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TBN Forst hoch zwei

Verbundvorhaben - Weiterentwicklung Forstbetrieblicher Kennzahlenvergleich

Beginn: 16.06.2023 / Ende: 31.05.2026

Waldweg nicht ganzjährig LKW-fähig
Die Erhebung der Kennzahlen im Forst muss neu gedacht werden.Dr. Sebastian Bölsing

Ausgangslage
Die wichtigste Datenquelle zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Forstwirtschaft in Deutschland ist das Testbetriebsnetz Forst (TBN Forst) des BMEL. Dessen Ergebnisse werden jährlich vom BMEL veröffentlicht. Weiterführende Informationen zum aktuellen TBN Forstwirtschaft stellt das Thünen-Institut zur Verfügung. Das Testbetriebsnetz umfasst alle Besitzarten. Die Zahl der teilnehmenden Betriebe ist seit Jahren stark rückläufig. Einerseits ist der Erhebungsaufwand für das TBN Forst mit etwa 650 zu erhebenden Kennzahlen für die Betriebe sehr hoch. Andererseits ergibt sich i.d.R. kein direkter Mehrwert für die teilnehmenden Forstbetriebe. 2021 nahmen lediglich noch 178 Betriebe am TBN-Forst teil, was die Erfordernis einer Neukonzeption des TBN eindringlich darlegt.

Ziel des Projekts
Die wichtigsten Ziele des Projektes sind die Identifikation unterschiedlicher Optionen für die Zukunft des TBN-Forstes, ihre vertiefende Analyse und Weiterentwicklung sowie die beispielhafte Erprobung der erneuerten Ansätze. Gleichzeitig ist den Anforderungen zur Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Lage der Forstwirtschaft des BMEL zu genügen. 

Projektdurchführung
Im Projekt werden mögliche Ansätze zur Reduktion des betrieblichen Erhebungsaufwandes des TBN Forst geprüft und Möglichkeiten zur Steigerung des betrieblichen Mehrwertes der TBN-Teilnahme identifiziert. Weiterhin werden die datenschutzrechtlichen Aspekte geprüft und das Marketingkonzept für die spätere Anwendung der Ergebnisse erstellt. 

Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) , Förderkennzeichen 2221NR071A
 

Kontakt

FD
Martin Hillmann

Leiter Fachbereich Forsteinrichtung, Bewertung, Waldinventur Raumordnung, Naturschutz

martin.hillmann~lwk-niedersachsen.de

Dr. Sebastian Bölsing
Forstassessor
Dr. Sebastian Bölsing

Projekt Weiterentwicklung Testbetriebsnetz Forst

sebastian.boelsing~lwk-niedersachsen.de

Beiträge aus dem Projekt-Blog

16.10.2024

Analyse der Ist-Situation
Die Arbeiten im ersten Jahr der Projektlaufzeit dienten einerseits der Analyse der aktuellen Situation des TBN-Forst. Anderseits wurden Erkenntnissen über Benchmarking- und Betriebsvergleichssysteme anderer Branchen mit besonderen Augenmerk auf dem TBN Landwirtschaft gesammelt. Diese ersten vorläufigen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Die Abnahme der Zahl am TBN Forst teilnehmender Betriebe ist keine Entwicklung, die auf den Forst beschränkt ist. In der Landwirtschaft und teilweise auch in anderen Branchen nimmt die Zahl deutlich ab. Allen ist gemein, dass der verhältnismäßig hohe Aufwand der Teilnahme (wenige Stunden bis zu fünf Tagen), insbesondere für die Datenbereitstellung, oft in keinem angemessenen Verhältnis zum Nutzen für die Betriebe steht. 

Beschreibung des Rohdatenflusses im TBN Landwirtschaft
Beschreibung des Rohdatenflusses im TBN LandwirtschaftDr. Sebastian Bölsing
Die Vielzahl an Datenquellen, Verarbeitungsprogrammen und betriebswirtschaftlichen Abschlüssen in der Forstwirtschaft macht eine Rationalisierung und Standardisierung der Datenerhebung und Datenbearbeitung praktisch unmöglich. Dies ist jedoch keine Besonderheit der Forstwirtschaft, sondern tritt in vielen Branchen auf. In der Landwirtschaft ist es gelungen, mit dem Abschluss des BMEL, der Vereinheitlichung der EDV sowie der Datenhaltung und -bearbeitung durch Steuerberater ein relativ hohes Maß an Standardisierung zu erreichen.

Die Kennzahlen des TBN Forst werden von verschiedensten Gruppen genutzt (Müller et al. 2024). Dabei werden fast alle Kennzahlen des TBN Forst nachgefragt. Die Kennzahlen werden nicht nur im Rahmen von Betriebsvergleichen und Benchmarkings verwendet, sondern auch für die Berichtspflichten des Bundes gegenüber dem Bundestag und der EU. Zukünftig wird sich der Datenbedarf, der ans TBN gestellt wird, wahrscheinlich ändern. Eine Anpassung des Kennzahlenkatalogs zur Deckung dieser Bedarfe sollte aber gut gegenüber des gegebenenfalls für die Betriebe entstehenden Mehraufwands für die Datenbereitstellung abgewogen werden.

Betriebsvergleiche anderer Branchen unterscheiden sich deutlich vom TBN Forst. Sie umfassen eine geringere Anzahl an Kennzahlen. So wird sichergestellt, dass die Betriebe nur die Kennzahlen erheben, die tatsächlich auch von ihnen im Rahmen des Benchmarking oder von der erhebenden Stelle für beratende und politische Zwecke benötigt werden. Staatliche Akteure und ihre Datenbedarfe spielen in anderen Branchen keine oder nur eine geringe Rolle – im Gegensatz zum TBN Forst und TBN Landwirtschaft. 

Neben der direkten Prämie von 420 € ließe / lässt sich der Aufwand für die Teilnahmen am TBN auch betriebswirtschaftlich rechtfertigen. Denn die TBN-Betriebe können an einem Betriebsvergleich teilnehmen und dadurch einen entsprechenden Nutzen generieren. Für die Betriebsleitungen ist ein zeitnaher Betriebsvergleich deshalb interessant, weil sie so schnell auf Mängel reagieren oder positive Effekte verstärkt einsetzen können. Die zeitnahe und vertrauensvolle Besprechung der Kennzahlen und die Diskussion der eigenen Werte im Kreis von Betriebsleitern werden als sehr wertvoll erachtet.

In allen analysierten Betriebsvergleichssystemen war es von entscheidender Bedeutung, dass die Person, an welche die Daten geliefert werden, persönlich bekannt ist, das Vertrauen der Betriebsleitungen genießt und diese Position kontinuierlich ausübt.

Fokussierung der weiteren Projektarbeit
Die vorläufigen Ergebnisse der Ist-Analyse zeigen klar, worauf sich die zukünftige Entwicklungsarbeit an einem neuen TBN-Forst fokussieren wird. Es ist davon auszugehen, dass die Datenhaltung und -erfassung auch in Zukunft bei den Forstbetrieben selbst liegen wird. Diese wollen schnell über die erfassten Daten informiert werden, um sie sowohl innerhalb als auch außerhalb des eigenen Betriebs zeitnah auswerten zu können. 

  • Es muss geprüft werden, wie der aktuelle Aufwand für die Erfassung durch Periodisierung, Berechnungen statt Erhebungen und Priorisierungen für einen dann veränderten Kennzahlenkatalog geringgehalten werden kann. 
  • Neue Strukturen und Prozesse müssen entwickelt werden, um die Motivation zur Teilnahme bei den Forstbetrieben zu steigern. Die Teilnahme am TBN könnte mit einer betriebswirtschaftlichen Beratung kombiniert werden. Dabei ist zu beachten, dass staatliche Akteure i. d. R. keine betriebswirtschaftlichen Beratungsleistungen erbringen dürfen. 
  • Im nächsten Projektabschnitt soll z.T. mit externer Hilfe geprüft werden, ob Vereinheitlichungen des Kontenrahmens möglich sind, wie ein Dashboard zur Dateneingabe und schnellen Auswertung aussehen könnte, welche datenschutzrechtlichen Belange beachtet werden müssen und wie eine Kampagne zur Einführung des reformierten TBN Forst gestaltet werden kann. 
  • Die Vorschläge für die Neugestaltung des Kennzahlenkatalogs, der Organisationsstrukturen und Prozesse sind mit der projektbegleitenden Arbeitsgruppe zu diskutieren. Dabei sind Chancen und Risiken zu formulieren und abzuwägen und als Bestandteile der einzelnen Alternativen zu dokumentieren.

Allen Interviewpartnern und Umfrageteilnehmern danken wir herzlich für ihre Zeit und ihr Engagement, die sie in das Projekt eingebracht haben. Für weitere Fragen oder Anregungen stehen der Autor und das Projektteam  gern zur Verfügung.

Literatur
Müller, N.; Franz, K.; Seintsch, B.; 2024: Datenforst – Wo Informationen wachsen und genutzt werden, AFZ/Der Wald Nr. 15, S. 31 ff.