Genesungsbuchten – Reha für kranke Schweine
Kranke Schweine brauchen Ruhe! Da unterscheiden sie sich nicht vom Menschen. Ruhe, Wärme und ein weiches Plätzchen sind Schlüsselfaktoren für eine gute Heilung. Deshalb sollten kranke Tiere frühzeitig behandelt, getrennt aufgestallt und optimal versorgt werden.
Die Zeiten, in denen man die Tiere auf dem Gang „zwischengeparkt“ hat sind vorbei. Heute werden kranke Tiere optimaler Weise in speziellen Krankenbuchten untergebracht. In diesen individuell auf dieTiere eingegangen werden.
Wichtig: Eine Krankenbucht ist kein Sterbehospitz! Nur Tiere die auch wirklich eine Chance auf Heilung haben sollten dort untergebracht werden. Besteht von Anfang an keine Chance auf Heilung sollten die Tiere möglichst zügig notgetötet werden. Der Leifaden Nottötung der LWK Niedersachsen und das DLG Mekrblatt 430 geben hier Hilfestellung.
Also, bevor ein Tier in die Krankenbucht aufgestallt wird steht erst immer die Frage: Hat das Tier Aussicht auf Heilung und Erreichen des Schlachtalters. Dies muß für jedes Tier individuell entschieden werden. Wer hier unsicher ist sollte seinen Tierarzt zu rate ziehen. Eine weitere Hilfestellung bieten die verschiedenen Leitfäden zum Tiertransport und Schlachtfähigkeit. Der von der LWK Niedersachen, der TiHo Hannover und dem Landkreis Cloppenburg entwickelte Leitfaden ist kostenfrei auf der Homepage der LWK herunterzuladen.
Bei kleineren Wunden z.B. Bißverletzungen, leicht angebissenen Schwänzen etc. können die Tiere auch kurzzeitig von der Gruppe getrennt werden. Z.B. in dem man sie in eine leere Bucht verbringt. Optimaler ist allerdings die Schaffung von Separationsbuchten über Gitter oder Trennwände innerhalb der Bucht. Dort behalten sie Sicht- und Geruchskontakt zur Gruppe und können individuell versorgt werden. Die erleichtetert die Wiedereingliederung nach der Genesung. Wichtig ist, das die separierten Tiere weiterhin freien Zugang zu Futter und Wasser haben.
Schwerer erkrankte, nicht gruppenfähige, Tiere müssen in die Kranken- oder besser Genesungsbucht. Viele Betriebe halten hierfür mittlerweile Krankenabteile mit vielen kleinen verschiedenen Genesungsbuchten vor. In der Ferkelaufzucht findet man auch häufig eine Genesungsbucht im Abteil. Das Abteil hat natürlich den Vorteil, daß Erreger nicht weiter unter den Gesunden verteilt werden. Für Mastschweine ist so ein Krankenabteil eine Einbahnstraße. Vor hier geht es nach der Genesung zum Schlachthof. Sauen hingegen werden danach wieder in die Herde integriert. Achtung: Auch ein Krankenabteil muss von Zeit zu Zeit gereinigt und desinfiziert werden! Die Empfehlungen liegen hier, je nach intensität der Nutzung bei 1-2 Mal / Jahr.
Zur Anzahl von Krankenbuchten gibt es die Enpfehlung aus dem DLG Merkblatt 430. Hier werden 3% der Gesamttierplätze genannt. In Problembetrieben mit Schwanzbeißen 5-10%.
Für die Ausstattung der Genesungsbuchten sind ein paar Dinge zu beachten.
In den Ausführungshinweisen zur Tierschutz-Nutztierhaltungs-VO finden sich jetzt zum ersten Mal Angaben für die Größe einer Genesesungsbucht für Sauen. Hier sind 4 m2 genannt. Da Tiere in einer Genesungsbucht auch mal einzeln aufgestallt werden müssen ist Sicht und Geruchskontakt zum Nachbartier ein Muss.
Zudem ist eine weiche Liegefläche vorgeschrieben. Insbesondere Tiere mit Gelenkproblemen wissen das zu schätzen. Das kann, falls es das Güllesystem zulässt, Stroh sein. Stroh bietet zudem den Vortreil der besseren Thermoregulationsmöglichkeit für das erkrankte Tier und beugt dem Durchliegen (Dekubitus) am besten vor. Die Alternative ist eine weiche Gummimatte. Der Vorteil hier, man kann sie nach Gebrauch reinigen und an die Wand hängen.
Arbeitet man mit einem Krankenabteil, so mach es Sinn in den Abteil die Temperatur etwa 2-3 Grad höher zu fahen als in den Abteilen für die gesunden Tiere. Schauen Sie sich die Tiere an. Liegen sie auf dem Haufen, ist ihnen zu kalt, sind sie stark verschmuzt, so ist ihnen zu warm. Liegen sie entspannt ausgestreckt nebeneinander passt alles.
Wichtig sind auch die Versorgung mit Futter und Wasser. Am besten für die Fütterung egnen sich einfache Trockenfutterautomaten oder auch Volumendosierer. Jeder Automat sollte nur eine Bucht versorgen, da die Buchten ja unregelmäßig belegt werden und das ansonsten nicht aufgenommene Futter in den leeren Buchten schnell verdirbt, Fliegen anlockt etc. Bei den Tränken gilt: jedes Tier muss immer Zugang zu sauberem Wasser haben. Dementsprechen muss pro Genesungsbucht auch mindestens eine Tränke installiert sein. Schalentränken erleichtern kranken Tieren das Saufen und föredern die Genesung. Festliegende Tiere müssen zusätzlich individuell mit Wasser und Futter versorgt werden.
Führen sie eine Art Krankenakte. Wann ist das Tier erkrankt, woran? Hatte es Fieber, wie, wann und von wem wurde es behandelt? Wann wurde es in die Genesungsbucht verbracht? Wie war der Heilungsverlauf? Wann zurückgestallt, verkauft, getötet? Dies hilft ihnen ihr Handeln in Tierschutz-Kontrollen darzulegen.
Das Krankenabteil sollte immer am Ende des Stallrundgangs betreut werden, um die Verschleppung von Keimen zu reduzieren. Am besten Wechseln sie vor dem Betreten des Abteils das Schuhwerk und verwenden Einmal-Handschuhe. Auch die Spritzenhygiene und die Verwandung von Einmalkanülen sind ein wichtiges Thema. Der Kühlschrank mit den Medikamenten und ein Handwaschbecken sollten nicht zu weit entfernt sein – nur was einfach ist wird auch gemacht!
Fazit: Die Zeiten des „auf dem Gang zwischenparkens“ sind definitiv vorbei. Die Behandlung und Betreuung erkrankter Tiere steht mittlerweile mit im Focus der tierärztlichen Kontrollen der Veterinärämter. Dementsprechend sollte jeder Betrieb sein „Krankenmanagement“ überdenken und anpassen. Der Artikel gibt hierbei ein paar Hilfestellungen
Kontakte
Bestimmung eines Ammoniak-Emissionsfaktors in der Schweinemast bei sehr stark N/P reduzierter Fütterung
Die TA Luft beschreibt in ihrer gültigen Fassung für die konventionelle Mastschweinehaltung mit Flüssigmistlagerung und Zwangslüftung anhand von Emissionsfaktoren bei konservativer und stark N/P-reduzierter Fü…
Mehr lesen...Hitzestress bei Schweinen
Schweine bevorzugen Temperaturen unter 20°C, weshalb ihre Haltung in den Sommermonaten oftmals mit Herausforderungen verbunden ist. Sobald die Tiere ihre Körperwärme nicht mehr in einem adäquaten Maß an die Umgebung abgeben k…
Mehr lesen...Fütterung und Stallmanagement wichtige Stellschrauben beim Umweltschutz
Fachtagung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen befasst sich mit Umgang mit Emissionen aus der Tierhaltung
Mehr lesen...Umsetzung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes (TierHaltKennzG) in Niedersachsen
Die Kennzeichnungspflicht gemäß Tierhaltungskennzeichnungsgesetz (TierHaltKennzG) gilt zunächst für frisches Schweinefleisch, das von in Deutschland gehaltenen, geschlachteten und verarbeiteten Mastschweinen stammt. Alle …
Mehr lesen...Bundesweite Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit nach Tierarzneimittelgesetz (TAMG) für das Jahr 2023 veröffentlicht
QUELLE: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat heute (15. Februar 2024) auf der hauseigenen Homepage die bundesweiten Kennzahlen zur Therapieh&…
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen
Frei Schnauze - Grundlagen der ökologischen Schweinehaltung
17.02.2025
Teil der Seminarreihe "Nachhaltigkeit und Ökolandbau" Mit diesem Seminar möchten wir interessierte Ausbildende und Lehrkräfte der landwirtschaftlichen Berufsschulen ansprechen, die sich für die Besonderheiten …
Mehr lesen...Sachkundelehrgang - Betäuben und Töten von Rindern und Schweinen
25.02.2025 - 27.05.2025
Das Landwirtschaftliche Bildungszentrum Echem bietet in enger Zusammenarbeit mit dem Beratungs- und Schulungsinstitut für Tierschutz bei Transport und Schlachtung (bsi Schwarzenbek) einen Lehrgang zum Erwerb des Sachkundenachweises nach …
Mehr lesen...Fachforum Schwein und Geflügelmast 2025
16.05.2025
Die Veranstaltung bietet den Schweine- und Geflügelhaltern der gesamten nordwestdeutschen Veredlungsregion die Möglichkeit, sich über aktuelle Themen der Sauen- und Schweinehaltung sowie der Geflügelmast zu informieren und zu…
Mehr lesen...Schulung der Schweineberater 2025
21.05.2025 - 22.05.2025
Schulung der Berater am 21. und 22. Mai 2025 in Hermannsburg Die diesjährige 2-tägige Beraterschulung findet am 21. und 22. Mai 2025 im Evangelischen Bildungszentrum …
Mehr lesen...Sachkundelehrgang Ferkelkastration mittels Inhalationsnarkose (Isofluran-Schulung)
18.06.2025 - 26.06.2025
Sachkundelehrgang Ferkelkastration mittels Inhalationsnarkose (Isofluran-Schulung) Die Ferkelkastration ist ab dem 01. Januar 2021 nur noch mit Betäubung erlaubt. Die Isofluranbetäubung darf außer von Tierärzten auch von …
Mehr lesen...Sachkundelehrgang - Betäuben und Töten von Rindern und Schweinen (Theorie & Praxis)
08.07.2025 - 10.07.2025
Das Landwirtschaftliche Bildungszentrum Echem bietet in enger Zusammenarbeit mit dem Beratungs- und Schulungsinstitut für Tierschutz bei Transport und Schlachtung (bsi Schwarzenbek) einen Lehrgang zum Erwerb des Sachkundenachweises nach …
Mehr lesen...Beratungsangebote & Leistungen
Umbaukonzept Deckzentrum
Sie suchen Unterstützung bei der Umbauplanung für das Deckzentrum im Sauenstall.
Mehr lesen...Tierwohl - Stallumbau in der Schweinehaltung
Sie planen die Schweineställe Ihres Betriebes im Sinne des Tierwohls und zur Einhaltung der zukünftigen Regeln der TierSchNutztV umzubauen. Sie suchen nach wirtschaftlichen, baurechtlich möglichen und tiergerechten Umbaumö…
Mehr lesen...Aktionsplan Kupierverzicht beim Schwein
Sie brauchen Unterstützung bei der Einhaltung der Rechtsvorschriften in Bezug auf das Schwänzekupieren beim Schwein.
Mehr lesen...Beratungsangebot Ferkelerzeugung
Sie sind Ferkelerzeuger und wünschen sich eine fachlich fundierte Beratung der Produktionstechnik und der Ökonomie Ihrer Ferkelerzeugung.
Mehr lesen...Beratungsangebot Schweinemast
Sie sind Schweinemäster und nutzen bereits alle Controllinginstrumente. Sie wünschen sich eine fundierte Analyse Ihrer Produktionstechnik und Ökonomie in der Schweinemast.
Mehr lesen...Ringelschwanzprämie im Rahmen der ELER-Tierwohlförderung
Sie sind Schweinehalter und haben Interesse im Rahmen der Tierwohlförderung an der sogenannten Ringelschwanzprämie bei Mastschweinen und/oder Anzuchtferkeln teilzunehmen.
Mehr lesen...Drittmittelprojekte
5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...AmmonMind
Ausgangslage Ammoniak (NH3) ist ein Luftschadstoff, der vor allem bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung und bei der Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern freigesetzt wird. Die Minderung der NH3-Emissionen ist international …
Mehr lesen...AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...