Landwirtschaftskammer: Beratungsnetzwerk für Zukunftsfragen optimiert
Kammerpräsident Schwetje: Leistungsfähigkeit und Präsenz in der Fläche werden langfristig gestärkt – Kammerversammlung in Oldenburg
Das Wichtigste im Überblick:
- Umbau des größten Geschäftsbereichs Landwirtschaft abgeschlossen – noch besser aufgestellt für die Beratung in Zukunftsthemen wie Ressourcenschutz und Produktivität;
- Wirtschaftsergebnisse: Gewinne durch krisengetriebene Marktturbulenzen 2022/23 gestiegen; Rückgang der Ergebnisse im laufenden Wirtschaftsjahr erwartet (s. zusätzliche Pressemitteilung);
- Wahlen: Kammerpräsident Schwetje im Amt bestätigt; Dagmar Heyens aus dem Saterland Nachfolgerin von Vizepräsident Heinrich Grupe, Manfred Tannen aus Ostfriesland zweiter neuer Vizepräsident (s. zusätzliche Pressemitteilungen);
- Arbeitnehmerpreis: Auszeichnung für Melkerin Janina Mahnken aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme.
Oldenburg – Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) sieht sich nach einem umfangreichen Optimierungsprozess bestens gerüstet, um die Betriebe der grünen Branche noch besser in Zukunftsfragen wie klimaangepasstem Ackerbau, Natur- und Bodenschutz sowie der tierwohlgerechten Nutztierhaltung zu beraten. „Mit der Neuorganisation der Arbeit unserer Bezirksstellen werden wir die drängenden Fragestellungen unserer Betriebe schnell und praxisnah lösen können“, sagte Kammerpräsident Gerhard Schwetje am Donnerstag (30.11.2023) auf der Kammerversammlung in Oldenburg. „Unsere Leistungsfähigkeit und Präsenz in der Fläche werden langfristig gestärkt.“
Neue Organisationsstruktur
Schwetje berichtete vor den Delegierten und zahlreichen Ehrengästen aus Politik und Branche in den Weser-Ems-Hallen vom Abschluss der Neuorganisation im größten LWK-Geschäftsbereich Landwirtschaft. 2021 waren dort zusätzliche Fachbereiche, etwa für Biodiversität, Wasser- und Bodenschutz sowie für Ökolandbau und Sozioökonomie, eingerichtet worden, um Themen des Arten-, Wasser- und Klimaschutzes und deren Umsetzung in den Familienbetrieben noch umfangreicher zu berücksichtigen. Seit wenigen Wochen arbeiten nun die Fachleute in den elf Bezirksstellen der LWK in einer neuen Organisationsstruktur landesweit stärker vernetzt und fachlich übergreifender an diesen neuen und an den klassischen Themen der landwirtschaftlichen Praxis zusammen.
In neuen fachlich gegliederten Bezirksteams betreuen die Expertinnen und Experten vor Ort zu Themen aus den Bereichen Pflanzenbau, Umwelt, Tierhaltung, ländliche Entwicklung und Betrieb und ergänzen sich über Dienststellen hinweg wirkungsvoll in den agrarstrukturell ähnlichen Beratungsregionen Nord, West und Süd-Ost zwischen Aurich und Northeim im intensiven Austausch.
Erkenntnisse intensiver gebündelt
Überdies gibt es nun zu jedem der Themen eine neue Zusammenarbeit mit zentralen Fachbereichen in sogenannten Landesfachgruppen, in denen Erfahrungen und Wissen aus der Beratungspraxis in der Fläche mit Erkenntnissen etwa aus dem zentralen Versuchs- und Projektwesen noch intensiver als bisher gebündelt werden.
„Diese neue Struktur fördert das ganzheitliche, landesweite Denken und Arbeiten – damit wollen wir die Praktikerinnen und Praktiker in die Lage versetzen, ihre Betriebe und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch eine Zeit voller Veränderungen und Krisen zu steuern“, erläuterte Schwetje etwa mit Blick auf die Folgen des Klimawandels, auf die wachsenden Anforderungen beim Arten- und Naturschutz sowie auf die Konsequenzen weltweiter Krisen.
Mittlerin zwischen Politik, Gesellschaft und Praxis
Das Jahr 2023 habe überdies gezeigt, dass die LWK ihre Rolle als Mittlerin zwischen Politik, Gesellschaft und Praxis intensiv weiterentwickelt habe, fuhr der Kammerpräsident fort. „Unsere Feldtage im Juni waren nicht nur eine beeindruckende Leistungsschau unseres Pflanzenbaus. Dass wir dort gemeinsam mit der Landwirtschaftsministerin und dem Umweltminister, mit Vertreterinnen und Vertretern des Landvolks, der Umweltverbände und dem Publikum diskutierten, zeigt den Erfolg eines gemeinsam eingeläuteten Veränderungsprozesses, der die Bedürfnisse der Praxis berücksichtigt“, so Schwetje mit Blick auf den Naturschutz-Pakt „Der Niedersächsische Weg“.
Ministerin: Sicherheit nur durch Wandel zu erreichen
„Die Landwirtschaft sichert Ernährung. Doch gerade in einer Branche, die unmittelbar mit den Klimafolgen konfrontiert ist, müssen wir auch feststellen, dass Sicherheit häufig nur durch Wandel zu erreichen ist“, sagte Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte in ihrer Rede vor der Kammerversammlung.
„Die Landwirtschaftskammer ist bei den komplexen Themen unserer Zeit für den einzelnen Betrieb Wegweiser“, so die Ministerin weiter. „Ob sparsamerer Einsatz von Wasser, vielfältige Fruchtfolgen oder erneuerbare Energien, die Kammer berät zu nahezu allen Themen. Die Landwirtschaftskammer ist außerdem eine verlässliche Partnerin, diesen Wandel im Austausch mit der Politik zu gestalten. Ich bedanke mich für die verlässliche, stabile Zusammenarbeit im vergangenen Jahr.“
Politische Extremsituationen prägen wirtschaftliche Lage
Die wirtschaftliche Lage der landwirtschaftlichen Betriebe sei zuletzt von politischen Extremsituationen geprägt gewesen, fasste Kammerpräsident Schwetje vor den rund 300 Zuhörerinnen und Zuhörern die Zahlen des zurückliegenden Wirtschaftsjahres 2022/23 zusammen. „Der Boom auf dem Milchmarkt, international steigende Preise für Getreide und zurückgehende Schweinebestände führten – nach mehreren mageren Jahren – zu einer deutlichen Steigerung der Gewinne.“
Steigende Kosten
Auf der anderen Seite stünden gestiegene Kosten für Energie, Düngemittel und Treibstoffe, so Schwetje weiter. Im laufenden Wirtschaftsjahr würden sich die Ergebnisse auf einem deutlich niedrigeren Niveau einpendeln (siehe zusätzliche Pressemitteilung „Ausnahmejahr sorgt für Gewinnzuwachs in der Landwirtschaft“).
von Garmissen: Auszahlung der Flächen-Förderung zum Jahresende
Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen ging in seiner Rede unter anderem auf die organisatorischen Herausforderungen ein, die der LWK-Geschäftsbereich Förderung 2023 im Zuge der neuen EU-Agrarförderung (GAP) zu lösen hatte. „Für die antragstellenden landwirtschaftlichen Betriebe ist wichtig zu wissen, dass wir auf einem guten Weg sind, dass sie bei den Flächen-Direktzahlungen wie gewohnt zum Jahresende mit einer Auszahlung der Fördersummen rechnen können“, sagte von Garmissen.
Auch für den Privatwald in Niedersachsen, der in den zurückliegenden Jahren stark unter Stürmen und Schadorganismen zu leiden hatte, sei – neben der forstlichen Beratung der LWK – die Förderung von zentraler Bedeutung, ergänzte der Kammerdirektor. „Die Förderung ist eine zentrale Stellschraube, damit die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in Niedersachsen Freiflächen und Monokulturen planmäßig und klimaresilient aufforsten beziehungsweise umbauen können.“
Heyens erste Frau im Präsidium
Bei den turnusgemäßen Vorstandswahlen bestätigte die Kammerversammlung Präsident Schwetje im Amt und bestimmte Dagmar Heyens (51) aus dem Saterland (Kreis Cloppenburg) zur Nachfolgerin von Vizepräsident Heinrich Grupe, der nach 33 Jahren ehrenamtlichen Engagements in den Ruhestand geht (siehe zusätzliche Pressemitteilung „Eine starke Stimme für die 100.000 Beschäftigten der grünen Branche“). Heyens ist die erste Frau im Präsidium der Landwirtschaftskammer. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde Kreislandwirt Manfred Tannen (57) aus Bensersiel in Ostfriesland gewählt (siehe zusätzliche Pressemitteilung „Gerhard Schwetje führt Landwirtschaftskammer Niedersachsen weitere drei Jahre“).
Zufriedene Arbeitnehmende als Branchen-Botschafter
Mit Blick auf den Fachkräftemangel unterstrich die neue Kammer-Vizepräsidentin Heyens die wachsende Bedeutung der rund 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der grünen Branche: Wichtig sei es daher, dass Arbeitgebende und Arbeitnehmende als Partner aufträten und sich in ihren Möglichkeiten bestärkten. „Zufriedene Mitarbeitende, denen ihr Unternehmen am Herzen liegt, sind gute Botschafter für den Betrieb und die Landwirtschaft“, hob Heyens hervor.
Eine Vernetzung und Bündelung von Kapazitäten in der Branche sei notwendig, um am Image des Berufsbilds zu arbeiten und mehr Quereinsteiger*innen und Schüler*innen anzusprechen, betonte die Vizepräsidentin. „Der Fachbereich Arbeitnehmerberatung, Weiterbildung der LWK bietet gemeinsam mit vielen weiteren Bereichen in der Kammer ein Angebot, um zu positiven Rahmenbedingungen von Beschäftigungsverhältnissen im Agrarbereich beizutragen.“
Ehrenamtliche Vertreter*innen des Berufsstands
Die Kammerversammlung ist das höchste Beschlussorgan der LWK. Sie konstituiert sich alle sechs Jahre neu. Ihre insgesamt 138 ehrenamtlichen Mitglieder sind zu zwei Dritteln landwirtschaftliche Unternehmerinnen und Unternehmer und zu einem Drittel Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der Land- und Forstwirtschaft, dem Gartenbau und der Fischerei. Die Mitglieder der Kammerversammlung berufen bis zu 30 weitere Personen aus verschiedenen landwirtschaftlichen Berufsgruppen.
Auszeichnung für Milchkuh-Expertin
Der Kammerversammlung geht stets der Gesellschaftsabend voraus: Bei dem traditionellen Grünkohlessen mit 250 Gästen wurde dieses Jahr Janina Mahnken aus Gnarrenburg (Kreis Rotenburg/Wümme) als Arbeitnehmerin des Jahres ausgezeichnet (siehe separate Pressemitteilung „Eine außergewöhnliche Mitarbeiterin: Auszeichnung für Melkerin Janina Mahnken“).
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Kontakte
Wolfgang Ehrecke
Pressesprecher
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