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Wie beeinflussen kühlere Stalltemperaturen die Leistungen?

Webcode: 01043926

In der Praxis liegen die Stalltemperaturen häufig über den Empfehlungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. In einem Versuch im Transparenten Stall der LWK wurde geprüft, wie sich unterschiedliche Stalltemperaturen auf die Leistungen der Mastschweine auswirken.

3 °C kühlere Stalltemperaturen

In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 200 kupierte Ferkel (Topigs Norsvin, Pietrain Select x Topigs TN 70) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Gruppen in fünf baugleichen Abteilen verteilt und bei unterschiedlicher Stalltemperatur gehalten. In der Kontrollgruppe (kalt) mit 120 Tieren erfolgte die Temperaturführung nach der Stalltemperaturkurve der LWK Niedersachsen. Die beiden Abteile der Versuchsgruppe (warm) mit 80 Tieren wurden ca. 3 °C wärmer gefahren.

 

Pro Abteil wurden in vier Buchten je zehn Tiere gehalten. In jeder Bucht ist eine Futterstation mit Einzeltiererkennung über Transponder-Ohrmarken installiert. Neben dem Gülleanfall wurden auch die Tränk- und Prozesswassermengen mittels Ringkolbenzähler erfasst. Die vierphasige Trockenfütterung mit pelletiertem Fertigfutter erfolgte ad libitum. Die Tiere wurden bei jedem Futterwechsel gewogen.

 

Tabelle 1: Vierphasige Fütterung (Planungsdaten)

 

 

Kontroll- und Versuchsgruppe

 

Mastabschnitt

 

kg

AM

28-40

MM1

40-65

MM2

65-90

EM

90-122

Rohprotein

Lysin

Phosphor

ME

%

%

%

MJ/kg

17,5

1,10

0,47

13,2

16,5

1,00

0,45

13,2

15,5

0,90

0,42

13,0

14,0

0,90

0,42

13,0

 

Die geplanten Gehalte wurden unter Berücksichtigung des Analysenspielraums bestätigt.

 

Tabelle 2: Futteranalysen

Mastabschnitt

kg

28-40

40-65

65-90

90-122

Rohprotein

Lysin

Methionin+Cystin

Threonin

Valin

Phosphor

ME

%

%

%

%

%

%

MJ/kg

17,0

1,08

0,58

0,66

0,78

0,46

13,2

16,6

0,95

0,57

0,63

0,74

0,47

13,3

14,9

0,88

0,53

0,59

0,70

0,43

13,0

13,8

0,91

0,53

0,58

0,61

0,45

13,0

 

Der Versuch lief von Mitte Dezember 2023 bis Anfang April 2024.

In den ersten Tagen des Versuchs waren gleiche Temperaturen in allen Abteilen vorgesehen.

 

Tabelle 3: Solltemperaturen in den beiden Gruppen

Tag

Gewicht

kg

Kontrollgruppe

kalt

°C

Versuchsgruppe

warm

°C

1

28

24

24

7

34,5

22

24

14

41,0

20

23

21

47,5

19

22

28

54,0

18

21

35

60,5

17

20

50 bis Ende

73,5 bis Endgewicht

16

20

 

Der geplante Stalltemperaturunterschied von 3 °C konnte realisiert werden.

 

 

Tabelle 4: Gemessene Temperaturen im Mastverlauf (Mittelwerte der jeweiligen Zeitabschnitte)

Tag

Kontrollgruppe

kalt

°C

Versuchsgruppe

warm

°C

1 – 7*

22,9

24,1

8 - 14

20,7

23,4

15 - 21

19,3

22,4

22 - 28

18,4

21,4

29 - 35

17,3

20,4

36 - 42

17,0

20,0

43 - 49

16,6

20,0

50 bis Ende

16,4

19,7

*24,5 bzw. 24,7 °C am Tag 1

 

 

Höhere Tageszunahmen durch Wärme

Im Mittel lagen die Tageszunahmen bei 994 g und der Futteraufwand bei 2,78 kg je kg Zuwachs. In der Kontrollgruppe (niedrigere Stalltemperatur) wurden 984 g und in der Versuchsgruppe (Kontrolle +3°C) 1008 g Tageszunahmen erreicht. Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,82 (Kontrolle) bzw. 2,73 kg (Versuch). Die Unterschiede in diesen beiden Merkmalen ließen sich absichern, wohingegen der tägliche Futterverbrauch gleich war (2,77 vs.  2,75 kg). Bereits in der Phase ab 65 kg waren die Differenzen signifikant.

 

Die Schlachtkörper wurden nach AutoFOM klassifiziert. Die Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht betrugen 1,002 in der Kontroll- und 1,003 in der Versuchsgruppe. Es traten keine gesicherten Unterschiede in der Schlachtkörperbewertung auf.

 

Tabelle 5: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung

 

 

Kontrollgruppe

kalt

Versuchsgruppe

warm

Anzahl Tiere

Anfangsgewicht

Endgewicht

Mastleistung 28 bis 40 kg LG

Tageszunahmen

Futterverbrauch/Tag

Futteraufwand/kg Zuwachs

Mastleistung 40 bis 65 kg LG

Tageszunahmen

Futterverbrauch/Tag

Futteraufwand/kg Zuwachs

Mastleistung von 65 - 90 kg LG

Tageszunahmen

Futterverbrauch/Tag

Futteraufwand/kg Zuwachs

Mastleistung von 90 - 123 kg LG

Tageszunahmen

Futterverbrauch/Tag

Futteraufwand/kg Zuwachs 

Mastleistung gesamt

Tageszunahmen

Futterverbrauch/Tag

Futteraufwand/kg Zuwachs

 

Schlachtkörpergewicht

Schlachtausbeute

Schinken

Lachs

Schulter

Bauch

MFA Bauch

MFA (AutoFOM)

Indexpunkte/kg

Speckmaß

Fleischmaß

 

kg

kg

 

g

kg

kg

 

g

kg

kg

 

g

kg

kg

 

g

kg

kg

 

g

kg

kg

 

kg

%

kg

kg

kg

kg

%

%

 

mm

mm

116

29,1

122,9

 

1070

1,86

1,75

 

947

2,32

2,45

 

1039a

2,92

2,82a

 

963a

3,31

3,46a

 

984a

2,77

2,82a

 

97,2

79,1

18,8

7,5

9,3

14,0

58,5

60,3

1,002

13,6

65,4

78

29,3

123,3

 

1069

1,85

1,74

 

937

2,29

2,44

 

1088b

2,95

2,73b

 

1004b

3,27

3,28b

 

1008b

2,75

2,73b

 

97,3

78,9

18,8

7,4

9,3

14,1

58,0

60,0

1,003

13,9

65,4

 

Ab dem 14. Versuchstag bis Mastende traten Schwanzverletzungen auf. In der Kontrollgruppe (kalt) wurde ein deutlich höheres Auftreten als in der Versuchsgruppe (warm) beobachtet. Die kühleren Stalltemperaturen konnten z.T. nur mit sehr hohen Lüftungsraten erreicht werden, was für die Tiere zusätzlichen Stress bedeuten kann und vermutlich das vermehrte Auftreten von Schwanzverletzungen ausgelöst hat. Die durchschnittliche Mastleistung der Tiere mit Schwanzverletzungen lag jedoch nicht niedriger als das Mittel der Gruppe.

 

Futterkosten

Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 94,58 € und in der Versuchsgruppe bei 91,17 €. Daraus ergab sich ein Kostenvorteil von 3,41 € je 100 kg Zuwachs zugunsten der Versuchsgruppe mit den höheren Stalltemperaturen.

 

Nährstoffausscheidungen

Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt:

Kontrollgruppe (kalt):                                     4,02 kg N und 1,51 kg P2O5

Versuchsgruppe (warm):                               3,85 kg N und 1,44 kg P2O5

 

Somit schieden die Tiere der Versuchsgruppe 4 % weniger Stickstoff und 5 % weniger P2O5 als die Schweine der Kontrollgruppe aus.

 

Gülleanfall und Wasserverbrauch

Der Verbrauch an Tränk- und Prozesswasser wurde mittels Ringkolbenzähler erfasst. Für die Stallreinigung stand keine Einweichanlage zur Verfügung. Die Kontrollgruppe (kalt) verbrauchte 0,616 m3 Tränkwasser und produzierte 0,497 m3 Gülle je Tier, die Versuchsgruppe (warm) 0,626 m3 bzw. 0,489 m3.

 

 

Tabelle 6: Gülleanfall, Tränkwasser- und Prozesswasserverbrauch

 

Gülleanfall inkl. Prozesswasser

m3/Tier

Tränkwasserverbrauch

 

m3/Tier

Prozesswasserverbrauch

 

m3/Tier

kalt

0,497

0,616

0,119

warm

0,489

0,626

0,120

 

Gülleinhaltsstoffe

Aufgrund der nicht ausreichenden Lagerkapazität wurden die Güllekanäle nach dem Aufrühren einmal während des Durchgangs zwischenentleert und die Gülle in einen Container gepumpt. Bei der Zwischen- und der endgültigen Entleerung wurden jeweils drei Proben je Stallabteil beim Umpumpen in den Container gezogen. Im Vergleich zur Gülle, die nach der vollständigen Entleerung beprobt wurde, enthält die Gülle der Zwischenentleerung kein Prozesswasser.

 

Tabelle 7: Gülleinhaltsstoffe

Zwischenentleerung

 (ohne Prozesswasser)

Kontrollgruppe

kalt

Versuchsgruppe

warm

TM                                  %

6,98

7,31

N                         % der TM

8,41

8,27

NH4 -N                 % der TM

5,38

5,31

P2O5                    % der TM

3,90

4,01

K2O                     % der TM

6,28

6,12

Endentleerung

(mit Prozesswasser)

 

 

TM                                  %

5,33

5,86

N                         % der TM

9,76

9,22

NH4 -N                 % der TM

6,23

5,57

P2O5                    % der TM

4,70

4,75

K2O                     % der TM

6,82

6,40

 

Die Gülle der Versuchsgruppe war etwas trockener als die Kontrollgruppe und enthielt weniger Stickstoff und Kalium.

 

Fazit

In einem Versuch im Transparenten Stall der LWK wurde die Wirkung unterschiedlicher Stalltemperaturen auf die Leistungen der Mastschweine geprüft. In der Kontrollgruppe (kalt) erfolgte die Temperaturführung nach der Stalltemperaturkurve der LWK Niedersachsen, während die Abteile der Versuchsgruppe (warm) ca. 3 °C wärmer gefahren wurden.

 

In der Kontrollgruppe wurden 984 g und in der Versuchsgruppe 1008 g Tageszunahmen erreicht. Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,82 (Kontrolle) bzw. 2,73 kg (Versuch). Die Unterschiede in diesen beiden Merkmalen ließen sich absichern. Bereits in der Phase ab 65 kg waren die Differenzen signifikant. In der Schlachtkörperbewertung traten keine gesicherten Unterschiede auf. Die höheren Stalltemperaturen führten zu geringeren Futterkosten von 3,41 € je 100 kg Zuwachs und zu niedrigeren N- und P- Ausscheidungen von 4 bzw. 5 %. Der Gülleanfall (inkl. Prozesswasser) lag bei 0,497 m3 (Kontrollgruppe) bzw. 0,489 m3 (Versuchsgruppe). In der Kontrollgruppe traten mehr Schwanzverletzungen auf. In einem Folgeversuch soll geprüft werden, ob die durch kühlere Stalltemperaturen bedingte niedrigere Mastleistung bestätigt wird. Gleichzeitig werden auch Ammoniakemissionen gemessen.

 

Verfasser: Wolfgang Vogt und Andrea Meyer