Wie beeinflussen kühlere Stalltemperaturen die Leistungen?
In der Praxis liegen die Stalltemperaturen häufig über den Empfehlungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. In einem Versuch im Transparenten Stall der LWK wurde geprüft, wie sich unterschiedliche Stalltemperaturen auf die Leistungen der Mastschweine auswirken.
3 °C kühlere Stalltemperaturen
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 200 kupierte Ferkel (Topigs Norsvin, Pietrain Select x Topigs TN 70) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Gruppen in fünf baugleichen Abteilen verteilt und bei unterschiedlicher Stalltemperatur gehalten. In der Kontrollgruppe (kalt) mit 120 Tieren erfolgte die Temperaturführung nach der Stalltemperaturkurve der LWK Niedersachsen. Die beiden Abteile der Versuchsgruppe (warm) mit 80 Tieren wurden ca. 3 °C wärmer gefahren.
Pro Abteil wurden in vier Buchten je zehn Tiere gehalten. In jeder Bucht ist eine Futterstation mit Einzeltiererkennung über Transponder-Ohrmarken installiert. Neben dem Gülleanfall wurden auch die Tränk- und Prozesswassermengen mittels Ringkolbenzähler erfasst. Die vierphasige Trockenfütterung mit pelletiertem Fertigfutter erfolgte ad libitum. Die Tiere wurden bei jedem Futterwechsel gewogen.
|
|
Kontroll- und Versuchsgruppe |
|||
Mastabschnitt |
kg |
AM 28-40 |
MM1 40-65 |
MM2 65-90 |
EM 90-122 |
Rohprotein Lysin Phosphor ME |
% % % MJ/kg |
17,5 1,10 0,47 13,2 |
16,5 1,00 0,45 13,2 |
15,5 0,90 0,42 13,0 |
14,0 0,90 0,42 13,0 |
Die geplanten Gehalte wurden unter Berücksichtigung des Analysenspielraums bestätigt.
Mastabschnitt |
kg |
28-40 |
40-65 |
65-90 |
90-122 |
Rohprotein Lysin Methionin+Cystin Threonin Valin Phosphor ME |
% % % % % % MJ/kg |
17,0 1,08 0,58 0,66 0,78 0,46 13,2 |
16,6 0,95 0,57 0,63 0,74 0,47 13,3 |
14,9 0,88 0,53 0,59 0,70 0,43 13,0 |
13,8 0,91 0,53 0,58 0,61 0,45 13,0 |
Der Versuch lief von Mitte Dezember 2023 bis Anfang April 2024.
In den ersten Tagen des Versuchs waren gleiche Temperaturen in allen Abteilen vorgesehen.
Tag |
Gewicht kg |
Kontrollgruppe kalt °C |
Versuchsgruppe warm °C |
1 |
28 |
24 |
24 |
7 |
34,5 |
22 |
24 |
14 |
41,0 |
20 |
23 |
21 |
47,5 |
19 |
22 |
28 |
54,0 |
18 |
21 |
35 |
60,5 |
17 |
20 |
50 bis Ende |
73,5 bis Endgewicht |
16 |
20 |
Der geplante Stalltemperaturunterschied von 3 °C konnte realisiert werden.
Tag |
Kontrollgruppe kalt °C |
Versuchsgruppe warm °C |
1 – 7* |
22,9 |
24,1 |
8 - 14 |
20,7 |
23,4 |
15 - 21 |
19,3 |
22,4 |
22 - 28 |
18,4 |
21,4 |
29 - 35 |
17,3 |
20,4 |
36 - 42 |
17,0 |
20,0 |
43 - 49 |
16,6 |
20,0 |
50 bis Ende |
16,4 |
19,7 |
*24,5 bzw. 24,7 °C am Tag 1
Höhere Tageszunahmen durch Wärme
Im Mittel lagen die Tageszunahmen bei 994 g und der Futteraufwand bei 2,78 kg je kg Zuwachs. In der Kontrollgruppe (niedrigere Stalltemperatur) wurden 984 g und in der Versuchsgruppe (Kontrolle +3°C) 1008 g Tageszunahmen erreicht. Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,82 (Kontrolle) bzw. 2,73 kg (Versuch). Die Unterschiede in diesen beiden Merkmalen ließen sich absichern, wohingegen der tägliche Futterverbrauch gleich war (2,77 vs. 2,75 kg). Bereits in der Phase ab 65 kg waren die Differenzen signifikant.
Die Schlachtkörper wurden nach AutoFOM klassifiziert. Die Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht betrugen 1,002 in der Kontroll- und 1,003 in der Versuchsgruppe. Es traten keine gesicherten Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung auf.
|
|
Kontrollgruppe kalt |
Versuchsgruppe warm |
Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht Mastleistung 28 bis 40 kg LG Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs Mastleistung 40 bis 65 kg LG Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs Mastleistung von 65 - 90 kg LG Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs Mastleistung von 90 - 123 kg LG Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs Mastleistung gesamt Tageszunahmen Futterverbrauch/Tag Futteraufwand/kg Zuwachs
Schlachtkörpergewicht Schlachtausbeute Schinken Lachs Schulter Bauch MFA Bauch MFA (AutoFOM) Indexpunkte/kg Speckmaß Fleischmaß |
kg kg
g kg kg
g kg kg
g kg kg
g kg kg
g kg kg
kg % kg kg kg kg % %
mm mm |
116 29,1 122,9
1070 1,86 1,75
947 2,32 2,45
1039a 2,92 2,82a
963a 3,31 3,46a
984a 2,77 2,82a
97,2 79,1 18,8 7,5 9,3 14,0 58,5 60,3 1,002 13,6 65,4 |
78 29,3 123,3
1069 1,85 1,74
937 2,29 2,44
1088b 2,95 2,73b
1004b 3,27 3,28b
1008b 2,75 2,73b
97,3 78,9 18,8 7,4 9,3 14,1 58,0 60,0 1,003 13,9 65,4 |
Ab dem 14. Versuchstag bis Mastende traten Schwanzverletzungen auf. In der Kontrollgruppe (kalt) wurde ein deutlich höheres Auftreten als in der Versuchsgruppe (warm) beobachtet. Die kühleren Stalltemperaturen konnten z.T. nur mit sehr hohen Lüftungsraten erreicht werden, was für die Tiere zusätzlichen Stress bedeuten kann und vermutlich das vermehrte Auftreten von Schwanzverletzungen ausgelöst hat. Die durchschnittliche Mastleistung der Tiere mit Schwanzverletzungen lag jedoch nicht niedriger als das Mittel der Gruppe.
Futterkosten
Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 94,58 € und in der Versuchsgruppe bei 91,17 €. Daraus ergab sich ein Kostenvorteil von 3,41 € je 100 kg Zuwachs zugunsten der Versuchsgruppe mit den höheren Stalltemperaturen.
Nährstoffausscheidungen
Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt:
Kontrollgruppe (kalt): 4,02 kg N und 1,51 kg P2O5
Versuchsgruppe (warm): 3,85 kg N und 1,44 kg P2O5
Somit schieden die Tiere der Versuchsgruppe 4 % weniger Stickstoff und 5 % weniger P2O5 als die Schweine der Kontrollgruppe aus.
Gülleanfall und Wasserverbrauch
Der Verbrauch an Tränk- und Prozesswasser wurde mittels Ringkolbenzähler erfasst. Für die Stallreinigung stand keine Einweichanlage zur Verfügung. Die Kontrollgruppe (kalt) verbrauchte 0,616 m3 Tränkwasser und produzierte 0,497 m3 Gülle je Tier, die Versuchsgruppe (warm) 0,626 m3 bzw. 0,489 m3.
Tabelle 6: Gülleanfall, Tränkwasser- und Prozesswasserverbrauch
|
Gülleanfall inkl. Prozesswasser m3/Tier |
Tränkwasserverbrauch
m3/Tier |
Prozesswasserverbrauch
m3/Tier |
kalt |
0,497 |
0,616 |
0,119 |
warm |
0,489 |
0,626 |
0,120 |
Gülleinhaltsstoffe
Aufgrund der nicht ausreichenden Lagerkapazität wurden die Güllekanäle nach dem Aufrühren einmal während des Durchgangs zwischenentleert und die Gülle in einen Container gepumpt. Bei der Zwischen- und der endgültigen Entleerung wurden jeweils drei Proben je Stallabteil beim Umpumpen in den Container gezogen. Im Vergleich zur Gülle, die nach der vollständigen Entleerung beprobt wurde, enthält die Gülle der Zwischenentleerung kein Prozesswasser.
Zwischenentleerung (ohne Prozesswasser) |
Kontrollgruppe kalt |
Versuchsgruppe warm |
TM % |
6,98 |
7,31 |
N % der TM |
8,41 |
8,27 |
NH4 -N % der TM |
5,38 |
5,31 |
P2O5 % der TM |
3,90 |
4,01 |
K2O % der TM |
6,28 |
6,12 |
Endentleerung (mit Prozesswasser) |
|
|
TM % |
5,33 |
5,86 |
N % der TM |
9,76 |
9,22 |
NH4 -N % der TM |
6,23 |
5,57 |
P2O5 % der TM |
4,70 |
4,75 |
K2O % der TM |
6,82 |
6,40 |
Die Gülle der Versuchsgruppe war etwas trockener als die Kontrollgruppe und enthielt weniger Stickstoff und Kalium.
Fazit
In einem Versuch im Transparenten Stall der LWK wurde die Wirkung unterschiedlicher Stalltemperaturen auf die Leistungen der Mastschweine geprüft. In der Kontrollgruppe (kalt) erfolgte die Temperaturführung nach der Stalltemperaturkurve der LWK Niedersachsen, während die Abteile der Versuchsgruppe (warm) ca. 3 °C wärmer gefahren wurden.
In der Kontrollgruppe wurden 984 g und in der Versuchsgruppe 1008 g Tageszunahmen erreicht. Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,82 (Kontrolle) bzw. 2,73 kg (Versuch). Die Unterschiede in diesen beiden Merkmalen ließen sich absichern. Bereits in der Phase ab 65 kg waren die Differenzen signifikant. In der Schlachtkörperbewertung traten keine gesicherten Unterschiede auf. Die höheren Stalltemperaturen führten zu geringeren Futterkosten von 3,41 € je 100 kg Zuwachs und zu niedrigeren N- und P- Ausscheidungen von 4 bzw. 5 %. Der Gülleanfall (inkl. Prozesswasser) lag bei 0,497 m3 (Kontrollgruppe) bzw. 0,489 m3 (Versuchsgruppe). In der Kontrollgruppe traten mehr Schwanzverletzungen auf. In einem Folgeversuch soll geprüft werden, ob die durch kühlere Stalltemperaturen bedingte niedrigere Mastleistung bestätigt wird. Gleichzeitig werden auch Ammoniakemissionen gemessen.
Verfasser: Wolfgang Vogt und Andrea Meyer
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