Wassermanagement bleibt in der Grafschaft Bentheim und im Emsland Zukunftsthema
Bange Blicke richten sich derzeit einmal mehr gen Himmel bzw. auf die Wetterprognosen. Sonne satt und kein Tropfen Regen, das ist die Wirklichkeit im Emsland und in der Grafschaft Bentheim in der ersten Maiwoche 2022. Passend dazu sind die Nächte auch immer noch kalt. Die Temperaturen fallen oft noch unter 5 Grad, örtlich besteht entsprechend weiter Frostgefahr.
Die meisten Kartoffeln für die Haupternte wurden gelegt, die Aussaat auf den diesjährigen Maisäckern läuft auf Hochtouren. Rein technisch gesehen sind die Bodenbedingungen derweil auch annähernd optimal, wobei man den Kartoffeldämmen und vor allem den mehrfach bearbeiteten Saatbetten schon deutlich ansieht, dass kaum noch Feuchtigkeit im Oberboden steckt. Von einer erhöhten Anfälligkeit für wind- oder regenbedingte Erosion ist auszugehen, wobei die Situation bisher noch nicht so kritisch aussieht wie zur gleichen Zeit im Jahr 2020. Unter dem Grünland und unter den Wintergetreidebeständen ist der Boden dennoch total trocken, vor allem wenn die Dränagen tief liegen und der kapillare Aufstieg entsprechend stark begrenzt ist. Vielerorts sind Dränagen und obenliegende Gräben schon trockengefallen. An diesen Stellen fragen sich die Bewirtschafter bereits jetzt wieder, wie lange das noch gut geht bzw. woher im Zweifelsfall Wasser kommen kann. Fast automatisch ereilt die Betroffenen dann der Gedanke, dass eine verstärkte Wasserrückhaltung in der Zukunft Abhilfe schaffen könnte. Vor allem zwei Varianten werden dabei diskutiert: Die Wasserrückhaltung in oben liegenden Gräben durch Stauwände und die Sohlanhebung bei vorhandenen Gräben. Beide Maßnahmen bedürfen einer Genehmigung und haben natürlich Vor- und Nachteile. Im Rahmen einer vom Autor dieses Artikels in Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück betreuten Bachelorarbeit wurden diese jüngst mit Bezug zum Emsland gegenübergestellt. Interessierte Landwirtinnen und Landwirte melden sich bitte zum Austausch beim Autor dieses Artikels, wenn sie in Sachen Wasserrückhaltung in der Fläche Fallbeispiele, Vorschläge oder Ideen haben. Daneben gilt es in Einzelfällen auch die relativ teure Beregnungslösung zumindest durchzudenken. Beide Landkreise arbeiten mit ihren Wasser- und Bodenverbänden schon lange an eigenen Projekten und Initiativen rund um das Thema Wassermanagement. Hier gibt es bereits konkrete Ergebnisse. Unter anderem ist es zur Gründung erster Beregnungsverbände gekommen. Weiterführende Projekte befinden sich in der Anbahnung. Überlappungen und Synergieeffekte z.B. mit der Grundwasserneubildung, dem Erhalt grundwasserabhängiger Biotope und der Bindung von Kohlenstoff liegen auf der Hand. Weil die örtlichen Besonderheiten bei jedweder Maßnahme ausschlaggebend sind, wird die Gemeinschaft der Eigentümer und Flächenbewirtschafter jeder Gemarkung auch beim künftigen Wassermanagement im Zentrum stehen. Dabei gilt es stets das Gesamtpaket aus Drainage, Wasserrückhaltung, Wasserentnahme und Gewährleistung der dauerhaften Bewirtschaftbarkeit sicherzustellen. Wegen seiner Vielschichtigkeit und wegen des steigenden Handlungsdrucks, bleibt das Thema Wassermanagement im Emsland und der Grafschaft Bentheim agrarpolitisch weiter ganz oben auf der Agenda. Da Zugang zu sauberem Wasser Allgemeingut und Menschenrecht ist, muss eine gemeinschaftliche Lösung mit allen Wassernutzern angestrebt werden - die braucht aber verlässliche Führung und dauerhaft gesicherte finanzielle Mittel um die Kommunikation und die Koordination zu regeln, von den benötigten und zu erwartenden Infrastrukturmaßnahmen ganz abgesehen. Brauchen wir dafür vielleicht wieder eine Emsland GmbH?
Kontakte
Dr. Vinzenz Bauer
Leiter Bezirksstelle Emsland
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