Lupinen in der Milchviehfütterung
Mit ihrer Eiweißpflanzenstrategie verfolgt die Bunderegierung das Ziel, mehr Eiweiß vom eigenen Acker zu produzieren. Mit Ausnahme der Fütterung in ökologisch wirtschaftenden Betrieben spielt der Einsatz heimischer Hülsenfrüchte bei uns bisher noch eine eher untergeordnete Rolle, aber durch die Greening-Verpflichtungen, Ackerfuchsschwanzprobleme im Ackerbau, GVO-Freiheit etc. erfahren die Körnerleguminosen derzeit eine Renaissance.
Insbesondere die steigende Nachfrage nach gentechnisch unveränderten Milchprodukten macht die Körnerleguminosen interessant für den Einsatz in der Rinderfütterung. GVO-frei zu füttern heißt zumeist, auf Soja zu verzichten, zumal Nicht-GVO-Soja derzeit knapp und teuer ist. Bekanntlich können auch Hochleistungskühe ausschließlich mit Rapsschrot als Eiweißfuttermittel versorgt werden. Aber wenn nahezu alle Kühe in Deutschland nur noch Raps- und kein Sojaschrot mehr bekommen und die anderen Nutztierarten auch noch ihren möglichen Anteil erhalten sollten, würde die derzeit verfügbare Menge bei weitem nicht ausreichen. Im Vergleich zu Ackerbohnen und Erbsen zeichnen sich Lupinen durch höhere Rohproteingehalte sowie durch höhere Energiegehalte aus. Für bestimmte Rationstypen kann der geringere Stärkegehalt vorteilhaft sein. Wegen der Anfälligkeit gegenüber der Pilzkrankheit Anthraknose spielt derzeit nur die Blaue Lupine eine Rolle.
Tabelle 1: Futterwert von Blauen Lupinen (88 % TM, UFOP- Monitoring, 2015)
n= 19 |
Rohprotein g |
nXP g |
Rohfett g |
Rohfaser g |
Stärke g |
NEL MJ |
Ca g |
P g |
Lupinen (blau) |
289 |
188 |
56 |
140 |
136 |
7,8 |
1,8 |
2,8 |
Um zu prüfen, welche Leistungen durch die Verfütterung von Lupinen zu erwarten sind, wurde in Kooperation mit der LWK Niedersachsen am Zentrum für Tierhaltung und Technik in Iden ein Versuch zum Einsatz von Blauen Lupinen in der Milchkuhfütterung durchgeführt.
Einzeltierfütterungsversuch
Die TMR-Fütterung erfolgte an Fress-Wiegetrögen mit automatischer Tiererkennung. Während in der Versuchsgruppe Blaue Lupinen und Rapsschrot zu gleichen Anteilen (jeweils ca. 2,5 kg/Tag) verfüttert wurden, erfolgte in der Kontrollgruppe der Einsatz des Eiweißfuttermittels ausschließlich über Rapsschrot (ca. 4,5 kg/Tag). Zusätzlich gab es weitere geringfügige Anpassungen der Versuchsration im Kraftfutteranteil, hinsichtlich des Grobfutters waren die Rationen identisch zusammengestellt (Tabelle 1). Aufgrund des höheren Schwefelgehaltes bedingt durch den höheren Rapsschrotanteil lag die Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) der Kontrollration etwas tiefer als die des Versuchsfutters.
Tabelle1: Zusammensetzung und Gehaltswerte der Rationen
Futtermittel |
Ration |
|
Versuchsgruppe |
Kontrollgruppe |
|
% TM der TMR |
||
Maissilage + Pressschnitzelsilage |
20 + 6 |
|
Gras- + Luzernesilage + Stroh |
21 + 11 + 4 |
|
Rapsextraktionsschrot |
9 |
16 |
Blaue Lupinen |
9 |
- |
Getreidemischung + Feuchtmais |
18 |
20 |
Rohglycerin + Mineralfutter |
2 |
2 |
Nährstoff- und Energiegehalte |
je kg TM der TMR |
|
NEL, MJ |
7,2 |
7,1 |
Rohprotein / nXP / RNB, g |
161 / 158 / 0,6 |
162 / 160 / 0,4 |
Strukturwirksame Rohfaser /Grobfutter-NDF, g |
127 / 232 |
128 / 233 |
Stärke / Zucker, g |
219 / 35 |
214 / 35 |
Rohfett, g |
38 |
36 |
Phosphor, g |
4,3 |
4,2 |
DCAB, meq |
126 |
108 |
Im Ergebnis des 100tägigen Fütterungsversuchs mit 80 Kühen ergaben sich keine statistisch abzusichernden Unterschiede in der Futteraufnahme sowie bei den Milchleistungsparametern.
Tabelle 2: Ausgewählte Ergebnisse des Fütterungsversuchs
Parameter |
Gruppe |
|
Lupine + Rapsschrot |
Rapsschrot |
|
TM-Aufnahme kg/Tag |
25,5 |
26,1 |
Milchmenge kg/Tag |
42,7 |
44,4 |
ECM kg/Tag |
40,6 |
42,0 |
Fettmenge g/Tag |
1534 |
1556 |
Eiweißmenge g/Tag |
1442 |
1530 |
Milchharnstoffgehalt g/l |
198 |
192 |
Die Ergebnisse zeigen, dass mit dem anteiligen Einsatz von Blauen Lupinen als Eiweißfuttermittel in Kombination mit Rapsschrot hohe Futteraufnahmen sowie Milch- und Eiweißleistungen zu erreichen sind.
Rohproteingehalte von Lupinen schwanken
Im Versuch deutete sich in der Tendenz aber auch eine etwas höhere Milcheiweißleistung für die reine Rapsschrotration an. Dies könnte an den im Vergleich zu den Lupinen wesentlich konstanteren Proteingehalten im Extraktionsschrot gelegen haben. Abbildung 1 zeigt analysierte Rohproteingehalte aus den einzelnen Anlieferungen der im Versuch eingesetzten Eiweißfuttermittel. Diese möglichen Schwankungen gilt es in der Praxis zu bedenken.
Den vollständigen Bericht entnehmen Sie bitte der angehängten Datei.
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Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
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