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Bei Hitzestress die Fütterung der Kühe anpassen

Webcode: 01043209
Stand: 25.06.2024

Hohe Temperaturen insbesondere in Verbindung mit hoher Luftfeuchte verursachen Hitzestress bei Milchkühen. Durch die hohe Stoffwechselleistung produzieren die Tiere sehr viel Wärme und Wasser. Die überschüssige Stoffwechselwärme kann aber wegen der begrenzten Thermoregulation nur schwer abgegeben werden. Die Kühe hecheln und schwitzen, dadurch steigen Atemfrequenz und Körpertemperatur. Häufig gibt es noch Stellschrauben in der Haltung, an denen sich drehen lässt (Lüftung, Beschattung, Kuhduschen, keine Überbelegung etc.). Aber die Landwirte sind auch gefordert, die Fütterung anzupassen, damit die Kühe weniger unter der Hitze leiden.

Mit dem THI (Temperatur-Humiditäts-Index) lässt sich der Hitzestress einschätzen. Der THI wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts für laktierende Kühe entwickelt und stellt eine Kombination aus Umgebungstemperatur und relativer Luftfeuchte dar (siehe DLG-Merkblatt 450 im Anhang). Er wird aus der Temperatur und dem Wasserdampfgehalt der Luft berechnet. Beispielsweise gibt es bei einer Luftfeuchte von 70 % und einer Temperatur von max. 20 °C keinen Hitzestress (THI < 68), bereits ab 24 °C ist mit Leistungsminderung zu rechnen. Bei 60 % Luftfeuchte und 30 °C (THI = 80) besteht starker Hitzestress.

Bei hohen Temperaturen drosseln die Kühe zuerst ihre Futteraufnahme. Weitere Anzeichen von Hitzestress sind geringere Wiederkauaktivitäten und Liegezeiten. Weniger Futter bedeutet aber nicht nur weniger Milchmenge. Bei einer Teil-TMR kann sich auch das Verhältnis von Grob- zu Kraftfutter verschieben, denn am Futtertisch wird weniger gefressen, das Kraftfutter an der Transponderstation aber vollständig abgerufen. Das erhöht das Risiko der Pansenübersäuerung.

 

Fütterungsmaßnahmen bei Hitze

Welche Fütterungsmaßnahmen können bei Hitze stressmindernd wirken?

  • Ration mehrmals am Tag bzw. in den kühlen Morgen- und Abendstunden vorlegen (Nacherwärmung vermeiden)
  • Tränkwasser: Ausreichende Versorgung und hohe Qualität sicherstellen (Kühe saufen > 150 l/Tag bei Hitze, ausreichende Wasserdurchflussrate)
  • Futtertisch täglich reinigen (keine Futterreste)
  • Nacherwärmung vermeiden (Einsatz organischer Säuren, Vorschub > 2 m pro Woche)
  • Einsatz pansengeschützter Fette (Erhöhung des Energiegehaltes der Ration, geringere Wärmeproduktion im Vergleich zur Zellulose)
  • Rohproteinüberschuss vermeiden (Ausscheidung von Stickstoff energieaufwändig)
  • Faseranteil senken (geringere Wärmeproduktion)

Was die Strukturversorgung betrifft, besteht ein Spagat zwischen Wärmebildung und Wiederkäuergerechtheit. Letztere muss grundsätzlich gewährleistet sein. Die Vorgaben von mindestens 200 g aNDFom aus dem Grobfutter und maximal 210 g pansenabbaubarer Stärke und Zucker in der Trockenmasse der Gesamtration sind einzuhalten. Vorteilhaft sind pektinreiche Futtermittel, wie z.B. Pressschnitzelsilage (viel Energie in Form leicht verdaulicher Zellwandbestandteile = hohe NDF-Verdaulichkeit), und Komponenten mit einem hohen Gehalt an pansenstabiler Stärke (z.B. Körnermais).

Um den Elektrolytverlust infolge des hohen Flüssigkeitsverlustes auszugleichen, sollten die Menge an Viehsalz (Natriumbedarf decken) und Mineralfutter erhöht werden. Ggf. kann ein Mineralfutter mit erhöhten Gehalten an Vitamin E und Selen zur Minderung des oxidativen Stresses unterstützend wirken.

Der Einsatz von Pansenpuffern bietet sich bei begrenzter Faserversorgung an, um die Acidosegefahr zu reduzieren (geringere Rohfaseraufnahme→ abnehmende Wiederkautätigkeit→ weniger Speichelbildung→ sinkender pH-Wert). Diese Maßnahme dient aber nicht als Ausgleich unzureichender Strukturversorgung und sollte deshalb keinesfalls dauerhaft erfolgen.

Auch Spezialfutter, wie. z.B. Lebendhefe, können dazu beitragen, Hitzestress zu mindern. Sie fördern die zelluloseabbauenden Bakterien und stabilisieren dadurch den Pansen.

Ziel aller Maßnahmen muss sein, die Futterration auch bei sehr hohen Temperaturen so zu stabilisieren, dass eine bedarfsgerechte Versorgung der Milchkühe mit Energie und Nährstoffen sichergestellt ist.