Bezirksstelle Osnabrück

Auf den Spuren einer Kräuterexpertin

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Löwenzahn, Giersch und Brennnessel sind manchem ein unliebsames Kraut. Bei einigen Frauen und Männern aus dem Landkreis Osnabrück stehen die Wildkräuter künftig auf dem Speiseplan.

Frau Roesner und Löwenzahn
Frau Roesner und Löwenzahn - © Christiane RehkampChristiane Rehkamp
Die begeisterte Kräuterexpertin Irmgard Rösner hat sie motiviert. In zahlreichen Führungen und Vorträgen informiert sie über den hohen gesundheitlichen Wert dieser Pflanzengruppe, die bei intensiver Betrachtung in einem völlig anderen Licht erscheinen.

Die Brennnessel z. B. lässt sich als komplette Heilpflanze von der Wurzel- bis zur Triebspitze verwenden. Besonders im Frühjahr sind die jungen Blätter aufgrund ihres Mineralstoff- und Vitamingehaltes sehr beliebt. In der Küche lässt sie sich z. B. wie Spinat verarbeiten oder als belebenden Tee anbieten. Übrigens, nicht der viel zitierte Spinat liefert viel Eisen, sondern die Brenn­nessel. Darüber hinaus schätzen rund 50 Schmetterlingsarten wie der Admiral, das Tagpfauenauge oder der kleine Fuchs die Brennnessel als besondere Futterpflanze, erläutert die Kräuterfachfrau.

Aufgewachsen auf einem Bauernhof bei Melle im Landkreis Osnabrück, war Irmgard Rösner stets recht eng verbunden mit Pflanzen, Tieren und Natur. Nach Kindheit und Jugend im Dorf, folgten Ausbildung und Berufstätigkeit im großstädtischen Umfeld. „Während dieser Zeit, in einer vollkommen anderen Umgebung, hatte ich den Bezug zur Natur verloren“, berichtet sie. Als sie nach zehn Jahren wieder auf den elterlichen Hof zog, war sie umso erschrockener, wie wenig achtsam in ihrem dörflichen Umfeld mit der Natur umgegangen wurde. Sie entschied für sich, einen anderen Weg zu gehen. Während der Schwangerschaft ihres ersten Kindes baute sie eigenes Gemüse und Kräuter an. Der Einsatz von chemischen Präparaten war selbstverständlich tabu.

Eines Tages begann sie auch Wildkräuter aus ihrer unmittelbaren Umgebung zu nutzen. Nach den Erkenntnissen der bekannten Kräuterheilkundigen Maria Treben (1907 - 1991) „Alles was der Körper braucht, findest Du vor Deiner Haustür!“ nutzt sie heute ihre Wiese neben dem Wohngrundstück als unerschöpfliche Kräuterquelle. Sie wird einmal im Jahr gemäht und weder mit Dünge- noch Pflanzenschutzmitteln behandelt. Hier erntet sie auch einen Teil der Zutaten ihres persönlichen Fitness-Getränks. Diesen Muntermacher genießt sie im Frühjahr täglich für eine Zeit von 4 - 6 Wochen.

Das Rezept dazu verrät sie gerne:

Gierschblätter
Gierschblätter - © Christiane RehkampChristiane Rehkamp

Sechs Stängel Löwenzahn
Drei Löwenzahnblüten
Die vier oberen Blätter einer Brennnesselpflanze
Je eine Hand voll Giersch und Vogelmiere
250 ml Naturjoghurt
Löwenzahnsirup (selbst gemacht) oder Honig

Die Kräuter werden klein gehackt,
mit dem Naturjoghurt vermischt und gesüßt.

Besonders liegt ihr der Bärlauch am Herzen, von dem Blätter, Blüten, Stängel und Zwiebeln verzehrt werden können. Er bevorzugt die feuchten, kalkreichen Böden in schattigen Buchenwäldern. Am natürlichen Standort dürfen Pflanzenteile des Bärlauchs für den Eigenbedarf gesammelt werden, allerdings sollte es pro Pflanze nur ein Blatt sein, schränkt Irmgard Rösner mit Bedacht ein. Auf geeigneten Böden lässt sich Bärlauch auch im eigenen Garten aussäen. Als Kaltkeimer sollten die Samen eine Frostperiode durchlebt haben, bevor sie keimen. Obwohl Bärlauch eine Keimdauer von zwei Jahren hat, vermehrt er sich schnell über seine Zwiebeln, erläutert die Kräuterfachfrau.

In den vergangenen Jahren hat Irmgard Rösner sich vielfältig qualifiziert. Begonnen hat sie mit einer Ausbildung zur Naturführerin bei der Stadt Melle. Es folgte ein Kurs zur Kirchenführerin. Im Rahmen der Multiplikatorinnenschulung „Aktion Grüner Schneeball“ hat sie sich bei der Bezirksstelle Osnabrück der Landwirtschaftskammer Niedersachsen über mehrere Jahre zur Kräuterexpertin ausbilden lassen.

Der eigene Durst nach Kräuter- ,Natur- aber auch Kulturwissen ist nach wie vor groß. Gerne und mit großer Begeisterung gibt sie ihre vielfältigen Kenntnisse nun auch an andere Menschen weiter. Auf der Landesgartenschau in Bad Essen durfte sie mehrere hundert Besucher durch die Gärten von Schloss Ippenburg führen. In jedem Frühjahr lädt sie zur Bärlauchblüte interessierte Gruppen zu einer Frühlingskräuterführung ein. Ziel sind dann die wie von einem weißen Schleier bedeckten Hänge des Teutoburger Waldes bei Dissen. Als Kräuterexpertin wird sie gerne eingeladen zu Vorträgen vor Landfrauen, Senioren und anderen interessierten Gruppen. Sie ist gespannt, wohin ihr Weg als Kräuterexpertin noch führen wird.

Kontakt:

Irmgard Rösner
49328 Melle/ Meesdorf im Osnabrücker Land
Tel.: 05427 784