Nora Kretzschmar
Leiterin Fachbereich Klima, Natur- und Ressourcenschutz, Biodiversität
Ausgangslage
Der dramatische Rückgang der Artenvielfalt betrifft auch die große Gruppe der Insekten. Deshalb hat die Bundesregierung das Aktionsprogramm Insektenschutz beschlossen. Über dieses Programm sollen Lebensräume für Insekten sowie eine Strukturvielfalt in Agrarräumen gefördert werden.
Ziel des Projekts
FInAL greift dieses Thema auf und hat zum Ziel die Vielfalt und Biomasse von Insekten durch den Anbau von Nachwachsenden Rohstoffen und die Umsetzung alternativer Anbausysteme zu erhöhen. Im Rahmen der ersten Projektphase wurden in typischen und repräsentativen Agrarlandschaften Deutschlands Landschaftslabore (zusammenhängende Landschaftsräume von 900 – 1.000 ha) etabliert. In Niedersachsen stellen seit 2019 in der Region Helmstedt/Königslutter Landwirte und Landwirtinnen seit der ersten Projektphase ihre Nutzflächen und Bewirtschaftungsdaten für wissenschaftliche Beobachtungen und Auswertung bereit. Ein Monitoring zu verschiedenen Gruppen von Insekten, Ökosystemleistungen und der Landschaftsstruktur wurde über drei Jahre als Baseline durchgeführt.
Projektdurchführung
In der zweiten Projektphase werden weitere Maßnahmen zum Erhalt bzw. zur Steigerung der Insektenvielfalt im Landschaftskontext entwickelt, getestet und umgesetzt. Die Auswirkungen der Maßnahmen auf verschiedene Gruppen von Insekten, Ökosystemleistungen, sowie auf Landschaftsstruktur, Erträge und den integrierten Pflanzenschutz wird durch das Fortführen des Monitorings während der Transformationsphase der Landschaft analysiert. Zeitparallele Untersuchungen in einer nahegelegenen Referenzlandschaft sollen die Interpretationen ermöglichen und ergänzen. Die Landwirtschaftskammer sorgt für den Kontakt zu den Landwirten und stellt die Verbindung zur pflanzenbaulichen Praxis her. Als Fachbehörde übernimmt sie die Aufgaben, wissenschaftliche Ergebnisse in die landwirtschaftliche Praxis zu übertragen.
Leiterin Fachbereich Klima, Natur- und Ressourcenschutz, Biodiversität
Eine Delegation des Landwirtschaftsministeriums der freien Republik Usbekistan hat den Betrieb Fromme und das Landschaftslabor ELM besucht, um sich über die Möglichkeiten einer bodenschonenden Landbewirtschaftung zu informieren. Die Gäste interessierten sich darüber hinaus auch für den in FInAL praktizierten Ansatz, mit Landwirten gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Durch die Kombination verschiedener, ineinandergreifender Maßnahmenansätze Erfolge im Insektenschutz zu erzielen und dabei das Thema Boden zu berücksichtigen wurde bei einer Feldrundfahrt anschaulich erklärt.
In Usbekistan sind vor allem Bodenerosion und Versalzung der Böden zentrale Herausforderungen. Die Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung bietet hier interessante Lösungsansätze, die auf dem Betrieb Fromme konsequent umgesetzt werden. Ein gesundes Bodengefüge lässt sich durch den dauerhaften Bewuchs des Bodens mit verschiedenen, vitalen Pflanzen fördern. Deshalb optimiert der Betrieb Fromme sein Anbausystem dahingehend, dass er Winterweizen in Direktsaat in eine lebende Zwischenfrucht drillt. Die Vorbereitung des Saatbetts und die Aussaat erfolgen dabei in einem Arbeitsgang. Die Zwischenfrucht wird mit einer Messerwalze in der Front niedergedrückt. Die Direktsaatdrillmaschine legt hinter der Zugmaschine die Saatkörner in Säschlitze ab. Um problematische Beikräuter aus der Zwischenfrucht zu beseitigen, kann vor dem Auflaufen der Saat eine Herbizidmaßnahme notwendig sein. Bei der Rundfahrt durch das Landschaftslabor konnten die Besucher verschiedene Zwischenfruchtbestände und einen Weizenschlag besichtigen, der vor drei Wochen in einen Zwischenfruchtbestand ausgesät wurde.
Der Besuch wurde von Dr. Norman Gentsch vom Institut für Bodenkunde der Leibniz-Universität Hannover organisiert und fachlich begleitet.
Einen ganzen Vormittag hat sich Landwirt Burkhard Fromme Zeit genommen, um der Biodiversitätsberatung der Landwirtschaftskammern aus Nordrhein-Westfahlen und Niedersachsen die Vielseitigkeit des Zwischenfruchtanbaus zu erklären. Mit dem Kleinbus hat er eine siebenköpfige Delegation durch das Landschaftslabor am Elm gefahren, um die vielen Facetten des Zwischenfruchtanbaus anschaulich zu machen. Jeder Stopp hatte eine eigene Botschaft.
„Ohne Zwischenfruchtanbau funktioniert die Direktsaat nicht“ ist seine Aussage bei der ersten Station. Der Betrieb Fromme setzt auf einigen Ackerflächen die Direktsaat um und baut seit Jahren ausschließlich artenreiche Zwischenfruchtmischungen an. Je artenreicher, desto besser, denn wenn aus irgendeinem Grund die Wachstumsbedingungen für eine Art ungünstig sind, gleichen das die anderen Arten aus. Das Ziel eines dichten Bestandes, der Ackerbegleitkräuter unterdrückt, wird trotzdem erreicht. Die Aussaat erfolgt unmittelbar nach der Ernte des Getreides in die Stoppel. So bewirken die sehr frühen Aussaattermine nach Ernte der Wintergerste, dass viele Arten bereits ab Mitte September in Blüte stehen.
Nun kommt es darauf an, dass die Samenreife unterbleibt. Außerdem sollte die Zwischenfrucht die Nähstoffverfügbarkeit im folgenden Anbaujahr optimal unterstützen. Wie der Betrieb Fromme diese Herausforderung löst, verdeutlicht die zweite Station. Hier weiden Schafe bereits den Aufwuchs wieder ab. „Es ist wichtig, dass der Schäfer darüber genau informiert wird, wie stark die Fläche beweidet werden soll. Sonnenblume und Ölrettich fressen die Tiere besonders gerne. Die Wicke wird heruntergetreten, allerdings nur soweit, dass sie sich wieder erholt und nach der Beweidung weiterwachsen kann,“ erklärt Burkhard Fromme sein Konzept.
Die dritte Station demonstriert zwei verschiedene Zwischenfruchtmischungen nebeneinander. Die Vorkultur war hier Winterweizen. „Bei der Zusammenstellung der Arten achten wir darauf, dass in der Mischung keine Leguminosen enthalten sind oder deren Anteil nur sehr gering ist, wenn anschließend eine Erbse angebaut wird. Wir können auf die Stickstofffixierung durch die Zwischenfrucht verzichten, wenn im folgenden Anbaujahr eine Leguminose angebaut wird. Es geht beim Verzicht allerdings auch um den phytosanitären Aspekt, Schadereignisse, wie zum Beispiel Fusariumwelke, zu minimieren.“ Die Zwischenfruchtbestände, die nach der Weizenernte gedrillt werden, kommen frühestens Ende September zur Blüte, wachsen bis zum Frost und frieren dann ab. An dieser Station zeigt sich ein weiterer Nutzen für das Insektenvorkommen. Zahlreiche Marienkäfer in unterschiedlichen Entwicklungsstadien sitzen an den Pflanzen. Blattlauskolonien hingegen sind nicht zu finden.
Was Landwirte für die Weiterentwicklung zu einem nachhaltigen Pflanzenschutz tun können, wurde im Rahmen einer Veranstaltung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfahlen auf Haus Düsse diskutiert. Der Pflanzenschutzdienst und die Beratung haben sich einen Tag Zeit genommen, um sich über die Potenziale der Nützlingsblühstreifen im Ackerbau zu informieren.
Dr. Annette Bartels stellte den Forschungsansatz der Landschaftslabore aus dem Projekt FInAL und insbesondere die Aktivitäten der Landwirte zur Förderung von Nützlingen vor. Durch Kombination verschiedener Einzelmaßnahmen im Landschaftsraum verfolgt das Projekt das Ziel Ökosystemleistungen zu stärken und zum Beispiel Schaderregerpopulationen langfristig unter dem Niveau eines wirtschaftlichen Schadens zu belassen. Darüber hinaus wird in Maßnahmenwerkstätten erprobt, wie sich neue Maßnahmenideen in die praktische Umsetzung bringen lassen. 2023 wurden auf einem ertragreichen Lößstandort in der Hildesheimer Börde im Winterweizen zwei einjährige Blühmischungen in Streifen angelegt. Ziel war es, Blattlausantagonisten in die Fläche zu locken. Beide Mischungen enthielten als Hauptkomponente Koriander, der in Blüte besonders viele adulte Schwebfliegen anlockt. Weitere Komponenten waren Leindotter, Öllein, Ackerwicke und Boretsch sowie die Ackerwildkräuter Kornblume und Klatschmohn.
Während adulte Marienkäferlarven bereits sehr früh in den Streifen zu finden waren, traten die adulten Schwebfliegen erst mit den geöffneten Blüten auf. Der Blühbeginn krautiger Pflanzen hängt unter anderem vom Aussaattermin ab. Ein früher Aussaattermin ab Ende März ist späteren Terminen vorzuziehen, damit ein Nektarangebot frühzeitig den Nützlingen zur Verfügung steht. Außerdem sollten die Blühstreifen zur Ernte des Winterweizens das Blühstadium abgeschlossen haben.
Damit die Vorbereitungen für die Folgekultur in gewohnter Weise möglich sind, kann ein Mulchen der Streifen unmittelbar nach der Ernte erfolgen. Zusätzlich wird möglicherweise die vollständige Samenreife der Pflanzen verhindert. Doch auch nach dem Einsatz des Mulchers hat sich gezeigt, dass in der folgenden Zwischenfrucht sowohl Koriander als auch Borretsch aufgelaufen sind. Die Pflanzen ließen sich allerdings wie die abfrierende Zwischenfrucht gut beseitigen. Auch in der Folgekultur Mais liefen in den ehemaligen Blühstreifen erneut Koriander und Borretsch auf. Mit dem praxisüblichen Herbizideinsatz konnten die Begleitkräuter auch hier erfolgreich beseitigt werden. In der Folgekultur Zuckerrübe hingegen konnte auch durch einen intensiven Herbizideinsatz eine Spätverunkrautung mit Koriander nicht verhindert werden. Als Fazit lässt sich zusammenfassen, dass über Blühstreifen Nützlinge in die Ackerfläche gelockt werden können. Die Planung und Umsetzung sollten unbedingt an die Fruchtfolge angepasst werden.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu designten Blühstreifen stellte Simon Blümel von der Fachhochschule Soest vor. Auf dem Versuchsgut Märklingsen wird bereits seit mehreren Jahren an der „blühenden Fahrgasse“ geforscht. Simon Blümel präsentierte Ergebnisse zu dem Einfluss der Artenzusammensetzung auf das Vorkommen der unterschiedlichen Nützlingsgruppen. Als besonders attraktiv stellte er die Pflanzenfamilien der Doldenblütler (z. B. Koriander) und der Korbblütler heraus. Blühstreifenmischungen unterscheiden sich in ihrer Attraktivität für natürliche Feinde. So konnte gezeigt werden, dass in einjährigen Blühstreifen besonders viele Laufkäfer gefangen wurden. Insgesamt sind mehrjährige Blühstreifenmischungen allerdings für die meisten natürlichen Feinde attraktiver als einjährige Blühstreifenmischungen. Dies zeigt sich auch in einer zwei- bis vierfach höhere Aktivitätsdichte von pflanzenbewohnenden Spinnen und parasitoiden Wespen. Diese Erkenntnisse unterstreichen, dass mehrjährige Blühflächen in einer Landschaft die Basis für das Angebot von Biodiversitätsleistungen sind. Einjährige Blühstreifen erhöhen das Angebot und ermöglichen an die Kulturart angepasste Ziele zu erreichen.
Professor Rainer Meyhöfer von der Leibniz Universität Hannover berichtete in einem weiteren Beitrag über mögliche Erfolge der gezielten, natürlichen Schädlingskontrolle im Gemüsebau. Für kleinräumige Anbausysteme können auch im Freiland gezielt Nützlinge ausgebracht werden, indem sogenannte Banker-Pflanzen zum Einsatz kommen Banker-Pflanzen werden von Schädlingen (z. B. Blattläusen) befallen, die nicht auf die benachbarte Kulturart gehen. Parasitoide besiedeln hingegen die Schädlinge sowohl der Banker-Pflanze als auch der angrenzenden Kultur. Bringt man nun im Gewächshaus angezogene, mit parasitierten Schädlingen infizierte Banker-Pflanzen ins Freiland, wird die natürliche Schädlingsbekämpfung gefördert.
Landwirte und Wissenschaftler zeigen Wege für eine insektenfreundlichere Landbewirtschaftung auf
30 TeilnehmerInnen sind der Einladung zum zweiten Feldtag vom Projekt FInAL gefolgt, um sich insbesondere über das umfangreiche Insektenmonitoring zu informieren. Kammerpräsident Gerhard Schwetje begrüßte die Feldtagsbesucher und interessierte sich darüber hinaus besonders für die aufeinander abgestimmten Maßnahmen zur Förderung der Insekten. Präsentiert wurden drei verschiedene Möglichkeiten streifenförmige Strukturen in die Landschaft zu bringen.
Landwirt Christopher Rott stellte seine Streifenanlage bestehend aus zwei Kulturarten vor. Die Streifen wurden entsprechend der Arbeitsbreite der Pflanzenschutzspritze angelegt. „Auf dem oberen Vorgewende wird eine der beiden Kulturarten angebaut, auf dem unteren Vorgewende die andere. Dadurch ist jede Kulturart mit den Maschinen immer zu erreichen. Dennoch sind manche Arbeitsgänge aufwendiger, weil das Drehen der Maschinen erschwert ist.“ weiß Christopher Rott zu berichten. In diesem Jahr hat er witterungsbedingt Sommergerste und Sonnenblume, zwei Sommerungen, kombiniert. Die Sonnenblume wird ab Mitte Juli den Insekten Pollen und Nektar bieten. Auch Landwirt Hendrik Fromme unterstützt die von Blüten und deren Pollen- und Nektarangebot abhängigen Insektenarten. Er setzt in diesem Landschaftsausschnitt auf das Anlegen ein- und mehrjähriger Blühstreifen. Den einjährigen Blühstreifen, bestehend aus fünf Kulturarten (drei Leguminosen, Dill und Koriander), hat er zwischen zwei Arbeitsbreiten in Zuckerrüben angelegt. Mit dem Reihenschluss der Zuckerrübe beginnt nun die Blüte in dem Streifen. Den mehrjährigen Streifen hat er bereits im Herbst 2021 am Rand des Schlages entlang der Grenze zum Nachbarschlag ausgesät. Er ist sehr viel artenreicher und blüht dadurch bereits früh im Jahr über die gesamte Vegetationsperiode. „Die positive Wirkung der einzelnen Maßnahme ist der Wissenschaft schon länger bekannt, nun gilt es zu überprüfen, ob sich durch die Kombination verschiedener Maßnahmen die Landschaft nachhaltig aufwerten lässt“ erklärt Prof. Jens Dauber.
Dazu stellte der Wildbienenforscher Bastian Häfner vom Thünen Institut das Konzept des Monitorings auf Landschaftsebene vor. Für das Wildbienen- und Schwebfliegen-Monitoring werden verschiedenfarbige Farbschalen zu zwei Zeitpunkten im Jahr an 22 festen Punkten aufgestellt. Diese Punkte bleiben auch über die Jahre gleich. Die Fänge werden für die Bestimmung getrocknet und mit Nadeln aufgesteckt. Die Nachbearbeitung ist sehr zeitaufwendig. Dennoch liegen erste Ergebnisse vor, die besagen, dass die beide Landschaften - die ca. 12 km entfernte Referenzlandschaft und das Landschaftslabor - zu Beginn der Untersuchungen für Insekten gleich gut ausgestattet waren. Das Honigbienen-Monitoring ermöglicht weitere Aspekte bei der wissenschaftlichen Landschaftsbewertung. André Krahner vom JKI erläuterte dieses anschaulich an einer Bienenstockattrappe. „Über die Analyse des eingetragenen Pollens können Rückschlüsse auf Menge und Herkunft des Trachtangebot gemacht werden“, so der Fachmann. „Mit Hilfe von Stockwagen kann der Zuwachs an Nachkommen und die Honigleistung der Bienen erfasst werden.“ Beides findet in allen FInAL-Landschaften unter Einsatz von sechs exakt vergleichbaren Bienenvölkern nach einem wissenschaftlichen Design statt. Pflanzenschutzmittelrückstandsanalysen vervollständigen das Monitoring.
Besondere Potenziale bieten in allen Gemarkungen auch die Wege und Feldraine, die die Landschaft durchziehen und in den meisten Agrarlandschaften mit dem Mulcher gepflegt werden. Im Landschaftslabor Elm sind die Landeigentümer gemeinsam auf einem anderen Weg, um nicht nur die Potenziale für die Artenvielfalt zu nutzen, die sich auf den Äckern bieten. Die Wegränder entlang der während des Feldtages zur Schau gestellten Maßnahmen waren frisch gemäht und nicht gemulcht. Das Schnittgut wird nach der Trocknung zu Heu aufgepresst werden. Am Ende des sonnigen Feldtages wurde das Mahdgut bereits für das Pressen auf den Schwad gelegt. So werden diesen Flächen über eine sinnvolle Nutzung Nährstoffe entzogen, so dass sich die für die Insektenvielfalt so wichtigen konkurrenzschwächeren Kräuter und Gräser besser durchsetzen und ausbreiten können. Diese Flächen stellen besonders über den Winter wichtige Nahrungs- und Rückzugsräume dar. Von dort aus können wie aus den Blühstreifen Nützlinge im zeitigen Frühjahr schnell in die Kulturen einwandern.
Der Feldtag zeigte darüber hinaus, dass ein partnerschaftliches und innovatives Miteinander von landwirtschaftlicher Praxis, Wissenschaft und Beratung Wege aufzeigen kann, wie Pflanzenbau, Beratung, Naturschutz und Agrarförderung in Zukunft Hand in Hand gehen können.
Das Projekt FInAL wird seit 2018 vom BMEL gefördert durch die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe und läuft noch bis September 2025.
Das LL-ELM ist eins von drei bundesweiten Landschaftslaboren, welches von der LWK Niedersachsen betreut wird.
Am 4. und 5. Juni lud der Bundespräsident zum siebten Mal zur Woche der Umwelt in den Garten vom Schloss Bellevue nach Berlin ein. 190 Ausstellende präsentierten sich mit innovativen Ideen und Vorhaben zu mehr Umwelt-, Klima- und Artenschutz.
Für das Themenfeld Natur und Landnutzung durfte das FInAL Projekt einen der 45 begehrten Ausstellungsplätze gestalten. Projektpartner sind neben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), das Thünen Institut (TI), das Julius-Kühn-Institut (JKI), das Leibnitz -Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und die Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft.
Ein besonderes Highlight für die Standbetreuung war der Besuch der FInAL-LandwirtInnen aus dem Havelländischen Luch, der von dem Landschaftskoordinator Phillipp Scharschmidt organisiert wurde. Ein persönlicher Austausch ist das Fundament für eine gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und landwirtschaftlicher Praxis. Der Erfolg der guten Zusammenarbeit wurde über Zitate und Fotos von LandwirtInnen aus allen FInAL-Regionen als Diashow auf einem Bildschirm präsentiert. Die vielen Besucher zeigten ein vielseitiges Interesse, sodass jedes Gespräch neue Impulse mitbrachte. Es fand ein reger Austausch und eine Vernetzung mit anderen Projekten zur Förderung der Biodiversität statt.
Um die Bedeutung der Landschaftsstruktur und deren Einfluss auf die Biodiversität zu demonstrieren, kam ein am TI entwickeltes Biodiversitätsspiel zum Einsatz. Die Besucher hatten die Möglichkeit einmal selbst eine Landschaft aus Kulturpflanzen und Randstrukturen zu gestalten. Über ein Computerprogramm wurde dann die Qualität der Landschaft modelliert, wobei die Bedürfnisse der Erdhummel als Maß galten. Die über das Jahr errechneten Brutkolonien wurden als ein Indikator genannt. Als besonders gelungen lobten viele Besucher den vom JKI bereit gestellten Blumenschmuck, ein Mix aus Kulturarten und Wildblumen.
Als Veranstaltungsort bot die Gartenanlage vom Schloss Bellevue eine einzigartige Atmosphäre für die Woche der Umwelt .
Das Projekt FInAL wird seit 2018 vom BMEL gefördert durch die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe und läuft noch bis September 2025.
Seit 2021 setzen Landwirte und weitere FInAL-Partner in drei Regionen Deutschlands insektenfördernde Maßnahmen um. Eine der drei Regionen liegt in Niedersachsen im Kreis Helmstedt, die anderen in Bayern und Brandenburg. Die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) stellt nun in einer Pressemitteilung den Abschlussbericht der ersten Projektphase online. Bauern und Nützlinge auf dem Weg zum Dreamteam (fnr.de) FInAL steht für „Förderung von Insekten in der Agrarlandschaft“. Ziel des Vorhabens ist es Ökosystemleistungen in der Agrarlandschaft über Veränderungen der Anbausysteme und der Landschaftsstruktur zu verbessern. Das Projekt ermöglicht es den teilnehmenden Landwirten, die Umsetzungen mitzugestalten und ihr Expertenwissen zu regionalen und saisonalen Besonderheiten einzubringen. Das wissen die Akteure zu schätzen. Deshalb bleiben alle am Ball und ackern weiterhin gemeinsam mit der Wissenschaft in einer zweiten Projektphase.
Zur Pressemitteilung der FNR und weiterführenden Informationen:
Bauern und Nützlinge auf dem Weg zum Dreamteam (fnr.de)
https://www.final-projekt.de/
Die Förderung von Insekten in der Agrarlandschaft (FInAL) interessiert junge Menschen aus allen Teilen der Welt. Im September besuchte eine Gruppe internationaler Studierender die FInAL-Landschaft am Elm. Obwohl die fachliche Ausrichtung der Studierenden von der Agrarwissenschaft über die Informatik bis zur Germanistik breit aufgestellt war, war bei allen das Interesse an den Herausforderungen der modernen Landwirtschaft groß. Gezeigt wurden Lösungsansätze für mehr Biodiversität aus dem Projekt FInAL und etablierte Methoden der konservierenden Bodenbearbeitung.
Die Familie des Projektbetriebes Fromme hat für einen herzlichen Empfang gesorgt. Für die Fahrt durch die 3 x 3 km umfassende FInAL-Landschaft hat der Betrieb einen umgebauten Bauwagen bereitgestellt. Es wurden drei Stationen angesteuert und vorgestellt.
Eine einfach umzusetzende FInAL-Maßnahme ist der Anbau einer Zwischenfrucht aus mindestens fünf Arten. Als frühe Aussaaten direkt nach Ernte der Wintergerste erreichen die Pflanzen in der Regel das Blühstadium. So entsteht ein spätes Blütenangebot für Insekten. Der Zwischenfruchtanbau stellt den Landwirt allerdings auch vor eine Herausforderung. So fiel einigen Studierenden das zahlreiche Vorkommen von Blattläusen auf. Hendrik Fromme erklärte die Problematik der „grünen Brücke“ beim Anbau von Zwischenfrüchten. Er wies darauf hin, dass die neu angelegten Gerstenschläge in diesem Jahr besonders intensiv auf einen Herbstbefall mit Läusen kontrolliert werden müssen.
Die zweite Station zeigte den Anbau von Raps mit einer abfrierenden Untersaat. Ein wünschenswertes Ziel dieser Maßnahme ist es, das Anwenden von Insektiziden und Herbiziden zu reduzieren. Dieses stellt sich allerdings nicht automatisch ein. Auch die Drilltechnik nimmt Einfluss auf das Auflaufen von Unkraut und Ungras. Demonstriert wurde das Ergebnis von zwei unterschiedlichen Direktsaatmaschinen für die Aussaat von Raps mit einer Erbsenuntersaat. Natürlich werden zusätzlich Gelbschalen auf den Feldern aufgestellt, um den Zuflug der Rapsschädlinge zu erfassen und gegebenenfalls regulierend einzugreifen. Auch dieses wurde mit der Gruppe diskutiert.
Der Betrieb Fromme arbeitet seit vielen Jahren nach den Prinzipien der konservierenden Bodenbearbeitung. Darüber werden auf dem Betrieb viele Ideen erprobt und etabliert, die insbesondere das Bodenleben im Fokus haben. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit einem Wanderschäfer, der im Herbst seine Schafe auf Ackerflächen weiden lässt. Der Betrieb Fromme stellt dafür Flächen mit Ausfallraps oder auch Zwischenfrucht bereit, auf denen anschließend eine Herbstaussaat erfolgt.
Es war insgesamt ein gelungener Austausch, bei dem sowohl die Studierenden, der Betrieb aber auch die Projektmitarbeiter*innen viel Wissenswertes mitnehmen konnten.
Das Projekt FInAL wird seit 2018 vom BMEL gefördert durch die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe und läuft noch bis September 2025.
Das LL-ELM ist eins von drei bundesweiten Landschaftslaboren, welches von der LWK Niedersachsen betreut wird.
Weitere Informationen gibt es unter www.final.de
Das FNR-Projekt FInAL: FInAL (final-projekt.de) ist vor einigen Monaten zum Drehort für Filmaufnahmen durch ein Filmteam des Senders ARTE geworden. Einen Vormittag lang haben sich Landwirtin Elisa Pape und die Landwirte Hendrik Fromme und Christopher Rott vor laufender Kamera den Fragen des Regisseurs und seines Kamerateams gestellt. Seit vier Jahren engagieren sich die drei zusammen mit weiteren Berufskollegen in dem Projekt zur Förderung der Insektenvielfalt in Agrarlandschaften. Bereits im zweiten Jahr werden in einem Landschaftsraum von 3 x 3 km Maßnahmen umgesetzt, die als Einzelmaßnahme mindestens einen insektenfördernden Aspekt erfüllen. Dabei geht es um das Bereitstellen von Nektar und Pollen für Blütenbesucher und das Anbieten von Rückzugsorten sowie Überwinterungshabitaten zum Beispiel durch den Anbau mehrjähriger Kulturarten. Auch das Vernetzen und Schaffen neuer Strukturen auf großen Produktionsflächen sowie das Herabsetzten der Mortalität z. B. durch ein gestaffeltes Mahdregime wird angestrebt. Das Projekt wird durch ein intensives und umfangreiches Insektenmonitoring begleitet. Dazu wurde Professor Jens Dauber vom Thünen-Institut beim Dreh befragt.
Das Projekt FInAL verfolgt einen ganz neuen Ansatz der Zusammenarbeit auf Landschaftsebene. Hendrik Fromme setzt auf den Anbau von Sonnenblumen und hat seinen Betrieb mit entsprechender Erntetechnik ausgestattet. Diese Technik nutzt Christopher Rott, wenn er Sonnenblume und Winterweizen im Streifenanbau anbaut und darüber zusätzliche Strukturen schafft. Die FInAL-Landwirte unterstützen und beraten sich gegenseitig auch bei der Anlage von Blühflächen.
Der Erfolg dieses Forschungsvorhabens hängt allerdings auch von der Unterstützung durch Landwirte ab, die in einer Referenzlandschaft, einem nahegelegenem, gleichgroßen Landschaftsausschnitt, beim Monitoring mitmachen aber in der Bewirtschaftung weiterhin praxisüblich vorgehen.
FInAL wird gefördert durch die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) e.V., ein Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
Der Dokumentationsfilm Arten schützen - aber wie? Ein neuer Masterplan für die Natur ist in der Mediathek des Senders ARTE noch bis zum 10. August 2023 zu sehen. Die Landschaft am Elm wird ab der 34. Sendeminute vorgestellt.
FInAL: das Projekt zur Förderung von Insekten in der Agrarlandschaft geht in die zweite Runde
Seit vier Jahren beteiligen sich Landwirte zusammen mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen an einem bundesweiten Projekt zur Förderung von Insekten in der Agrarlandschaft. Landwirte aus der Region Helmstedt und Königslutter haben ihre Flächen für ein umfangreiches Insektenmonitoring zur Verfügung gestellt. Wissenschaftler vom Thünen-Institut, vom Julius-Kühn-Institut und vom Zentrum für Agrarlandschaftsforschung sind regelmäßig in zwei jeweils 900 ha große Landschaftsausschnitte gekommen und haben dort Wildbienen, Schwebfliegen, Laufkäfer und Insektenlarven in Gewässern gezählt. Auch Schadinsekten und deren Gegenspieler wurden in den Kulturen Winterweizen, Winterraps und Mais erfasst.
Erfreulicherweise konnte in beiden Landschaftsausschnitten eine für Agrarräume übliche Anzahl Individuen nachgewiesen werden. Nun soll in den nächsten drei Jahren erfasst werden, wie sich das Insektenvorkommen im Vergleich beider Landschaften verändert, wenn in einer der Landschaften Maßnahmen zur Insektenförderung umgesetzt werden, die aus ökonomischen Gründen nicht praxisüblich sind.
Ein Ziel ist es, Kulturpflanzenschutz und Insektenschutz im Einklang zu betrachten. Deshalb ist es für die engagierten Landwirte von großem Interesse nur die für den Pflanzenbau nützlichen Insekten zu fördern. Nützlingsblühstreifen, artenreicher Zwischenfruchtanbau, Mischkulturanbau und zwei, sich in Arbeitsbreite abwechselnde, Kulturarten sollen als Maßnahmen nebeneinander zur Umsetzung kommen.
Das Projekt zur Förderung von Insekten in Agrarlandschaften (FInAL: FInAL (final-projekt.de)) wird von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V., einem Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, für weitere drei Jahre aus Bundesmitteln gefördert.