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Kartoffelpflanzung - Auflaufschäden bei Kartoffeln minimieren

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Die Pflanzung der Kartoffeln steht kurz bevor. Um einen zögerlichen Auflauf und Fehlstellen zu vermeiden, gilt es neben der Schaffung eines trockenen, verdichtungsfreien Pflanzbettes vor allem das Pflanzgut optimal vorzubereiten und damit die Startbedingungen für eine gleichmäßige und zügige Bestandesentwicklung zu verbessern.

Legetermin
Mit dem Anstieg der Temperaturen sind vor allem leichte Standorte im Frühjahr schnell befahr- und bearbeitbar und locken dann mit frühen Legeterminen. Der Boden ist in seinem Temperaturverlauf jedoch sehr viel träger und bietet auch keimgestimmtem Pflanzgut erst bei Werten über 8 °C akzeptable Wachstumsbedingungen. Zu Beginn der Legesaison können auch immer wieder stärkere Nachtfröste die Temperaturen im Damm kurzzeitig auf die Null-Grad-Grenze absinken lassen. Zu nachhaltige Schäden kommt es aber zumeist erst, wenn die ersten Triebe den schützenden Boden durchstoßen haben.
Im letzten Frühjahr traten die meisten Auflaufprobleme nach Auswertung einer Umfrage der Versuchsstation Dethlingen bei Partien auf, die zwischen dem 11. und 30. April gelegt wurden. In dieser Zeit waren die Böden nach Angaben der Landwirte zumeist ausreichend abgetrocknet und die Lufttemperaturen wiesen tägliche Maximalwerte von 15-25 °C auf. Anschließend stellte sich aber über fast drei Wochen eine deutlich kühlere Witterung ein, die immer wieder auch leichte Nachtfröste mit sich brachte. Diese Phase führte zu einer äußerst langsamen Entwicklung der Pflanzknollen im Boden und begünstigte eine lange Angriffszeit der knollen- und bodenbürtigen Schaderreger. Diese Entwicklung ist natürlich nur schwer vorhersehbar, muss aber auch in „durchschnittlichen“ Frühjahren immer mit einkalkuliert werden. Deshalb ist eine gute Pflanzgutkonditionierung der wesentliche Grundstein für einen gleichmäßigen und vollständigen Feldaufgang auch unter ungünstigeren Bedingungen.

Pflanzgutbeschaffenheit
Mit der Zunahme der einzelbetrieblichen Kartoffelanbaufläche wird die Pflanzgutlogistik immer zeitaufwendiger und überschneidet sich häufig mit anderen termingebundenen Feldarbeiten. Tendenziell nimmt daher auch bei Pflanzkartoffeln die Just-in-time-Abholung zu, so dass das Pflanzgut ohne lange Zwischenlagerung vom Transportfahrzeug direkt in die Legemaschine übergeladen werden kann. Diesem arbeitswirtschaftlichen Vorteil steht aber die fehlende Zeit für eine gezielte Pflanzgutvorbereitung entgegen, was sich vor allem bei kalten Bodenbedingungen als großer Nachteil erweisen kann.
In diesem Zusammenhang ist auch zu berücksichtigen, dass die Pflanzgutproduzenten in den letzten Jahren zu Qualitätssicherung verstärkt in maschinelle Kühlanlagen für ihre Lagerhäuser investiert haben. Durch die Einhaltung kühler und konstanter Lagertemperaturen lassen sich die physiologische Alterung und die Entwicklung der Schaderreger auf den Knollen wesentlich verlangsamen. Dies schafft günstige Voraussetzungen für eine hohe Triebkraft des Pflanzgutes, denn bereits ein einmaliges Abkeimen kann bei empfindlichen Sorten zu einer deutlich schwächeren und ungleichmäßigeren Bestandesentwicklung führen, was sich im Frühjahr 2010 nachhaltig bestätigte. Hier sind die sortenspezifischen Erfahrungen der Züchter wichtig, um grobe Fehler zu vermeiden. Daneben ist aber auch der Pflanzgutabnehmer gefordert, sich die Pflanzgutpartien intensiv anzusehen und gegebenenfalls eine Knollenprobe zu waschen, um z. B. den Befall mit Rhizoctonia Sklerotien oder Silberschorf sicher bestimmen zu können.
Die höhere Triebkraft von Kühlhausware oder bei günstigen Außentemperaturen kalt gelagerter Partien ist jedoch nur positiv umzusetzen, wenn diese Pflanzgutpartien auch gezielt auf das Wachstum im Feld vorbereitet werden. Kommen z. B. die kühl gelagerten Pflanzknollen nach nur wenigen Tagen direkt in einen kalten Boden, wird es sehr lange dauern bis sie keimen. Viel besser ist es, Pflanzkartoffeln aus Kühllagern etwa 4-6 Wochen vor der Legetermin auszulagern und aufzubereiten. Diese Bewegung regt die Entwicklungsprozesse in den Knollen an, die durch eine nachfolgende Temperaturführung sortenspezifisch bis zum Legetermin gesteuert werden können. Das Ziel sollte eine weitgehend gleichmäßige Keimstimmung aller Pflanzkartoffeln sein, d. h. in den Augen haben sich stecknadelkopfgroße Keimanlagen gebildet, die den maschinellen Legevorgang unbeschadet überstehen und im Boden ihr Wachstum fortsetzen. Eine erfolgreiche Umsetzung bedingt eine angepasste Temperaturführung und Belüftung des Pflanzgutes, was in Big Bags deutlich schwieriger ist als in Großkisten, während eine erfolgreiche Konditionierung von Pflanzgut in palettierten Säcken nicht möglich ist. Hier ist ein kritischer Abgleich zwischen Zielsetzung und praktischem Ergebnis wichtig, da in der letztjährigen Umfrage der größte Teil der problembehafteten Partien keimgestimmt in den Boden kam.

Abweichungen vom Idealfall
Beim Einsatz von keimgestimmten, triebkräftigen Pflanzgut sind auch bei der Kombination von Legen und Enddammaufbau in einem Arbeitsgang keine Auflaufprobleme zu erwarten, wenn der Boden zudem warm und bis auf die Bearbeitungstiefe ausreichend abgetrocknet ist. Die Erdbedeckung der Pflanzknolle im Enddamm sollte jedoch auch hier 15 cm nicht überschreiten, da wenige Zentimeter mehr in vielen Versuchen bereits zu deutlichen Ertragsrückgängen geführt haben. Unter Berücksichtigung dieser Voraussetzungen ist der Legestart für das kombinierte Verfahren zumeist einige Tage nach hinten verschoben und auch nach einer Regenphase muss etwas mehr Zeit bis zur Fortsetzung der Arbeiten eingeplant werden. Durch den geringeren Zeitbedarf werden diese möglichen Verzögerungen aber zumeist mehr als kompensiert.
Ungünstige Wetter- und Bodenbedingungen können jedoch dazu führen, dass der angestrebte Legetermin mehrmals verschoben werden muss. In Keimstimmung befindliches Pflanzgut lässt sich dann nur noch über kühlere Lagertemperaturen bremsen, ohne den Prozess ganz stoppen zu können. Häufig fehlen bei solchen Wetterlagen aber geeignete Außentemperaturen, so dass nur eine maschinelle Kühlung die erforderliche Kaltluft zur Verfügung stellen kann. Weisen die Pflanzknollen zum (verschobenen) Legetermin dennoch zu lange Keime auf, sollten solche Partien nur bei Bodentemperaturen über 10 °C und warmen Außentemperaturen gelegt werden. Dies begünstigt nach dem zu erwartenden Keimabbruch beim maschinellen Legen die Wundheilung des ungeschützten Gewebes und begegnet so einem vermehrten Eindringen von Bakterien und Pilze in die Pflanzknollen. Gleichzeitig sollte bei diesen Partien auf den Enddammaufbau beim Legen verzichtet werden, um die Auflaufbedingungen für das geschwächte Pflanzgut zu verbessern.
Haben warme Außentemperaturen dazu geführt, dass die Pflanzkartoffeln bereits im Lager längere Keime gebildet haben, sollte eine Aufbereitung und damit das unvermeidliche Abkeimen etwa 3-4 Wochen vor dem geplanten Legetermin erfolgen. Dabei sind die Knollen möglichst schonend zu behandeln, um weitere Knollenbeschädigungen zu minimieren. Anschließend ist nach der Abtrocknung der feuchten Knollen, ähnlich wie bei der Einlagerung, eine intensive Wundheilung bei Temperaturen über 10 °C und ausreichendem Frischluftangebot erforderlich. Dazu bietet sich bei geeigneten Außentemperaturen auch eine Aufstellung unter einem regenfreien Schleppdach an. Für die restliche Zeit bis kurz vor dem Legetermin sind dann möglichst kühle Temperaturen anzustreben, da ein zweites Abkeimen die Triebkraft nachhaltig schwächt und unbedingt vermieden werden sollte. Zudem sind etwaige sortenspezifische Erfahrungen der Züchter mit solchen Partien zu nutzen.
Werden bei der Aufbereitung von Pflanzgutpartien einzelne nassfaule Knollen festgestellt, so sind diese möglichst direkt nach dem Entleeren der Großkiste oder Staplerschaufel aus dem Gutstrom auszulesen. Jede weitere Eigenbewegung der befallenen Knollen ist ebenso zu vermeiden wie das Einschmieren einzelner Maschinenbauteile, da so das Infektionsmaterial mit vielen nachfolgenden Kartoffeln in Kontakt kommt und über neue Beschädigungen in die Knollen eindringen kann. Solch eine Partie ist möglichst zum Ende einer Arbeitswoche aufzubereiten, damit die anschließend zwingend erforderliche Grundreinigung der Anlage nicht zu größeren zeitlichen Verzögerungen führt und das Desinfektionsmittel, zz. ist nur Menno florades bei Kartoffeln zugelassen, eine lange Einwirkzeit zur Effektivitätssteigerung nutzen kann.

Ceckliste für hohe Aufgangsraten

  • Nach der Pflanzgutaufbereitung generell Abtrocknung, Wundheilung und geeignete Temperaturführung der Kartoffeln sicherstellen
  • Verkeimte Partien 3-4 Wochen vor dem Legetermin aufbereiten, zweites Abkeimen unbedingt vermeiden
  • Nassfaule Knollen möglichst früh aus dem Gutstrom entfernen, um das Infektionsrisiko zu reduzieren
  • Aufbereitungsanlagen regelmäßig reinigen und desinfizieren, nach kritischen Partien zusätzliche Hygienemaßnahmen ergreifen
  • Anlieferung und Legen des Pflanzgutes „just-in-time“ erhöht das Auflaufrisiko
  • Bei Pflanzgut aus Kühllagern oder einer kalten Lagersaison längere und intensivere Konditionierungsphase einplanen
  • Optimale Keimstimmung der Pflanzkartoffeln ist durch eine gezielte Belüftung und Temperaturführung steuerbar
  • Die Qualitätserhaltung des ausgelieferten Pflanzgutes ist in Großkisten viel einfacher als in Big Bags, palettierte Säcke sind für eine längere Zwischenlagerung ungeeignet
  • Warmer, verdichtungsfreier und ausreichend abgetrockneter Boden unterstützt einen gleichmäßigen Feldaufgang
  • Kombination von Legen und Enddammaufbau bedingt größere Bearbeitungstiefe und damit einen stärker abgetrockneten Boden
  • Der Enddammaufbau beim Legen setzt ein vitales und triebkräftiges Pflanzgut voraus
  • Eine Erdbedeckung der Pflanzknollen im Enddamm von mehr als 15 cm erhöht das Fehlstellenrisiko

Autor: Dr. Rolf Peters