Jubiläum 2011 : "Grünes" Haus mitten in der Stadt
Das markante Gebäude unweit der Oldenburger Stadtmitte, Sitz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hatte 2011 einen runden Geburtstag: Vor über 100 Jahren zogen hier die ersten Kammerbediensteten ein.
Auffällig ist es seit eh und je, das große Gebäude mit dem turmartigen Mittelstück, das seit 1911 Hauptsitz der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (bzw. deren Vorläufer) ist. Unweit von der Oldenburger Innenstadt liegt es an der Ecke Mars-la-Tour-Straße/Gertrudenstraße.
100 Jahre nach seiner Fertigstellung zählt das nach einem Entwurf des Regierungsbaumeisters Niemeyer im neobarocken Stil gebaute Gebäude zu den letzten historischen Architekturen in Oldenburg. Der Bau ruht auf einem Sockelgeschoss aus Bruchstein. Grundgedanke ist die im Grundriss angelegte „Ecklösung“: Die acht Fensterachsen rechts und fünf auf der linken Seite stoßen rechtwinklig in einem zweieinhalbgeschossigen Rundturm zusammen. Dieser Eckturm ist nicht nur von außen markant – auch im Inneren hat er einiges zu bieten.
Die raumgreifende Treppenempore ziert ein großes Fensterbild, das Graf Anton Günther mit seinem legendären Schimmel Kranich zeigt. Als Liebhaber und Züchter schöner Pferde begründete Graf Anton Günther (1583 – 1667) im Lande die Oldenburger Pferdezucht. Ein zweites Fensterbild zeigt die Wappen der Landvolkverbände aus dem Weser-Ems-Gebiet. Die Fenster im Sitzungssaal wurden von wohlhabenden Landwirten der Region gestiftet.
Nach nur einjähriger Bauzeit wurde der repräsentative Bau von den Bediensteten der im Jahre 1900 durch den Großherzog Nikolaus Friedrich Peter gegründeten „Landwirtschaftskammer für das Herzogthum Oldenburg“ bezogen. Bis dahin waren sie in Mieträumen am 500 Meter entfernt gelegenen Pferdemarkt untergebracht.
Ein weniger romantisches Intermezzo: Im ersten Weltkrieg, ab Oktober 1914, stand das Gebäude dem Roten Kreuz geschossweise als Lazarett zur Verfügung. Der heutige Sitzungssaal bot damals mehr als 30 Verwundeten Platz.
Grüne Flagge der LWK Niedersachsen
Die grüne Flagge der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die im Jahr 2006 durch Fusion der Landwirtschaftskammern Weser-Ems und Hannover gegründet wurde, weht als deutlich sichtbares Zeichen auf dem Dach des Turmes. Noch heute beherbergt das historische Gebäude den Amtssitz des Kammerpräsidenten und des Kammerdirektors sowie zahlreiche ihrer Mitarbeiter.
Direkt neben dem Hauptsitz der Landwirtschaftskammer wurde damals zeitgleich ein eigenes Dienstgebäude mit modernsten Laboranlagen für die Versuchs- und Kontrollanstalt (ein Vorläufer der LUFA) errichtet. Heute befindet sich in diesem Gebäude unter anderem die Oldenburger dlv-Redaktion der Land&Forst.
Um die steigende Zahl der Kammermitarbeiter unterzubringen (zum Vergleich: 1918 beschäftigte die Kammer 38 Personen, derzeit sind es alleine in Oldenburg rund 700) wurde das Hauptgebäude 1962 durch einen Anbau an der Gertrudenstraße erweitert. Ein Jahr später konnte der große Neubau an der Mars-la-Tour-Straße bezogen werden. Die LUFA, die als Ein-Mann-Betrieb schon 1876 ihre Tätigkeit aufnahm, zog 1990 in ihr neues Domizil an der Jägerstraße.
Junge Nachbarschaft
Trotz der über 100-jährigen Historie herrscht sowohl im Inneren der Kammergebäude, vor allem aber auch in direkter Nachbarschaft die „Neuzeit“. Fröhliches Kinderlachen dringt in die ehrwürdigen Gemäuer, wenn die Schülerinnen und Schüler der direkt benachbarten Röwekampschule auf dem Pausenhof spielen.
Berühmtester Schüler dieser 1899 erbauten „Lehranstalt“, die bis in die 50er Jahre eine reine Knabenschule war, ist übrigens der international bekannte Zeichner und Grafiker Horst Janssen (1929 bis 1995), dem in Oldenburg ein eigenes Museum gewidmet ist. Bisweilen besuchen die Kinder und Lehrer der Röwekampschule das eindrucksvolle Kammergebäude, um regionale Geschichte hautnah zu erleben.
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