Weniger Protein für Milchkühe?
Die N-Ausscheidungen reduzieren – dieses Thema wird seit langem in der Schweine- und Geflügelhaltung bearbeitet, während es in der Milchkuhfütterung bislang eine eher untergeordnete Rolle spielte. Die Höhe der Stickstoffausscheidungen und der Ammoniakemissionen von Kühen geraten aber gegenwärtig immer mehr in den Fokus (Novellierung der Düngeverordnung, Wegfall der 230 kg N-Regelung, EU-Richtlinie über nationale Emissionshöchstmengen etc.).
Viele Betriebe haben noch Reserven in der Proteinversorgung von Milchkühen. Durch eine angepasste Eiweißzufuhr können mögliche Stoffwechselbelastungen durch unnötige Rohproteinüberschüsse verhindert sowie Proteinkonzentrate und Futterkosten gespart werden. Gleichzeitig bietet ein verringerter N-Input im Bedarfsfall natürlich auch die Möglichkeit, die N-Ausscheidungen der Kühe zu verringern und betriebliche N-Bilanzen zu optimieren. Jedoch sollen auch dann daraus keine Leistungsminderung und/oder insbesondere keine wirtschaftlichen Verluste resultieren.
Wie sich die Umstellung von Milchkühen mit hohem Leistungspotenzial auf Rationen mit abgesenkten Rohproteingehalten und mit stark negativ ausgeprägter RNB auswirkt, haben die Landwirtschaftskammer Niedersachen und die LLFG Sachsen-Anhalt in einem Fütterungsversuch im ZTT Iden geprüft.
2 % weniger Rohprotein im Versuchsfutter
In den Versuch, der die ersten 100 Laktationstage umfasste, wurden 75 DH-Kühe einbezogen, die auch schon vor der Kalbung und in der ersten Laktationswoche Rationen mit stark negativer RNB erhielten. Danach erfolgte die Aufteilung der Tiere in zwei vergleichbare Gruppen. Die Kontrollgruppe bekam eine TMR, deren Proteingehalte knapp am kalkulierten Bedarf für die erwartet hohe Milchleistung ausgerichtet war. Muster für diese Versorgung war die auf Effizienz ausgerichtete Routinefütterung der Idener Herde. Für die Kühe der Versuchsgruppe wurde weiter die Ration mit geringerem Rohproteingehalt (144 statt 163 g/kg TM) und negativer RNB eingesetzt. Auch die nXP-Konzentrationen waren gegenüber der Kontrollvariante noch reduziert. Die Zusammensetzung der Rationen und deren Gehaltswerte zeigt die Tabelle 1. Den Kühen der Versuchsgruppe wurden also durchschnittlich etwa 1,3 kg Extraktionsschrote weniger angeboten als den Kontrolltieren und durch Energiekonzentrat, hauptsächlich melassierte Trockenschnitzel und etwas Getreide, ersetzt.
Futtermittel Futterwertparameter |
Variante/TMR |
|
Versuchsgruppe |
Kontrollgruppe |
|
|
Anteil an der TM der TMR (%) |
|
Maissilage / Grassilage / Stroh |
28 / 24 / 3 |
|
Raps- / Sojaextraktionsschrot |
14 / - |
16 / 3 |
Mais / Getreide / Trockenschnitzel |
8 / 10 / 10 |
8 / 9 / 6 |
Rationsergänzung* |
3 |
3 |
|
Gehalte je kg TM der TMR |
|
NEL (MJ) |
7,1 |
7,1 |
Rohprotein / nXP / RNB (g) |
144 / 153 / -1,5 |
163 / 160 / 0,4 |
Rohfaser / NDF (g) |
162 / 324 |
160 / 320 |
Stärke + Zucker (g) |
270 |
261 |
* pansenstabiles Pflanzenfett, Propylenglycol + Glycerin, Mineralfutter
Die Kühe der Versuchsgruppe reagierten auf die proteinärmere Fütterung mit geringeren Futteraufnahmen (Tabelle 2) im Vergleich zu den Kühen der Kontrollgruppe. Der Unterschied war zwar nicht statistisch gesichert, aber die Verläufe des Trockenmasseverzehrs in den beiden Gruppen im ersten Laktationsdrittel deuten auf einen Einfluss der unterschiedlichen Versorgung hin (Grafik). Ganz erhebliche Differenzen ergaben sich natürlich bei den Aufnahmen an Rohprotein und bei der RNB zwischen den Gruppen sowie, wenn auch etwas geringer in der Ausprägung, auch beim nXP. Diese Unterschiede sind dann auch als Ursache für die geringeren Milch- und Milcheiweißleistungen in der Versuchsgruppe anzunehmen.
Trotz der um ca. 20 Cent geringeren Futterkosten je Tier und Tag in der Versuchsgruppe während des Untersuchungszeitraums lag der Verlust gegenüber den Kontrollkühen als Folge der Milchgeldeinbußen bei täglich etwa einem Euro je Kuh. (Die genaue Kalkulation kann bei den Autoren abgefordert werden.)
Parameter |
Versuchsgruppe |
Kontrollgruppe |
TM-Aufnahme (kg/Tag) |
22,2 |
23,0 |
Energieaufnahme (MJ/Tag) |
158 |
164 |
Rohproteinaufnahme (g/Tag) |
3183a |
3731b |
nXP-Aufnahme (g/Tag) |
3395a |
3678b |
RNB (g/Tag) |
-34a |
9b |
Milchmenge (kg/Tag) |
41,1a |
44,1b |
Milchfettgehalt (%) |
3,89 |
3,90 |
Milcheiweißgehalt (%) |
3,25 |
3,27 |
Milchfettmenge (g/Tag) |
1626 |
1760 |
Milcheiweißmenge (g/Tag) |
1344a |
1455b |
Milchharnstoffgehalt (mg/l) |
155a |
209b |
abkennzeichnen statistisch gesicherte Differenzen zwischen den Gruppen
In der Tiergesundheit und Stoffwechselstabilität ergaben sich zwischen den Gruppen keinerlei nennenswerte Unterschiede. Die gemessenen Parameter lagen jeweils in einem physiologisch günstigen oder tolerierbaren Bereich. Auch die Fruchtbarkeitsergebnisse waren in beiden Gruppen ähnlich.
Obwohl die Kühe der Kontrollgruppe mehr Rohprotein erhielten, kam es nicht zu einer unphysiologischen Überversorgung. Es waren deshalb auch kein negativen Effekte auf die Tiergesundheit zu erwarten. Dies zeigt auch der mittlere Milchharnstoffgehalt an. Als Grenzwert, der auf keinen Fall überschritten werden sollte, gelten immer noch 300 mg/l Milch. In der Kontrollgruppe ergaben die Messungen nur etwas mehr als 200 mg/l. Das entspricht dem, was für die Fütterung der Idener Kühe auch sonst normal ist und als Zielwert gilt (180 – 240 mg/l).
Den vollständigen Bericht entnehmen Sie bitte der angehängten pdf-Datei.
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Andrea Meyer
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