Faserverdaulichkeit von Maissilage
In der Rinderfütterung ist Maissilage nicht nur ein energiereiches Grobfuttermittel, sondern trägt auch durch ihren Fasergehalt zur Strukturversorgung bei. Ihr Futterwert wird in erster Linie durch den Gehalt an umsetzbarer Energie (ME) bestimmt. Wie stark die Futterwerte der letzten Jahre schwankten, zeigt Tabelle 1. Im letzten Erntejahr wurden im Mittel der Silagen erstmalig mehr als 37 % Stärke erreicht.
|
|
2024 |
2023 |
2022 |
2021 |
2020 |
---|---|---|---|---|---|---|
NEL |
MJ/kg |
7,0 |
6,7 |
6,6 |
6,7 |
6,6 |
ME |
MJ/kg |
11,4 |
11,1 |
10,9 |
11,0 |
10,9 |
Stärke |
% |
37,2 |
32,5 |
28,6 |
31,3 |
28,6 |
Rohfaser |
% |
17,5 |
19,7 |
21,3 |
20,1 |
19,9 |
aNDFom |
% |
36,3 |
41,1 |
41,1 |
39,3 |
39,5 |
DOM1) |
% |
76,8 |
74,7 |
73,3 |
74,0 |
73,4 |
1) Verdaulichkeit der organischen Masse
Der ME-Gehalt wird stark von der Verdaulichkeit der organischen Masse (OM = Trockenmasse – Rohasche = Summe aus Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und N-freien Extraktstoffen) beeinflusst. Diese kann sowohl durch hohe Gehalte leicht löslicher Kohlenhydrate wie Stärke und Zucker als auch durch eine hohe Faserverdaulichkeit verbessert werden. In den letzten Jahren gewinnt deshalb die Verdaulichkeit der NDF (Neutral-Detergenzien-Faser) zunehmend an Bedeutung. Sie wird von der Sorte, aber auch von anderen Faktoren wie Erntezeitpunkt und Jahr beeinflusst. In der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes ist die Gesamtverdaulichkeit, aber nicht die Verdaulichkeit der Restpflanze bzw. Faser angegeben.
Die Pansenmikroben bauen Futter mit hoher Verdaulichkeit schneller ab, so dass der Wiederkäuer nach der Pansenentleerung wieder Futter aufnehmen kann. Je höher also die Passagerate ist, desto schneller nimmt die Pansenfüllung wieder ab. Die TM-Aufnahme steigt folglich mit höherer Verdaulichkeit der organischen Masse, was u.a. ein österreichischer Milchkuhversuch (2017) zeigt. In der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wurden je neun Maissorten von drei unterschiedlichen Erntezeitpunkten untersucht. Je höher die Verdaulichkeit der organischen Masse und der NDF war, desto höher war die Futteraufnahme und damit verbunden auch die Milchleistung.
Im VBZL Haus Riswick wurde ein Fütterungsversuch mit 48 Milchkühen durchgeführt, in dem zwei Silomaissorten mit unterschiedlicher Restpflanzenverdaulichkeit geprüft wurden. Der Anteil an Maissilage betrug 41 % der TM der Mischration.
Die stärkereiche Sorte A enthielt 368 g Stärke und 385 g aNDFom je kg TM, die Sorte B mit hoher Restpflanzenverdaulichkeit 347 g Stärke und 401 g aNDFom. Es erfolgten auch Verdaulichkeitsuntersuchungen der Mais-GPS, der Restpflanzensilage und der TMR an Hammeln (Tab. 2). Die Sorte B wies eine höhere Verdaulichkeit sowohl der organischen Masse als auch der Faser von Ganzpflanze und Restpflanze auf
|
Ganzpflanzensilage Sorte A Sorte B |
Restpflanzensilage Sorte A Sorte B |
TMR Sorte A Sorte B |
|||
---|---|---|---|---|---|---|
OM (%) |
71,8 |
73,6 |
57,6 |
62,3 |
79,4 |
78,4 |
aNDFom (%) |
48,6 |
50,3 |
54,6 |
61,1 |
64,3 |
64,8 |
ADFom (%) |
52,1 |
55,6 |
49,9 |
57,8 |
61,6 |
59,9 |
NEL (MJ/kg TM) |
6,29 |
6,55 |
4,51 |
5,00 |
7,1 |
6,98 |
Die höhere Verdaulichkeit der Sorte B bewirkte aber keine Verbesserung der Milchleistung. Bei einer sehr hohen TM-Aufnahme von 26 kg war die Milchmenge gleich. Die TMR mit der stärkereichen Sorte A erzielte aber aufgrund höherer Fett- und Laktosegehalte signifikant mehr ECM (39,6 vs. 39,1 kg).
Die Maiszüchtung arbeitet beim Silomais neben Merkmalen wie Wüchsigkeit, hohem Kolbenanteil, N-Effizienz oder Trockenheitstoleranz schon lange an der Verdaulichkeit der Restpflanze, insbesondere an der Faserverdaulichkeit, wobei zwischen beiden zu unterscheiden ist. Die Restpflanze enthält zwar im Wesentlichen Faser, aber auch Zucker, Rohprotein etc. Im Fokus der Züchtung steht eine verzögerte Abreife, denn mit fortschreitender Abreife sinkt die Faserverdaulichkeit.
Hohe Stärkegehalte im Kolben bei gleichzeitig hoher Verdaulichkeit der Restpflanze sind ausschlaggebend für einen hohen Futterwert. Maissorten mit diesen Merkmalen können in maisbetonten Rationen das Risiko einer Pansenacidose mindern. Aber beide Merkmale entwickeln sich gegenläufig, so dass der optimale Erntezeitpunkt immer einen Kompromiss darstellt. Deshalb sollte Silomais möglichst nicht mit TM-Gehalten von mehr als 38 % geerntet werden. Bei Gehalten von 30 bis 38 % TM sind hohe Stärkegehalte und Faserverdaulichkeiten möglich.
Kontakte

Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
ME und sidP: Berechnung des Bedarfs und der Versorgung
Neue Versorgungsempfehlungen für Milchkühe Die Berechnung des Bedarfs an Energie und dünndarmverdaulichem Protein (sidP) und die Versorgung der Milchkühe mit sidP werden im nachfolgenden Bericht beschrieben. Sie finden den …
Mehr lesen...Milchleistungsfutter von Oktober bis Dezember 2024 überprüft
Die LWK Niedersachsen teilt mit, dass der VFT 17 Milchleistungsfutter im 4. Quartal 2024 überprüft hat. Darunter waren acht Futter für ausgeglichene Grobfutterrationen. Ein Futter diente zum Ausgleich von Rationen mit geringem Eiwei&…
Mehr lesen...Neue Versorgungsempfehlungen für Milchkühe
Gleichungen zur Schätzung der Verdaulichkeit der Organischen Masse von Mischfuttermitteln für Wiederkäuer Im Zuge der neuen Versorgungsempfehlungen für Milchkühe (GfE, 2023) musste auch die Schätzgleichung zur …
Mehr lesen...Getreidepreise April 2025
Als Richtwerte schlagen wir die vom Fachbereich 3.1 der Landwirtschaftskammer vorläufig geschätzten Getreidepreise (netto) in €/100 kg für die Futterkostenberechnung vor.
Mehr lesen...Qualität von Rapsextraktionsschrot
Zur Ernte 2025 beträgt die Rapsanbaufläche in Deutschland etwa mehr als 1,0 Mio. ha, davon liegen weniger als 10 % in Niedersachsen.
Mehr lesen...Milchleistungsfutter von Juli bis September 2024 überprüft
Die LWK Niedersachsen teilt mit, dass der VFT 16 Milchleistungsfutter im 3. Quartal 2024 überprüft hat. Darunter waren acht Futter für ausgeglichene Grobfutterrationen. Ein Futter diente zum Ausgleich von Rationen mit geringem Eiwei&…
Mehr lesen...Weitere Arbeitsgebiete
Veranstaltungen

Beraterfortbildung Rind 2025
29.10.2025
Terminankündigung der Beraterfortbildung Rind: Am 29.10.2025 in der Bezirksstelle Oldenburg Nord der LWK Niedersachsen. Das Programm folgt.
Mehr lesen...Drittmittelprojekte

5G Smart Country
Ausgangslage Weltbevölkerungswachstum, Ressourcenverknappung und schwieriger werdende klimatische Bedingungen machen es erforderlich, noch mehr Nahrung zu produzieren. Laut Prognosen muss die landwirtschaftliche Erzeugung mind. um 50% erhö…
Mehr lesen...
Abibewässerung
Ausgangslage Die durch den Klimawandel zunehmend negative klimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode führt zu einem erhöhten Bedarf an Wasser für die Feldberegnung. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Nutzungskonkurrenz um …
Mehr lesen...
ADAM
Ausgangslage ADAM ist ein 42-monatiges transdisziplinäres Forschungs- und Umsetzungsprojekt zur Steigerung der Biodiversität im Intensivgrünland. Es sind Partner aus der Wissenschaft (Bewilligungsempfänger Universität Gö…
Mehr lesen...
AGrON
Ausgangslage In Deutschland gibt es regionale Unterschiede beim landwirtschaftlichen Nährstoffanfall. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Landkreise mit starkem Nährstoffüberschuss, aber auch …
Mehr lesen...
AmmonMind
Ausgangslage Ammoniak (NH3) ist ein Luftschadstoff, der vor allem bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung und bei der Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern freigesetzt wird. Die Minderung der NH3-Emissionen ist international …
Mehr lesen...
AQUARIUS
Ausgangslage Die Niederschläge in der östlichen Lüneburger Heide sind deutlich niedriger als im übrigen Niedersachsen. Der eigentliche Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen liegt dann oftmals sogar noch über …
Mehr lesen...