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Faserverdaulichkeit von Maissilage

Webcode: 01044102
Stand: 09.04.2025

In der Rinderfütterung ist Maissilage nicht nur ein energiereiches Grobfuttermittel, sondern trägt auch durch ihren Fasergehalt zur Strukturversorgung bei. Ihr Futterwert wird in erster Linie durch den Gehalt an umsetzbarer Energie (ME) bestimmt. Wie stark die Futterwerte der letzten Jahre schwankten, zeigt Tabelle 1. Im letzten Erntejahr wurden im Mittel der Silagen erstmalig mehr als 37 % Stärke erreicht.

 

Tabelle 1: Futterwert von Maissilagen (100 % TM, LUFA Nord West)

 

 

2024

2023

2022

2021

2020

NEL 

MJ/kg

7,0

6,7

6,6

6,7

6,6

ME 

MJ/kg

11,4

11,1

10,9

11,0

10,9

Stärke

%

37,2

32,5

28,6

31,3

28,6

Rohfaser

%

17,5

19,7

21,3

20,1

19,9

aNDFom

%

36,3

41,1

41,1

39,3

39,5

DOM1)

%

76,8

74,7

73,3

74,0

73,4

1) Verdaulichkeit der organischen Masse

 

Der ME-Gehalt wird stark von der Verdaulichkeit der organischen Masse (OM = Trockenmasse – Rohasche = Summe aus Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und N-freien Extraktstoffen) beeinflusst. Diese kann sowohl durch hohe Gehalte leicht löslicher Kohlenhydrate wie Stärke und Zucker als auch durch eine hohe Faserverdaulichkeit verbessert werden. In den letzten Jahren gewinnt deshalb die Verdaulichkeit der NDF (Neutral-Detergenzien-Faser) zunehmend an Bedeutung. Sie wird von der Sorte, aber auch von anderen Faktoren wie Erntezeitpunkt und Jahr beeinflusst. In der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes ist die Gesamtverdaulichkeit, aber nicht die Verdaulichkeit der Restpflanze bzw. Faser angegeben.

 

Die Pansenmikroben bauen Futter mit hoher Verdaulichkeit schneller ab, so dass der Wiederkäuer nach der Pansenentleerung wieder Futter aufnehmen kann. Je höher also die Passagerate ist, desto schneller nimmt die Pansenfüllung wieder ab. Die TM-Aufnahme steigt folglich mit höherer Verdaulichkeit der organischen Masse, was u.a. ein österreichischer Milchkuhversuch (2017) zeigt. In der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wurden je neun Maissorten von drei unterschiedlichen Erntezeitpunkten untersucht. Je höher die Verdaulichkeit der organischen Masse und der NDF war, desto höher war die Futteraufnahme und damit verbunden auch die Milchleistung.

 

Im VBZL Haus Riswick wurde ein Fütterungsversuch mit 48 Milchkühen durchgeführt, in dem zwei Silomaissorten mit unterschiedlicher Restpflanzenverdaulichkeit geprüft wurden. Der Anteil an Maissilage betrug 41 % der TM der Mischration.

 

Die stärkereiche Sorte A enthielt 368 g Stärke und 385 g aNDFom je kg TM, die Sorte B mit hoher Restpflanzenverdaulichkeit 347 g Stärke und 401 g aNDFom. Es erfolgten auch Verdaulichkeitsuntersuchungen der Mais-GPS, der Restpflanzensilage und der TMR an Hammeln (Tab. 2). Die Sorte B wies eine höhere Verdaulichkeit sowohl der organischen Masse als auch der Faser von Ganzpflanze und Restpflanze auf

 

Tabelle 2: Verdaulichkeitsuntersuchungen (VBZL Haus Riswick, 2022)

 

Ganzpflanzensilage

Sorte A         Sorte B

Restpflanzensilage

Sorte A           Sorte B

TMR

Sorte A          Sorte B

OM (%)

71,8

73,6

57,6

62,3

79,4

78,4

aNDFom (%)

48,6

50,3

54,6

61,1

64,3

64,8

ADFom (%)

52,1

55,6

49,9

57,8

61,6

59,9

NEL (MJ/kg TM)

6,29

6,55

4,51

5,00

7,1

6,98

 

Die höhere Verdaulichkeit der Sorte B bewirkte aber keine Verbesserung der Milchleistung. Bei einer sehr hohen TM-Aufnahme von 26 kg war die Milchmenge gleich. Die TMR mit der stärkereichen Sorte A erzielte aber aufgrund höherer Fett- und Laktosegehalte signifikant mehr ECM (39,6 vs. 39,1 kg).

 

Die Maiszüchtung arbeitet beim Silomais neben Merkmalen wie Wüchsigkeit, hohem Kolbenanteil, N-Effizienz oder Trockenheitstoleranz schon lange an der Verdaulichkeit der Restpflanze, insbesondere an der Faserverdaulichkeit, wobei zwischen beiden zu unterscheiden ist. Die Restpflanze enthält zwar im Wesentlichen Faser, aber auch Zucker, Rohprotein etc. Im Fokus der Züchtung steht eine verzögerte Abreife, denn mit fortschreitender Abreife sinkt die Faserverdaulichkeit.

 

Hohe Stärkegehalte im Kolben bei gleichzeitig hoher Verdaulichkeit der Restpflanze sind ausschlaggebend für einen hohen Futterwert.  Maissorten mit diesen Merkmalen können in maisbetonten Rationen das Risiko einer Pansenacidose mindern. Aber beide Merkmale entwickeln sich gegenläufig, so dass der optimale Erntezeitpunkt immer einen Kompromiss darstellt. Deshalb sollte Silomais möglichst nicht mit TM-Gehalten von mehr als 38 % geerntet werden. Bei Gehalten von 30 bis 38 % TM sind hohe Stärkegehalte und Faserverdaulichkeiten möglich.