich der behandelten Fläche in der 2. NAK in Zuckerrüben bei einer beispielhaften Unkrautverteilung. Die angedeuteten Spritzgestänge verdeutlichen die unterschiedlichen Düsenabstände der Geräte Friedrich Bartels

Unter der Annahme eines Neupreises von 100.000 € für die Präzisionsfeldspritze bei einer Abschreibung über 10 Jahre, einer Einsatzintensität von 300 ha je Jahr sowie einer Flächenleistung von 2 ha/h, zuzüglich Arbeitskosten und Kosten für den Traktor mit Pflegebereifung ergeben sich Einsatzkosten von rund 60 €/ha. Diesen stehen Kosten für die Standard-Feldspritze bei gleichen Einsatzbedingungen in Höhe von ca. 15 €/ha gegenüber. In Anbetracht der Mehrkosten im Vergleich zur konventionellen Pflanzenschutztechnik wird deutlich, dass sich ein Einsatz des Spezialgerätes bei Anwendungsfällen mit teuren Pflanzenschutzmitteln wesentlich eher rechnet als bei günstigeren.
Die angenommene Flächenleistung der Präzisionsfeldspritze von 2 ha/h erscheint bei einer maximalen Arbeitsgeschwindigkeit von 7 km/h und der Arbeitsbreite von 6 m eher gering angesetzt. Bei dem derzeitig verbauten Spritztank von 200 l und einem Frischwasserbehälter von 500 l Volumen kann, je nach Unkrautaufkommen, innerhalb eines Schlages das mehrfache Anmischen von Spritzbrühe notwendig werden. Infolge dessen steigen die notwendigen Rüstzeiten an.
Auch bei der Nutzung einer handelsüblichen Feldspritze für die Spotapplikation ist mit Zusatzkosten zu rechnen. Diese fallen im Vergleich zur Beschaffung eines separaten Gerätes aber eher gering aus und beinhalten die Kosten für Spotdüsen mit geringerem Spritzwinkel, Softwarefreischaltungen für das Terminal der Feldspritze, RTK-Korrektursignal und die Dienstleistung des Kartierens. Der Markt an Dienstleistern die Unkrautkarten anbieten, ist dynamisch und im Wachstum, daher ist eine Preisannahme nur bedingt repräsentativ und unterbleibt an dieser Stelle.
Die Flächenleistung des Offline-Verfahrens differiert bei der Applikation selbst kaum von der Flächenleistung bei konventioneller Flächenspritzung. Folgende Punkte sind an dieser Stelle aber zu bedenken: Im Vergleich zur ganzflächigen Applikation können höhere Flächenleistungen durch das größere relative Tankvolumen erzielt werden. Bei gleicher überfahrener Fläche wird weniger Mittel ausgebracht, sodass mehr Fläche mit einer Tankfüllung behandelt werden kann. Außerdem ist eine tendenziell geringere Fahrgeschwindigkeit entsprechend der verwendeten Regelungstechnik zu wählen. Technisch bedingt müssen bei höheren Fahrgeschwindigkeiten mit der Feldspritze die Bereiche um die zu treffenden Unkräuter vergrößert werden, damit die zu behandelnden Spots zuverlässig getroffen werden. Mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit nimmt also das Einsparpotenzial ab. Das Einhalten des Spritzdruckes, auch bei wechselnden absoluten Ausbringmengen, ist zu beachten, um ein gleichmäßiges Benetzen der Zielfläche zu gewährleisten.
Im Bereich der Drohnentechnik sind in den vergangenen Jahren sowohl hinsichtlich der Flugleistungsparameter als auch bei der Entwicklung von Kameras und der damit verbundenen Bildauflösung große Fortschritte gemacht worden. Dennoch stellt die Aufnahme von sehr hoch aufgelösten Bildern (Bodenauflösung <10 mm/Pixel) bei großen Flächen von mehreren Hektar nach wie vor eine Herausforderung dar. Auch die Verarbeitung der einzelnen Bilder zu einem Gesamtbild ist zeit- und rechenleistungsaufwändig. Nicht trivial ist ferner die automatisierte zuverlässige Erkennung der Unkräuter anhand dieses Bildes. Insbesondere bei zeitkritischen Pflanzenschutzanwendungen wie den NAKs in Zuckerrüben muss die Zeit vom Überflug bis zur fertigen Applikationskarte so kurz wie möglich gehalten werden. Ein Vorteil des Offline-Verfahrens ist die Möglichkeit, die benötigte Menge an Pflanzenschutzmitteln bzw. an anzumischender Spritzbrühe im Vorfeld genau abschätzen zu können.

Die Anwendungsfälle machen den Unterschied
Je nach Anwendungsfall bietet eines der zwei diskutierten Systeme größere Vorteile. Tritt Unkraut vereinzelt oder nesterweise auf, ist eine Spot-Applikation mit der Feldspritze, mit dem aktuellen Stand der Technik, die ökonomisch vorteilhafte Variante. Handelt es sich um Einzelpflanzenbehandlungen oder liegt ein flächig verteiltes, höheres Unkrautaufkommen vor, können mit einer Präzisionsfeldspritze deutlich größere Einsparungspotenziale realisiert werden. Die hier vorgestellten Systeme sind weniger als Konkurrenz zueinander, sondern vielmehr als Lösungen für unterschiedliche Problemstellungen aufzufassen.

Spotspraysimulator
SpotspraysimulatorFriedrich Bartels
 Hier geht es zur Anwendung

Im Projekt FarmerSpace forscht ein Konsortium, bestehend aus dem Institut für Zuckerrübenforschung, der Abteilung Agrartechnik der Georg-August Universität Göttingen, dem Institutsteil Angewandte Systemtechnik Ilmenau (IOSB-AST) des Fraunhofer IOSB sowie der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, zu den Potenzialen der Digitalisierung im Pflanzenschutz in Zuckerrüben und Weizen. Die erklärten Ziele sind das Potenzial digitaler Technologien zu erschließen, transparente Kriterien für den effizienten Einsatz dieser zu definieren sowie den Transfer innovativer Anwendungen in die landwirtschaftliche Praxis zu beschleunigen. Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen der Förderung der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Zu weiteren Informationen informieren Sie sich gerne auf unserer Website oder folgen uns auf Instagram (farmerspace_ef).

13.04.2022

Der Weizen wächst und auch die Zuckerrüben sind fast überall in der Erde. Das Projekt FarmerSpace bearbeitet, im Verbund aus dem Institut für Zuckerrübenforschung an der Universität Göttingen (Projektkoordination), der Abteilung Agrartechnik der Universität Göttingen, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Institutsteil Angewandte Systemtechnik des Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB in Ilmenau, Fragestellungen zur Digitalisierung des Pflanzenschutzes in diesen beiden Kulturen.

Luftbilder Farmerspace
Luftbilder FarmerspaceKai-Hendrik Howind
Bereits im Vergangenen Jahr wurden umfangreiche Versuche zur Unkrautbekämpfung in Weizen und Zuckerrübe durchgeführt, hierbei geht es nicht nur um futuristische Ansätze wie Feldrobotik, sondern auch um teilflächenspezifischen Pflanzenschutz mit bestehender Technik. Auch für dieses Jahr sind Versuche zur mechanischen sowie chemischen Unkrautbekämpfung geplant.

Des Weiteren wurden On-Farm Versuche zur Terminierung von Fungizidmaßnahmen im Winterweizen anhand von Prognosemodellen durchgeführt. Neben den Modellen steht auch die Frage, inwieweit eine lokale Wettererfassung in diesem Zusammenhang einen Mehrwert bietet, im Fokus. Auch der Faktor Sorte wird mit einbezogen, verschiedene Weizengenetiken haben verschiedene Anfälligkeiten gegen die üblicherweise auftretenden Schaderreger. Auch in diesem Forschungsfeld sollen dieses Jahr weitere Versuche angestellt werden. Die Jahreseffekte spielen eine nicht zu vernachlässigende Rolle.

Luftbilder Farmerspace
Luftbilder FarmerspaceKai-Hendrik Howind
Ziel des Projektes ist es, die Praxistauglichkeit innovativer Techniken am Markt zu untersuchen, als Ansatz wurde deshalb der Fokus bewusst auf Versuche auf Praxisflächen gelegt, um schlussendlich dem praktizierenden Landwirt handfeste Informationen aus neutralen Quellen zur Verfügung stellen zu können. Der Schwerpunkt liegt explizit auf Technik, die bereits am Markt verfügbar ist, und nicht auf Grundlagenforschung.

Für weitere Informationen und Updates aus dem Projekt besuchen Sie gerne unsere Website http://www.farmerspace.uni-goettingen.de oder Folgen uns auf Instagram.

 

01.09.2021

Wenn es um Digitalisierung geht, denken die meisten Landwirte als erstes an Parallelfahrsysteme, automatische Teilbreitenschaltung, Applikationskarten und vielleicht an kameragestützte Systeme zur Unkrautbekämpfung. Doch die Digitalisierung bietet noch mehr.

Ernte mit dem Pazellendrescher
Ernte mit dem PazellendrescherFriedrich Bartels

 Im von der BLE geförderten Projekt FarmerSpace geht es aber auch um Prognosemodelle zur Vorhersage von Infektionswahrscheinlichkeiten von typischen Blattkrankheiten in Weizen und Zuckerrübe. Die Modelle der Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz (ZEPP) die über ISIP (isip.de) zur Verfügung gestellt werden, dürften den meisten Landwirten nicht fremd sein. Die Modellrechnungen basieren allerdings immer auf Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD), zwar findet eine Verschneidung der Messwerte der Referenzstationen mit Daten der Wetterradarstationen statt, doch die nächste Messstelle ist in aller Regel mehrere Kilometer entfernt. Der Frage, ob die Erfassung der lokalen Wettergegebenheiten die Prognosesysteme genauer machen können, gehen Forscher der Uni Göttingen sowie des Instituts für Zuckerrübenforschung in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB und Mitarbeitern der Landwirtschaftskammer nach.

In mehreren Onfarm-Versuchen in ganz Niedersachsen wurden Versuche angelegt und nach Prognosemodell mit Fungiziden behandelt. Die Versuchsserie wurde durch regelmäßige Bonituren händisch und digital überwacht. Gerade in einem feuchten Frühjahr wie 2021 waren deutliche Effekte der Pilzinfektionen zu beobachten, die exakten Ergebnisse befinden sich noch in der Auswertung.

Orthomosaik Fungizidversuch
Orthomosaik FungizidversuchFriedrich Bartels

Für regelmäßige Neuigkeiten aus dem Projekt FarmerSpace schauen Sie doch einmal auf unserer Website vorbei (https://www.farmerspace.uni-goettingen.de/) oder folgen sie uns in den Sozialen Medien (https://www.instagram.com/farmerspace_ef/)

27.01.2021

Digitaler Pflanzenschutz in Zuckerrüben und Weizen: Das Experimentierfeld FarmerSpace startet in die zweite Saison.

 

Logo Farmerspace
Logo FarmerspaceFriedrich Bartels

 

Nachdem im Vorjahr, gehemmt durch die Pandemie im Zusammenhang mit Sars-CoV-2, das Projekt Farmerspace angelaufen ist, stehen die Versuche in Weizen zum Teil jetzt schon und die Aussaat der Zuckerrüben wird vorbereitet. Die Planung der Feldtage, insbesondere des Niedersächsischen Zuckerrübentages am 11.05.2021 im LK Peine, laufen in Anbetracht der anhaltend kritischen Lage in der Pandemie unter Vorbehalt. Trotzdem wurden im vergangenen Jahr einige Versuche und die 3D-Challenge durchgeführt, bei der unterschiedliche Methoden und Sensortechniken auf verschiedenen Trägerplattformen verwendet wurden, um ein dreidimensionales Modell eines Ackers zu erstellen. Die Bewertung erfolgt nicht nur über die erreichte Genauigkeit, sondern praxisnah über Kriterien wie Mess-, Prozessier- und Auswertedauer, Flächenleistung und Kosten. Teilgenommen haben Akteure mit hochgenauem GPS, Drohnen mit RGB Kameras, Laserscanner auf Fahrzeugen oder auch auf fliegenden Plattformen, sowie Nutzer von Satellitendaten. Bei der Auswahl wurde der Fokus auf den Vergleich von Techniken gelegt, um die Praxisnähe unterschiedlicher Messprinzipien zu evaluieren.

Für das Erntejahr 2021 sind unter anderem Versuche zur Terminierung des Fungizideinsatzes anhand von Mikroklimaerfassung in Weizen, Versuche zu mechanischer und chemischer Unkrautbekämfung in Zuckerrüben (Weeding Challenge) und Weizen, Experimente zu satellitengestützter Präzisionsaussaat sowie zu zerstörungsfreien Zustandserkennung der Bestände im Feld angelegt. Auch die 3D-Challenge soll eine Neuauflage erhalten. Ziel des Projektes ist es, die Praxistauglichkeit innovativer Techniken am Markt zu untersuchen, als Ansatz wurde deshalb der Fokus bewusst auf Versuche auf Praxisflächen gelegt, um schlussendlich dem praktizierenden Landwirt handfeste Informationen aus neutralen Quellen zur Verfügung stellen zu können. Der Schwerpunkt liegt dediziert auf Technik, die am Markt verfügbar ist, und nicht auf Grundlagenforschung. 


Des Weiteren ist seit dem 15.01.2021 die Website http://www.farmerspace.uni-goettingen.de erreichbar und bietet Interessierten aktuelle Informationen über die Versuche und Veranstaltungen im Projekt. Wer laufend informiert werden möchte, kann auch den Instagram-Account des Projekts abonnieren.

Luftbild 3D-Challenge
Luftbild 3D-ChallengeAgrartechnik Universität Göttingen

18.06.2020

Göttingen, 17.06.20 – Rechtzeitig zur Frühjahrsbestellung hat das BMEL den Förderbescheid für das digitale Experimentierfeld FarmerSpace übergeben. Im April wurden Zuckerrüben und Sommerweizen im Versuchsfeld gesät, um hochaktuelle Themen für den zukünftigen Pflanzenschutz zu erforschen. 

 

Eingesetzte Sensorik auf dem Experimentierfeld
Eingesetzte Sensorik auf dem ExperimentierfeldQuelle: Paulus (IfZ)/Heckmann (Agrartechnik/Agvolution)

Damit sind trotz Coronabedingter Arbeitserschwernisse beste Voraussetzungen geschaffen, um unverzüglich in der ersten Vegetationsperiode der dreijährigen Projektlaufzeit mit der Arbeit im Feld zu starten. In einem Verbund von vier Partnern wird das Projekt FarmerSpace vom Institut für Zuckerrübenforschung an der Universität Göttingen (Projektkoordination), der Abteilung Agrartechnik der Universität Göttingen, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Institutsteil Angewandte Systemtechnik des Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB in Ilmenau durchgeführt. 

Übergabe Förderbescheid
Übergabe des Förderbescheides durch die Bundesministerin Klöckner am 09.03.2020 in Berlin. Von links: Prof. Dr. Anne-Katrin Mahlein (IfZ), BMin Julia Klöckner (BMEL), Prof. Dr. Andreas Wenzel (IOSB Fraunhofer), Hermann Hermeling (LWK Niedersachsen).eQuelle: BMEL/Photothek/Zahn

Die Projektpartner etablieren und evaluieren Feldsensorik, IoT-Funksensornetzwerke, verschiedenste kameragestützte Messroutinen, Datennetzwerke und Robotiktechnologien für den Pflanzenschutz und fördern den Wissensaustausch mit der landwirtschaftlichen Praxis. Ein Ziel ist die engmaschige, zerstörungsfreie Erfassung von Feldparametern wie Unkrautdruck oder Krankheitsbefall. FarmerSpace ist eine Einladung zur Kooperation an Landwirte, Berater, Maschinenhersteller, Start-Ups, Systemanbieter, Modellierer, Pflanzenschutzmittelhersteller und andere Interessierte. Diese können neue Produkte und Ideen unter Feldbedingungen bei fundierter wissenschaftlicher Begleitung evaluieren und einem breiten Publikum z.B. auf Feldtagen zugänglich machen.
FarmerSpace fokussiert sich auf praxistaugliche Lösungen. Die Themen Unkrautmanagement und Krankheitserkennung werden am Versuchsstandort Göttingen und durch ein Onfarm-Versuchsdesign mit landwirtschaftlichen Betrieben bundesweit und partnerschaftlich aus der Praxis für die Praxis bearbeitet. 
Im Frühjahr liegt der Arbeitsschwerpunkt bei Zuckerrüben und Weizen auf der Unkrauterkennung und -kontrolle. Im Verlauf des Projektes werden unterschiedliche Verfahren wie teilflächige und angepasste Herbizidapplikationen, aber auch Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz, wie mechanische Bekämpfungsmethoden oder die Anwendung elektrischer Energie für die Unkrautkontrolle, evaluiert. 


Im Sommer konzentrieren sich die Aktivitäten darauf, einen Befall von Zuckerrüben und Weizen mit Blattkrankheiten frühzeitig zu erkennen und bei Überschreitung von Schadensschwellen durch gezielten Pflanzenschutzmitteleinsatz eine Ausbreitung der Krankheit im Pflanzenbestand zu verhindern. Zum Einsatz kommen Umweltsensoren und Modellierung sowie Drohnen-Kameras, die Luftaufnahmen in unterschiedlichen Spektralbereichen ermöglichen. Die Daten werden mit Methoden des maschinellen Lernens und Deep Learning Ansätzen ausgewertet, um eindeutige Signaturen für den Krankheitsbefall zu identifizieren. Die dadurch mögliche gezieltere Pflanzenschutzmaßnahme kann idealerweise sehr früh erfolgen und räumlich auf einen nesterweisen Befall begrenzt werden. Damit wird zugleich die zu behandelnde Fläche reduziert und der Behandlungserfolg verbessert, was zu weniger Ertragsverlusten bei geringerem Pflanzenschutzmitteleinsatz führt.


Der Weg dorthin ist nicht einfach und die eingesetzten digitalen Technologien liefern große Mengen komplexer, heterogener Daten. Im Projekt wird daher ein multidimensionales Datenmodell zur Zusammenführung von Informationen aus unterschiedlichen Quellen und von unterschiedlichen Skalenebenen aufgebaut. Im Modell werden Kamera- und 3D-Daten genauso wie IoT-Sensordaten aus Funksensornetzwerken zusammengeführt, was neue Aussagen zum Pflanzenbestand und seiner Umgebung liefert. Als Ergebnis lassen sich z.B. Karten zur Steuerung von Robotern auf dem Feld oder Applikationskarten für den Pflanzenschutz ableiten.
Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt werden im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen und Feldtagen einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Da aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie Präsenzveranstaltungen für den Technologietransfer aktuell nicht wie geplant umsetzbar sind, helfen auch hier digitale Technologien. Zur Beteiligung aller Interessenten werden Informationen auf der Webseite www.farmerspace.uni-goettingen.de angeboten, ergänzt um Videos und Online-Veranstaltungen. Das online-Format wird konsequent ausgebaut und überbrückt für Interessierte hoffentlich die Zeit, bis eine persönliche Information bei der nächsten „Feld“-Gelegenheit möglich ist.
Die Digitalisierung trägt in hohem Maße zur weiteren Modernisierung von Produktionsverfahren im Pflanzenbau und damit zur Zukunftsfähigkeit der Branche bei. Angefangen bei Decision Support Systemen über satellitengesteuerte Landtechnik bis hin zur Dokumentation durchgeführter Maßnahmen, um den steigenden Anforderungen von Handel und Verbrauchern zu begegnen. Digitale Technologien ermöglichen weitere konkrete Nutzenpotenziale, durch die einzelne Maßnahmen oder ganze Anbausysteme besser, gezielter und erfolgreicher durchgeführt werden können. 
FarmerSpace ist eines von bundesweit 14 Projekten, die im Rahmen der Digitalisierungsstrategie des BMEL gefördert werden. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).