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Nur einwandfreies Stroh für Schweine

Webcode: 01039554
Stand: 24.08.2021

Seitdem das Beschäftigungsmaterial auch organisch und faserreich sein muss, wird mehr Stroh in Schweineställen eingesetzt. Egal, ob als Futter, Beschäftigungsmaterial oder Einstreu - die hygienische Qualität muss stimmen. Optimale Erntebedingungen und eine goldgelbe Farbe sind aber keine Garantie für eine gute Strohqualität und können zu Fehleinschätzungen führen. Insbesondere Mykotoxine wie DON und ZEA, aber auch eine erhöhte Staubbelastung können die Tiergesundheit schädigen. Für eine gute Qualität sind eine saubere, staubfreie Ernte und eine sachgerechte Lagerung des trockenen Strohs unabdingbar.  Zur Sicherung der Qualität können auch Konservierungsmittel beitragen.

Die Tierschutz-Nutztierhaltungs-verordnung fordert, dass Beschäftigungsmaterial gesundheitlich unbedenklich sein muss. Und die Futtermittelhygiene-Verordnung schreibt vor, dass Futtermittel und Einstreu nicht verschimmeln dürfen. Gerade in der Ferkelerzeugung ist es unerlässlich, dass das Stroh nicht mit Keimen und Mykotoxinen belastet ist. Doch wie ist es tatsächlich um die hygienische Qualität bestellt? Da diese bisher eher selten untersucht wurde, ist hier keine zufriedenstellende Antwort möglich. Nachfolgend sind Ergebnisse eines bundesweiten Screenings aus den Jahren 2007 und 2008 dargestellt.

Mykotoxine im Stroh untersucht

201 Strohproben wurden auf Mykotoxine untersucht und die Bioverfügbarkeit von Deoxynivalenol (DON) aus Weizenstroh im Vergleich zu den Weizenkörnern beim Schwein bestimmt. DON wurde in 83 % und ZEA in 46 % der Proben nachgewiesen.

Tabelle 1: DON und ZEA im Stroh (Mittelwerte und Min.- Max.-Gehalte)

Deoxynivalenol (mg/kg)

Zearalenon(mg/kg)

1,23 (0,016 - 23,27)

0,089 (0,007 – 0,767)

Ochratoxin (OTA) wurde nur in einer Probe im Spurenbereich von 0,0015 mg/kg festgestellt. Die Strohproben enthielten im Mittel drei Toxine; allerdings wurde auch das gleichzeitige Vorkommen von bis zu zehn Toxinen festgestellt. Unterschiedliche Gehalte und Vorkommen der einzelnen Mykotoxine sind insbesondere durch Strohart, Erntejahr, Anbauregion, Vorfrucht und Bodenbearbeitung bedingt. Unterschiede in der Bioverfügbarkeit von DON aus Weizenstroh und aus Weizenkörnern wurden nicht festgestellt. Daher kann angenommen werden, dass der Anteil des Strohs an der DON-Exposition von Schweinen allein vom DON-Gehalt im Stroh sowie vom tatsächlichen Strohverzehr abhängt. Wird für eine Risikoabschätzung ein mittlerer DON-Gehalt von 1,23 mg/kg Stroh sowie unter Berücksichtigung, dass Stroh von den Schweinen auch als Beschäftigungsmaterial genutzt wird, eine maximale Strohaufnahme von 14 % der Tagesration unterstellt, so ergibt sich durch den Anteil des Strohverzehrs ein DON-Gehalt von 0,17 mg/kg an der Tagesration. Auf Basis des maximal ermittelten DON-Gehaltes von 23,27 mg/kg errechnet sich eine DON-Konzentration von 3,28 mg/kg. Daher würde im Extremfall der EU-Richtwert von 0,9 mg/kg im Schweinefutter einzig durch die Aufnahme von Stroh überschritten, wobei zu berücksichtigen ist, dass im Mittel deutlich weniger Stroh von Schweinen gefressen wird. Zu beachten ist, dass der EU-Richtwert für Stroh als Einzelfuttermittel 8 mg DON/kg beträgt.

Die ZEA-Gehalte überschreiten bei mittleren Gehalten von 0,089 mg/kg und der maximalen Strohaufnahme nicht die Richtwerte von 0,1 mg/kg für Jungsauen bzw. von 0,25 mg/kg für Zuchtsauen und Mastschweine. Unter Berücksichtigung des maximalen Gehaltes von 0,767 mg/kg Stroh werden 0,11 mg/kg Futter erreicht; damit würde der Richtwert für Jungsauen allein durch den Strohanteil überschritten. Die Arbeitsgruppe „Carry over unerwünschter Stoffe in Futtermitteln“ beim BMEL schlussfolgert daraus, dass Stroh im Vergleich zu anderen Futtermitteln aus Getreide nicht als eine besonders prädisponierte Quelle für die untersuchten Mykotoxine anzusehen ist. Das potenzielle Risiko für das Schwein hängt neben den Gehalten im Stroh auch von der tatsächlichen Strohaufnahme aus der Ration bzw. aus der Einstreu ab. Neue Untersuchungen zur Strohqualität sind dringend erforderlich, um mögliche Kontaminationen und die Folgen für die Tiergesundheit unter den heutigen Bedingungen besser kalkulieren zu können.

Orientierungswerte für den Besatz mit Mikroorganismen

Zur Einschätzung der Strohqualität bietet sich zunächst die sensorische Prüfung an (feucht, verpilzt, schimmelig, verschmutzt, muffig u.a.). Darüber hinaus können Landwirte das Angebot der LUFA zur Überprüfung der hygienischen Beschaffenheit nutzen (Pilz- und Bakterienkeimzahl je 35 €, DON und Zea je 33 €). Für die mikrobiologische Qualitätsbeurteilung von Futtermitteln, in der sieben Keimgruppen (KG) unterschieden werden, hat der VDLUFA folgende Orientierungswerte für Stroh herausgegeben.

Tabelle 2: Orientierungswerte für Keimgehalte im Stroh (Angaben in KbE (Koloniebildende Einheiten) je g)

KG 1
Bakterien
produkttyp.

KG 2
Bakterien
verderbanz.

KG 3
Streptomyc.
verderbanz.

KG 4
Feldpilze
produkttyp.

KG 5
Lagerpilze
verderbanz.

KG 6
Mucorales
verderbanz.

KG 7
Hefen
verderbanz.

100 Mio.

2 Mio.

150.000

200.000

100.000

5.000

400.000

Für Beschäftigungsmaterial bestehen keine rechtlichen Höchstgehalte bezüglich der hygienischen Beschaffenheit. Ein Gutachten der EFSA (2014) weist aber darauf hin, dass Beschäftigungsmaterialien auch negative Auswirkungen auf die Tiergesundheit haben und eventuell ein hygienisches Risiko darstellen können. Wer nicht über qualitativ einwandfreies Stroh verfügt, kann behandeltes Stroh aus dem Handel zukaufen.